Schneeball-/Pyramidensysteme

Pyramidensystem

Reichtum oder Schwindel?

Illegale Schneeballsysteme sind keine neue Erscheinung. Sie gewinnen aber immer wieder an Aktualität, versprechen sie doch einen großen Gewinn bei minimalem Aufwand. Mit viel Fantasie und Geschick wird mit stetig neuen Modellen der schnelle Verdienst versprochen. Am Ende verdienen jedoch nur die Erfinder und Initiatoren solcher Systeme. Zurück bleiben beim Teilnehmer nicht nur die Erkenntnis, dass das große Geld doch nicht auf der Straße liegt sondern meist auch der Verlust eigenen Geldes.

Was aber sind eigentlich illegale Schneeball- oder Pyramidensysteme?

Illegale Schneeball- oder Pyramidensysteme sind Geschäftsmodelle, welche im Wesentlichen durch den Bedarf einer ständig wachsenden Anzahl an Teilnehmern für ihr Funktionieren gekennzeichnet sind. Teilnehmer werden regelmäßig mit großen Verdienstmöglichkeiten angelockt, z.B. durch den Vertrieb eines häufig stark überteuerten und nutzlosen Produktes (Waren, Seminare/Schulungen, Lizenzen etc.), welches zunächst erworben bzw. bezahlt werden muss. Häufig ist der Einstieg in das System zusätzlich mit der Zahlung einer „Gebühr“ oder Provision verbunden. Durch ein ständiges Anwerben neuer Teilnehmer, die wiederum weitere Teilnehmer anwerben sollen, entsteht eine Struktur, die Namensgeber für das System ist. Verdienstmöglichkeiten entstehen beinahe ausschließlich durch die Neuwerbung von Teilnehmern. Man spricht hier von einer progressiven Kundenwerbung. Das eigentliche Produkt tritt regelmäßig in den Hintergrund. Wichtig ist das immer neue Einbringen von Geld in das Geschäftsmodell, welches nach festgelegten Strukturen in Richtung der Spitze des Systems weitergeleitet wird. Schnell verdeutlicht sich, dass nur der „Kopf“ der Pyramide tatsächlich an dem Modell verdient.

Bei genauer Betrachtung muss auch auffallen, dass es einer immer größeren Anzahl an Teilnehmern bedarf, um das System am Leben zu halten. Dadurch geraten Schneeballsysteme schnell an ihre Grenzen. Sie sind kurzlebig und lassen Träume vom großen Verdienst platzen.

Folgendes Beispiel verdeutlicht dies:

Man nehme ein Schachbrett und lege auf das erste Feld ein Reiskorn. Bei jedem weiteren Feld ist die Anzahl der Reiskörner zu verdoppeln. Schon auf dem 10. Feld sind 1.024 Körner erforderlich. Auf dem 15. Feld sind es bereits 32.768. Schnell wird deutlich, dass die Menge der benötigten Körner erheblich groß wird. Das Feld 22 enthielte eine Anzahl an Körnern, die die Einwohnerzahl der Stadt Berlin überschreitet.

Nicht alle strukturell aufgebauten Systeme sind unseriös:

Seriöse Betriebe wenden sich weitestgehend an professionelle Handelsvertreter. Legale Strukturvertriebe, wie das Multi-Level-Marketing oder Network Marketing, vertreiben ihr Produkt / ihre Leistung hauptsächlich an Verbraucher, die nicht gleichzeitig Teil des Vertriebssystems werden müssen. Das Produkt steht hier im Vordergrund.

Schwierigkeiten bereitet häufig die Abgrenzung von illegalen Schneeballsystemen zu legalen Strukturvertrieben. Der Übergang ist fließend und nicht alleine von der Ausgestaltung, sondern auch von dessen tatsächlicher Umsetzung abhängig. Betreiber illegaler Systeme meiden bewusst die Bezeichnung „Schneeball-“ oder „Pyramidensystem“ und benutzen stattdessen Begriffe wie „Multi-Level-Marketing“, um sich so einen seriösen Anstrich zu verschaffen.

Produkte illegaler Schneeballsysteme sind oftmals:

  • Konkurrenzlose, häufig innovative Produkte
  • Seminare (u.a. Motivations- und Persönlichkeitsentwicklungsseminare)
  • Rabattversprechen für zukünftige Einkäufe

Wie erfolgt der Einstieg in ein Schneeballsystem?

Beliebt sind Präsentationsveranstaltungen, die immer wieder ein ähnliches Schema aufweisen:

  • Menschliche Bedürfnisse und das Interesse an finanziellen Gewinnen werden geschickt durch geschulte Moderatoren genutzt.
  • Hohe Verdienstmöglichkeiten werden hervorgehoben und dargestellt, z.B. mittels Schaubildern.
  • Es werden nur positive Dinge erzählt.
  • Für die Produkte werden unbegrenzte Absatzmöglichkeiten versprochen.
  • Kritische Zwischenfragen werden unterbunden.
  • Eine euphorische Stimmung wird erzeugt.
  • Zahlungen, die der Interessent zu leisten hat, werden an das Ende der Veranstaltung gesetzt.

Kontakte werden geknüpft über persönliche Einladungen, z.B. durch Personen aus dem eigenen Umfeld, Zeitungsinserate, Wurfzettel in Briefkästen und an Pkw, Internetforen etc.

Vorsicht ist der beste Ratgeber!

Der Betreiber eines illegalen Schneeballsystems hat ein großes Interesse, Sie als Teilnehmer zu gewinnen. Er wird geschickt und psychologisch vorgehen. Lassen Sie sich von „blumigen“ Versprechen nicht beeindrucken. Nehmen Sie sich die Zeit, Angebote und Produkte zu prüfen und lassen Sie sich nicht unter Druck setzen. Fragen Sie nach, wenn Sie unsicher sind. Ein seriöser Anbieter wird Ihnen diese Zeit gewähren, Sie nicht drängen Verträge sofort zu unterschreiben und er wird Ihnen Fragen beantworten.

Überdenken Sie für sich:

  • Bin ich wirklich an dem Produkt interessiert?
  • Ist das Produkt wirklich seinen Preis wert oder bekomme ich es woanders günstiger?
  • Wird seitens des Anbieters versucht, mich zu beeinflussen?
  • Geht es primär um das Werben weiterer Teilnehmer?
  • Werde ich zur schnellen Unterschrift gedrängt?

Versprechungen nach schnellem Reichtum sollte kein Glauben geschenkt werden.

Viele Teilnehmer an illegalen Schneeballsystemen verfügen zu Beginn nicht über den Einstiegsbetrag und werden zur Aufnahme von Krediten überredet. Bedenken Sie, dass dies Schulden sind, für die Sie selbst aufkommen müssen.

Schneeballsysteme sind sozialschädlich, da Teilnehmer oftmals zuerst im privaten Umfeld neue Teilnehmer werben und zwischenmenschliche Beziehungen ausnutzen. Stellen Sie sich vor, welche Meinung ihre Familienmitglieder, Freunde und Bekannte von Ihnen haben, wenn sie durch Ihre Werbung viel Geld verlieren.

In Deutschland sind illegale Schneeballsysteme vom § 16 Abs. 2 Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb (UWG) erfasst. Schon der „Versuch“, ein Schneeballsystem ins Leben zu rufen, erfüllt den Tatbestand.

§ 16 Abs. 2 UWG:
Wer es im geschäftlichen Verkehr unternimmt, Verbraucher zur Abnahme von Waren, Dienstleistungen oder Rechten durch das Versprechen zu veranlassen, sie würden entweder vom Veranstalter selbst oder von einem Dritten besondere Vorteile erlangen, wenn sie andere zum Abschluss gleichartiger Geschäfte veranlassen, die ihrerseits nach der Art dieser Werbung derartige Vorteile für eine entsprechende Werbung weiterer Abnehmer erlangen sollen, wird mit Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.

Sind Sie Opfer eines Schneeballsystems?

Sollten Sie Opfer eines illegalen Schneeballsystems geworden sein oder können Sie sachdienliche Hinweise hierzu mitteilen, so haben Sie die Möglichkeit, sich an nachfolgende Adressen zu wenden:

  • jede Polizeidienststelle
  • an die Internetwache der Berliner Polizei
  • für das Land Berlin an das Fachgebiet im Landeskriminalamt (LKA 332, Gothaer Str. 19, 10823 Berlin, E-Mail)

Informationen zu Betreibern illegaler Schneeballsysteme erhalten Sie auch bei den Verbraucherzentralen der Bundesländer.

  • Info-Blatt Schneeball- und Pyramidensysteme

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