Richtfest für Kita-Neubau aus Holz im Fördergebiet Frankfurter Allee Nord

Zimmerleute trinken unter einem Richtkranz

Die Bauleute erheben das Glas auf den Rohbau für die Kita Gudrunstraße

“Dann aber widme ich mit Stolz,
ein Hoch dem edlen Baustoff Holz.“

Mit diesem Richtspruch erhoben die Poliere Linus Weddewer und Matthias Vinke am 30. März bei strahlendem Sonnenschein das Glas auf „ihre“ Baustelle in der Lichtenberger Gudrunstraße 14. Die beiden pendeln mit anderen Kollegen seit einem halben Jahr jeden Montag vom Münsterland nach Berlin. Es werden noch einige Wochen hinzukommen, bis sie an der Lichtenberger Gudrunstraße den Zimmermannshammer aus der Hand legen können. Dass ihre Firma Terhalle an diesem sehr besonderen Projekt in Berlin beteiligt ist, hat mit deren Kompetenz beim Holzbau zu tun.

Breiter Flur mit Holzbalkendecke, abgehende Türen

Fast nur Holz wird verbaut, auch hier im Obergeschoss

Fast wie „Waldbaden“ mitten in der Stadt

Um Holz geht es in dem von Ludloff Ludloff Architekten konzipierten Gebäude ganz zentral. Bis auf die Bodenplatte und wenige Innenwände besteht das zweigeschossige Haus aus diesem nachhaltigen Rohstoff. Fast alle Gäste des Richtfestes atmen beim Betreten des Rohbaus mit sichtbarem Wohlgefühl den Duft des Waldes ein. „Das ist ja hier wie Waldbaden“, bringt es einer der Gäste auf den Punkt. Und das scheint beabsichtigt, denn diese natürliche Umgebung soll den Kindern helfen, „hier gesund aufzuwachsen“, wie es die Jugendstadträtin Camilla Schuler in ihrer Festansprache betont.

Dem Bürgermeister von Lichtenberg, Michael Grunst, ist vor allem der soziale Aspekt wichtig. Es gäbe viel zu viele Kinder im Bezirk, die in Haushalten mit Transferleistungen aufwachsen. „Hier sollte der Ort sein, wo es ihnen an nichts fehlt und alles da ist, was ihre Bildung und ihre Gesundheit fördert.“ Grunst betont, dass sein Bezirk an dem Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz nach wie vor festhalte. Man habe für dieses Ziel enorme Mittel in die Hand genommen. Auch für den Neubau der künftigen Kita Gudrunstraße flossen 1 Mio. EUR aus dem eigenen Haushalt dazu. Der weitaus größere Anteil von 8 Mio. EUR einschließlich für Machbarkeitsstudie und Architekturwettbewerb sei wieder dankenswerterweise aus dem Programm Nachhaltige Erneuerung finanziert worden.

Dr. Obermeyer spricht vor Banner der KiGäNO

Dr. Sandra Obermeyer, Leiterin der Abteilung Mieterschutz und Quartiersentwicklung, würdigt die großen Investitionen in die soziale Infrastruktur

Auf den Umfang der Gesamtförderung im Gebiet Frankfurter Allee Nord kommt anschließend Dr. Sandra Obermeyer, Abteilungsleiterin für Mieterschutz und Quartiersentwicklung, zu sprechen. Über 27 Mio. EUR seien bereits verbaut und jedes dieser Projekte helfe, die Infrastruktur der stark wachsenden Bevölkerungszahl anzupassen. Jede neue Kinder- und Jugendeinrichtung sei erfreulich und ein Beitrag zur Schaffung gleicher Lebensverhältnisse in dieser Stadt. Dies ist erklärtes Ziel der Städtebauförderung.

Dem kann Christina Reinicke, pädagogische Bereichsleiterin Kindergärten NordOst, nur beipflichten: Sie will insbesondere jene Kinder fördern, die es zuhause nicht einfach haben. Hier sollen Kinder lernen, eigene Entscheidungen zu treffen und sie zu vertreten sowie die Wünsche der anderen zu respektieren. Im Kern geht es also um Demokratiebildung.

Architektin Laura Fogarasi-Ludloff steht gestikulierend vor dem Grundriss-Plan des Kindergartens

Architektin Laura Fogarasi-Ludloff erklärt die Raumaufteilung und die Funktionsweise der beiden Schallschutzmauern

Dieses ambitionierte Ziel des respektvollen Miteinanders hält Architekt Prof. Jens Ludloff für bemerkenswert. Denn der Ort – in Sichtweite zu dem von Mies van der Rohe errichteten Revolutionsdenkmal (von den Nazis 1935 zerstört) – sei dafür ein guter Impuls. Ludloff lobte die Initiative des Bezirkes, diese schwierige Fläche mit einem Kindergarten zu bebauen. Schwierig, weil der Ort politisch geprägt sei, die Lärm-Emission vom benachbarten Bahngelände hoch, das Gelände abschüssig und das Grundstück zudem noch einen ungewöhnlichen (trapezförmigen) Grundriss hat.

Dass diese Herausforderungen möglicherweise erst recht zu kreativen Lösungen führten, erklärt nach dem Richtschmaus Architektin Laura Fogarasi-Ludloff. Sie zeigt bei einer Führung durchs Haus die Raumaufteilung, die besondere Anordnung der Sanitär-Anlagen für die Kinder inmitten der großen Flure und den Fahrstuhl-Schacht – auch der ganz aus Holz. Das Problem mit dem Lärm vom nahen Bahnbetriebswerk habe man versucht durch eine zweischenklige Schallschutzmauer zu lösen.

Bis zum Oktober soll das Gebäude samt Garten fertig gestellt sein. Zu einem späteren Zeitpunkt ist dann die Umgestaltung des Restgrundstücks zu einem Spielplatz geplant. Aber dies ist ein Projekt, über das wir an anderer Stelle berichten werden.