Sehr geehrte Damen und Herren,
Visionen werden oft belächelt, manchmal auch verspottet. „Wer Visionen hat, sollte zum Arzt gehen“, empfahl einst Bundeskanzler Helmut Schmidt mit Blick auf den Wahlkampf seines Amtsvorgängers Willy Brandt.
Brauchen wir für die Politik, für die Gesellschaft, für unser Leben oder die Arbeit einer Volkshochschule Visionen im Sinne „innerer Bilder von einer besseren Zukunft“?
Ich würde die Frage dann mit ja beantworten, wenn mit Visionen Vorstellungen gemeint sind, wie wir mit den Herausforderungen der Zukunft umgehen wollen.
Der Europäische Verband für Erwachsenenbildung nennt sieben aktuelle Herausforderungen, auf die Volkshochschulen Antworten für die Zukunft bereithalten müssen:
• Aktive Bürgerschaft, Demokratie und Teilhabe
• Lebenskompetenzen einzelner Bürger
• Sozialer Zusammenhalt, Gerechtigkeit und Gleichberechtigung
• Beschäftigung und Digitalisierung
• Migration und demographischer Wandel
• Nachhaltigkeit
• Europäische Politik
Und exakt auf diesen Feldern ist unsere Volkshochschule tätig.
Die Teilnahme an Kursen der Volkshochschule – das wissen wir z.B. aus der Forschung – kann das soziale Miteinander, das allgemeine Wohlbefinden und die Zufriedenheit mit dem eigenen Leben verbessern. Durch Volkshochschulkurse können sich neue Beschäftigungsgebiete eröffnen oder kulturelle und künstlerische Passionen entdeckt oder wiederentdeckt werden oder der Weg zu gesünderen Verhaltensweisen gefunden werden.
Und weil die Volkshochschule vor 100 Jahren aus einer emanzipatorischen Bewegung heraus gegründet wurde, sind sozialer Zusammenhalt, Gerechtigkeit, Gleichberechtigung und Teilhabe Bestandteile ihres Selbstverständnisses.
Im „Europäischen Manifest für Erwachsenenbildung im 21. Jahrhundert“ mit dem Titel „Freude und Macht des Lernens“ heißt es: Erwachsenenbildung ist ein Menschenrecht und Erwachsenenbildung kann das Leben des Einzelnen und den Zustand einer ganzen Gesellschaft verbessern.
Wegen einer solchen Vision muss niemand zum Arzt gehen.
Aber vielleicht zur Volkshochschule.
Viel Freude beim Lernen wünscht Ihnen
Sabine Weißler