Vorstellung der Kantorei Friedrichshain

Kantorei Friedrichshain

Das Instrument des Jahres 2025 ist die Stimme. Für all diejenigen, die in Gemeinschaft mit anderen singen möchten, gibt es in unserem Bezirk ein vielfältiges Angebot an Chören – mit ganz unterschiedlichen Profilen. Eine jahrhundertelange Chortradition gibt es in den Kirchen. Viele Gemeinden in Berlin unterhalten Kantoreien und andere Chöre. Auch in Friedrichshain gibt es eine Kantorei der evangelischen Kirche, die vom Friedrichshainer Regionalkantor Justus Eppelmann geleitet wird.

Seit 2020 verantwortet er die Kirchenmusik in den einzelnen Gemeinden der Region, gemeinsam mit sechs Kolleg*innen. Er ist selbst in Friedrichshain geboren und in Friedrichshagen aufgewachsen. Nach seinem Studium der Kirchenmusik an der evangelischen Hochschule für Kirchenmusik in Halle/Saale arbeitete er als Gemeindekantor im thüringischen Bad Liebenstein und Umgebung. Für seine Stelle in Friedrichshain kam er zurück in seine Heimatstadt.

Eine seiner Aufgaben als Regionalkantor ist es, aus Sangesinteressierten der Gemeinden eine Kantorei für die Region aufzubauen. Zuvor gab es in den einzelnen Kirchengemeinden Friedrichshains jeweils einzelne Chöre bzw. Singgruppen. Die Stelle des Regionalkantors ist Teil einer neuen Struktur, die als zukunftsweisendes Konzept erarbeitet wurde, um schwindenden Gemeindemitgliederzahlen entgegenzuwirken. Neben der Zuständigkeit für die Kantorei und weitere Chorprojekte organisiert Justus Eppelmann das offene Singen in der Offenbarungskirche im Boxhagener Kiez und eine monatliche Konzertreihe in der Dorfkirche Stralau sowie den Orgelsommer in der Samariterkirche.

Liedbuch, aufgeschlagen

Herausforderungen während der Pandemie

Seine Anfangszeit in Friedrichshain fiel genau in die erste Corona-Welle. Zum Start war im März 2020 ein Festgottesdienst zur Einführung in den Dienst geplant, der aufgrund des Lockdowns ausfiel. Der Auf- und Ausbau der kirchenmusikalischen Angebote war entsprechend schwierig: „Da war dann erstmal nüscht!“

Mit den Chormitgliedern, die er übernommen hatte, versuchte Justus Eppelmann auch ohne Probemöglichkeiten in Kontakt zu bleiben, indem er Lieder aufnahm und diese verschickte. Außerdem zeichneten auch die Chormitglieder zu Hause ihre Stimmen auf und der Regionalkantor fügte diese zu mehrstimmigen Kanons zusammen. Digitale Chorproben nutzte der Chor weniger. Stattdessen bot Justus Eppelmann, als die Infektionsschutzbestimmungen es zuließen, Einzelstimmbildung an. In den Sommermonaten bzw. immer dann, wenn die aktuellen Regeln es ermöglichten, gab es Proben – mit Abstand und/oder Test, je nach Vorgabe. Das sei keine einfache Zeit gewesen, zumal der neue Regionalkantor und die Chormitglieder sich ja gegenseitig kaum kannten.

Justus Eppelmann

Regionalkantor Justus Eppelmann

Neue Chormitglieder sind herzlich willkommen

Ein Großteil der Sänger*innen sei über die Zeit geblieben. Aus diesem festen Kern entstand die Kantorei, die inzwischen rund 40 Mitglieder zählt. Der Großteil der Chormitglieder ist zwischen 40 und 50 Jahre alt. Damit ist die Kantorei Friedrichshain jünger als andere Berliner Kantoreien und spiegelt die Altersstruktur des Bezirks wider. Mit einem Durchschnittsalter von 39,1 Jahren ist Friedrichshain-Kreuzberg berlinweit der jüngste Bezirk. Neue Mitglieder werden meist über Mund-zu-Mund-Propaganda in den Kiezen auf die Kantorei aufmerksam – oder über Flyer, die der Regionalkantor regelmäßig gestaltet und verteilt. Auch über einen eigenen Instagram-Kanal für die Friedrichshainer Kirchenmusik informieren Justus Eppelmann und Mithelfer*innen über die Aktivitäten der Kantorei und der weiteren regionalen Chöre sowie zu anderen kirchenmusikalischen Angeboten in Friedrichshain.

Der überwiegende Teil des Chores sind Frauen. Männer zu gewinnen, sei schwierig und Verstärkung in den Stimmen ist jederzeit gewünscht. Die Kantorei probt immer mittwochs um 19.30 Uhr im Lazarus-Kirchsaal der evangelischen Kirchengemeinde Friedrichshain-Süd in der Marchlewskistraße 40. Neue Chormitglieder sind jederzeit herzlich willkommen. Eine gewisse Chorerfahrung und Interesse an klassischer Musik sollte mitgebracht werden. Vorteilhaft sei es zudem, wenn die Sänger*innen Noten lesen könnten. Die Mitgliedschaft in der evangelischen Landeskirche ist keine Voraussetzung und auch Vorsingen ist in der Kantorei nicht erforderlich.

Justus Eppelmann vertraut auf die Selbsteinschätzung der Sänger*innen. Das funktioniere in der Regel sehr gut, sodass er nur selten korrigierend eingreifen muss. Inzwischen gibt es in der Kirchenregion Friedrichshain mit dem Popchor zudem ein weiteres Angebot, das sich auch an Anfänger*innen ohne Vorerfahrung richtet. Diesen zweiten Chor hat der Regionalkantor im Vorjahr als Projekt für sein berufsbegleitendes Masterstudium „Kirchliche Popularmusik“ aufgebaut und führt ihn nun dauerhaft weiter.

Gesangsbuch

Konzerte in Friedrichshain und Neukölln

Im Dezember 2024 trat die Kantorei erstmals mit großer Orchesterbesetzung auf. Gemeinsam mit der Kantorei Berlin-Britz sangen sie das Weihnachtsoratorium von Johann Sebastian Bach und „Vom Himmel hoch“ von Felix Mendelssohn-Bartholdy. Als Gemeinschaftsprojekt fand das Konzert gleich zweimal statt: in der Samariterkirche und in der Neuköllner Hephatha-Kirche. Bei den Konzerten wirkten Solist*innen und die Camerata Potsdam sowie Gäste mit. Durch dieses Konzertprojekt konnte die Kantorei ein Dutzend neue Chormitglieder gewinnen. Für diese Auftritte bekamen Justus Eppelmann und sein Chor gutes Feedback. „Einige ZuhörerInnen sprachen davon, dass die Musik schon semi-professionell klang“, freut sich der Regionalkantor.

Das nächste große Konzert für die Kantorei steht am 15. Juni um 18 Uhr in der Samariterkirche an. An Trinitatis, dem ersten Sonntag nach Pfingsten, wird die Dreifaltigkeit gefeiert. Passend dazu wird der Chor die Kantate BWV 179 „Gelobet sei der Herr, mein Gott“ singen, die Johann Sebastian Bach passend zu diesem Sonntag schrieb. Weitere Stücke sind der Lobgesang „Meine Seele ist stille“ von Fanny Hensel und „Wer nur den lieben Gott lässt walten“ von ihrem Bruder Felix Mendelssohn Bartholdy sowie von selbigem „Verleih uns Frieden“. Dieses Stück beschließt das Konzertprogramm mit der hochaktuellen Bitte um ein friedvolles Miteinander in der Welt. Der Eintritt kostet 15 Euro.

Weitere Informationen finden sich auf der Webseite der Kirchengemeinde.

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Im April haben wir die Kinderchöre der Musikschule vorgestellt.