Leiterin Ina Finger kam 1988 als Honorarkraft an die Berliner Musikschulen. In den Musikschulen der damaligen Bezirke Tiergarten und Wedding gab sie Instrumentenunterricht. 1994 übernahm sie die Leitung der Musikschule Marzahn. 2000 wechselte sie dann als kommissarische Musikschulleitung nach Friedrichshain. Als die Bezirke Friedrichshain und Kreuzberg 2001 fusionierten, übernahm sie die Leitung der Musikschule im neu entstandenen Bezirk. Aufgewachsen ist Ina Finger im Berliner Umland. Seit 55 Jahren spielt sie Cello. Zu diesem Instrument kam sie eher zufällig. Ihre Musiklehrerin schickte sie zur Aufnahmeprüfung an der Musikschule. Eigentlich wollte sie als Sechsjährige lieber Klavier oder Geige lernen. Da für keines der beiden Instrumente ein Platz an der Musikschule frei war, bot man ihr Cello-Unterricht an. „Ich wusste damals noch nicht mal, was das für ein Instrument ist.“ Was ihr von Anfang an viel Spaß gemacht habe, sei das gemeinsame Musizieren. Mit zehn Jahren
kam sie dann als Internatsschülerin auf die Spezialschule für Musik, dem heutigen Musikgymnasium Carl Philipp Emanuel Bach in Mitte. Nach der Schule studierte sie an der Hochschule für Musik Hanns Eisler, die sie 1984 allerdings ohne Abschluss verlassen musste, weil sie einen Ausreiseantrag gestellt hatte. Inzwischen ist sie rehabilitiert. Nach ihrer Ausreise nach West-Berlin schloss sie ein neues Studium an der damaligen Hochschule für Künste ab.
Vom Studium an der Ost-Berliner Hochschule habe sie dennoch sehr profitiert, da im Orchesterstudiengang damals Pädagogik und Didaktik immer wichtige Bestandteile waren. „Das war ein wegweisendes Modell.“ Denn die Zahl der Orchesterplätze sei immer schon begrenzt gewesen. Auf einen Platz im Orchester spielen in der Regel bis zu 150 Personen vor. Entsprechend sinnvoll ist es, die Absolvent*innen von Musikschulen auch auf das Berufsfeld der Lehre vorzubereiten. So habe sie im Studium das Rüstzeug für die Tätigkeit als Lehrkraft erhalten.
„Dass mir das pädagogische Arbeiten so viel Spaß macht, hätte ich selbst nicht gedacht. Unterrichten ist wirklich großartig.“ Es sei sehr schade, dass sie aufgrund ihrer Leitungsfunktion heutzutage gar nicht mehr dazu komme. Nur ein Ensemble der Musikschule leitet sie aktuell noch. Für klassischen Instrumentalunterricht fehle durch viele Sitzungen und Gremien die Zeit und die vor allem die Kontinuität.
75 Jahre Musikschule Friedrichshain-Kreuzberg
Bild: Sara Lühmann
Unsere Musikschule wird in diesem Jahr 75 Jahre alt. Mit einem Sommerfest Ende Juni wurde das Jubiläum am Standort Kreuzberg im Kunstquartier Bethanien gebührend gefeiert.
Insgesamt arbeiten in der Musikschule 26 fest angestellte Lehrkräfte sowie sechs Verwaltungsangestellte und ein Klavierstimmer. Hinzu kommen aktuell 159 Honorarkräfte, die auf freiberuflicher Basis Unterricht geben. Am Kreuzberger Standort im Bethanien gibt es insgesamt fast 60 Unterrichtsräume. Am Standort Friedrichshain in der Zellestraße insgesamt 30. Alle Räume sind mit mindestens einem, manche auch mit mehreren Klavieren ausgestattet.
Die Musikschule unterrichtet in Friedrichshain-Kreuzberg ausschließlich in den eigenen Räumlichkeiten. Insgesamt lernen an der Musikschule aktuell 3.597 Schüler*innen. Mit 2.021 Musikerinnen sind es deutlich mehr Frauen und Mädchen. Woran liegt das? Im Elementarbereich und Grundschulalter ist das Verhältnis der Geschlechter noch ausgewogen. „In der Pubertät brechen dann die Jungen weg, weil Musikmachen für sie nicht als cool gilt“, erklärt Musikschulleiterin Ina Finger. „Die Schüler*innen haben bei uns eine durchschnittliche Verweildauer von sieben Jahren. Manche Familien kommen über Generationen. Wir haben Kinder, deren Eltern und Großeltern schon hier bei uns an der Schule ein Instrument gelernt haben. Und auch einige unserer Lehrkräfte sind selbst hier im Haus groß geworden.“
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