3. Umsetzung I: Netzwerkstrukturen zum Schutz pflegebedürftiger Menschen

Netzwerkstrukturen

Im Rahmen von vier virtuellen Workshops wurden in Zusammenarbeit des Projektteams mit Vertreter:innen einschlägiger Organisationen aus folgenden Bereichen Lösungsansätze entwickelt:

  • Beratungs-, Beschwerde- und Kontrollinstanzen
  • Berufs- und Wohlfahrtsverbände
  • Opferschutz
  • Strafverfolgungsbehörden
  • bezirkliche Entscheidungsträger
  • professionell Pflegende und pflegende Angehörige

Bei der gemeinsamen Problemanalyse im ersten Workshop konnten basierend auf den Ergebnissen der empirischen Studien vier große Problembereiche identifiziert werden:

  1. Fehlende öffentliche Wahrnehmung des Themas „Gewalt in der Pflege“ und unzureichendes Anzeigeverhalten
  2. Ausbaufähige bezirkliche / übergeordnete Strukturen zum Schutz pflegebedürftiger Menschen und zur Verfolgung von Gewaltstraftaten
  3. Unzureichende Sensibilisierung / Qualifizierung in formeller und informeller Pflege
  4. Begrenzte Zugangs-, Kontroll- und Handlungsmöglichkeiten in formeller und informeller Pflege

Die in den Netzwerkworkshops diskutierten Lösungsansätze lassen sich in einer Vier-Felder-Matrix entlang der Dimensionen „Prävention – Intervention“ und „Informelle Pflege – Formelle Pflege“ grafisch darstellen.

Unter „Prävention“ sind in diesem Kontext gewaltvorbeugende Maßnahmen zu verstehen. Der Begriff „Intervention“ umfasst in diesem Schaubild sowohl Strafverfolgungsmaßnahmen als auch nicht-justizielle Maßnahmen, die nach einem entdeckten Gewaltvorfall zu Aufklärung, Kontrolle und Schutz vor weiteren Taten beitragen. Unter „formeller Pflege“ ist die Versorgung durch professionell Pflegende (z.B. ambulante Pflegedienste, stationäre Pflegeeinrichtungen) zu verstehen, während „informelle Pflege“ die Versorgung durch pflegende Angehörige beschreibt.

Schaubild Lösungsansätze

Hinter diesen Schlagworten verbirgt sich eine Vielzahl unterschiedlicher, innovativer Lösungsansätze, die teilweise niedrigschwellige Verbesserungsvorschläge und teilweise grundlegende Strukturveränderungen beinhalten.

Diese Ideen lassen sich in verschiedene übergeordnete thematische Cluster einordnen. So geht es darum, die vorhandenen Zugangsmöglichkeiten der verschiedenen Instanzen zu den Opfern, insbesondere im Bereich der informellen Pflege, zu nutzen, um das Augenmerk auch auf potenzielle Anzeichen für Gewalttaten zu legen. Gleichzeitig muss darüber nachgedacht werden, die Rahmenbedingungen so zu verändern, dass die Zugangs- und Entdeckungsmöglichkeiten und damit der Schutz der pflegebedürftigen Menschen weiter verbessert werden. Hier wäre vor allem darüber nachzudenken, inwieweit die Strukturen zum Schutz von Kindern und Jugendlichen in einzelnen Facetten übertragbar sind.

Wenn Verdachtsmomente dafür vorliegen, dass ein pflegebedürftiger Mensch einer andauernden Gewalteinwirkung ausgesetzt sein könnte, müssen darüber hinaus die Handlungsmöglichkeiten verbessert werden. Dies beinhaltet in letzter Konsequenz auch die Verlegung in ein neues Pflegesetting, was aktuell eine erhebliche logistische und organisatorische Herausforderung bedeutet.
Da Gewalttaten nach den Erkenntnissen aus unseren empirischen Studien oftmals aus einer Überlastungssituation entstehen, ist die Qualifizierung bzw. die Beratung professioneller Pflegekräfte und pflegender Angehöriger ein weiterer zentraler Präventionsaspekt. Abgerundet werden die Lösungsansätze durch verschiedene Ideen zur Sensibilisierung der Öffentlichkeit für das Thema Gewalt in der Pflege.

Das Netzwerk setzt sich langfristig dafür ein, diese und weitere innovative Ideen zum Schutz pflegebedürftiger Menschen zu vertiefen, initiieren und umzusetzen.

Förderung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung

 
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