Freiwilliges Engagement in Nachbarschaften – FEIN - „Wir sind mehr als dankbar für diese Förderung!“

Vereinsvorsitzende Marie Hoepfner ist Mitgründerin und treibende Kraft von mog61 e.V.

Vereinsvorsitzende Marie Hoepfner ist Mitgründerin und treibende Kraft von mog61 e.V.

FEIN steht für ein Freiwilliges Engagement In Nachbarschaften. Ein gutes Beispiel für dieses Engagement ist der gemeinnützige Verein „mog61 Miteinander ohne Grenzen e.V. (kurz: mog61 e.V.)“, der sich bereits seit mehr als zehn Jahren mit großer Leidenschaft und kreativen Ansätzen für soziale Integration, Inklusion und die Förderung des Miteinanders engagiert. Im Gneisenau-Kiez organisiert mog61 e.V. regelmäßig Projekte und Veranstaltungen, die generationsübergreifend wirken und Menschen in unterschiedlichen Lebenslagen zusammenbringen.

Mitgründerin und treibende Kraft von mog61 e.V. ist die Vorsitzende Marie Hoepfner, die gemeinsam mit ihrem engagierten Team aus Vereinsmitgliedern und Nachbar*innen ihr Glück kaum fassen konnte, als der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg mitteilte, dass sie 2024 mit 35.000 Euro aus FEIN-Mitteln der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen gefördert werden: „Endlich können wir dank dieses Geldes so arbeiten, wie wir es uns immer gewünscht haben. Wir können neue Projekte in Angriff nehmen. Toll, das ist ein Riesenschritt nach vorn für unseren Verein“, freute sich Marie Hoepfner. „Mit dieser Förderung hat der Verein die Möglichkeit, seine Aktivitäten weiter auszubauen, innovative Ideen umzusetzen und bestehende Projekte nachhaltig zu stärken.

Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen stellt den Bezirken seit 2001 Sachmittel für die Unterstützung gesellschaftlicher Initiativen engagierter Bürger*innen zur Verfügung, die nicht gewinnorientierend arbeiten. Initiativen wie der Verein „mog61 Miteinander ohne Grenzen e.V.“, die der Aktivierung und Vernetzung von bürgerlichem Engagement dienen, können diese Förderung beantragen.

So hat sich zum Beispiel das Straßenfest des mog61 e.V. seit 2013 als feste Institution im Kiez etabliert und findet jedes Jahr am ersten Septemberwochenende in der Mittenwalder Straße statt.

"Unser Straßenfest ist anders als die meisten!"

„In Berlin gibt es viele Feste im Jahr, aber unser Straßenfest ist anders als die meisten: Es ist international, interkulturell und überparteilich, aber ausdrücklich nicht kommerziell. Alle kulturellen Aktivitäten und Darbietungen sind kostenlos. Um möglichst vielen Menschen die Teilnahme zu ermöglichen, bieten wir Speisen und Getränke zu günstigen Preisen an. Deshalb halten wir auch die Standgebühren niedrig. Unser Ziel ist es, dass alle Menschen aus der Nachbarschaft und darüber hinaus teilnehmen können, deshalb ist das Fest barrierefrei und inklusiv. Es ist ein Fest ohne Grenzen, ganz im Sinne unseres Vereinsnamens. Mit diesem Fest haben wir eine Plattform für einen solidarischen Austausch geschaffen, der Menschen unterschiedlichster Herkunft zusammenbringt“, so Marie Hoepfner.

Neben dem Straßenfest hat der Verein regelmäßig bei der Fête de la Musique eine eigene Bühne für Vielfalt und Inklusion. Unter dem Stichwort Ver.mi.sch.t! wollte mog61 e.V. im Jahr 2014 Locations unter die Arme greifen, die Live-Musik anbieten. Der Verein organisierte selbst die Konzerte und übernahm die Werbung. Darüber hinaus wurde mog61 e.V. im Jahr 2013 bekannt mit der Idee, graue Verteilerkästen am Straßenrand bunt bemalen zu lassen. Schüler*innen der Reinhardswald-Grundschule, der Schülerladen Känguru und die 12. Klasse des Leibniz-Gymnasiums verschönerten unter Anleitung der Künstler Andorra und Rick Ellis mehr als 30 Verteilerkästen.

Mehrfache Preise und Auszeichnungen für mog61 e.V.

mog61 e.V. organisiert alle Veranstaltungen und Projekte ehrenamtlich. „Das können wir gut“, wirft die Vorsitzende des Vereins ein. So gut sogar, dass der Verein mehrfach in der Vergangenheit Preise und Auszeichnungen bekam: 2017 die Bezirksmedaille Friedrichshain-Kreuzberg, 2018 den ersten Preis des „Netzwerks Nachbarschaft“ in der Kategorie „Bildschöne Nachbarschaft“. Es folgten weitere Auszeichnungen. Zum Beispiel 2023 der Hauptstadtpreis für Integration und Toleranz. Hier wurde der mog61 e.V. mit dem Sonderpreis für sein Projekt „Hand in Hand“ ausgezeichnet, mit dem er Menschen, die aufgrund des russischen Angriffskrieges aus der Ukraine nach Berlin fliehen mussten, nach Kräften unterstützt.

Im Jahr 2024 wurde mog61 e.V. mit dem Sonderpreis des „Take Off Awards“ ausgezeichnet, insbesondere für das Projekt „UkraMobil“. „Für das Projekt haben wir gebrauchte Fahrräder für Groß und Klein gesammelt, repariert und wieder einsatzfähig gemacht“, erklärt die Vorsitzende des Vereins. „Diese Räder stellen wir Geflüchteten aus der Ukraine, und wichtig, auch aus anderen Ländern kostenfrei zur Verfügung, damit sie ihre neue Umgebung erkunden können.“ Seit 2022 hat der Verein knapp mehrere Hunderte gebrauchte Fahrräder an Geflüchtete verschenkt.
Marie Hoepfner:„Wir setzen uns ein für Inklusion, Integration und Chancengleichheit für alle – dafür steht mog61. Wir arbeiten in jeder Hinsicht grenzenlos und sind da, wenn Menschen unsere Unterstützung brauchen.“

Fest der Inklusion

So organisierte mog61 e.V. von 2014 bis 2020 jährlich zwei große Inklusionsveranstaltungen: ein Fest der Inklusion und einen Tag der Inklusion im ehemaligen „House of Life“, einer Pflegeeinrichtung für junge pflegebedürftige Menschen im Alter von 20 bis 55 Jahren. „Wie auch die Gründer*innen der Pflegeeinrichtung fanden wir die Vorstellung unerträglich, dass junge Menschen in Altenheime abgeschoben werden. Deshalb haben wir die Welt von draußen nach drinnen gebracht – zu denen, die nicht mehr aufstehen und rausgehen können“, erklärt die mog61 e.V. Vorsitzende.

Seitdem hat sich das Thema Inklusion, wie es in der UN-Behindertenrechtskonvention verankert ist, als zentraler Schwerpunkt der Vereinsarbeit etabliert. Aber gleichzeitig gewinnt das Thema Nachhaltigkeit, insbesondere im Hinblick auf Klima- und Umweltschutz, immer mehr an Bedeutung.

mog61 e.V. bringt immer wieder Menschen zusammen, die sich im Alltag vielleicht nie begegnen würden – selbst, wenn sie im gleichen Kiez leben. „Mit unseren Veranstaltungen wollen wir Barrieren und Berührungsängste abbauen und stattdessen Verständnis und gegenseitiges Interesse fördern.“

Ein Beispiel dafür ist das jährliche Winterprojekt „EinTopf für alle“, das im Winterhalbjahr jeden Freitag um 18 Uhr am Südstern in Berlin-Kreuzberg stattfindet. Hier werden in gemütlicher Atmosphäre an einer Feuerstelle, umgeben von Bänken und Stühlen, kostenlose warme Mahlzeiten und Winterkleidung an obdachlose und bedürftige Menschen verteilt. Das Angebot richtet sich jedoch nicht ausschließlich an von Armut betroffene Menschen, sondern bewusst auch an die gesamte Nachbarschaft. Marie Hoepfner: „Ziel ist es, Begegnung und Austausch zu fördern, denn Solidarität entsteht dort, wo Menschen miteinander ins Gespräch kommen. Gleichzeitig schafft das Projekt Raum für gegenseitige Unterstützung, Hilfe zur Selbsthilfe und den Austausch von Erfahrungen und Ratschlägen. So verbindet „EinTopf für alle“ Menschen und fördert ein Miteinander, das von Respekt und Mitgefühl geprägt ist“.

Alles, was wir hier anbieten, ist kostenlos

Der Verein ist mit rund 50 Mitgliedern, von denen etwa ein Dutzend aktiv sind, nicht besonders groß. Aber: „Wenn wir etwas machen, etwas ankündigen, dann sind alle da und helfen mit. Darauf können wir uns verlassen. Um mithelfen zu können, muss man nicht Mitglied sein. Auch interessierte Nachbar*innen aus dem Kiez können sich engagieren und tun es in der Regel auch.“

Dafür legt sich Marie Hoepfner ins Zeug und nutzt alle möglichen Kanäle, um für neue Projekte, Feste und Aktionen zu werben. Seit 2024 tut sie das auch im Schaufenster des neuen Vereinslokals in der Mittenwalder Straße, das der Verein ganz passend „Kiez-Laden“ nennt. Dieser Ort dient nicht nur als Anlaufstelle für die Nachbarschaft, sondern auch als lebendiger Treffpunkt, an dem Ideen ausgetauscht und neue Initiativen gestartet werden. Hier wird das Engagement des Vereins sichtbar und für alle zugänglich gemacht.

Marie Hoepfner ist begeistert: „Unser Verein ist arm wie eine Kirchenmaus und bekommt keine strukturelle Förderung. Wir haben uns die ganzen Jahre mit Spenden, projektbezogenen Zuschüssen, gewonnenen Preisen und vor allem ehrenamtlichem Engagement durchgeschlagen und viel erreicht. Doch dank der Förderung durch FEIN-Mittel konnten wir endlich eigene Räume mieten – ein Riesenschritt für uns. Das eröffnet uns neue Möglichkeiten, noch mehr für die Nachbarschaft zu tun und unsere Projekte weiter auszubauen.“ Das ist ein wahrer Meilenstein in der Vereinsgeschichte von mog61 e.V., denn jetzt haben Nachbar*innen und Vereinsmitglieder endlich einen festen Ort, der noch mehr Möglichkeiten bietet, damit sich die Menschen begegnen können.

„Hier können wir jetzt alles machen und anbieten, wofür wir vorher keinen Platz hatten. Einmal im Monat werden hier Taschen genäht, es gibt verschiedene Lesungen und Treffen, um die Kultur des Miteinanders und des Wissensaustauschs zu fördern. Wir haben wöchentlich einen großen Jour fixe, zu dem alle Interessierten eingeladen sind. Wir machen das, was die Nachbar*innen wollen, wir gehen auf ihre Bedürfnisse ein. Und das Beste: Alles, was wir hier anbieten, ist kostenlos.“

Ein besonderes Beispiel für das Engagement des Vereins ist die „Stofftier-Praxis“. Abgelegte Stofftiere können bei mog61 abgegeben werden, wo sie desinfiziert, wiederhergerichtet und repariert werden. Dann stehen sie anderen Kindern zur Verfügung, deren Eltern kein Geld haben, um Stofftiere zu kaufen.

„Wir nutzen die neuen Chancen. So bieten wir warme Kleidung und Decken für Bedürftige an. Wir haben Geschirr für ca. 200 Personen, das wir kostenlos an unsere Nachbarn verleihen. Zusätzlich nutzen wir das Geschirr bei unserer Fete de la Musique und unserem Straßenfest gegen Pfand und bei „EinTopf für alle“, aber dann ohne Pfand. So kommen wir unserer Zero-Waste-Kultur näher.

Rückblickend ist Marie Hoepfner sehr glücklich mit ihrer Arbeit für die Nachbarschaft und darüber hinaus: „Ich habe mich immer privilegiert gefühlt und gebe gerne weiter, was ich selbst erhalten habe. Alles, was ich davon weitergebe, bekomme ich doppelt zurück, habe ich das Gefühl.“