Planungsprozess

Entwicklungsbereich (gelb) und Ergänzungsbereiche (pink)

Entwicklungsbereich (gelb) und Ergänzungsbereiche (pink)

Entwicklungsmaßnahme

Den Grundsatzbeschluss zur künftigen Nutzung des Areals als Wissenschaftsstadt fasste der Senat bereits 1991. In einem Gutachterverfahren ließ er anschließend das Leitbild der städtebaulichen Entwicklung erarbeiten. Es sollte eine durchmischte Stadtstruktur entstehen. Der Senat stellte der eigens gegründeten Entwicklungsgesellschaft Adlershof mbH (heutige WISTA Management GmbH) mit dem Einbringungsvertrag landeseigene Grundstücke für die Entwicklung des Hochtechnologiestandortes zur Verfügung. Im Dezember 1994 legte er schließlich das 420 Hektar große Gelände als städtebaulichen Entwicklungsbereich förmlich fest (RVO und Begründung) und beschloss den Einsatz eines treuhänderischen Entwicklungsträgers, der Berlin-Adlershof Aufbaugesellschaft mbH (BAAG). In den folgenden Jahren wurden planerische Konzepte als Vorgaben für die Bebauungsplanung erarbeitet.

  • Was ist eine städtebauliche Entwicklungsmaßnahme?

    Das planerische Instrument einer städtebaulichen Entwicklungsmaßnahme erlaubt es, ein Gebiet auch unter schwierigen Bedingungen zielgerichtet zu entwickeln. Es nimmt dafür Eigentümer und Gemeinde in die Pflicht. Die Gemeinde – oder ein von ihr eingesetzter, treuhänderischer Entwicklungsträger – erwirbt Grundstücke, entwickelt sie und veräußert sie als höherwertiges Bauland. Die erzielten Erlöse dienen der Finanzierung der notwendigen öffentlichen Infrastruktur. Eigentümer, die ihre Grundstücke selbst entwickeln, entrichten am Ende einen Ausgleichsbetrag. Hinzu kommen Fördermittel des Bundes und der EU.

Etwa ab dem Jahr 2000, als klar wurde, dass die hohen planerischen Ansprüche nicht im vollen Umfang wirtschaftlich realisierbar waren und sich sogar die gesamte Entwicklungsmaßnahme auf dem Prüfstand befand, mussten die Entwicklungsziele korrigiert und einschneidende Planungsänderungen vorgenommen werden. Die sogenannte Umsteuerung ab 2003 hatte schließlich zum Ergebnis, dass die Planungen auf eine zeitnahe Vermarktbarkeit ausgerichtet wurden, was auch mit einer Reduzierung der Standards einherging. 2004 wurde ein neuer Entwicklungsträger, die Adlershof Projekt GmbH, heute WISTA.Plan GmbH, eingesetzt.

Bei der Finanzierung der Berliner Entwicklungsmaßnahmen entschied sich das Land Anfang der 1990er Jahre für ein zweigleisiges Vorgehen. In das Treuhandvermögen des Trägers flossen neben den Planungsgewinnen und Einnahmen aus der Grundstücksbewirtschaftung vor allem Fördermittel des Bundes und der EU. Um die Zeit zwischen Ausgabe und Einnahme zu überbrücken, durfte der Träger zudem Kredite aufnehmen.

Eine übermäßige Verschuldung der Treuhandvermögen sollte vermieden werden. Deshalb entschied sich das Land, Grunderwerb und Bau öffentlicher Infrastruktureinrichtungen, die äußere Erschließung und die Altlastensanierung auf vormals landeseigenen Grundstücken aus dem Landeshaushalt zu finanzieren. Fördermittel – etwa aus der Gemeinschaftsaufgabe Verbesserung der Regionalen Wirtschaftsstruktur (GRW) oder aus den EFRE-Programmen – konnten auch für den Landeshaushalt eingeworben werden.

Seit 2010 finanziert sich die Maßnahme aus den Verkäufen von Grundstücken und eingeworbenen Fördermitteln.

Zur Realisierung der Planungen sind bislang 50 Bebauungspläne aufgestellt worden. Davon sind 43 bereits festgesetzt und weitere 7 befinden sich im Verfahren. Die Zuständigkeit für die Bebauungsplanung liegt beim Senat.

Im Jahre 2006 konnten bereits per 1. Rechtsverordnung (RVO) 140 ha Fläche aus dem Entwicklungsrecht auf Grund des Erschließungs-und Entwicklungsstandes entlassen werden. Seitdem konnten für weitere 155 ha Einzelentlassungen vorgenommen werden.
Ab 2008 wurden der ehemalige Rangierbahnhof (sog. Gleislinse) und 2016 der ehemalige Kohlebahnhof mit insgesamt etwa 40 ha weiterer Fläche in die Gesamtplanung von Adlershof einbezogen.

Der überwiegende Teil des Entwicklungsbereichs ist bereits entwickelt. Am Standort sind bereits 1.200 Unternehmen und 16 wissenschaftliche Einrichtungen mit 24.500 Beschäftigen und 6.650 Studierenden ansässig. In den bereits entstandenen 2.900 Wohnungen bzw. Einfamilienhäusern wohnen 4.800 Menschen. Herzstück des Entwicklungsbereichs ist der 65 ha große Landschaftspark.

Ziel ist es, in den nächsten Jahren die etwa 22 ha bislang ungenutzten Gewerbegrundstücke der insgesamt 260 ha Gewerbeflächen einer Nutzung zuzuführen und im Erbbaurecht zu vergeben. Zudem sind weitere 2.400 Wohnungen geplant bzw. befinden sich derzeit im Bau. Die planungsrechtlichen Voraussetzungen für eine Gemeinschaftsschule sind geschaffen, eine Grundschule könnte hinzukommen. 2021 wurde die verlängerte Straßenbahnstrecke Adlershof II in Betrieb genommen. Das historische Bahnbetriebswerk Schöneweide wird bis 2024 als „Nationales Projekt des Städtebaus“ zum DampflokWerk, einer Kultur- und Begegnungsstätte, entwickelt. Ab Sommer 2024 wird eine Fuß- und Radwegbrücke die Bahntrasse und das Adlergestell auf Höhe der Igo-Etrich-Straße überspannen. Ein neuer Trambetriebshof soll auf dem ehemaligen Kohlebahnhof 2028 an den Start gehen. In Adlershof stehen die Zeichen auf Zukunft. Der Standort wird weiter wachsen.

  • RVO Festlegung des städtebaulichen Entwicklungsbereichs

    PDF-Dokument (848.3 kB)

  • Begründung RVO Festlegung des städtebaulichen Entwicklungsbereichs

    PDF-Dokument (10.3 MB)

  • 1. RVO zur teilweisen Entlassung

    PDF-Dokument (434.4 kB)

Wohnprojekte

Verortung der Wohnprojekte

Verortung der Wohnprojekte

Realisierte Wohnprojekte

  • Projekt

    Bauzeit
    Wohneinheiten

  • Wohnen am Landschaftspark

    2004 – 2009
    386 (Einfamilienhäuser)

  • Wohnen am Campus I

    2011 – 2020
    1.166 und 386 Studierendenwohnplätze

  • Medienfenster

    2015 – 2016
    153

  • VivaCity Adlershof

    2016 – 2018
    136

  • Johannisgärten

    2018 – 2021
    314

  • Adapt Apartments (HELM GmbH); IGAFA-Gästehäuser

    184 (jedoch nur temporär nutzbar)

  • Wohnen am Campus II

    2019 – 2022
    505 und 107 Studierendenappartements

Städtischer Anteil insgesamt: 1.159 Wohneinheiten und 107 Studierendenappartements; davon 407 gefördert

Wohnprojekte im Bau bzw. in Planung

  • Projekt

    Zeitpunkt
    Wohneinheiten

  • Wohnen am Eisenhutweg 54 – 76

    Baubeginn 2022 bis vsl. 2026
    583

  • Quartier am Segelfliegerdamm („Müller-Erben“)

    Beräumung ab 2023; Hochbau vsl. 2025 bis 2032
    ca. 1.800

Städtischer Anteil insgesamt: ca. 1.000 Wohneinheiten; davon ca. 500 gefördert

Quartier am Segelfliegerdamm („Müller-Erben“)

In den nächsten 10 Jahren wird auf der Fläche des ehemaligen „VEB Kühlautomat“ zwischen Segelfliegerdamm, Groß-Berliner Damm und dem Landschaftspark Johannisthal ein neues Stadtquartier mit ca. 1.800 Wohnungen, sozialer Infrastruktur sowie gewerblichen Nutzungen entstehen. Damit wird ein weiterer Beitrag zum Bau dringend benötigter Wohnungen geleistet. Zugleich wird der Gewerbeflächennachfrage im Wissenschaftsstandort Adlershof Rechnung getragen.

Gemeinsam mit den Eigentümern ist die Entwicklung eines Gebiets mit einer hohen städtebaulichen, architektonischen und Freiraumqualität beabsichtigt, das sowohl die Ansprüche der zukünftigen Bewohnerinnen und Bewohner an zeitgemäßes Wohnen und Arbeiten bedienen als auch neue Qualitäten für die Nachbarschaft bringen soll.

Mit dem geplanten Straßen- und Wegenetz entstehen neue öffentliche Verbindungen durch das bislang unzugängliche Areal. Dadurch verkürzen sich die Entfernungen zum Landschaftspark, zur Straßenbahnhaltestelle am Groß-Berliner Damm und zum neuen Südwestausgang des S-Bahnhofs Johannisthal. Eine öffentliche Grünfläche am Segelfliegerdamm dient als grünes Entrée in das Quartier. Zentral im neuen Wohngebiet ist die Errichtung eines öffentlichen Spielplatzes geplant. Ein weiterer Spielplatz soll im angrenzenden Landschaftspark entstehen. Am Segelfliegerdamm sollen sich – zum Teil in denkmalgeschützten Gebäuden – Gemeinbedarfseinrichtungen sowie Läden, gastronomische Einrichtungen, Arztpraxen und sonstige Dienstleistungsnutzungen konzentrieren und damit auch zur Verbesserung des Angebots in der vorhandenen Nachbarschaft beitragen. Eine neue Grundschule ist in unmittelbarer Nachbarschaft des neuen Quartiers an der Gerhard-Sedlmayr-Straße geplant.

Mit der Zustimmung des Abgeordnetenhauses zum Bebauungsplan 9-15a im Dezember 2022 wurde die rechtliche Grundlage für die geplante Bebauung geschaffen. Anfang  023 begannen erste bauvorbereitende Abbruchmaßnahmen sowie die Fällung von Bäumen, deren Erhalt aufgrund der umfangreichen Altlastensanierungen, der erforderlichen Anhebung des Bodenniveaus zur Gewährleistung der vorgeschriebenen Regenwasserversickerung und der Nähe von zu beräumenden Gebäuden nicht möglich ist. Ab 2025 soll mit dem Bau der Straßen begonnen werden. Ebenfalls ab 2025 soll der Wohnungsbau realisiert werden. Die Fertigstellung des gesamten Quartiers ist für 2032 geplant.

Da sich auf dem Gelände eine vielfältige Bewohnerschaft aus Brutvögeln, Insekten und auch Zauneidechsen angesiedelt hat, sind im Vorgriff auf die geplante Neubebauung Kompensationsmaßnahmen für die geschützten Arten und Biotope erforderlich. Die meisten Arten können in Ersatzquartiere im nahen Landschaftspark umziehen. Für die Vogelart Fitis wird in der Wuhlheide ein neues Habitat geschaffen. Für die wertvollen Sandtrockenrasenbiotope, Heim für viele Insekten, werden neben einer Ersatzfläche im Plangebiet weitere Ersatzflächen am Britzer Verbindungskanal angelegt.

Über den Fortgang der Planungen und die Realisierung wird fortlaufend berichtet.

  • Wohnen am Campus I, Studentendorf mit Trudelturm

    Wohnen am Campus I, Studentendorf mit Trudelturm

  • Wohnen am Campus I, Urbaner Holzbau

    Wohnen am Campus I, Urbaner Holzbau

  • Wohnen am Campus I, Future Living

    Wohnen am Campus I, Future Living

  • Johannisgärten

    Johannisgärten

  • Wohnen am Campus II

    Wohnen am Campus II

  • Wohnungsneubau Entwicklungsmaßnahme Berlin-Johannisthal/Adlershof – Wohnen am Campus I

    Broschüre

    PDF-Dokument (7.0 MB)