„Vergiss mich nicht“ – 10 Jahre soziale Teilhabe und Unterstützung für Kinder aus suchtbelasteten Familien

Logo

Eine Abhängigkeitserkrankung kann jeden treffen. Doch noch immer ist das Thema Sucht gesellschaftlich mit vielen Tabus und Stigmata verbunden. Sucht ist eine Krankheit, und als solche behandelbar. Leider erhalten die Kinder betroffener Menschen oftmals zu wenig Beachtung und Unterstützung.
In Berlin hat sich ein innovatives und nachhaltiges Projekt des Diakonischen Werk Berlin Stadtmitte e.V. vor über zehn Jahren auf den Weg gemacht, suchterkrankte Eltern und ihre Kinder zu unterstützen und dabei die Kinder in den Mittelpunkt zu stellen.

Anlässlich des 10jährigen Bestehens von Vergiss mich nicht, dem Patenschaftsprojekt für Kinder aus suchtbelasteten Familien, wurden am 19. Januar 2023 im Familienzentrum in der Adalbertstraße langjährige Pat*innen für ihr ehrenamtliches Engagement geehrt.

Über 10 Jahre Pate oder Patin sein: welche Erfahrungen sie gemacht haben, berichten zwei der später geehrten Pat*innen.

Nach der offiziellen Begrüßung der Anwesenden durch Ralf Nordhauß, Geschäftsführer des Diakonischen Werks Berlin Stadtmitte e.V., sprach die Landessuchtbeauftragte der Senatsverwaltung für Wissenschaft, Gesundheit, Pflege und Gleichstellung, Heide Mutter, in ihrem Redebeitrag über bundes- und berlinweiten Zahlen zu Kindern, die in suchtbelasteten Familien aufwachsen und vor allem auch zu den Folgen, denen sie häufig durch Stigmatisierung ausgesetzt sind.
Über drei Millionen Kinder und Jugendliche in Deutschland haben mindestens einen suchtkranken Elternteil. Damit geht oft einher, dass sie wenig Raum für eine kindgerechte Entwicklung haben.
Kindgerechte Aktivitäten mit einem stabilen Erwachsenen stärken das Selbstbewusstsein der Kinder und sie sammeln Kraft und Energie jenseits eines problematischen Familienalltags. Stabile Beziehungen stärken Kinder suchtkranker Eltern auch langfristig für ein suchmittelfreies Leben. Wenn die körperliche und seelische Entwicklung der Kinder und Jugendlichen gesund und positiv beeinflusst wird, erhöht sich auch die Chance auf ihre soziale Teilhabe.

Grußworte der Bezirksstadträtin Regine Sommer-Wetter

Bezirksstadträtin Regine Sommer-Wetter berichtete anschließend, dass es insgesamt ein vielfältiges und gutes Beratungsangebot und viele Anlaufstellen der Suchthilfe und der Jugendhilfe im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg gibt. Die engagierten Fachleute der Träger und Vereine und des Bezirksamtes leisten hier unglaublich wertvolle Arbeit. Als niedrigschwelliges Angebot für Kinder und Jugendliche an der Schnittstelle zwischen Kinderschutz und Suchtprävention wurde Vergiss mich nicht von Beginn an vom Bezirksamt unterstützt und gefördert. Die Notwendigkeit dafür ist weiterhin ungebrochen.
Wieviele Kinder es in suchtbelasteten Familien aktuell im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg gibt, ist leider schwer zu erfassen. Laut Statistik leben ca. 1/6 der Klient*innen der bezirklichen Alkohol- und Medikamentenberatungsstellen mit Kindern zusammen.

„Es bedarf eines fortwährenden Sichtbarmachens der Problematik und einer sensiblen, ansprechenden und klaren Kommunikation, um die Sprachlosigkeit für Betroffene zu beenden und eine Enttabuisierung der Problematik in der Gesellschaft auch für die suchtbelasteten Familien zu erreichen.“ sagte Regine Sommer-Wetter, Bezirksstadträtin für Jugend, Familie und Gesundheit in Friedrichshain-Kreuzberg, in ihrem Grußwort.

Projektleiterin Anna Bandt stellt die Ziele des Patenschaftsprojektes vor

Anna Bandt, Projektleiterin von Vergiss mich nicht, berichtete von der Entstehung und den Zielen des Projektes. Für die Beteiligten ist es besonders wichtig, der Stigmatisierung von Kindern aus suchtbelasteten Familien etwas entgegen zu setzen. Um den anwesenden Gästen einen konkreten Einblick zu geben, wie Patentandems im Alltag funktionieren, welche Herausforderungen und Errungenschaften es für beide Seiten gibt, wurde ein kurzer Dokumentarfilm vorgeführt, in dem die Arbeit des Projektes vorgestellt wurde. Im Anschluss haben einige aktive und ehemalige Ehrenamtliche über ihre Tandems und persönlichen Erfahrungen berichtet.
Die Förderung und Unterstützung für Kinder aus suchtbelasteten Familien aus unserer Gesellschaft in Form von Freiwilligenarbeit, Nachbarschaftshilfe oder Unterstützung durch Familienmitglieder ist nicht wegzudenken und verdient großen Respekt und Anerkennung. Die Ehrenamtlichen sichern die gesellschaftliche Teilhabe der Kinder und stärken durch ihr Engagement damit auch den gesellschaftlichen Zusammenhalt.
Stellvertretend für alle anderen im Projekt Engagierten ehrte die Landessuchtbeauftragte einige anwesende Pat*innen dafür persönlich.

Vergiss mich nicht – Pat*innen gesucht

Wenn Sie neugierig geworden sind und sich ehrenamtlich als Pate oder Patin für Kinder aus suchtbelasteten Familien engagieren wollen, oder Fragen haben, melden Sie sich gern bei der Projektleitung:
Anna Bandt
Tel. (030) 61 40 33 65
vergissmichnicht@diakonie-stadtmitte.de

Ansprechpartnerin im Bezirksamt
Romy Kistmacher
Planungs- und Koordinierungsstelle Gesundheit
Suchthilfekoordination, Suchtprävention
Tel.: 030-90298 3540
romy.kistmacher@ba-fk.berlin.de
suchthilfe@ba-fk.berlin.de