Arbeit mit drei Sprachgruppen

Sitzverteilung Landtag Südtirol

Meine erste Woche hier in Bozen geht zu Ende. Sie war bisher sehr aufregend und erlebnisreich. Ich habe mich in den ersten Tagen meines Aufenthaltes bei der Generaldirektion des Landes Südtirol erst mal ein wenig mit dem Aufbau der Landesregierung der Autonomen Provinz Bozen Südtirol und der Südtiroler Landsverwaltung befasst um mir einen Überblick zu verschaffen, wer wofür zuständig ist.

In Bozen ist Sitz der Landesregierung der Autonomen Provinz Bozen. Die Landesregierung ist die Exekutive der Autonomen Provinz Bozen, also des Landes Südtirol. Sie besteht aus dem Landeshauptmann – Arno Kompatscher von der Südtiroler Volkspartei (SVP). und (derzeit) sieben Landesräten:
• Landshauptmannstellvertreter für italienische Schulen, Berufsbildung und Kultur, Wohnen, Hochbau, Grundbuch, Kataster, Genossenschaftswesen und Vermögen
• Landeshauptmannstellvertreter, Landrat für Raumentwicklung, Umwelt und Energie
• Landesrat für Deutsche Bildung und Kultur und für Integration • Landesrätin für Familie und Verwaltung
• Landesrat für Ladinische Bildung und Kultur, Denkmalpflege, Museen, Verkehrsnetz und Mobilität • Landesrat für Landwirtschaft, Fortwirtschaft, Bevölkerungsschutz und Gemeinden
• Landrätin für Gesundheit, Sport, Soziales und Arbeit mit insgesamt 13 Ressorts.

Am 21.10.2018 fanden die Wahlen zum Südtiroler Landtag statt, bei der die SVP Verluste hinnehmen musste und ihre absolute Mehrheit verloren hat. Die SVP muss deshalb in Koalitionsverhandlungen zur Neubildung der Südtiroler Regierung treten. Diese laufen derzeit.

Da es in Südtirol drei Sprachgruppen gibt (deutsch, italienisch, ladinisch) gibt es auch für die jeweiligen Sprachgruppen eigene Ressorts und Abteilungen. Alle Veröffentlichungen, Internetauftritte usw. der Landesregierung und der einzelnen Ämter sind jeweils sind deutsch und italienisch (bzw. ladinisch) verfasst

Da ich mich während meiner Hospitation mit dem Thema: „Wie wachsen Kinder und Jugendliche mit Behinderung in Südtirol auf, wie erfolgt ihre Beschulung, welche Möglichkeiten der Freizeitgestaltung gibt es, welche Leistungsansprüche werden durch das Land Südtirol gewährt, welche gesetzlichen Grundlagen gibt es hierfür?“ beschäftigen werde, war es auch notwendig, sich mit den Strukturen der Südtiroler Landesverwaltung vertraut zu machen.

Meine Tutorin, Frau Laimer hatte für mich für den Mittwoch einen Termin beim Deutschen Schulamt mit dem Leiter der Kompetenzstelle für Integration und Inklusion, Herrn Lemayr organisiert. (Neben dem Deutschen gibt es noch ein Italienisches und Ladinisches Schulamt.) In diesem Gespräch habe ich viele Informationen zum Thema Inklusion im Bildungssystem in Südtirol erfahren. U.a.: In Südtirol gibt es eine generelle Bildungspflicht für alle bis zum 18. Lebensjahr. Seit 1977 besuchen nahezu 100 Prozent der Schülerinnen und Schüler mit Beeinträchtigung den allgemeinen Kindergarten, die allgemeine Schule. Es gibt seither weder Sonderschulen noch Sonderklassen Alle Kindergärten und Schulen in Südtirol müssen inklusiv sein und sind verpflichtet, Kinder aus dem Einzugsbereich aufzunehmen. Dadurch haben die Eltern nicht das Problem, nach einer geeigneten Schule, Kindergarten suchen zu müssen. Gesprächsinhalt war natürlich auch, wie Schülerinnen und Schüler mit Beeinträchtigungen gefördert werden, wie dies personell umgesetzt wird, wie die Übergänge z.B. von Mittelstufe zur Oberstufe begleitet werden, welche Unterstützungsleistungen die Schulen erhalten können ….

Gestern konnte ich mich mit der Vorstandsvorsitzenden des Arbeitskreises Eltern Behinderter (AEB) Frau Stampfl treffen. Der AEB ist ein Betroffenen- und Selbsthilfeverband, dessen Hauptziel die Interessenvertretung, politische Arbeit und Beratung und Unterstützung von Eltern und Angehörigen von Menschen mit Behinderung in allen Lebensbereichen ist. Dieser Verein gehört zum Dachverband für Soziales und Gesundheit und ist einer der größten in Südtirol. De Verband bietet in den verschiedenen Landesregionen Südtirols Beratung und Begleitung, Selbsthilfegruppen, Arbeitsgruppen (z.B. Arbeitsgruppe Schule, Arbeitsgruppe Unterstützte Kommunikation), Freizeitangebote, Sommercamps aber auch inklusive Familienerholungswochen an. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Verbandes arbeiten ehrenamtlich, finanzieren sich durch einen Mitgliedsbeitrag (25,00 €im Jahr) sowie durch Zuschüsse des Landes für Projekte, und durch Spenden. Heute steht neben der Aufarbeitung der beiden Treffen noch der Besuch einer Hilfsmittelausstellung beim Blindenzentrum St. Raphael an. Und nächste Woche stehen weitere interessante Gespräche, z.B. im Amt für Jugendarbeit, beim Amt für Menschen mit Behinderung und der Besuch der Mittelschule in Eppan an, die einen Projekttag zum Thema inklusive Beschulung durchführt. Am Wochenende weder ich mir die Zeit nehmen, um den wohl bekanntesten Südtiroler, Ötzi, zu besuchen.

Viele Grüße aus Bozen
Anja Degel