Prävention zum Thema Zwangsheirat und Frühehe an Berliner Schulen

Polizeimeldung vom 01.07.2022

bezirksübergreifend

Nr. 1324
In der vergangenen Woche führte die Polizei Berlin an mehreren Berliner Schulen Präventionsveranstaltungen zum Thema Zwangsheirat und Frühehe durch. Im Rahmen der sogenannten „Weißen Woche“ sensibilisierten die erfahrenen Einsatzkräfte die Schülerinnen und Schüler zu den genannten Themenschwerpunkten, klärten sie zu ihren Rechten auf und besprachen konkrete Handlungsoptionen mit ihnen.

Die Verschleppung und die Nötigung zur Zwangsheirat ist in Deutschland unter Strafe gestellt. Mit dem Mord an einer jungen Frau, die sich zuvor aus einer erzwungenen Ehe befreit hatte, ist das Thema im Frühjahr 2005 in den Fokus einer breiten Öffentlichkeit gerückt. Dieses Beispiel sowie Schätzungen, wonach etwa 60 Prozent der Mädchen und Jungen kurdischer Abstammung sowie rund 10 Prozent der Mädchen und Jungen mit arabischer Abstimmung im Alter zwischen 13 und 21 Jahren von Zwangsheirat bedroht sind, verdeutlichen, wie wichtig die Aufklärung, Beratung und Unterstützung in diesem Bereich sind.

Zwangsheirat und Frühehe nehmen den Betroffenen die Möglichkeit, ein selbstbestimmtes Leben zu führen und gehen häufig mit psychischer oder gar körperlicher Gewalt einher. Die Polizeidienstkräfte der Landespolizeidirektion erarbeiteten gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern die Merkmale eines gewaltfreien Lebens auch mit der Zielrichtung im Rahmen dieses Austauschs das Selbstbewusstsein der jungen Menschen zur freien Willensbildung zu stärken. Darüber hinaus erläuterten die Polizistinnen und Polizisten den Schülerinnen und Schülern ihre Rechte und betonten, dass ihnen diese auch bei Minderjährigkeit zustehen. Ein weiterer wesentlicher Schwerpunkt der polizeilichen Präventionsveranstaltung bildete die Vorstellung von Anlaufstellen und Hilfeeinrichtungen, die auch anonym zu erreichen sind.
Die Polizei Berlin greift hier auf ihre jahrzehntelange Erfahrung im Bereich der Häuslichen Gewalt und den engen und vertrauensvollen Austausch mit Vereinen und NGOs zurück, die sich unter anderem für ein gleichberechtigtes, selbstbestimmtes und freies Leben insbesondere von Frauen und Mädchen einsetzen und sich zum Ziel gemacht haben, die Themen geschlechtsbedingte Gewalt und Diskriminierung in die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit zu tragen.

Die Veranstaltungstermine wurden ganz bewusst kurz vor die beginnenden Sommerferien gelegt. Hier besteht erfahrungsgemäß die höchste Wahrscheinlichkeit, dass Zwangsheiraten vorbereitet und innerhalb der Ferienzeit durchgeführt werden. Erreicht wurden insgesamt rund 1000 Schülerinnen und Schüler ab einem Alter von 15 Jahren.