Letzter Einsatz

Verstorbener Polizeibeamter Uwe Lieschied

Tag 8

Am #Volkstrauertag gedenken viele Menschen ihrer verstorbenen Lieben und gewiss nicht nur heute. In dieser Woche haben wir in unserer Reihe #LetzterEinsatz täglich Kollegen gedacht, die im Dienst ihr Leben ließen.
Wir müssten diese Reihe noch einige Wochen fortsetzen, wenn wir Ihnen von jedem Fall berichten wollten, bei dem wir einen Kollegen im Einsatz verloren haben.
Unseren heutigen Beitrag haben wir Uwe Lieschied gewidmet.

1982 begann der damals 19-jährige Uwe Lieschied seine Ausbildung bei der Berliner Polizei. Im Anschluss kam er zur Einsatzbereitschaft 13 und 1991 wechselte er zur 23. Einsatzhundertschaft. Mitte der 90er Jahre führte ihn sein dienstlicher Weg zum Abschnitt 55, dort wurde er Truppführer beim Streifendienst Verbrechensbekämpfung. Im Jahr 2000 wurde er dann zum Polizeikommissar befördert und übernahm die Leitung seiner Dienststelle.

Zusammen mit zwei weiteren Kollegen war Uwe Lieschied – mittlerweile Polizeihauptkommissar – am 17. März 2006 in ziviler Kleidung in einem zivilen Dienstfahrzeug auf Streife. Gegen 21 Uhr wollte sein Team eine andere Streife in der Fontanestraße unterstützen.

Auf dem Weg zum Einsatz fielen dem Team zwei Männer auf, die offenbar auf der Flucht waren. Uwe Lieschied erinnerte sich an einen kürzlichen Überfall auf ein Internetcafé in der Nähe, und in diesem Zusammenhang kamen ihm die beiden Flüchtenden noch verdächtiger vor. Sie nahmen die Verfolgung mit dem Auto auf. In der Fontanestraße stiegen Uwe Lieschied und ein Kollege aus, um die Verfolgung zu Fuß fortzusetzen, während der dritte Kollege des Teams dem Flüchtenden den Weg mit dem Auto abschneiden wollte.

Uwe Lieschied erreichte als erster die beiden Personen und rief laut: „Halt stehenbleiben, Polizei.“ Einer der beiden Männer eröffnete sofort das Feuer auf die beiden Polizisten. Von den acht abgefeuerten Schüssen traf einer Uwe Lieschied in die Schläfe. Sein Kollege hatte Glück. Dem Schützen und seinem Komplizen gelang zunächst die Flucht.

Mit der lebensbedrohlichen Schussverletzung wurde Uwe Lieschied ins Krankenhaus eingeliefert. Zwar konnte er zunächst stabilisiert werden, aber sein Zustand verschlechterte sich zusehends und vier Tage nach dem Einsatz erlag er seiner schweren Verletzung.

Zwei Tage nach seinem Tod fand zu seinem Gedenken ein Trauermarsch statt, an dem sich 8000 Menschen beteiligten, darunter unzählige Kolleginnen und Kollegen.

Am Tatort gefundene Patronenhülsen führten unsere Ermittler auf die Spur des Schützen und seines Komplizen. Die Tatwaffe kam im selben Jahr bereits bei einem Überfall zum Einsatz. Beide Männer – der Schütze Mehmet E. und sein Komplize Yusuf K. – wurden von unserem SEK festgenommen. Wie sich herausstellte, hatten Mehmet E. und Yusuf K. am Tag des Einsatzes einer Frau die Handtasche geraubt und waren gerade auf der Flucht, als Uwe Lieschied und seine Kollegen auf die Zwei aufmerksam wurden.

Im späteren Prozess gegen die beiden Männer wurde Mehmet E. wegen Mordes zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe und Yusuf K. wegen schweren Raubes zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt.

Im Februar 2020 wurde (neben dem ebenfalls im Dienst erschossenen Kollegen Roland Krüger) auch Uwe Lieschied eine Straße im Neuköllner Rollbergviertel gewidmet. Ein Teil der Morusstraße wurde in die Uwe-Lieschied-Straße umbenannt.

2021 enthüllten der Neuköllner Bezirksbürgermeister und die Polizeipräsidentin, Frau Dr. Slowik, eine Gedenktafel im Rathaus Neukölln zu Ehren von Roland Krüger und Uwe Lieschied.

Uwe Lieschied hinterließ eine Frau und drei Söhne. Seit seinem Tod 2006 hat kein Kollege mehr im Dienst sein Leben lassen müssen. So soll es bleiben.

Uwe Lieschieds Foto hat seinen Ursprung im Gedenkbuch, welches im Foyer des Polizeipräsidiums ausliegt. Am heutigen Volkstrauertag werden dort Kränze niedergelegt und den Kolleginnen und Kollegen, die in Ausübung ihres Dienstes ihr Leben ließen, gedacht. An dieser Gedenkveranstaltung nehmen jedes Jahr auch Auszubildende teil.

Quelle: “Letzter Einsatz” – Ein Buch über die im Dienst getöteten Polizisten in Berlin von 1918-2010 von Michael Stricker

Verstorbener Polizeibeamter Roland Krüger

Tag 7

Der vorletzte Teil unserer Reihe #letzterEinsatz handelt von einem der wohl bekanntesten Fälle, welcher bis heute in den Köpfen vieler Menschen, vor allem aber in der Erinnerung von Polizistinnen und Polizisten ist.
Wir gedenken dem im Einsatz erschossenen SEK-Beamten Roland Krüger, Spitzname „Boulette“.

Der Fall von Roland Krüger war nicht nur der erste Mord an einem Berliner Polizisten nach der Jahrtausendwende. Roland Krüger war auch der erste getötete Beamte in der 50-jährigen Geschichte des Spezialeinsatzkommandos von Berlin.

Im April 2003 kam es in Rudow zu einer Messerstecherei. Gegen den 34-jährigen Täter sowie dessen 30-jährigen Cousin als Mittäter sollte am 23. April 2003 ein Haftbefehl wegen versuchten Mordes/Totschlags vollstreckt werden. Da beide Männer als gefährlich und potenziell bewaffnet galten, wurde das SEK mit ihrer Festnahme beauftragt.
Zunächst konnte der Haupttäter durch eine Spezialeinsatzgruppe in seiner Wohnung im Wedding widerstandlos festgenommen werden. Er erhielt eine 7-jährige Freiheitsstrafe.

Durch die Spezialeinsatzgruppe 4, der Roland Krüger angehörte, sollte der 34-jährige Mittäter Ali-K. in seiner Wohnung in Neukölln festgenommen werden. Ali-K. hatte bereits 10 Jahre zuvor einen Polizisten bedroht und dafür eine 15-monatige Haftstrafe abgesessen.
Das Mobile Einsatzkommando (MEK) hatte durch Voraufklärung in der Wohnung des Ali-K. mehrere Personen – darunter auch ihn selbst – festgestellt.
Der Polizeikommissar Roland Krüger war an diesem Tag der Beamte, der das Einsatzschild trug und somit der Erste seiner Spezialeinsatzgruppe, der unter lauten “Polizei”-Rufen in die Wohnung eindrang. Hinter der Wohnungstür befand sich ein 5 Meter langer Flur, an dessen Ende sich mehrere Personen, darunter auch Ali-K. aufhielten. Dieser schoss sofort und ohne zu zögern mehrfach mit einer Pistole auf die in die Wohnung stürmenden SEK-Beamten.

Während ein Kollege durch zwei Schüsse in Wade und Oberschenkel schwer verletzt wurde, traf ein Projektil Roland Krüger frontal ins Gesicht. Das Geschoss fand einen Weg direkt in den schmalen Spalt zwischen der Oberkante seines Einsatzschildes und seiner Helmkante. Der Sanitäter des SEK sowie ein Notarzt versorgten Roland Krüger und seinen Kollegen, während die unverletzten Beamten der Spezialeinsatzgruppe Ali-K. überwältigten und festnahmen. Roland Krüger wurde ins Krankenhaus-Neukölln gebracht, wo er nach vier Tagen lebenserhaltender Maßnahmen am 27. April 2003 seinen Verletzungen erlag.

Am 17. März 2004 verurteilte das Kriminalgericht Berlin Ali-K. zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe.

Was zunächst wie ein Routineeinsatz des SEK anmutete, endete für den 37-jährigen Polizeikommissar tödlich. Er hinterließ seine Lebensgefährtin und seine gerade erst neun Monate junge Tochter.
Die große Anteilnahme an seinem Tod zeigte sich beim Trauermarsch mit 4000 Menschen zwei Tage nach seinem Tod als auch im Gedenkgottesdienst mit 1000 Gästen.

Roland Krüger ist und bleibt unvergessen. Seine Kolleginnen und Kollegen tragen die Geschichte weiter, damit unsere Nachwuchskräfte auch heute seinen Namen und sein Schicksal kennen.
Zu seinen Ehren und Gedenken wurde im Februar 2020 eine Straße im Neuköllner Rollbergviertel in der Nähe des damaligen Tatortes nach ihm benannt.
2021 enthüllten der Neuköllner Bezirksbürgermeister und die Polizeipräsidentin, Frau Dr. Slowik, eine Gedenktafel zu Ehren von Roland Krüger im Rathaus Neukölln.

Quelle: “Letzter Einsatz” – Ein Buch über die im Dienst getöteten Polizisten in Berlin von 1918-2010 von Michael Stricker sowie ein Artikel des Tagesspiegels. Das Bild hat seinen Ursprung im Gedenkbuch, welches im Foyer unseres Polizeipräsidiums ausliegt.

Verstorbener Polizeibeamter Volker Reitz

Tag 6

In diesem Teil unserer Reihe #letzterEinsatz bleiben wir in den 90er Jahren. Denn nicht einmal fünf Jahre nach dem Tod von Wachpolizist Winfried Krüger im Jahr 1991, über den wir in unserem vorangegangenen Beitrag berichteten, wurde der Polizeihauptmeister Volker Reitz erschossen.

1984 wurde der damals 23-jährige Volker Reitz bei der Berliner Polizei eingestellt und absolvierte in der Lehrabteilung Berlin-Ruhleben seine Ausbildung zum Polizeihauptwachtmeister. Nach der Ausbildung versah er seinen Dienst zuerst bei der Einsatzbereitschaft (heutige Einsatzhundertschaft) 13 und auf verschiedenen Abschnitten, u.a. auf dem A 76. 1993 wurde er zum Polizeihauptmeister ernannt und bewarb sich für ein Studium an der Fachhochschule für den gehobenen Polizeivollzugsdienst.

Volker Reitz hatte während seiner Studienzeit eine Fahrgemeinschaft mit zwei Kollegen aus seiner Studiengruppe. Am 8. Mai 1996 waren die Drei – ohne Polizeiuniform und Dienstwaffe – mit dem Auto auf dem Heimweg von der Fachhochschule in Biesdorf. Plötzlich sahen sie ein Auto auf der Allee der Kosmonauten, welches nicht nur deutliche Schlangenlinien, sondern auch ohne zu bremsen bei Rot in eine Kreuzung fuhr. Nur durch Glück kam es dabei nicht zu einem schweren Unfall.

Sie entschlossen sich, den Fahrer anzuhalten, da er für sich und andere durch seine Fahrweise eine Gefährdung darstellte. Sie konnten den Fahrer in der Rhinstraße zum Anhalten bewegen. Ein Kollege von Volker Reitz wies sich gegenüber dem Fahrer, Helmut D., mit seinem Dienstausweis als Polizist aus und erläuterte ihm den Grund des Anhaltens. Für die drei Polizisten war sofort erkennbar, dass der Fahrer alkoholisiert war. Was die Drei aber zu diesem Zeitpunkt noch nicht wussten: Helmut D. hatte eine Blutalkoholkonzentration von 3,87 Promille. Dennoch verhielt sich Helmut D. ruhig, er gab sogar einem Kollegen den Fahrzeugschlüssel, damit dieser seinen Wagen an den Straßenrand fahren konnte.
Während Volker Reitz und ein Kollege weiterhin ruhig mit Helmut D. sprachen, lief der Kollege Jochen S. zu einer nahegelegenen Telefonzelle. Er wählte den Notruf der Polizei und bat um Unterstützung bei einer Trunkenheitsfahrt.

Als Jochen S. wieder zu seinen Kollegen zurück kehrte, bemerkte er, dass sich der Tonfall des betrunkenen Fahrers mittlerweile geändert hatte. Die Situation schlug vom einen in den anderen Moment um. Helmut D. zog plötzlich und unvermittelt eine Pistole und drohte, alle Drei zu erschießen. Reflexartig sprangen die Kollegen von Volker Reitz noch auf den Schützen zu. Dieser eröffnete das Feuer und schoss mehrere Male. Ein Projektil traf dabei Volker Reitz direkt in den Herzbereich. Er war sofort tot.
Sein Kollege, Jochen S., erlitt eine Schussverletzung im Bauchbereich, der andere Kollege im Brustbereich. Beide überlebten.

Der Täter wurde wenig später durch hinzugerufene Beamte festgenommen. Aufgrund mangelnder Beweise wurde er nicht wegen Mordes angeklagt, sondern zu einer 7-jährigen Freiheitsstrafe u.a. wegen Vollrausches verurteilt.

Volker Reitz wurde nur 34 Jahre alt und hinterließ seine Frau und drei Kinder. In Gedenken an den getöteten Volker Reitz fand drei Tage nach seinem Tod ein Trauermarsch statt, an dem ca. 4000 Menschen teilnahmen.
In Erinnerung an ihn wurde eine gleichnamige Stiftung gegründet, die den Hinterbliebenen getöteter und verstorbener Polizistinnen und Polizisten Trost und materielle Hilfe spendet. Auch im Dienst verletzten Polizeimitarbeitenden steht die Stiftung, die Volker Reitz‘ Namen trägt, unterstützend bei der psychischen und physischen Genesung bei.
In immerwährendem Gedenken ist und bleibt Volker Reitz in den Köpfen vieler Menschen, vor allem aber in der Erinnerung seiner damaligen und heutigen Kolleginnen und Kollegen.

Quelle: “Letzter Einsatz” – Ein Buch über die im Dienst getöteten Polizisten in Berlin von 1918-2010 von Michael Stricker; und der Onlineauftritt der Volker-Reitz-Stiftung. Das Bild hat seinen Ursprung im Gedenkbuch, welches im Foyer unseres Polizeipräsidiums ausliegt.

Verstorbener Polizeibeamter Winfried Krüger

Tag 5

Für den heutigen Teil unserer Reihe #letzterEinsatz gehen wir zurück zum Anfang der 90er Jahre. Wir schreiben das Jahr 1991, in dem der Wachpolizist Winfried Krüger während seines Postenganges beim Objektschutz getötet wurde.

Mit 36 Jahren wurde Winfried Krüger bei der Wachpolizei des Landes Berlin eingestellt.
Ab 1989 versah er seinen Dienst beim Objektschutz für den Wohnsitz des türkischen Generalkonsuls in Charlottenburg. Dort übernahm Winfried Krüger am 11. März 1991 zusammen mit seinem Kollegen Günter Z. die 12-stündige Nachtschicht. Dies sollte sein #letzterEinsatz werden.

Zu diesem Zeitpunkt konnte Winfried Krüger nicht ahnen, dass er bereits ins Visier von zwei Männern geraten war. Diese verfolgten den Plan, in dieser Nacht eine Bankfiliale in Moabit zu überfallen. Dazu hatten sie bereits ein Auto gestohlen und es jetzt auf Winfried Krügers Maschinenpistole abgesehen.

Gegen 4.30 Uhr hatte Winfried Krüger seinen letzten Postengang vor dem Schutzobjekt. Sein Kollege Günter Z. hielt sich in einem rückwärtigen Bereitschaftsraum auf und machte Pause. Da fuhr ein Auto vor das Konsulat. Der Beifahrer stieg aus dem Fahrzeug und verwickelte den Wachpolizisten in ein kurzes Gespräch. Winfried Krüger trat dabei aus dem Wachhaus heraus und an das Fahrzeug heran. Dann zog der Beifahrer blitzschnell ein Pfefferspray und sprühte es dem Polizisten ins Gesicht. Der Täter nutzte den Moment der Orientierungslosigkeit bei Winfried Krüger und ergriff die Maschinenpistole (MP5), die noch im Wachhaus wenige Meter entfernt stand. Winfried Krüger hatte währenddessen seine Dienstwaffe gezogen und drohte, diese einzusetzen, wenn er nicht stehenbleibe. Da der Täter der Aufforderung nicht nachkam, schoss der Wachpolizist zweimal und traf dabei den Pkw. Es folgte eine kurze Verfolgung um das Fahrzeug herum, wobei Winfried Krüger den Täter am Ende einholte. In dem Moment als Winfried Krüger die Waffe erneut auf den Täter richtete, gab der Täter mit der zuvor entwendeten Maschinenpistole drei Schüsse auf Winfried Krüger ab. Auch auf den zu Hilfe eilenden Kollegen Günter Z. schoss der Täter mehrfach, traf ihn jedoch nicht. Der Schütze stieg wieder in das Auto. Der Fahrer, der alles aus dem Fahrzeug beobachtet hatte, fuhr mit seinem Komplizen davon. Winfried Krüger gelang es noch, über Funk Unterstützung zu rufen. Er erlag jedoch noch am Ort seinen Verletzungen.

Anhand von Beweismitteln, die von den Tätern am Ort zurückgelassen wurden, gelang es der Polizei, einen Mitwisser zu der Tat zu ermitteln. Durch ihn konnte am Ende der 21-jährige Schütze -ein ehemaliger Polizeischüler- sowie der Fahrer des Fluchtwagens -ein ebenfalls 21-Jähriger- ermittelt und festgenommen werden. Der Schütze wurde zu zwölf Jahren, sein Komplize zu 2 ½ Jahren Gefängnis verurteilt. Winfried Krüger hinterließ eine Frau und einen Sohn. Ihm zu Ehren wurde eine Gedenktafel vor dem türkischen Generalkonsulat aufgestellt.

Quelle: “Letzter Einsatz” – Ein Buch über die im Dienst getöteten Polizisten in Berlin von 1918-2010 von Michael Stricker. Das Bild hat seinen Ursprung im Gedenkbuch, welches im Foyer des Polizeipräsidiums ausliegt.

Verstorbener Polizeibeamter Udo Hütter

Tag 4

Im 4. Teil unserer Gedenkreihe “Letzter Einsatz“ erinnern wir an unseren Kollegen Udo Hütter. In seiner Geschichte beleuchten wir die Umstände, die dazu führten, dass er mit nur 24 Jahren Opfer eines brutalen und kaltblütigen Mordes wurde.

1979 wurde Udo Hütter mit 17 Jahren bei der Berliner Polizei eingestellt. Nachdem er seine Ausbildung beendete, wurde er 1984 zum Polizeimeister befördert und versah seit dem seinen Dienst auf dem Abschnitt 51 in der Götzstraße in Tempelhof.
Am 2. Oktober 1986 fuhren Udo Hütter und sein Streifenführer Werner B. zu einem Einsatz mit “zwei randalierenden Personen”. Die Information, dass mindestens eine der Personen bewaffnet sein soll, erreichte unsere Kollegen offenbar nicht.
Sie waren die ersten eintreffenden Beamten vor Ort.
Dass sich eine Situation jedoch für die ersten Einsatzkräfte am Ort meist anders darstellt, als über einen Notruf geschildert, ist nicht selten.
Fakt ist, dass weder Udo Hütter, noch sein Partner Werner B. über Funk mitbekommen hatten, dass der oder die Täter bewaffnet sein sollten. Demnach betraten sie das Wohnhaus auch ohne gezogene Waffe.
Die Beamten trafen noch im Treppenflur auf einen Mann, der beim Anblick der Polizei aus einer Wohnung flüchtete. Udo Hütters Kollege gelang es, den Mann festzuhalten. Dabei bemerkten die Beamten nicht, dass ein zweiter Mann hinter ihnen aus selbiger Wohnung trat. Dieser hatte einen Revolver bei sich und eröffnete augenblicklich das Feuer auf alle drei Männer. Danach verschwand er in der Wohnung und lud seinen Revolver nach.
Alle drei wurden verletzt. Udo Hütter, der in der rechten Schulter getroffen wurde, gelang es, das Haus zu verlassen und sich zum Streifenwagen zu begeben und einen Notruf abzusetzen.
Werner B. schaffte es noch vor das Wohnhaus und blieb dort liegen.
Der bewaffnete Täter kehrte aus der Wohnung zurück. Er bedrohte beide Beamten mit dem Revolver und verlangte die Aushändigung ihrer Dienstwaffen. Dem kam Werner B. nach. Nachdem auch Udo Hütter dem Täter seine Dienstwaffe übergab, schoss der Täter aus nächster Nähe auf den Polizeimeister.
Udo Hütter starb noch auf dem Weg ins Krankenhaus.
Der Täter konnte durch die kurz darauf eintreffenden Einsatzbeamten überwältigt werden und wurde im Anschluss wegen Mordes und versuchten Mordes zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt. 2003 verstarb er krankheitsbedingt im Gefängnis.
Udo Hütters Kollege Werner B. konnte auf Grund von bleibenden Verletzungen seinen Polizeidienst nie wieder aufnehmen.

Quelle: “Letzter Einsatz” – Ein Buch über die im Dienst getöteten Polizisten in Berlin von 1918-2010 von Michael Stricker. Das Bild hat seinen Ursprung im Gedenkbuch, welches im Foyer des Polizeipräsidiums ausliegt.

Tag 3

1960 begann der 24-jährige Günter Ludszuweit seinen Dienst bei der Polizei Berlin. Bis 1977 war er auf verschiedenen Kripo-Dienststellen tätig. Dazu gehörte die Kriminal-Inspektion Tiergarten, der Kriminaldauerdienst und verschiedene Fachbereiche, die sich mit Raubdelikten befassten. Er schloss den Aufstiegslehrgang zum gehobenen Dienst der Kriminalpolizei erfolgreich ab und wurde am 1. April 1977 zum Kriminalhauptkommissar befördert.
Zusammen mit seinem Kollegen ermittelte Günter Ludszuweit bei seinem letzten Einsatz zu einem Raub. Der Täter war den Kriminalbeamten zu diesem Zeitpunkt noch unbekannt, jedoch hatte man eine Person festgenommen, welche den geraubten Schmuck dem Täter abgekauft hatte.
Mit der Hilfe dieses Hehlers arrangierten die Beamten am 21. Mai 1977 ein Treffen mit dem Raubtäter.
Zu zweit warteten sie in der Wohnung des Hehlers, aber der Täter kam nicht. Als sie den Einsatz gerade abbrechen wollten und die Wohnung und das Haus schon verlassen hatten, ging Günter Ludszuweit noch einmal allein zurück in die Wohnung, um die Frau des Hehlers etwas zu fragen. In diesem Moment erschien Peter G., der Täter. Günter Ludszuweit reagierte sofort, nahm ihn fest und wollte ihn durch das Treppenhaus zu seinem Kollegen vor dem Haus bringen. Peter G. drehte sich unvermittelt um, schoss mit einer mitgebrachten Waffe auf den Kriminalbeamten und flüchtete.
Günter Ludszuweit wurde von zwei Schüssen getroffen. Der zweite verursachte massive Verletzungen, die sofort zu seinem Tod führten.
Eine Zeugin, die den Vorfall durch ihren Türspion beobachtet hatte, beschrieb den Täter und erkannte ihn auch auf Lichtbildern. Doch bevor ein SEK-Team die Wohnung von Peter G. stürmen konnte, richtete sich dieser mit der gleichen Schusswaffe, mit der er zuvor Günter Ludszuweit erschossen hatte.
Zum Zeitpunkt der Tat war Peter G. bereits Insasse des Strafvollzugs und von einem Hafturlaub nicht zurückgekehrt.
Günter Ludszuweit wurde 41 Jahre alt und hinterließ eine Frau und ein Kind.

Quelle: “Letzter Einsatz” – Ein Buch über die im Dienst getöteten Polizisten in Berlin von 1918-2010 von Michael Stricker. Das Bild hat seinen Ursprung im Gedenkbuch, welches im Foyer des Polizeipräsidiums ausliegt.

Verstorbener Polizeibeamter Werner Stephan

Tag 2

Im Rahmen unserer Gedenkreihe anlässlich des Volkstrauertages möchten wir heute Werner Stephan und die Umstände seines Todes vorstellen.

Der gelernte Bäckersgeselle wurde 1936 zur Deutschen Wehrmacht eingezogen und diente als Flieger bei der Luftwaffe. Dort hatte er das Schlosserhandwerk gelernt und besuchte einen Feuerwerkerlehrgang. In den letzten Kriegsjahren wurde er zur Beseitigung von Bombenblindgängern und zur Kontrolle von Waffen und Munition eingesetzt.
1946 bewarb er sich bei der Berliner Polizei. Seine erste Dienststelle war das Polizeirevier 110 im Bereich der Polizeiinspektion Berlin Kreuzberg. Auf Grund seiner Kenntnisse kam er bei der Kampfmittelräumung zum Einsatz. Ein Jahr später erfolgten die Ernennung zum Polizeihauptwachtmeister und die Versetzung zum Kommando der Schutzpolizei. Dort entschärfte er in den nächsten Jahren mehrere tausend Bomben und Granaten.
Am 16. Januar 1952 hatte Werner Stephan, zusammen mit seinem Kollegen Gerhard Räbiger, einen spektakulären Einsatz in der Yorckstraße in Schöneberg. Dort gelang den beiden eine äußerst gefährliche Entschärfung einer Fliegerbombe, die auf einem instabilen Untergrund gelegen hatte. Daraufhin wurden Werner Stephan und Gerhard Räbiger mit dem Bundesverdienstkreuz durch den Bundespräsidenten Theodor Heuss ausgezeichnet.
1955 wurde er zum Polizeiobermeister ernannt.
Am 17. August 1957 kam es dann auf dem Sprengplatz Grunewald zu einem tragischen Unfall. Werner Stephan war gerade dabei, bei einer russischen Artilleriegranate mit 15 cm Kaliber das Bodenstück herauszuschrauben. Dies tat er, damals so üblich, per Hand, wobei er direkt an der Granate stand. Sein Sprenghelfer Helmut K. stand daneben und assistierte ihm.
Die Sprengladung explodierte und Werner Stephan erlag noch am Unfallort seinen schweren Verletzungen. Sein Sprenghelfer kam mit schweren Verletzungen in ein Krankenhaus.

Das Schulamt von Berlin Tempelhof beschloss eine Schule, in deren Nachbarschaft Werner Stephan wohnte, nach ihm zu benennen. Die Werner-Stephan-Oberschule befindet sich noch heute in der Straße Alt-Tempelhof.

Quelle: “Letzter Einsatz” – Ein Buch über die im Dienst getöteten Polizisten in Berlin von 1918-2010 von Michael Stricker. Das Bild hat seinen Ursprung im Gedenkbuch, welches im Foyer des Polizeipräsidiums ausliegt.

Verstorbener Polizeibeamter Karl Heinrich

Tag 1

Karl Heinrich wurde 1908 mit 18 Jahren Polizist in Worms, 1914 ins Kaiserliche Heer eingezogen und im 1. Weltkrieg mehrfach verwundet. Ab 1920 versah er seinen Dienst bei der Preußischen Schutzpolizei in verschiedenen Dienststellen und schließlich bereits als Major ab 1929 in Berlin. Dort leitete er die Polizei-Inspektion “Linden” in Mitte, ein Bereich, in dem es immer wieder zu illegalen Demonstrationen durch KPD- und NSDAP-Anhänger kam, die radikal auch unter Einsatz der Schlagstöcke aufgelöst wurden.

Nach Machtergreifung der Nationalsozialisten beantragte Heinrich 1933 als republikanisch gesinnter Polizeiführer seine Pensionierung und arbeitete illegal gegen die neue Diktatur. 1935 wurde er von der Gestapo verhaftet und zu 7 Jahren Zuchthaus verurteilt. Nach einer durch Misshandlungen geprägten Haftzeit kam er 1942 frei und wurde schon im Mai 1945 durch die sowjetische Besatzungsmacht zum Kommandeur der Schutzpolizei Berlin ernannt.

Durch die Etablierung einer kommunistischen politischen Führung incl.
des Polizeipräsidenten Paul Markgraf waren Konflikte mit dem sozialdemokratischen Karl Heinrich vorprogrammiert. Unter dem Vorwand einer Besprechung mit ihm wurde Heinrich im August 1945 verhaftet und nach wochenlanger Untersuchungshaft im sowjetischen Speziallager in Berlin-Hohenschönhausen inhaftiert. In der Untersuchungshaft hatte er sich eine Nieren- und Lungenentzündung zugezogen, die sein schon durch die Lagerhaft des Dritten Reichs geschwächter Körper nicht verkraftete.
Karl Heinrich starb am 4. November 1945 in der Haft und wurde in einem Massengrab verscharrt.

Die Presse spekulierte in den 90er Jahren auch über weitere Gründe für seine Inhaftierung durch die Sowjets. So soll Heinrich erfahren haben, dass Erich Mielke ein Tatbeteiligter am Mord an den beiden Polizeioffizieren Paul Anlauf und Franz Lenck am 9. August 1931 am Bülowplatz gewesen sei und Walter Ulbricht (damals Bezirkschef der KPD) davon gewusst habe – “Heinrich könnte also eine Gefahr für die beiden Männer gewesen sein, die ihm möglicherweise zum Schweigen bringen wollten.”

In Erinnerung an Karl Heinrich, der in Spandau gelebt hatte, wurde 1960 die Brücke über dem Mühlengraben nach ihm benannt und 1962 ein Gedenkstein dort eingeweiht. Auf Initiative des Historikers Peter Erler wurde Karl Heinrich im Mai 1996 durch die Generalstaatsanwaltschaft der russischen Föderation rehabilitiert.

Quelle: “Letzter Einsatz” – Ein Buch über die im Dienst getöteten Polizisten in Berlin von 1918-2010 von Michael Stricker. Das Bild hat seinen Ursprung im Gedenkbuch, welches im Foyer des Polizeipräsidiums ausliegt.