LKA KTI 24 - Explosivstoff- und Kampfmittelangelegenheiten

Fachgruppe 1 - Entschärfung unkonventionelle Spreng- und Brandvorrichtungen (USBV)

“Kaufhaus wegen Sprengstoffalarm geschlossen. Experten der Berliner Polizei untersuchten den gestern früh aufgefundenen verdächtigen Koffer und entschärften die Bombe.“

So oder ähnlich kann man in der Presse über die Tätigkeit dieses Bereichs nachlesen. Die Entschärfer kommen immer dann zum Einsatz, wenn Polizeibeamten ein Gegenstand sprengstoffverdächtig vorkommt oder Täter damit drohen, Sprengstoff einzusetzen. Sie werden aber auch bei Funden von Sprengstoffen, Pyrotechnik oder Munition, beispielsweise bei Durchsuchungen, hinzugezogen.

Der Umzug der Bundesregierung brachte steigende Einsatzanlässe, wie z.B. Staatsbesuche, mit sich, die präventiv begleitet werden müssen. Nicht zuletzt sorgen immer wieder zumeist jugendliche Bastler, die explosive Gemische herstellen, für Arbeit. Ein weiteres nicht unerhebliches Tätigkeitsfeld ergibt sich aus der kriminaltechnischen Begutachtung von unbekannten Spreng- und Brandvorrichtungen/ USBV, die vom sachverständigen Entschärfer bis zur Vertretung des Gutachtens vor Gericht durchgeführt wird.

Weitere Aufgaben der Entschärfergruppe des LKA Berlin sind Beschulungen vielfältiger Art, z.B. von Polizeiangehörigen sowie Mitarbeitern von Justiz und Berliner Feuerwehr. Außerdem ist Berlin das einzige Bundesland, das bei entsprechenden Einsatzlagen auch unter Wasser tätig werden kann.

Fahrzeug (Mercedes Transporter) des Kampfmittelräumdienstes auf einer Baustelle vor dem Roten Rathaus

Fachgruppe 2 - Kampfmittelräumdienst

Mit der Schlacht um Berlin endete der zweite Weltkrieg, und fast 70 Jahre später finden sich noch überall im Boden Bomben, Granaten oder Panzerfäuste. „Altlasten“ dieser besonderen Art werden in der Bundeshauptstadt gezielt gesucht, oft genug aber auch zufällig entdeckt, beispielsweise beim Ausschachten von Baugruben.

Die meisten Funde sind immer noch hoch explosiv und durch jahrzehntelange Korrosion besonders gefährlich. Die Entsorgung übernimmt der Kampfmittelräumdienst der Polizei Berlin.

Da Berlin vom Herbst 1943 bis zum Frühjahr 1945 fast täglich Luftangriffen ausgesetzt und die Stadt in den letzten Kriegswochen auch am Boden umkämpft war, erstaunt es nicht, dass die Polizeifeuerwerker ca. eintausendmal im Jahr zu Munitionsfundorten gerufen werden. Seit 1947 wurden bereits über 1,8 Millionen Sprengkörper in Berlin aufgefunden und hier vernichtet.

Vernichtung von Munition auf dem Sprengplatz Grunewald

Während die planmäßige Suche durch die Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz unter Einbindung gewerblicher Firmen organisiert wird, ist die Entschärfung, der Transport und die Vernichtung aufgefundener Kampfmittel Aufgabe dieses Sachgebiets.

Die Ermittlung, Bergung und Beseitigung chemischer Kampfmittel stellt eine weitere Ordnungsaufgabe des Sachgebiets dar. Sowohl das frühere Heeresversuchslabor auf der Zitadelle Spandau wie auch einige chemische Betriebe forschten bis fast zum Kriegsende an bzw. produzierten Haut-, Lungen- und Nervenkampfstoffe(n). So kommt es bis zum heutigen Tage zu Einzelfunden von Kampfstoffgranaten, die durch ausgebildete Chemiefeuerwerker des Sachgebiets mit Unterstützung der Chemiker bearbeitet werden.

Ein wichtiges Aufgabengebiet ist die klassische kriminaltechnische Untersuchung von konventionellen militärischen Munitionskörpern hinsichtlich Aufbau, Funktionsweise und Inhaltsstoffen. Diese Zuarbeit für andere kriminalpolizeiliche Dienststellen und für die Staatsanwaltschaft dient zur Feststellung der strafrechtlichen Zuordnung einer Tathandlung nach dem Sprengstoffgesetz oder ggf. dem Kriegswaffenkontrollgesetz sowie ihrer Einordnung als Ordnungswidrigkeit oder Straftat.

Weitere Aufgaben des Sachgebiets bestehen in der Lagerung und Verwaltung aller in Berlin im Rahmen von Strafverfahren sichergestellten Materialien mit explosionsgefährlichen Stoffen, der Zwischenlagerung von explosionsgefährlichen Druckgasflaschen, die von der Feuerwehr aus Bränden geborgen werden sowie der Vernichtung gerichtlich eingezogener pyrotechnischer Artikel.

Auch heute noch scheint sich Berlin im „Kriegszustand“ zu befinden: Jedes Jahr werden dem Sachgebiet durch die Gerichte und Polizeidienststellen ca. 3.000 Waffen zur Vernichtung übergeben, die dann unter Aufsicht in einem Hochofen eingeschmolzen werden.