Das Bezirksamt hat jetzt eine Abfallkoordinatorin

Wiebe Böttcher am Homeoffice-Arbeitsplatz

Einweg-Kaffeebecher, Pizzakartons oder ausrangierte Matratzen – die Müllproblematik in Friedrichshain-Kreuzberg ist vielfältig und leider auch unübersehbar. Um das Thema Abfall im Bezirk gezielter anzugehen, hat das Straßen- und Grünflächenamt nun eine Stelle für Abfallkoordination geschaffen. Seit Beginn des Jahres ist sie mit Wiebke Böttcher besetzt. Die 42-jährige hat an der Technischen Universität Berlin Technischen Umweltschutz mit dem Schwerpunkt Abfallwirtschaft studiert und vor dem Wechsel ins Bezirksamt in einem Ingenieurbüro gearbeitet, das spezialisiert auf Dienstleistungen im Abfallmanagement für Berliner Hausverwaltungen und Gewerbebetrieben ist. Im Rahmen der Tätigkeit unterstützten die Mitarbeiter*innen des Büros Hausverwaltungen und Mieter*innen bei der Mülltrennung und boten Abfallberatungen an.

Da Wiebke Böttcher selbst in Kreuzberg lebt, fühlte sie sich von der Stellenausschreibung ihrer jetzigen Stelle gleich angesprochen: „Ich dachte mir, das ist ja interessant, mal was ganz Anderes – und dann noch vor meiner Haustür im Bezirk. Mit einer solchen Stelle ist Friedrichshain-Kreuzberg meines Wissens nach Vorreiter unter den Bezirken.“

Einiges kann sie in ihrer neuen Tätigkeit noch gestalten und mit Inhalt füllen. In machen Aufgaben steckt die Koordinatorin aber auch schon richtig drin. Ein Bereich ihrer Arbeit ist die Organisation von Schwerpunktreinigungen in Grünanlagen. Hierfür hat sich Wiebke Böttcher bereits einen Überblick über die Situation in verschiedenen Parks und Grünflächen verschafft und koordiniert nun mit ihren Kolleg*innen aus dem Fachbereich und externen Dienstleistern mithilfe wöchentlicher Listen die Reinigungen an den Orten, an denen eine Reinigung der Flächen aufgrund von entstandenen Camps nicht ohne Weiteres durchgeführt werden kann.

Auch innerhalb des Fachbereichs Grün kümmert sich die Kreuzbergerin um die Entsorgung aller nicht-siedlungsnaher Abfälle aus Grünflächen, aber auch um die Entsorgung der verschiedenen Fraktionen, die bei den Pflege- und Wartungsarbeiten in den Grünflächen anfallen und auf den Revieren vom Straßen- und Grünflächenamt gesammelt werden.

Ein weiterer Schwerpunkt ist die Koordinierung und Umsetzung des Zero-Waste-Konzepts des Bezirks in Zusammenarbeit mit anderen Fachbereichen. Hierfür schaut sich Wiebke Böttcher an, welche Regelungen und Vorgaben es aktuell für Veranstalter*innen im öffentlichen Raum und Wochenmärkte im Rahmen der Sondernutzungsgenehmigungen bereits gibt. „Die Veranstaltungen fallen wegen der Pandemie ja dieses Jahr fast alle aus. Aber auf den die Wochenmärkten im Bezirk schaue ich mir gerade nach und nach vor Ort an, wie die Regeln umgesetzt werden.“ Theoretisch haben schon jetzt viele Märkte keine Genehmigungen für den Einsatz von Einweggeschirr und Pappkaffeebecher, leider sei dies aber vielerorts immer noch vorherrschend. „Darum ist eine Bestandsaufnahme wichtig – und auch die Zusammenarbeit mit anderen Ämtern, wie dem Ordnungsamt“, erklärt Wiebke Böttcher.

Um Veranstalter*innen und Wochenmarktbetreiber*innen künftig beraten zu können, informiert sich die Abfallkoordinatorin über vorhandenen Mehrwegsysteme und Best-Practices aus anderen Städten: „Welche Mehrwegsysteme gibt es schon? Welche lassen sich auf Xhain übertragen? Wie könnte ein Pfandsystem im Görlitzer Park aussehen? Das sind Fragen, mit denen ich mich beschäftige.“

Auch die Vernetzung mit lokalen Initiativen in den verschiedenen Kiezen gehört zu Wiebke Böttchers Aufgabenbereich. „An vielen Orten gibt es Gruppen oder Initiativen, die sich für Sauberkeit und Nachhaltigkeit in ihren Kiezen oder den Grünflächen vor ihrer Tür engagieren. Da ist sehr viel Potenzial für Projektzusammenarbeit.“

Einerseits gebe es viele Menschen im Bezirk, die sich für saubere Kieze engagieren und sich bewusst und nachsichtig im öffentlichen Raum verhalten. Andere ließen ihren Müll einfach in Grünanlage fallen. „Überall liegen jetzt Einwegmasken herum. Das ärgert mich. Die kann man doch einfach korrekt im Mülleimer entsorgen.“

Was sich Wiebke Böttcher von den Bürger*innen wünscht: „Ach, einfach, dass jeder und jede Verantwortung für den eigenen Abfall übernimmt. Davon würden wir alle profitieren und müssten uns nicht über verschmutzte Flächen ärgern. Natürlich ist es die Aufgabe des Bezirksamtes, für den Erhaltung und die Pflege der Grünflächen zu sorgen. Aber alle können einen kleinen Beitrag dazu leisten, indem sie ihren Abfall richtig entsorgen oder besser noch, so wenig Abfall wie möglich produzieren.“