Der Kitschchor Kreuzberg e. V. – Kitsch vom Feinsten und so viel mehr als einfach nur singen!

Der Dirigent und Chorleiter Miloš Tadić (mi.) und die Sänger*innen des Kreuzberger Kitschchores während einer Probe

Der Dirigent und Chorleiter Miloš Tadić (mi.) und die Sänger*innen des Kreuzberger Kitschchores während einer Probe

„Irgendwo, auf der Welt, gibt’s ein kleines bisschen Glück. Und ich träum davon in jedem Augenblick“ – mit jedem Akkord nähern sich die Sänger*innen bereits beim Einsingen den Höhen dieser schönen Schnulze bis auf den Punkt, und nehmen ihre Zuhörer*innen mit auf eine musikalische Reise.

Jeden Donnerstag, pünktlich um 18.45 Uhr trifft sich seit 14 Jahren der Kitschchor in den Räumen der ZIK-Orangerie in der Reichenberger Straße, Ecke Ohlauer Straße in Kreuzberg. Unter der Leitung von Miloš Tadić (37), einem Absolventen der Hochschule für Musik Hanns Eisler in Berlin, fühlt sich gutes Singen gar nicht schwer an.

Miloš Tadić: „Wir machen uns hier keinen Druck, schon gar keinen Leistungsdruck. Wir treffen uns hier, um gemeinsame Zeit zu verbringen – möglichst gut. Singend! Jede Stimme ist bei uns herzlich willkommen und eingeladen, mitzusingen. Wir wollen schon eine hohe Qualität, aber wir haben keine festen Voraussetzungen, sondern arbeiten mit dem, was da ist.“

Notenkenntnisse seien nicht unbedingt erforderlich. „Klar, eine musikalische Vorbildung hilft immer, doch wir nehmen neue Chormitglieder ohne jegliche Beschränkung auf.“

Aktuell hat der Kitschchor Kreuzberg e.V. 29 feste Mitglieder im Alter von Ende 20 bis Mitte 60. Etwa ein Drittel davon sind Männer. Der monatliche Beitrag beträgt 20 Euro.

Nicola, die bereits seit 2011 dabei ist, berichtet von den Anfängen des Chores: „Wir waren der Mitarbeiter-Chor der ZIK gGmbH. Wir hatten so große Lust auf Singen, dass wir uns im Kollegium zusammengetan haben. Per Aushang an der Hochschule für Musik suchten wir einen Chorleiter. Unser Dirigent und Chorleiter Miloš Tadić hat sich damals gemeldet und ist bis heute geblieben. Er fördert seitdem unsere Begeisterung fürs Singen immer wieder aufs Neue. Und er führt uns sicher auch an ein anspruchsvolles Repertoire heran.“

Stimmlich ein eingespieltes Team

Während der Proben haben alle Singenden ihren Platz im Chor. Der gemischte Chor mit Sänger*innen in den Stimmgruppen Sopran, Alt, Tenor und Bass reiht sich im Halbkreis um Miloš Tadić, der am Klavier die einzelnen Stimmgruppen mit Hingabe gleichzeitig begleitet und dirigiert. Nachdem er mit dem Gesang der einzelnen Gruppen zufrieden ist, führt er alle vier Stimmfarben im Gesang zusammen.

„Bravo, gut gemacht!“ und „sehr schön!“ lobt er die Gruppen Sopran und Alt. Als auch Tenor und Bass einsetzen, vibriert die Luft in der Kreuzberger Orangerie und dem Chorleiter steht die Freude an den feinen Tönen ins Gesicht geschrieben. Strahlend verteilt er auch an die letzten beiden Gruppen ein großes Lob. Und dann geht’s in die Pause.

Sonya ist im Vorstand aktiv und würde sich besonders über zusätzliche Sängerinnen in den hohen Lagen freuen: „Unser Sopran ist etwas unterbesetzt. Es wäre großartig, wenn sich bei uns Frauen melden, die hoch singen können!“ Dem stimmt auch Chorleiter Miloš zu, er sieht auch das große Ganze seines Chores, den er stimmlich als eingespieltes Team benennt, das sich mit den Jahren ein gewisses Niveau erarbeitet habe. „Neuzugänge werden von den erfahrenen Singenden natürlich unterstützt, so dass sie sich anpassen können. Wir freuen uns als Laien-Chor mit Anspruch auf neue Menschen, die sich bei uns einleben können.“

Der Kitschchor während eines Auftritts im Kiez

Bei uns passt es auch menschlich sehr gut!

„Es passt bei uns auch menschlich sehr gut, so soll es bleiben. Denn darum geht es, gemeinsam in den Sprachen der unterschiedlichen Kulturen zu singen“, sagt Sonya. „Wir sind in jeder Hinsicht divers und lieben den Gesang. So haben wir Gospels im Repertoire, die schönsten Melodien aus der Renaissance, wir singen in Spanisch, Englisch, Französisch und sogar auf Lateinisch.“ Alles, was direkt unter die Haut geht, und Kribbeln verursacht, werde hier zum Besten gegeben.

„Alles?“ Chorleiter Miloš bedauert, dass er mit Brahms oder Schumann hier noch nicht landen konnte. „Alle schwärmen für Mozart, dabei gibt es so viele andere interessante Komponisten. Wir haben stilistisch keine Grenzen. Was zu hoch für uns ist, transponieren wir solange, bis die Stücke zu uns passen.“ So habe der Chor sehr erfolgreich sogar das achtstimmige Stück „Sleep“ von Eric Whitacre einstudiert.

Für fast alle Stücke des Repertoires gebe es Singalongs, digital zusammengestellte Bespiele für alle Stimmgruppen, die den Chormitgliedern online zur Verfügung gestellt werden. „Damit kann zu Hause geübt werden, ganz individuell, das hilft besonders auch unseren Neuzugängen.“

Nach der belebten Pause findet sich der Kitschchor wieder am Klavier ein. Noch einmal heißt es volle Konzentration auf das sehr frühe französische Stück „Au joli son du sansonnet“ von Pierre Passereau, bevor es mit „Abide With Me“ in einer Version von Sir Elton John, und spätestens mit „Stand By Me“ zum Abschluss noch einmal ans Herz und unter die Haut geht. Richtig schön, und kitschig, mit Gänsehaut und allem was dazu gehört.

Neugierig geworden?

Beim Jackeanziehen ist er da, der Ohrwurm, den alle mit nach Hause nehmen können: „Irgendwo, auf der Welt, gibt’s ein kleines bisschen Glück. Und ich träum davon in jedem Augenblick“.

Wer jetzt neugierig geworden ist, und schon immer einmal singen wollte, ist hier sehr gut aufgehoben und kann sich gerne per E-Mail melden. Zwei Mal pro Jahr findet eine offene Probe statt.

Kitschchor Kreuzberg e.V.
Kontakt: kitsch-chor@posteo.de

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Das Instrument des Jahres 2025 ist die Stimme. Für all diejenigen, die nicht nur unter der Dusche oder beim Kochen singen möchten, gibt es in unserem Bezirk ein vielfältiges Angebot an Chören – mit ganz unterschiedlichen Profilen. Allein die Musikschule unseres Bezirksamtes hat elf verschiedene Chöre für Sänger*innen ab vier Jahren, einer davon ist der Kammerchor Bethanien, über den wir im Februar berichtet haben.