Covid 19: die aktuelle Situation in unserer Partnergemeinde San Rafael del Sur

Marktverkäufer mit Maske

Das Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg hat sich zur aktuellen Situation mit dem Städtepartner San Rafael del Sur ausgetauscht.
Der Projektkoordinator vor Ort berichtet:
(sinngemäße Übersetzung – Stand: 14.05.2020)

Am 18. März 2020 meldete die nicaraguanische Regierung den ersten Coronafall: ein Nicaraguaner, der vorher Panama besucht hatte, war infiziert. Bis zum 12. Mai 2020 wurden insgesamt 24 weitere Infektionen und 8 Todesfälle offiziell bestätigt. Gemäß den offiziellen Zahlen ist die Situation in Nicaragua hinsichtlich der Ausbreitung des neuartigen Covid-19-Virus also noch wenig besorgniserregend. Laut der Regierung sei dies auf die erfolgreiche Politik des Gesundheitsministeriums zurückzuführen.

Die wenigen von Nicaragua gemeldeten Fälle stehen jedoch im starken Kontrast zu den Hunderten und Tausenden von Fällen, die aus anderen zentralamerikanischen Ländern gemeldet werden. Die unabhängige zivilgesellschaftliche Organisation „Observatorio ciudadano“ geht – ohne die Gewissheit von Labortests, die in Nicaragua ausschließlich dem Gesundheitsministerium vorbehalten sind – von mindestens 1033 Fällen aus, darunter 188 Todesfälle. 405 Personen befinden sich bereits in Krankenhäusern.

Die Pandemie ist auch in ökonomischer Hinsicht ein schwerer Schlag für das Land, das sich bereits das 3. Jahr in Folge in einer wirtschaftlichen Krise befindet. Schon die Protestbewegung, die am 19.April 2018 das ganze Land erfasst hatte, führte zu wirtschaftlichen Verlusten, deren Ausmaß noch nicht abzusehen ist. Nun gefährdet die Pandemie auch die für 2021 prognostizierte Erholung der Wirtschaft.

Die nicaraguanische Regierung setzt daher darauf, die Pandemie einzudämmen, ohne auf drastische Quarantänemaßnahmen oder die Schließung von Grenzen zurückzugreifen. Derartige Maßnahmen würden den vollständigen Zusammenbruch der nicaraguanischen Wirtschaft bedeuten.

Covid 19: Maßnahmen in San Rafael del Sur

  • Bürgermeister Noel Cerda
  • Renigungsmaßnahmen
  • Zwei Frauen mit Maske vor einem Gesundheitszentrum
  • Desinfektionsmaßnahmen vor dem Bürgermeisteramt
  • Gesundheitszentrum

Inzwischen werden aber zumindest präventive Maßnahmen und Hygieneregeln in öffentlichen Gebäuden gefördert. In San Rafael del Sur werden Schulen, Marktstände, und Autos desinfiziert und auf die Notwendigkeit der sozialen Distanzierung aufmerksam gemacht.

Dank der Informations- und Kommunikationstechnologien ist die nicaraguanische Bevölkerung gut über das weltweite Ausmaß der Pandemie informiert und ergreift zusätzlich selbstständig Maßnahmen, um sich zu schützen. Auch private Unternehmen entwickeln ihre eigenen Hygienekonzepte.

Unabhängig davon, ob die Strategie der nicaraguanischen Regierung richtig ist oder nicht, ist das Gesundheitssystem mit nur 160 Beatmungsgeräten und 6.000 Krankenhausbetten für 6,5 Millionen Einwohner nicht ausreichend ausgestattet. Das Gesundheitssystem wird bereits vor dem Höhepunkt der Pandemie überlastet sein.

Die Gemeinde San Rafael del Sur verfügt über keinerlei Beatmungsgeräte und lediglich über 18 Krankenhausbetten für 50.000 Einwohner. Es mangelt an Schutzausrüstung für das Gesundheitspersonal, an Grundausstattung und Medikamenten zur Versorgung von mit dem Virus infizierten Menschen.
„Die folgenden Wochen werden für San Rafael del Sur und Nicaragua von entscheidender Bedeutung sein. Unabhängige Experten gehen davon aus, dass wir uns dem Höhepunkt der ersten Welle der Pandemie nähern. Es wird sich dann zeigen, ob die bereits getroffenen Maßnahmen eine Wirkung zeigen oder nicht. Ohne Zweifel aber wird die Fragilität des Gesundheitssystems Konsequenzen haben. Sofortige Unterstützung ist daher unbedingt notwendig“ (Zitat des Projektkoordinators)