Ein Schulhof wird geplant – und alle reden mit am Thomas-Mann-Gymnasium im Märkischen Viertel

Thomas-Mann-Gymnasium: Schulhof im Winter vor der Neugestaltung

Ein Problem des Schulhofs des Thomas-Mann-Gymnasiums ist die mangelnde Barrierefreiheit

Wie beteiligt man eine ganze Schule mit weit über 800 Schülerinnen und Schülern? Unmöglich, würde man meinen, doch die mit der Neugestaltung der Freiflächen des Thomas-Mann-Gymnasiums beauftragten Landschaftsarchitektinnen vom Büro kre_ta sind anderer Meinung. Schließlich sitzen sie selbst oft in Videokonferenzen und kennen sich mit digitalen Formaten aus. Auch das Gymnasium im Herzen des Märkischen Viertels ist technisch für Videokonferenzen gut ausgestattet. Ganz im Gegensatz zum Schulhof, auf dem es nur noch zwei Tischtennisplatten gibt. Noch stehen vier Container auf dem Hof, die werden nun bald weggeräumt. Doch der Verlust des Sportplatzes zugunsten eines Kita-Neubaus wiegt schwer. Die Schule hat auf der Restfläche des Sportbereichs aus Eigenmitteln zwei Beachvolleyballfelder anlegen lassen. Mehr war aber nicht drin. Deshalb werden der Schulhof und die Bewegungsflächen bis 2026 mit rund 1,7 Mio. Euro aus dem Programm Nachhaltige Erneuerung neu gestaltet.

Agnieszka Sadlo u. Corinna Böwingloh vom Büro kre_ta leiten die hybride Beteiligung zum Schulhof des Thomas-Mann-Gymnasiums im Märkischen Viertel

Agnieszka Sadlo (links) u. Corinna Böwingloh vom Büro kre_ta moderieren die Videokonferenz

17 Schülerinnen und Schüler beschäftigen sich im Rahmen eines europaweiten Erasmus-Plus-Programms im Projekt TMGreEn sUstainable schon seit mehr als einem Jahr mit der Neugestaltung. Die Jugendlichen, jetzt in den Klassen 8 bis 10, haben schon viel Vorarbeit geleistet, genau wie die Landschafts­architektinnen Agnieszka Sadlo und Corinna Böwingloh, die am 13. Februar eine grobe Vorplanung mit in die Schule gebracht haben. Aber sie wollen, dass alle mitreden können, deshalb haben sie die 4. und 5. Stunde für eine Hybrid-Veranstaltung mit allen Klassen der Mittelstufe geplant. In der „Schaltzentrale“ in Raum 110 trifft sich ein Teil der Erasmus-Gruppe, sie werden später ausschwärmen und Fragen in den Klassen beantworten. Ein Schüler lässt am Laptop über 70 Teilnehmende in die Videokonferenz. Sie sitzen in 19 Klassenräumen und wählen sich ein, manche auch über das Smartboard als Gruppe. Natürlich funktioniert bei einem solchen Unternehmen nicht alles nach Plan, doch mit 20 Minuten Verspätung läuft die Begrüßungs­präsentation von kre_ta. Sie stellt die Ziele und Rahmen­bedingungen der Neugestaltung und den ersten Konzeptplan vor. Er beruht auf den Vorarbeiten der Erasmus-Plus-Gruppe und zwei Umfragen, in die auch die Lehrkräfte einbezogen waren.

Verschneiter Innenhof des Thomas-Mann-Gymnasiums

Nahrung für Vögel und Möbel Marke Eigenbau - am Gymnasium wurden schon viele gute Ideen umgesetzt

Ziel ist die Gestaltung von barrierearmen, nachhaltig gestalteten und ökologisch wertvollen Schulfreiflächen mit vielfältigen Angeboten für Kommunikation, Sport, Bewegung, Erholung und Umweltbildung. Zu den Rahmenbedingungen gehört u.a., dass möglichst wenig Bäume gefällt werden sollen. Mehr Artenvielfalt wird vor allem durch die Auswahl von heimischen Pflanzen angestrebt, das Niederschlagswasser – das an diesem Tag als Schnee den zurzeit noch öden Hof verschönert – soll direkt auf dem Gelände versickern und nicht in die Kanalisation fließen.

Der Konzeptplan ist grob nach vier Themenbereichen strukturiert: Im Natur und Lernbereich sind ein Schulgarten mit Hochbeeten, ein Naturerfahrungsraum mit Kletter- und Balancierstämmen oder ein grünes Klassenzimmer denkbar. Auf jeden Fall wird auch das bereits vorhandene Insektenhotel hier Platz finden.

Hybride Beteiligung zum Schulhof des Thomas-Mann-Gymnasiums im Märkischen Viertel

Intensive Arbeit zu den fünf vorgegebenen Themen

Zum Bereich Sport und Bewegung gehören natürlich die zwei Beachvolleyballfelder. Angedacht sind ein Spielfeld für unterschiedliche Ballsportarten, denkbar sind auch Fitnessgeräte, Kletterstrukturen, eine Gymnastikzone, eine Slackline und Tischtennis. In einer Internet-Umfrage wird zum Abschluss der Doppelstunde auch gefragt, ob man sich vorstellen kann, Teile dieses Bereichs für die Nachbarschaft zu öffnen, damit er auch abends, am Wochenende und in den Ferien genutzt werden kann.

Sehr wichtig sind natürlich auch die barrierefreien Eingänge und die Aufenthaltsbereiche mit verschiedenen Sitzgruppen. Auch diese sind Thema in der detaillierten Umfrage, die nicht nur Meinungen und Ideen abfragt, sondern viele für die Planung wichtige Fakten, z.B. wer mit dem Fahrrad kommt und wer sich vorstellen kann, bei der Schulgartenpflege zu helfen – natürlich alles anonym.

Ergebnisse der Beteiligung zum Schulhof des Thomas-Mann-Gymnasiums

Schülerinnen und Schüler haben ihre Ideen aufgeschrieben oder gezeichnet

Am Ende der Präsentation erscheinen viele Herzchen und klatschende Hände auf dem Bildschirm, dann geht es in den Klassen an die Detailarbeit. Sie haben sich dort jeweils in fünf Gruppen aufgeteilt, um ihre Vorstellungen zu diskutieren: Kunst und Gestaltung, Nachhaltigkeit und Biodiversität, Mikroklima und Klimaanpassung, Aufenthaltsbereiche und Sitzmöglichkeiten sowie Sport- und Bewegungsangebote. Dazu hatten die Lehrkräfte vor dem Beginn je einen Klassensatz mit dem Konzeptplan sowie einem Blatt mit Fragen, Aufgaben und Anregungen zu jedem Thema abgeholt. Nach 100 Minuten trudeln die Ergebnisse in Papierform wieder in der „Schaltzentrale“ ein. Einzige Kritik: Es war zu wenig Zeit. Eine Klasse will noch weiter am Thema arbeiten und die Umfrage ist ebenfalls noch online. Die beiden Landschaftsarchitektinnen nehmen einen schweren Karton mit Ideen mit, um daran weiterzuarbeiten. Noch in diesem Jahr soll Baubeginn sein.