Erster Einsatz als Berufspat*in für das Ordnungsamt Friedrichshain-Kreuzberg

Lena Schneider erklärt als Berufspatin den hochinteressierten Schüler*innen die unterschiedlichen Aufgaben der Mitarbeiter*innen im Ordnungsamt Friedrichshain-Kreuzberg

Lena Schneider erklärt als Berufspatin den hochinteressierten Schüler*innen die unterschiedlichen Aufgaben der Mitarbeiter*innen im Ordnungsamt Friedrichshain-Kreuzberg

Die berufliche Zukunft wirkt für Grundschulkinder oft noch weit entfernt, doch in der Klasse 5c der Richard-Grundschule in Neukölln rückt sie an diesem Tag ein Stückchen näher. Vier Berufspat*innen haben sich angekündigt, um den Schüler*innen von ihrem Arbeitsalltag zu erzählen und den Blick für verschiedene Berufswege zu öffnen.

Mit dabei ist Lena Schneider, Verwaltungsfachangestellte im Ordnungsamt Friedrichshain-Kreuzberg. Für sie ist es der erste Einsatz als Berufspatin, und sie freut sich darauf, den Kindern einen authentischen Einblick in ihre Tätigkeit und über die einzelnen Berufsbilder im Ordnungsamt zu geben. Gemeinsam mit den weiteren Pat*innen steht sie bereit, um Fragen zu beantworten und der Klasse typische Aufgaben aus dem Berufsalltag näherzubringen.

Als die 21 Schüler*innen des fünften Jahrgangs den Raum betreten, ist die Aufregung deutlich spürbar. Schnell nehmen sie gemeinsam mit den Berufspat*innen in einem großen Stuhlkreis Platz. Mit erwartungsvollen Blicken wartet die Klasse darauf, welche Begegnungen und Gespräche sie im Rahmen des Berufe-Speeddatings erwarten.

In der der ersten Runde berichten die Schüler*innen offen von ihren eigenen Berufswünschen.

In der der ersten Runde berichten die Schüler*innen offen von ihren eigenen Berufswünschen

Das Ordnungsamt bietet vielfältige Berufsbilder mit abwechslungsreichen Aufgaben

Zum Auftakt begrüßt *Sozialpädagogin Magdalena Bracker-Schäth von der Berliner Schulpate gemeinnützige GmbH* alle Anwesenden. Sie erläutert die Spielregeln der Veranstaltung und erklärt das zentrale Ziel: Die Kinder sollen frühzeitig ermutigt werden, über ihre beruflichen Wünsche nachzudenken und die Vielfalt möglicher Tätigkeiten kennenzulernen.

Zunächst berichten die Schüler*innen offen von ihren eigenen Berufswünschen. Schnell wird klar, wie vielfältig die Vorstellungen bereits in diesem Alter sind: „Polizist, Ärztin, Tierpfleger, Altenpflegerin“ rufen die Kinder begeistert in die Runde. Aber auch eher ungewöhnliche oder besondere Berufsbilder wie „Bestatter“ und der Klassiker „Feuerwehrmann“ stehen hoch im Kurs und zeigen, dass die Kinder neugierig auf ganz unterschiedliche Wege ins Berufsleben blicken.

Dann geht es los: Die Pat*innen nehmen an ihren vorbereiteten Tischen Platz, während sich die Schüler*innen in vier Gruppen aufteilen und jeweils dazusetzen. In einem festen Zeitrhythmus von 15 Minuten wechseln die Kinder den Tisch, sodass jede Gruppe die Möglichkeit hat, mit allen Pat*innen ins Gespräch zu kommen. Auf diese Weise entsteht ein lebendiges Speeddating, bei dem Fragen gestellt, Berufe entdeckt und Interessen ausgelotet werden.

Die erste Gruppe wird ganz aufgeregt, als Lena Schneider die Frage stellt, ob die Kinder wissen, womit sich das Ordnungsamt eigentlich beschäftigt. Sofort schnellen die Hände in die Höhe und die Antworten überschlagen sich: „Abschleppen!“, ruft ein Kind laut in den Raum. „Knöllchen für Falschparker schreiben“, ergänzt ein anderes. Lena Schneider nickt und bestätigt, dass dies tatsächlich Aufgaben im Außendienst sind, die helfen, den Straßenverkehr sicherer zu machen – vor allem auch für Schulwege. Doch das sei nur ein kleiner Ausschnitt der vielfältigen Arbeit, die von rund 150 Mitarbeiter*innen im Ordnungsamt Friedrichshain-Kreuzberg übernommen wird.

Fragen über Frage - die Schüler*innen haben sich gut auf die Gespräche mit den Berufspat*innen vorbereitet

Fragen über Fragen - die Schüler*innen haben sich gut auf die Gespräche mit den Berufspat*innen vorbereitet

Große Überraschung für die Kinder: Im Ordnungsamt arbeiten auch Tierärzt*innen

Besonders überraschend für die Kinder ist der Hinweis darauf, dass sogar sechs Tierärzt*innen Teil des Teams sind. Damit hätte niemand gerechnet. Lena Schneider erklärt, dass diese Fachkräfte zum Beispiel Haustiere kontrollieren, Tierhalter*innen beraten und bei Verdacht auf schlechte Haltung einschreiten. Ein eindrückliches Beispiel ist die Geschichte eines grünen Papageis, den das Team in einem Späti fand – völlig federlos und in schlechtem Zustand. Der Vogel wurde mitgenommen und medizinisch versorgt. „Aber keine Sorge: Dem Tier geht es inzwischen richtig gut“, beruhigt Lena Schneider die aufmerksamen Zuhörer*innen. Heute ist der Papagei wieder gesund, hat ein vollständiges Gefieder und ein neues, artgerechtes Zuhause.

Sehr wichtig sei das Aufgabenfeld der Veterinär- und Lebensmittelaufsicht, erklärt Lena Schneider, denn diese sorgt dafür, dass die Kinder in ihrem Lieblingsrestaurant nach dem Essen keine Bauchschmerzen bekommen. Sofort sprudeln die Geschichten aus den Schüler*innen heraus: Ein Kind berichtet, es habe einmal Ohrringe neben den Kartoffeln gefunden, ein anderes erzählt von einem kleinen Nagel, der zwischen den Nudeln lag. Lena Schneider nickt ernst und bestätigt: „Ganz genau. Wenn etwas Ungewöhnliches im Essen gefunden wird oder wenn Menschen nach dem Essen Bauchschmerzen bekommen, kann das Ordnungsamt informiert werden. Meine Kolleg*innen schauen sich das dann genauer an.“

Im Anschluss erläutert sie, dass die Mitarbeiter*innen des Ordnungsamtes ausschließlich im eigenen Bezirk tätig sind. Erkennbar seien sie an ihren Uniformen mit den Dienstwappen auf den Ärmeln: Auf der einen Seite prangt der Berliner Bär als Zeichen für das Land Berlin, auf der anderen Seite die stilisierte Oberbaumbrücke, die für den Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg steht. Die Kinder erkennen beide Symbole sofort und freuen sich, bekannte Motive wiederzuentdecken. Während einige Kolleg*innen im Außendienst an feste Schichten gebunden sind, berichtet sie, dass ihre persönliche Arbeitszeit in der Regel von 7 bis 15:30 Uhr beträgt.

Am "Girl´s Day" und am "Boy´s Day" können Schüler*innen - nach Anmeldung - auch im Bezirks- und Ordnungsamt die Aufgaben näher kennenlernen

Am "Girl´s Day" und am "Boy´s Day" können Schüler*innen - nach Anmeldung - auch im Bezirks- und Ordnungsamt die unterschiedlichen Aufgaben näher kennenlernen

Lena Schneiders Tipp: Nutzt den "Girl´s Day" und den "Boy´s Day" im Ordnungsamt

Neben Uniform und Wappen gehören beim Außendienst aber auch ganz praktische Ausrüstungsgegenstände zur täglichen Arbeit. Die Mitarbeiter*innen tragen einen Schlagstock und eine Reizgaskartusche bei sich – zur Überraschung und Spannung der Grundschüler*innen. Mit großen Augen dürfen die Kinder beides in die Hand nehmen. Sie betrachten die Ausstattung neugierig. Lena Schneider beruhigt: „Der Schlagstock ist nicht als Waffe gedacht, sondern dient lediglich dazu, Abstand herzustellen, falls jemand den Kolleg*innen zu nahekommt. Das Reizgas hingegen ist für Gefahrensituationen gedacht. Dafür gibt es spezielle Übungen und Schulungen.“

Die Schüler*innen wollen nun genau wissen, wie Lena Schneider selbst eigentlich ihren Weg ins Ordnungsamt gefunden hat. Sie schildert, dass sie nach der Schule unbedingt ein eigenes Auto kaufen wollte und deshalb sicher war, dass sie schnell ins Berufsleben starten musste. Durch mehrere Praktika erkannte sie früh, welche Tätigkeiten ihr liegen und welche weniger infrage kommen. Schließlich begann sie eine Ausbildung beim Bezirksamt, wo sie nach ihrer Ausbildung zunächst sieben Jahre im Gewerbeamt tätig war. „Das war eine sehr interessante Zeit, zum Beispiel habe ich vor der Eröffnung eines großen Kinos alle gewerberechtlichen Abnahmen vorgenommen.“ Heute arbeite sie direkt für die Leitung des Ordnungsamts und habe zum Beispiel spannende Aufgaben in der Öffentlichkeitsarbeit wie die Vorbereitung von Veranstaltungen oder das Schreiben von Texten.

Auch über Schichtdienste, Verdienstmöglichkeiten und Arbeitszeiten wollen die Kinder natürlich mehr erfahren. Geduldig beantwortet Lena Schneider die zahlreichen Fragen und macht die Schüler*innen auf den Girls’ Day aufmerksam. Das sei eine gute Gelegenheit, einmal direkt ins Ordnungsamt oder Bezirksamt hineinzuschauen und die Aufgaben näher kennenzulernen. So könnten die Mädchen, so wie auch die Jungen am Boys‘ Day, erste Eindrücke sammeln und herausfinden, ob eine Tätigkeit im öffentlichen Dienst vielleicht ein spannender Berufswunsch für die Zukunft sein könnte.

Gut gemacht! Als Dankeschön gabe es für die drei neuen Schulpat*innen eine kleine Schultüte

Gut gemacht! Als Dankeschön gabe es für die drei neuen Schulpat*innen eine kleine Schultüte

Im Dezember besucht eine Schulklasse das Bezirks- und Ordnungsamt Friedrichshain-Kreuzberg

Nach einer Stunde sind alle Gesprächsrunden abgeschlossen – nun folgt die gemeinsame Auswertung, bei der die Eindrücke und neu gewonnenen Erkenntnisse festgehalten werden. Mehrere Kinder betonen, wie cool sie das Ordnungsamt finden. Einige andere sagten noch einmal wie erstaunt sie darüber waren, dass das Ordnungsamt auch Tierärzte beschäftigt. „Wenn das so ist, kann ich mir das auch gut für mich vorstellen“, sagte ein Mädchen, das jetzt schon sicher ist, dass Tierärztin der richtige Beruf für sie sei.

Zum Abschluss der Veranstaltung ergreift Sozialpädagogin Magdalena Bracker-Schäth von der Berliner Schulpate gemeinnützige GmbH noch einmal das Wort. Sie weist die Schüler*innen auf die bevorstehenden Praxisphasen an ihrer Schule hin und rät ihnen, sich frühzeitig Gedanken über ihre eigenen Interessen zu machen. „Überlegt euch genau, was euch Freude bereitet und welche Berufe ihr gern ausprobieren möchtet“, gibt sie den Kindern als wertvollen Tipp mit auf den Weg.

Auch Lena Schneider nutzt die Gelegenheit, um sich herzlich bei der Klasse zu bedanken. Sie hebt hervor, wie aufmerksam die Kinder zugehört und wie viele kluge Fragen sie gestellt haben. „Es war sehr schön, mit euch ins Gespräch zu kommen, und ich hoffe, dass ihr heute spannende Ideen mitnehmen konntet“, sagt sie an die Runde gerichtet.

Schon im Dezember geht es für das Ordnungsamt Friedrichshain-Kreuzberg mit der nächsten Aktion weiter. Dann werden Schüler*innen einer 5. Klasse das Amt direkt vor Ort besuchen und einen Blick hinter die Kulissen der Verwaltung werfen können. Auch hier gilt das Ziel, junge Menschen frühzeitig für die Vielfalt an beruflichen Möglichkeiten zu sensibilisieren und vielleicht bei dem ein oder anderen den Funken für eine spätere Berufsidee zu entfachen.

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