Von Schulessen bis Solarmodul: Faire Beschaffung in Friedrichshain-Kreuzberg

Helena Jansen lächelnd vor einer grün bewachsenen Wand mit SDG-8 Logo

Seit der Verabschiedung der Agenda 2030 durch die Vereinten Nationen im Jahr 2015 stellen die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs) den globalen Rahmen für eine zukunftsorientierte Politik dar. Auch Deutschland hat sich verpflichtet, diese Ziele umzusetzen – nicht nur auf Bundesebene, sondern auch in den Behörden der Länder und Kommunen. Nachhaltigkeit ist somit längst keine abstrakte Idee mehr, sondern ein konkreter Handlungsauftrag für die öffentliche Verwaltung. Im Bezirksticker zeigen wir inspirierende Projekte aus Friedrichshain-Kreuzberg, die ganz konkret zu den 17 Zielen beitragen.
Im Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg sind zwei Koordinatorinnen für kommunale Entwicklungspolitik beschäftigt, die in der Organisationseinheit Klima und Internationales angesiedelt sind.

Helena Jansen (38) ist seit 2017 im Bezirksamt tätig und betreut schwerpunktmäßig das Thema der sozial verantwortlichen Beschaffung. Sie entwickelt gemeinsam mit Zivilgesellschaft, internationalen Partnern und Jurist*innen Ausschreibungsklauseln, um Menschenrechtsverletzungen in Lieferketten zu verhindern. So wurde etwa sichergestellt, dass der Mehringplatz mit kinderarbeitsfreien Steinen gepflastert wurde und fair gehandelter Reis im Schulmittagessen verwendet wird. Darüber hinaus informiert sie die Öffentlichkeit und Mitarbeitende zu nachhaltigem Konsum und Produktion, leitet Projekte, führt Kontrollen durch, und baut Netzwerke auf. Nach ihrem Studium der Politikwissenschaften und Spanisch an der Universität Erlangen arbeitete Helena für den Verein zur Förderung der Städtepartnerschaft Kreuzberg – San Rafael (Nicaragua). Schon immer von einem starken Gerechtigkeitssinn geprägt, führte sie mit 13 Jahren bereits Gespräche mit ihrer Mutter über die Wichtigkeit nachhaltiger Lebensmittel. Heute geht es nicht mehr nur um das Bio-Huhn zu Hause, sondern um ein weit gefächertes Aufgabenfeld. Von der geführten Fahrrad-Tour über fairen Kaffee für Bezirksamtssitzungen und die faire Hauptstadtschokolade bis hin zu Informationstagen für neue Nachwuchskräfte im Amt – vieles fällt in ihren Verantwortungsbereich.

Die Umsetzung von Projekten erfordert oft jahrelange Vorarbeit. Die Planung, Antragsstellung, Berichterstattung, Koordination auf verschiedenen Ebenen und die anschließende Kontrolle nehmen viel Zeit in Anspruch. „Um Strategien zur fairen Beschaffung zu entwickeln, muss man Expertin für das einzukaufende Produkt werden“, erklärt Helena Jansen. Bei manchen Produkten, wie etwa bei der Beschaffung von Bananen und Reis für das Schulessen, kann sie auf Zertifikate vertrauen – und kontrolliert deren Einhaltung.

Bei anderen Themen, wie der aktuellen Herausforderung im Bereich Photovoltaik, ist die Lage deutlich komplexer. Die Beschaffung von PV-Modulen ohne jegliche Form von Ausbeutung – sei es in den Uiguren-Lagern in China oder anderswo – sei derzeit zwar theoretisch möglich – jedoch sind glaubhafte Nachweise aufgrund politischer Regularien in diesen Regionen kaum zu erbringen. Deshalb verfolgt sie den Ansatz, gemeinsam mit anderen europäischen Einkäufern einheitliche Anforderungen zu entwickeln, um den um Module aus europäischen Lieferketten zu beziehen. Im Rahmen des EU-Projekts „Big Buyers“ war sie deshalb vor Kurzem in Helsinki. Helena Jansen schätzt genau diese Art der Arbeit: das Aufbauen von Netzwerken und das Finden kreativer Lösungen für komplexe Fragestellungen. Sie ist überzeugt, dass sie mit ihrer Arbeit nicht nur neue Impulse in die Verwaltung und das Bezirksamt einbringen, sondern auch die Gesellschaft als Ganzes positiv verändern kann.

Für das Nachhaltigkeitsziel 7 – Bezahlbare und saubere Energie – haben wir im Bezirksticker den Leiter der Organisationseinheit Klima und Internationales Fabian Reitemeyer vorgestellt.