Naturschutz, Denkmalschutz und Erholung – die Zukunft des Friedhofs Gotlindestraße in Lichtenberg

Rundgang Friedhof Gotlindestraße Tag der Städtebauförderung 10. Mai 2025

Bezirksstadträtin Filiz Keküllüoğlu, Sabine Sternberg von STATTBAU, Nele Marie Reichel und Gerd Kleyhauer von der gruppe F

Als wäre es der Lange Tag der Stadtnatur – so intensiv begleitete ein Vogelkonzert den Rundgang über den ehemaligen Friedhof Gotlindestraße am Tag der Städtebauförderung. Filiz Keküllüoğlu kennt die kleine Oase im Lichtenberger Fördergebiet Frankfurter Alle Nord – sie war am 10. Mai nicht nur als Bezirksstadträtin für Grünflächen, Umwelt und Naturschutz gekommen, sondern auch als Anwohnerin. Deshalb folgte sie, genau wie rund 50 weitere Interessierte, gespannt den Informationen der Teams des Landschaftsarchitekturbüros gruppe F und der Gebietsbeauftragten STATTBAU GmbH zu dem geplanten Projekt. Denn der unter Denkmalschutz stehende Friedhof, dessen prominenteste Grabstelle die des ersten Lichtenberger Bürgermeisters Oskar Ziethen ist, soll von einer teils verwilderten und ruhigen Nische zu einem Erholungs- und Bildungsort werden und trotzdem seinen besonderen Charme behalten. Ein anspruchsvolles, aber lohnendes Vorhaben, das der Bezirk 2024 auf Grundlage verschiedener Gutachten mit einem Wettbewerbsverfahren startete.

Rundgang Friedhof Gotlindestraße Tag der Städtebauförderung 10. Mai 2025

Viele Menschen wollten wissen, was für ihre grüne Oase geplant ist

Ausgewählt wurde das Konzept der gruppe F, das Gerd Kleyhauer zu Beginn erläuterte. Ein Dreiklang von Stadtnatur, historischer und Umweltbildung und Erholung soll hier mit Mitteln aus dem Programm Nachhaltige Erneuerung verwirklicht werden. Zu viel soll nicht verändert werden: das Gelände bleibt durchgängig geöffnet, Hunde dürfen auch weiterhin an der Leine mitgenommen werden, große Teile der spontan gewachsenen Vegetation in den Randquartieren bleiben erhalten. Aber bereits hier muss der Mensch behutsam ordnend eingreifen, um invasiven Arten wie dem Spitzahorn nicht allein das Feld zu überlassen. Insgesamt soll die Artenvielfalt bei Bäumen und Büschen größer werden, vor allem klimaresiliente und insektenfreundliche Arten sind geplant. In die verwilderten Quartiere am Rand sollen außerdem „Zeitfenster“ geschnitten werden, damit sichtbar wird, dass auch diese Bereiche des Friedhofs bis in die 1970er Jahre genutzt wurden.

Rundgang Friedhof Gotlindestraße Tag der Städtebauförderung 10. Mai 2025

Die Gitter sind verschwunden - die Beete sollen friedhofstypisch neu bepflanzt werden

Neben dem urwüchsigen Teil soll jedoch auch der Alleecharakter des Friedhofs wieder deutlicher erkennbar werden. Hier ist geplant, Hecken zu lichten, einzelne Bäume zu pflanzen und das Wegenetz barrierearm, aber in der Struktur unverändert, neu anzulegen. Die kleinen „Vorgärten“ der historischen Gittergräber können mit Gräsern und typischen Friedhofsarten wieder gut zur Geltung kommen. Die Zweifel der Anwohner, ob die Pflege hierfür gewährleistet sei, beantworten die Verantwortlichen mit dem Hinweis auf die Ausbildungsstätte für den Garten- und Landschaftsbau direkt nebenan, mit der man eng zusammenarbeitet. Sie betreibt auch einen eigenen Schulgarten und eine kleine Gärtnerei, die im Rahmen des Projekts eine neue, direktere Zufahrt erhält.

Im Zentrum des Friedhofs steht – seit langem ungenutzt – eine Kapelle – eigentlich ideal für gelegentliche Veranstaltungen. Ein Gutachten zur Bausubstanz wurde mit den Projektmitteln bereits erarbeitet, die Gelder für die Sanierung fehlen jedoch. Rund um die Kapelle sind in jedem Fall Aufenthaltsbereiche geplant – Liegewiesen, Picknicktische und Bänke, ein Podest, Balancierelemente und vielleicht eine langsam schwingende Schaukel für den besinnlichen Ausblick auf den Friedhofspark. Weiterhin geplant sind Blühwiesen und ein Bereich mit Obsthecken zum Naschen.

Rundgang Friedhof Gotlindestraße Tag der Städtebauförderung 10. Mai 2025

Der FAN-Beirat für das Sanierungs- und Fördergebiet plant eine Vereinsgründung und sucht Interessierte

Die marode Begrenzung an der Straße wird erneuert und die dortigen Wandgräber werden restauriert. Geplant ist auch ein Info- und Leitsystem zu den interessantesten Grabstätten, zur Geschichte und zum Artenschutz. Die Teilnehmer des Rundgangs wünschen sich, dass die Frühblüher-Teppiche mit Krokussen und Primeln beim Bauen geschont werden. Auch gibt es den Wunsch nach einer regulären Bio-Toilette. Vielleicht kann der FAN-Beirat sich darum kümmern – drei Vertreter dieses Beteiligungsgremiums für das Sanierungs- und Fördergebiet waren dabei und hatten eine Umfrage mitgebracht, denn wenn die Förderung im Gebiet Frankfurter Allee Nord in absehbarer Zeit ausläuft, bleibt immer noch genug zu tun. Deshalb soll ein Verein gegründet werden. Wer Interesse hat, kann sich jederzeit beim FAN-Beirat melden.

Die behutsame Aufwertung des Friedhofs wird also eines der letzten Projekte der Nachhaltigen Erneuerung im Gebiet sein. Die Planung wird in diesem Jahr abgeschlossen. 2026 soll mit dem Bau begonnen werden. Schrittweise wird die kleine Oase dann für alle besser erfahrbar und bleibt doch ein Rückzugsort für Mensch und Natur.

Impressionen vom Rundgang

  • Rundgang Friedhof Gotlindestraße Tag der Städtebauförderung 10. Mai 2025

    In den Friedhofs-Quartieren am Rand darf sich die Natur mit wenig Eingriffen weiter ausbreiten

  • Rundgang Friedhof Gotlindestraße Tag der Städtebauförderung 10. Mai 2025

    Die Friedhofsmauer und die historischen Wandgräber werden saniert

  • Rundgang Friedhof Gotlindestraße Tag der Städtebauförderung 10. Mai 2025

    Platz für Liegewiesen und Erholung

  • Rundgang Friedhof Gotlindestraße Tag der Städtebauförderung 10. Mai 2025

    Alle Grabplatten bleiben erhalten