Interview: Alle haben etwas zu geben!

Diversität Inklusion Integration Manjiri Palicha Almut Büchsel

„Diversität, Integration und Inklusion“ sind fest im Servicezentrum verankert. In unserem Gespräch mit den Kolleg:innen dieser Abteilung, Almut Büchsel (re. i. B.) und Manjiri Palicha (li. i. B.), ging es um Anteilnahme, Teilnahme und darum, ein fester Bestandteil des Ganzen zu sein.

Ihr findet einen Zauberstab – was ändert Ihr damit in allen Berliner Volkshochschulen auf einen Streich?

MP: „Dass wir nach innen so sind, wie die Gesellschaft draußen. Dass es selbstverständlich ist, dass sich bei uns alle wiederfinden, egal ob als Lehrende, Teilnehmende oder in Leitungspositionen.“
AB: „Dabei geht es nicht nur um Teilhabe, sondern um echtes Partizipieren. Das bedeutet auch Teilnahme, Teilgabe und Teilsein. Wir alle haben etwas zu geben, was leider oft vergessen wird.“

Was heißt das genau?

MP: „Mitgestalten bedeutet für mich nicht nur Bildung für alle, sondern auch von allen. Wenn wir das herbeizaubern, hätten wir vielleicht keinen Job mehr, aber das würde uns glücklich machen.“
AB: „Wären alle auf allen Ebenen vertreten, müsste man nicht halb Berlin in Gang setzen, um zum Beispiel einen Rollstuhlfahrer in unsere Deutschkurse zu bekommen: Es wäre selbstverständlich. Das Teilsein, also, sich wirklich als ein Teil von allem zu empfinden, wäre ein Fernziel.“
MP: „Und dann würden wir nicht mehr in Zielgruppen denken und parallele Welten innerhalb der Volkshochschulen kreieren.“
AB: „Wir vervollständigen übrigens immer die Sätze des anderen …“
MP: „… ja genau, und das ohne uns abzusprechen. Mit einem Zauberstab könnten wir auch Gelder einfacher vergeben.“

Deutsch lernen

Ohne ihn müsst Ihr für all das arbeiten, welche Schwierigkeiten begegnen Euch dabei?

MP: „Unsere Programmbereiche könnten mehr „Crossover“ agieren, nicht nur fokussiert auf ihr Feld sein. Es finden zum Beispiel zu wenig Übergänge von einem in den anderen Kurs statt. Ein Beispiel: Im Deutschlernbereich sind viele People of Color, die könnten und möchten vielleicht auch an Kunst-, Sport- und Politik-Seminaren teilnehmen.“

Und wie gelingen uns diese unkomplizierteren Übergänge besser?

AB: „Das Problem dahinter: Wir können nur die Barrieren sehen, die uns betreffen. Bin ich nicht blind, dann sehe ich auch die Barrieren vor Menschen mit Sehbehinderung nicht.“
MP: „Erst wenn Du Knieprobleme hast, schätzt Du Rolltreppen.“
AB: „Möglich wären mehrsprachige Seminare oder die direkte Ansprache von Teilnehmenden in Deutschkursen.
MP: „Ja, zum Beispiel durch Tage der Offenen Türen von anderen Programmbereichen oder durch Bedarfsabfragen: Wofür interessieren sich die Teilnehmenden und was brauchen sie tatsächlich?“
AB: „Werbung in mehreren Sprachen und ein diverser Pool an Kursleitenden, das wären weitere Optionen.“
MP: „Manche erreichen wir kaum, zum Beispiel feministische, queere oder Transgender-Gruppen. Auch weil es zu wenige Kursleitende und Seminare gibt, die diese Lebenswelten widerspiegeln. Gebärdensprachkurse haben wir, aber keine im EDV-Bereich.“

Lernen in der Volkshochschule

Diversität, Inklusion und Integration – was verbirgt sich für Euch persönlich dahinter?

AB: „Alles, was uns zusammenbringt.“
MP: „Diversität wird oft zu abstrakt verstanden, als etwas Zusätzliches, das wir erst herstellen müssen, aber eigentlich ist es der Ist-Zustand unserer Welt.
AB: „Und es geht darum, diese Realität anzuerkennen, dafür Platz in unseren Strukturen zu schaffen und daraus eine Selbstverständlichkeit für alle Volkshochschulen zu machen.“

Vielen Dank für das Gespräch.

Interview: Ronald Ziepke

Hinweis: Mittlerweile ist Almut Büchsel zur Volkshochschule in Mitte als Programmbereichsleitung für sprachorientierte Elternbildung, Kurse für Geflüchtete und Lehrkräftequalifizierung gewechselt. Auch dort wird sie sich weiterhin für Diversität, Inklusion und Integration einsetzen.

Das vollständige Interview erscheint im August in der SerzConnect-Sommer-Ausgabe.