Interview zum Geschäftsstraßenmanagement Haselhorst und Siemensstadt

Starker Verkehr auf der Nonnendammallee

Sechsspuriger Verkehr auf der Nonnendammallee

Die Nonnendammallee zwischen Rohrdamm und Siemensdamm lädt nicht gerade zum gemütlichen Einkaufsbummel ein. Sechsspurig strömt der Verkehr vorbei, dazu kommen Park-, Rad- und Mittelstreifen. Keine optimalen Bedingungen für Gewerbetreibende, doch es gibt sie natürlich hier im Zentrum von Siemensstadt; neben den großen Nahversorgern und dem Möbelkaufhaus vor allem Gastronomie, Dienstleistungen und kleine Geschäfte. Ähnlich ist die Situation auch im Haselhorster Zentrum an der Gartenfelder Straße/Ecke Haselhorster Damm. Deshalb wurde die Einrichtung eines Geschäftsstraßenmanagements (GSM) zur Stärkung der beiden Ortsteilzentren als eine der ersten Maßnahmen des Bezirks Spandau im jüngsten Fördergebiet der Nachhaltigen Erneuerung ins Leben gerufen.

Ziel ist es, die Gewerbetreibenden durch Profilierung der beiden Zentren bei Vermarktung und Vernetzung zu unterstützen und sie an der Entwicklung der Maßnahmen der Nachhaltigen Erneuerung zu beteiligen.

Geschäftsstraßenmanagerin Julia Rocho an der Nonnendammallee

Geschäftsstraßenmanagerin Julia Rocho an der Nonnendammallee

Seit März 2023 sind Projektleiterin Katharina Knaus und Julia Rocho von der LOKATION:S GmbH als Geschäftsstraßenmanagerinnen aktiv. Im Stadtteilzentrum Siemensstadt, einem der beiden Orte für die regelmäßigen Sprechstunden des GSM, berichtet Julia Rocho im Interview über dessen Aktivitäten:

Julia Rocho: Zu Beginn haben wir erst einmal die Situation analysiert und mit den einzelnen Akteuren gesprochen, um herauszufiltern, was die Stärken, aber auch die Herausforderungen in den beiden Gebieten sind und welche Potenziale es gibt. Daraus haben wir Maßnahmen identifiziert, die wir jetzt umsetzen. Wir sind jede Woche in den Zentren unterwegs, entweder sitzen wir in einem unserer zwei Vor-Ort-Büros (Haselhorster Damm 39 oder Wattstraße 13) oder in den Geschäften. Wir sprechen über bestimmte Anliegen und stellen unsere Maßnahmen vor, damit die Leute eine bessere Vorstellung vom Geschäftsstraßenmanagement bekommen.

Der Grünstreifen in der Mitte des Haelhorster Damms im Herbst

Grünes Haselhorst - Sauberkeit und Bänke sind hier wichtige Themen

Mit welchen Anliegen kommen die Gewerbetreibenden zu Ihnen?

J.R.: Das unterscheidet sich in den beiden Zentren; Haselhorst ist etwas kleinräumiger und grüner als die Siemensstadt. Dort wurde häufig die mangelnde Sauberkeit angesprochen, deshalb haben wir eine Müllsammelaktion initiiert und mit der BSR vereinbart, dass neue Mülleimer auf dem Grünstreifen des Haselhorster Damms aufgestellt werden.

Wir haben auch Taschenaschenbecher mit dem neuen Logo von Haselhorst herstellen lassen, denn vor den Restaurants sehen wir sehr viele Zigarettenkippen. Die Logos für Haselhorst und Siemensstadt haben wir jeweils als Dachmarke aus dem gemeinsamen Gebietslogo abgeleitet. Mit dem Logo für die Siemensstadt haben wir Beutel bedrucken lassen. Die sind sehr beliebt, genau wie der Taschenaschenbecher in Haselhorst.

Die Themen Vernetzung und Standortvermarktung sind auch wichtig; wir merken, dass viele der Gewerbetreibenden sich untereinander gar nicht kennen. Außerdem klagen sie über mangelnde Sichtbarkeit ihrer Geschäfte und da wollen wir natürlich unterstützen.

In Siemensstadt haben wir zum Beispiel zusammen mit dem Familienzentrum eine Weihnachtsaktion organisiert, die sehr gut ankam. Kinder durften für die Schaufenster der teilnehmenden Läden Weihnachtsdekoration basteln und bekamen dafür kleine Geschenke.

Das Zentrum am U-Bahnhof Siemensdamm beherrscht der Parkplatz vor dem Möbelhaus Poco Domäne

Ein Parkplatz beherrscht das Zentrum am U-Bahnhof Siemensdamm

Welche Wünsche und Sorgen haben die Gewerbetreibenden in Bezug auf die Stadtentwicklung?

J.R.: Viele haben die Sorge, dass sich mit Siemensstadt Square und den Wohnungsbaugebieten wie Waterkant die Verkehrssituation noch weiter verschlechtert. Dazu wird ja aktuell eine Verkehrsraumanalyse erarbeitet, und wir bringen als GSM die Perspektiven und Wünsche der Gewerbetreibenden mit in den Prozess ein.

Auch wünschen sich viele, dass der Platz vor dem Möbelhaus „Poco Domäne“ neu gestaltet wird. Das ist ja schon länger Thema. Wir versuchen mit dem Eigentümer ins Gespräch zu kommen und zu vermitteln, auch als Schnittstelle zur Verwaltung. Auch wenn andere Probleme an uns herangetragen werden, die wir nicht selbst lösen können, dann geben wir das an die Verwaltung weiter.

Zentrumstreff Haselhorst 2023

Zentrumstreff Haselhorst 2023

Wie fördern Sie die Vernetzung?

J.R.: Wir haben jeweils in Haselhorst und in Siemensstadt einen „Zentrumstreff“ initiiert, der drei Mal im Jahr stattfindet. Dort arbeiten wir gemeinsam an unseren Maßnahmen und nutzen das natürlich auch als Vernetzungsmöglichkeit.

Am 21. Juni organisieren wir zusammen mit dem Stadtteilzentrum und vielen weiteren Partnern ein Kiezfest für die Siemensstadt am Jugendplatz. Da können sich die Gewerbetreibenden ebenfalls präsentieren. Es gibt auch schon Anmeldungen für Stände und das Bühnenprogramm. Es werden Musik, Theater und Aktivitäten für Familien angeboten und natürlich Essen von lokalen Gastronomen. In Haselhorst ist ein etwas kleineres Kiezfest im Spätsommer oder Herbst geplant.

Mit Bastelarbeiten geschmücktes Schaufenster eines Fahrradladens

Kinder schmücken Schaufenster - die Weihnachtsaktion des GSM. Im Frühjahr wird eine Fassade in Haselhorst mit einem Wandbild gestaltet

Was habe Sie bis Ende des Jahres außerdem vor?

J.R.: In Haselhorst läuft gerade eine sehr schöne Aktion: In Kooperation und mit Finanzierung der Gewobag lassen wir eine Fassade von einem Künstlerduo gestalten. Das wird jetzt im Frühjahr passieren. Der Entwurf steht schon fest. Die Straße soll dadurch schon von Weitem als Geschäftsstraße in einem bunten Stadtteil mit vielen Möglichkeiten erkennbar werden. Über den Entwurf wurde mit den Gewerbetreibenden gemeinsam entschieden.

Außerdem haben wir in Haselhorst angestoßen, dass die Sitzbänke erneuert werden, denn dort wohnen viele ältere Leute.

Daneben betreuen wir in diesem Jahr auch den Gebietsfonds. Wir führen neben der Werbung auch die Vorprüfung der eingegangenen Anträge durch, heute Abend ist Jurysitzung. Da freuen wir uns über weitere Anträge. Im letzten Jahr wurde aus dem Gebietsfonds u.a. eine Markise für eine Apotheke finanziert, auf der das Gebietslogo zu sehen ist. Die Schreibwerkstatt Siemensstadt konnte mit den Mitteln aus dem Gebietsfonds eine kleine Ausstellung finanzieren.

In der Kaufmitte richten wir demnächst in einem leeren Schaufenster einen Infopoint über das Fördergebiet und das GSM ein. Dabei und bei vielen anderen Dingen arbeiten wir sehr eng mit der Gebietsbeauftragten S.T.E.R.N. GmbH zusammen.

In unserem Maßnahmenkatalog steht noch einiges mehr, das wir in den nächsten Jahren umsetzten wollen

Vielen Dank!
Die Fragen stellte Anka Stahl.