Vorstellung des Friedrichshainer Jugendchores

Jugendchor Friedrichshain

Das Instrument des Jahres 2025 ist die Stimme. Für all diejenigen, die gern in der Gruppe singen möchten, gibt es in unserem Bezirk ein vielfältiges Angebot an Chören – mit ganz unterschiedlichen Profilen. Allein die Musikschule unseres Bezirksamtes hat elf verschiedene Chöre. Auch für Jugendliche gibt es ein entsprechendes Angebot.

Der Jugendchor richtet sich an Kinder und Jugendliche ab der 7. Klasse. Fernando Bultmann Gutiérrez leitet den Chor am Standort Friedrichshain. Der gebürtige Berliner ist in Charlottenburg aufgewachsen. Für sein Bachelorstudium des Gesangs ging er nach Leipzig und kam zum Masterstudium Musikpädagogik an der Universität der Künste in die Heimat zurück. Bevor er an die Musikschule Friedrichshain-Kreuzberg kam, hat er an anderen Musikschulen in Berlin und Brandenburg gearbeitet. In Friedrichshain-Kreuzberg fing der studierte Musiker vor über zwei Jahren als Lehrkraft für Gesang und Elementare Musikpädagogik an. Inzwischen ist er Fachgruppenleiter Elementare Musikpädagogik. Neben dem Jugendchor leitet Fernando Bultmann Gutiérrez auch noch den Schöneberger Klangkörper und einen Jazz-Pop-Chor in Falkensee.

Fernando Bultmann Gutiérrez

Zuwachs erwünscht

Den Jugendchor hat er Anfang des Jahres übernommen. Vorher hatte er anderthalb Jahre lang die Friedrichshainer Kinderchöre betreut. „Die Arbeit mit dem Jugendchor ist super.“ Es sei eine ganz andere Arbeit als mit den Kinderchören. Aktuell sind im Chor zehn Kinder und Jugendliche zwischen elf und 18 Jahren. Zuwachs ist erwünscht. „Wir könnten gut und gern doppelt so viele sein.“ In den Kinderchören seien die Plätze noch sehr gefragt. Teilweise gibt es lange Wartelisten. „Nach den Kinderchören verläuft es sich aber ein bisschen.“ Der Jugendchor sei weniger bekannt. „Wir müssen ihn besser bewerben.“ Es sei nicht so einfach, Jugendliche für den Gesang zu begeistern. Viele der Chormitglieder haben als Kinder bereits in den Kinderchören gesungen.

Jungen sind im Jugendchor stark unterrepräsentiert. Aktuell ist nur ein Sänger dabei. Alle anderen sind Mädchen. „Das ist schon ein extremes Verhältnis.“ Durch den Stimmwandel sei es für Jungen im Jugendalter im Chor etwas schwieriger. Generell trauten sich viele Jugendliche nicht zu singen. „Das ist sehr schambehaftet.“

Die Chormitglieder wohnen in Friedrichshain. „Die meisten kommen aus dem Kiez rund um die Zellestraße und haben so einen kurzen Heimweg nach der Probe.“
Geprobt wird immer dienstags von 18.15 bis 19.45 Uhr. Zu Konzerten singt der Jugendchor regelmäßig mit seinem Kreuzberger Pendant zusammen. „Wenn wir dann Proben oder Auftritte im Bethanien am Mariannenplatz haben, merkt man, dass Kreuzberg für die Friedrichshainer Jugendlichen schon sehr weit weg ist.“

Gesangsnoten

Chorproben, Stimmbildungsunterricht und Auftritte

Im Chor kann jede*r mitsingen, der*die Interesse hat. Es gibt kein Vorsingen und keine Aufnahmeprüfung. „Wir freuen uns über alle, die Lust und Spaß am Singen haben.“ Natürlich seien auch immer mal wieder Sänger*innen dabei, die etwas „brummen“. Aber genau dafür bekommen die Jugendlichen zusätzlich zur Chorprobe auch Stimmbildungsunterricht. Diejenigen, die bereits in den Kinderchören dabei waren, sind das schon aus dieser Zeit gewohnt. „Hier schulen wir das Gehör.“ Durch die kleinere Gruppengröße ist die Stimmbildung bei den Jugendlichen auch in Kleingruppen und als Einzelunterricht möglich. In der Stimmbildung falle auf, wer noch mehr an Stimme arbeiten müsse. „Da merkt man sehr viel und kann die Kinder gut ans Singen heranführen.“ Nur sehr selten vergibt Fernando Bultmann Gutiérrez Sonderaufgaben bei Auftritten, weil die Stimmbildung der Jugendlichen noch nicht so weit ist. „In der Regel sind die meisten gut in Tune. Das klappt innerhalb der Gruppe sehr gut.“

„Wir singen Querbeet alles Mögliche.“ Jedoch sei das Repertoire recht poplastig. Momentan singt die Gruppe unter anderem „Unwritten“ von Natasha Beddingfield, „Hallelujah“ von Leonard Cohen und „Say something“ von Christina Aguilera. „Ich muss die Jugendlichen ja musikalisch abholen. Gleichzeitig versuche ich, sie auch auf andere musikalische Wege zu bringen.“ So hätten sie vereinbart, immer abwechselnd ein Popstück zu lernen und dann eines aus einer anderen Stilrichtung oder Epoche.

Chornoten

Verschiedene Genres der Musikgeschichte kennenlernen

Aktuell hat Fernando Bultmann Gutiérrez im Rahmen eines Projekts jedem Chormitglied ein Genre übertragen. „Wir haben uns die unterschiedlichen Musikgenres angeschaut und sie zeitlich eingeordnet. So konnte ich auch ein bisschen Musikgeschichte einfließen lassen.“ Die behandelten Genres reichen von Barock über Klassik bis hin zu Blues und Soul. „In jedem einzelnen dieser Genres kam man eine ganze Welt entdecken.“ Jede*r Jugendliche hatte dann die Aufgabe drei Lieder aus dem ihm*ihr übertragenen Genre als Vorschläge mitzubringen, die der Chor singen könnte. „So waren die Jugendlichen in den Prozess involviert. Das hat ihnen super gefallen.“ Die Vorschläge, die die Sänger*innen mitgebracht haben, seien sehr gut gewesen. „Unter den drei vorgeschlagenen Stücken war immer mindestens eins dabei, das sich für uns umsetzen lässt.“ Teilweise gebe es zwar keine passenden Arrangements für die Lieder, doch diese ließen sich auch selbst schreiben.
In der Regel singt der Chor zwei- oder dreistimmig. Fernando Bultmann Gutiérrez begleitet am Klavier. Auch mit Loop Sessions haben sie schon gearbeitet.

Der Chor hat regelmäßige Auftritte, beispielsweise beim jährlichen Tag der offenen Tür der Musikschule. „In diesem Jahr haben die Jugendlichen dabei richtig gestrahlt.“ Dabei haben die Jugendlichen alle Lieder auswendig gesungen. „Sonst verstecken sie sich zu sehr hinter ihren Noten. So sind sie deutlich präsenter.“

Noten lesen ist kein Thema im Chor. „Das klappt bei uns alles nach Gehör.“ Gerade wenn die Jugendlichen auch ein Instrument spielen, lernen sie das Notenlesen dort im Unterricht. Etwa die Hälfte der Chormitglieder lernt an der Musikschule auch ein Instrument. Generell spricht der Chorleiter mit den jungen Sänger*innen auch immer viel über die Stücke, um sie zu verstehen.

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Wer Interesse hat, beim Jugendchor mitzumachen, kann jederzeit eine Mail an Elementaremusikpaedagogik@ba-fk.berlin.de schicken.

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Im Mai haben wir die Kantorei Friedrichshain vorgestellt.