07/2025-KIRIAT BIALIK/SDEROT – Steglitz-Zehlendorf empfängt Jubiläumsbesuch aus Israel

8. Juli 2025: Festgemeinde im Alten BVV-Saal des Rathauses Zehlendorf, versammelt anlässlich der Jubiläumsfeierlichkeiten zu 50 Jahren Städtepartnerschaft mit Sderot und 60 Jahren mit Kiriat Bialik

8. Juli 2025: Festgemeinde im Alten BVV-Saal des Rathauses Zehlendorf, versammelt anlässlich der Jubiläumsfeierlichkeiten zu 50 Jahren Städtepartnerschaft mit Sderot und 60 Jahren mit Kiriat Bialik

Kiriat Bialik und Sderot / Juli 2025

Wenn man ein halbes Jahrhundert oder sogar noch länger verheiratet ist, ist die Verliebtheit vom ersten Tag vielleicht einer ruhigeren, tieferen Form der Zuneigung gewichen. Mit den Jahren wächst ein Verständnis füreinander, das trägt – durch Höhen und Tiefen. Dankbar blickt man zurück: auf unvergessliche gemeinsame Erlebnisse, aber auch auf schwere Zeiten, die man miteinander durchgestanden hat.

Bei Städtepartnerschaften ist es im Grunde ganz ähnlich wie im zwischenmenschlichen Bereich. Wer 50 oder 60 Jahre durch ein Partnerschaftsabkommen verbunden ist, hält jedem Sturm stand. Ist die Partnerschaft auf einem tragfähigen Fundament gegründet, darf man auch optimistisch in die Zukunft blicken. Mit Sderot feiern wir heuer unsere „Goldene Hochzeit“. Und die 60-jährige Verbundenheit mit Kiriat Bialik darf man mit gutem Grund eine „Diamantene Hochzeit“ nennen.

Undatierte historische Aufnahme: David Bouskila, früherer Bürgermeister von Sderot (sitzend); Bezirksbürgermeister a.D. Hans-Joachim Schnitzer aus Zehlendorf (stehend, Amtszeit 1965-1971), offenbar bei einer offiziellen Zeremonie

Undatierte historische Aufnahme: David Bouskila, früherer Bürgermeister von Sderot (sitzend); Bezirksbürgermeister a.D. Hans-Joachim Schnitzer aus Zehlendorf (stehend, Amtszeit 1965-1971), offenbar bei einer offiziellen Zeremonie

Zusammen feiern ist schöner als allein. Deshalb lädt man sich zum Geburtstag gerne Gäste ein. Vom 7. bis 10. Juli 2025 reisten Delegationen aus beiden israelischen Partnerstädten anlässlich des Jubiläums nach Steglitz-Zehlendorf. Kiriat Bialiks Langzeitbürgermeister Eli Dukorsky ließ sich begleiten durch Adv. Adva Balmas (Vorsitzende des Finanzausschusses und des Ausschusses für Geschlechtergleichstellung und LGTBQ-Fragen), Liat Buganin (Vorsitzende des Sportausschusses und des Ausschusses für Stipendien), sowie Bat-El Luf, die dem Bildungsausschuss vorsteht. Die Fachgebiete der nominierten Delegationsmitglieder vermittelten dem Gastgeber bereits im Vorfeld wertvolle Einblicke in lokalpolitisch bedeutsame Schwerpunktthemen.

Sderots Bürgermeister Alon Davidi – auch er blickt auf eine lange Amtszeit zurück – reiste mit seiner Stellvertreterin Hava Nahshonov und seinem Assistenten Eduard Amirgolov an.

8. Juli 2025: Bürgermeister Eli Dukorsky (Kiriat Bialik) trägt sich ins Goldene Buch des Bezirks ein

8. Juli 2025: Bürgermeister Eli Dukorsky (Kiriat Bialik) trägt sich ins Goldene Buch des Bezirks ein

60 Jahre Partnerschaft mit Kiriat Bialik (1965-2025)

Am 12. Mai 1965 nahmen der Staat Israel und die Bundesrepublik Deutschland formell diplomatische Beziehungen auf – keine Selbstverständlichkeit angesichts der schweren historischen Erblast. Im gleichen Jahr einigten sich Kiriat Bialik und der damalige Bezirk Steglitz auf die Begründung ihrer Städtepartnerschaft. Israelisch-deutsche kommunale Partnerschaften waren damals ein Novum und vor allem in Israel keineswegs unumstritten.

Steglitz und Kiriat Bialik haben Pionierarbeit geleistet: Gemeinsam schlossen sie die erste deutsch-israelische Städtepartnerschaft überhaupt.

8. Juli 2025: Sag es mit Buddy-Bären - Bürgermeister Dukorsky erhält aus den Händen von Bezirksbürgermeisterin Schellenberg ein Exemplar

8. Juli 2025: Sag es mit Buddy-Bären - Bürgermeister Dukorsky erhält aus den Händen von Bezirksbürgermeisterin Schellenberg ein Exemplar

Die Ausfertigung einer Partnerschaftsurkunde ist allerdings nicht überliefert. 40 Jahre später, nämlich am 13. Mai 2005, unterzeichneten Bürgermeister Dr. Rafi Wertheim und Steglitz-Zehlendorfs Bezirksbürgermeister Herbert Weber nachträglich eine gemeinsame Urkunde. Auf Hebräisch und Deutsch abgefasst, diente sie der Bekräftigung des freundschaftlichen Kontaktnetzes. „Wir vereinbaren die Vertiefung der gegenseitigen Beziehung und vorbehaltlose Unterstützung bei der Zusammenarbeit zum Wohle und Nutzen der Bürgerinnen und Bürger von Kiriat Bialik und Steglitz-Zehlendorf“, lautet der Kernsatz des Dokuments.

Infomaterial

Weitere 20 Jahre später, im Juli 2025, verfasste Bürgermeister Eli Dukorsky anlässlich des Berlinbesuchs ein Grußwort, das dem Geist des Dokuments von 2005 verpflichtet ist. Die an Bezirksbürgermeisterin Maren Schellenberg, die Vertreterinnen und Vertreter der Bezirksverwaltung und an die „Einwohner und Freunde dieser wunderbaren Stadt“ gerichtete Grußadresse drückte aus, dass es eine Ehre sei, den 60. Jahrestag der Städtepartnerschaft zu feiern.

„Diese Partnerschaft begann nur wenige Jahre nach dem Holocaust, zu einer Zeit, als eine solche Verbindung unmöglich schien. Der Schmerz war noch frisch, und viele in Israel lehnten Beziehungen zu Deutschland entschieden ab“, blickte er auf die Ursprünge zurück. Er schlug einen weiten Bogen bis zu den Krisen der Gegenwart und erinnerte an seine Mitbürgerin Noa Englander, die – 23-jährig – Opfer der terroristischen Attacken vom 7. Oktober 2023 wurde. Ein weiterer Bürger aus Kiriat Bialik, der Soldat Matan Angrest, befindet sich aktuell noch in der Gewalt der Geiselnehmer.

Es wurde deutlich, dass ihm die Einbindung der jungen Generation ein Herzensanliegen ist, um die Städtepartnerschaft zukunftsfest zu machen: „Wenn sich junge Menschen aus Israel und Deutschland treffen, bauen sie echte Verbindungen auf, die auf Respekt, Lernen und gemeinsamer Menschlichkeit beruhen“. Das wichtigste Ergebnis aus seiner Sicht dürfte daher auch nicht der Austausch von Gastgeschenken oder das Händeschütteln mit möglichst vielen Verwaltungsmitarbeitern gewesen sein, sondern die sich abzeichnende Schulpartnerschaft zwischen dem Dreilinden-Gymnasium und der ORT Kiryat Bialik school.

8. Juli 2025: Gruppenbild vor dem Haupteingang des Dreilinden-Gymnasiums: abgebildet u.a. Bürgermeister Eli Dukorksy (Mitte, mit Krawatte), Bezirksstadtrat Patrick Steinhoff (ganz links), Schulleiter Jens Stiller (3.v.r.)

8. Juli 2025: Gruppenbild vor dem Haupteingang des Dreilinden-Gymnasiums: abgebildet u.a. Bürgermeister Eli Dukorksy (Mitte, mit Krawatte), Bezirksstadtrat Patrick Steinhoff (ganz links), Schulleiter Jens Stiller (3.v.r.)

8. Juli 2025: Dreilinden-Gymnasium empfängt Gäste aus Kiriat Bialik

Ein wichtiger Impuls war der Besuch der Delegation um Eli Dukorsky im Dreilinden-Gymnasium. Schulleiter Jens Stiller und sein Team luden die Gäste zunächst zu einem Rundgang durchs Schulgebäude ein. Es folgte ein spannender Austausch mit Schülerinnen und Schülern der Jahrgangsstufen 7 und 10. Nicht fehlen durfte der Verweis auf frühere Aktivitäten der Schule zum Thema Israel. Das Bezirksamt wurde durch den Bezirksstadtrat für Stadtentwicklung, Patrick Steinhoff, vertreten. Kommissarisch leitet er derzeit auch das Schul- und Sportressort.

8. Juli 2025: Hören aufmerksam zu - Bürgermeister Eli Dukorsky und seine Delegation im Dreilinden-Gymnasium

8. Juli 2025: Hören aufmerksam zu - Bürgermeister Eli Dukorsky und seine Delegation im Dreilinden-Gymnasium

Wertvolle Vorarbeit hatte bereits ein früherer Lehrer am Dreilinden-Gymnasium geleistet: der Deutsch-Israeli Reinhold Maier initiierte erste Kontakte und begab sich im März 2022 auf eine Anbahnungsreise nach Israel, gefolgt von einer ersten Schülerreise im Juni 2022. Im November 2024 traf sich die engagierte Lehrerin Katharina Dannenberg auf einer in Berlin tagenden deutsch-israelischen Netzwerkkonferenz mit zwei Vertreterinnen der Stadtverwaltung von Kiriat Bialik. Dabei erneuerte sie ihr Interesse an einem Wiederaufleben der bereits bestehenden deutsch-israelischen Schulkontakte (wir berichteten).

Das Fundament ist also gelegt, und darauf gilt es jetzt aufzubauen.

9. Juli 2025: Delegation aus Kiriat Bialik besucht das Centrum Judaicum

9. Juli 2025: Delegation aus Kiriat Bialik besucht das Centrum Judaicum

9. Juli 2025: Besichtigung des Centrum Judaicum/Neue Synagoge

Ein weiterer programmatischer Höhepunkt, an denen die Delegation aus Kiriat Bialik teilnahm, war eine Führung durch das Centrum Judaicum an der Oranienburger Straße in Mitte. Einst hatte sich an diesem Standort Deutschlands größte Synagoge befunden. 1859 bis 1866 im maurisch-orientalischen Stil errichtet, wurde das Hauptschiff im Zweiten Weltkrieg stark zerstört. 1958 wurden die Reste des Gebäudes durch die DDR gesprengt. Im Zuge der Restaurierung ab 1988 wurde die beeindruckende Fassade mit ihrer weithin sichtbaren, goldglänzenden Kuppel wiederaufgebaut.

9. Juli 2025: Vor der Hauptfassade des Centrum Judaicum - Delegation aus Kiriat Bialik versammelt sich vor Plakaten, auf denen immer noch inhaftierte Geiseln abgebildet sind

9. Juli 2025: Vor der Hauptfassade des Centrum Judaicum - Delegation aus Kiriat Bialik versammelt sich vor Plakaten, auf denen immer noch inhaftierte Geiseln abgebildet sind

10. Juli 2025: Auf rotem Teppich im Abgeordnetenhaus - Bürgermeister Dukorsky (Mitte) mit seiner Delegation, BVV-Vorsteher Rögner-Francke (ganz links), stellv. Bezirksbürgermeister Richter (3.v.r.), BVV-Verordnete Concu (2.v.r.), stellv. Vorsitzender des Partnerschaftsvereins Breidenbach (ganz rechts)

10. Juli 2025: Bürgermeister Dukorsky mit seiner Delegation vor dem Abgeordnetenhaus; ganz links BVV-Vorsteher Rögner-Francke, 3.v.r. stellv. Bezirksbürgermeister Richter

10. Juli 2025: Führung durch das Berliner Abgeordnetenhaus

Am letzten Besuchstag stand eine Führung durch das Abgeordnetenhaus, das Herz des hauptstädtischen Parlamentarismus, auf dem Programm. Unmittelbar im Anschluss hatten die israelischen Gäste Gelegenheit, von der Besuchertribüne aus einer Sitzung des Berliner Landesparlaments beizuwohnen. Seit 1993 versammeln sich die Abgeordneten des wiedervereinigten Berlin im früheren „Preußischen Herrenhaus“. Bis 1918 diente das Gebäude im Kaiserreich als Tagungsort der Ersten Kammer des preußischen Landtages.

In der Lobby des Parlaments wurden die Gäste von Martina Klement, Staatssekretärin für Digitalisierung und Verwaltungsmodernisierung, und von Präsidiumsmitglied Tom Cywinski MdA herzlich begrüßt. Bezirksseitig nahmen der stellvertretende Bezirksbürgermeister Tim Richter und der Vorsteher der Bezirksverordnetenversammlung, René Rögner-Francke, am Parlamentsrundgang teil. Katharina Concu vertrat die Verordneten der BVV, Rolf Breidenbach als stellv. Vorsitzender den örtlichen Städtepartnerschaftsverein.

10. Juli 2025: Bürgermeister Dukorsky mit seiner Delegation vor dem Abgeordnetenhaus; ganz links BVV-Vorsteher Rögner-Francke, 3.v.r. stellv. Bezirksbürgermeister Richter

10. Juli 2025: Bürgermeister Dukorsky mit seiner Delegation vor dem Abgeordnetenhaus; ganz links BVV-Vorsteher Rögner-Francke, 3.v.r. stellv. Bezirksbürgermeister Richter

10. Juli 2025: BVV-Vorsteher René Rögner-Francke beim Austausch von Gastgeschenken mit Sderots Bürgermeister Alon Davidi

10. Juli 2025: BVV-Vorsteher René Rögner-Francke beim Austausch von Gastgeschenken mit Sderots Bürgermeister Alon Davidi

50 Jahre Partnerschaft mit Sderot (1975-2025)

Zehn Jahre jünger als die kommunale Freundschaft mit Kiriat Bialik ist die Verbindung mit Sderot. Ungleich stärker als Kiriat Bialik war Sderot von den terroristischen Attacken des 7. Oktober 2023 betroffen. Viele Todesopfer sind zu beklagen, vor allem Zivilisten. Die geographische Lage unmittelbar an der Grenze zum Gazastreifen ist prekär. Über viele Jahre, wenn nicht Jahrzehnte, gehörte Raketenbeschuss aus den benachbarten Palästinensergebieten zum Alltag der Bürgerinnen und Bürger. Der 7. Oktober bildete den traurigen Höhe- (und möglicherweise) Wendepunkt dieser Entwicklung. Bewaffnete Terroristen drangen in die Stadt ein und besetzten unter anderem das Gebäude der Stadtpolizei. Mehr als drei Tage dauerten die Kämpfe zur Rückeroberung. Infolge der Angriffe musste der Großteil der Bevölkerung über mehrere Monate evakuiert und in Hotels und sonstigen Notunterkünften untergebracht werden. Nur langsam kehrt wieder so etwas wie alltägliche Normalität in die Stadt ein.

In die Freundschaft zwischen Zehlendorf und Sderot wurde 1979 auch der nahegelegene Kibbuz Bror Chail einbezogen. Allerdings liegt diese Partnerschaft derzeit in einem friedlichen Dornröschenschlaf.

Blumenschmuck am Platzschild des Sderotplatzes

Blumenschmuck am Platzschild des Sderotplatzes

8. Juli 2025: Besichtigung des Sderotplatzes

Emotionaler Höhepunkt des Delegationsbesuchs war die Besichtigung des im Jahre 2009 zu Ehren der Partnerstadt benannten „Sderotplatzes“. Seit den Geschehnissen des 7. Oktober wird dieser in Zehlendorf gelegene Platz regelmäßig für Mahnwachen und Solidaritätsveranstaltungen genutzt – zuletzt am 7. Oktober 2024 (wir berichteten). Aus den Reihen der Bürgerschaft immer wieder liebevoll mit Blumen und Kerzen geschmückt, lädt er zum Erinnern, aber auch zum Hoffen und Beten für die Opfer des Krieges ein – die es auf beiden Seiten der Grenze zu beklagen gibt.

8. Juli 2025: Links vom Platzschild Bürgermeister Davidi und Stellvertreterin aus Sderot, rechts vom Platzschild Bezirksbürgermeisterin Schellenberg und Bezirksbürgermeister a.D. Kopp

8. Juli 2025: Links vom Platzschild Bürgermeister Davidi und Stellvertreterin aus Sderot, rechts vom Platzschild Bezirksbürgermeisterin Schellenberg und Bezirksbürgermeister a.D. Kopp

Die Benennung eines bislang namenlosen Platzes nach der Partnerstadt fiel in die Amtszeit von Bezirksbürgermeister a.D. Norbert Kopp. In seinem Grußwort rief er die Benennungszeremonie vom 8. Juni 2009 in Erinnerung, bei der Sderots damaliger Bürgermeister David Bouskila und sein Gegenüber aus Kiriat Bialik, Eli Dukorsky, vor Ort waren.
„Die Platzbenennung soll ein weiteres Zeichen der Freundschaft und Verbundenheit mit Sderot darstellen“, verlautbarte die Bezirksamtspressestelle Steglitz-Zehlendorf am 4. Juni 2009.

Kopp wies auf die Reihe spontaner Solidaritätsveranstaltungen hin, die sich seit dem 7. Oktober 2023 auf dem Sderotplatz ereignet hätten: am 9. Oktober 2023, am 7. April 2024 und zuletzt am 7. Oktober 2024.

Aufgrund eines Beschlusses der BVV Steglitz-Zehlendorf wehen die Kommunalflaggen von Sderot und Kiriat Bialik seit Juli 2024 einträchtig nebeneinander vor dem Rathaus Zehlendorf.

8. Juli 2025: Vollversammlung auf dem Sderotplatz - Bürgermeister Davidi (3.v.l.) mit seiner Stellvertreterin Nahshonov (2.v.l.), Bezirksbürgermeisterin Schellenberg (4.v.l.), stellv. Bezirksbürgermeister Richter (5.v.l.), Bezirksbürgermeister a.D. Kopp (1.v.l.), außerdem mehrere Bezirksverordnete

8. Juli 2025: Vollversammlung auf dem Sderotplatz - Bürgermeister Davidi (3.v.l.) mit seiner Stellvertreterin Nahshonov (2.v.l.), Bezirksbürgermeisterin Schellenberg (4.v.l.), stellv. Bezirksbürgermeister Richter (5.v.l.), Bezirksbürgermeister a.D. Kopp (1.v.l.), außerdem mehrere Bezirksverordnete

In seiner Erwiderung dankte der aktuelle Bürgermeister Alon Davidi für die erwiesene Anteilnahme und Solidarität aus der deutschen Bevölkerung. „Es erfüllt mich mit Stolz“, bekannte er, „dass ein Platz in Zehlendorf nach meiner Heimatstadt benannt ist“.

Bezirksamt und Bezirksverordnetenversammlung, Städtepartnerschaftsverein und Deutsch-Israelische Gesellschaft waren beim Termin auf dem Sderotplatz prominent vertreten.

8. Juli 2025: Bürgermeister Alon Davidi (Sderot) trägt sich ins Goldene Buch des Bezirks ein

8. Juli 2025: Bürgermeister Alon Davidi (Sderot) trägt sich ins Goldene Buch des Bezirks ein

8. Juli 2025: Delegation aus Sderot stärkt sich im Garten des jüdischen Bäcker- und Konditorenmeisterbetriebs "Babka & Krantz" in Friedenau

8. Juli 2025: Delegation aus Sderot stärkt sich im Garten des jüdischen Bäcker- und Konditorenmeisterbetriebs "Babka & Krantz" in Friedenau

Der Partnerschaftsvertrag zwischen Alt-Zehlendorf und Sderot wurde am 9. Juni 1975 unterzeichnet. Auf Zehlendorfer Seite trägt er die Unterschrift von Bezirksbürgermeister Dr. Wolfgang Rothkegel. Für Sderot unterschrieb Bürgermeister Jonathan Ifrah. Beide Seiten verpflichten sich darin, „wegen der nicht zu vergessenden geschichtlichen Berührungspunkte unserer beiden Völker enge freundschaftliche Beziehungen zwischen unseren Bürgern entstehen zu lassen und zu unterhalten“.

Genau deshalb finden partnerschaftliche Begegnungen von Mensch zu Mensch und – natürlich – auch Besuche lokalpolitisch besetzter Delegationen statt. Der 50. Jahrestag, der 9. Juni 2025, fiel heuer auf den Pfingstmontag.

8. Juli 2025: Holzbläserensemble des Stabsmusikkorps der Bundeswehr spielt bei der offiziellen Begrüßungszeremonie im Alten BVV-Saal: Klarinette, Fagott und Querflöte

8. Juli 2025: Holzbläserensemble des Stabsmusikkorps der Bundeswehr spielt bei der offiziellen Begrüßungszeremonie im Alten BVV-Saal: Klarinette, Fagott und Querflöte

Undatierte historische Aufnahme: Zehlendorf freut sich über 8000 Jaffa-Orangen aus der Partnerstadt Sderot

Undatierte historische Aufnahme: Zehlendorf freut sich über 8000 Jaffa-Orangen aus der Partnerstadt Sderot

Im Vorfeld des Besuchs aus Sderot hatte Jan Kutscher von der Deutsch-Israelischen Gesellschaft Berlin und Brandenburg e.V. (DIG) diverse Archive durchforstet, um anhand historischer Fotos die Anfänge der partnerschaftlichen Beziehungen zu rekonstruieren. Dabei stieß er nicht nur auf die Schwarz-Weiß-Aufnahme einer offiziellen bürgermeisterlichen Zeremonie – natürlich mit Amtskette –, sondern auch auf eine kleine Überraschung: eine Steige originaler Jaffa-Apfelsinen als fruchtiges Gastgeschenk aus dem sonnenverwöhnten Mittelmeerraum. In den 1960er und 1970er Jahren galten Orangen hierzulande noch als exotische, nicht alltägliche Früchte. Leider lassen sich viele der photographischen Fundstücke heute nicht mehr eindeutig datieren.

7. Juli 2025: Delegation aus Sderot besichtigt die Domäne Dahlem (einzigartiges landwirtschaftliches Freilichtmuseum)

7. Juli 2025: Delegation aus Sderot besichtigt die Domäne Dahlem (einzigartiges landwirtschaftliches Freilichtmuseum)

8. Juli 2025: Bürgermeister Alon Davidi (Sderot) und Vizebürgermeisterin Hava Nahshonov vor der ehemaligen Steglitzer Synagoge

8. Juli 2025: Bürgermeister Alon Davidi (Sderot) und Vizebürgermeisterin Hava Nahshonov vor der ehemaligen Steglitzer Synagoge

8. Juli 2025: Spiegelwand und Steglitzer Wolfenstein-Synagoge

Erst wenige Wochen ist es her, dass unter breiter Beteiligung der Bezirkspolitik öffentlich des 30-jährigen Bestehens der Spiegelwand auf dem Hermann-Ehlers-Platz gedacht wurde (vgl. auch hier). Seit 1995 erinnert sie insbesondere an 229 aus Steglitz deportierte Jüdinnen und Juden, deren Namen eingraviert sind. Nur einen Steinwurf von der Spiegelwand entfernt befindet sich das ehemalige, seit 1988 denkmalgeschützte Synagogengebäude – in einem Hof, der von außen nicht einsehbar ist.

Stilla Zrenner von der Initiative Haus Wolfenstein (IHW) führte die Sderoter Gäste in einem engagierten Vortrag in Vorgeschichte und Gegenwart der Spiegelwand ein, berichtete über Alltag und Glaubenspraxis der früheren jüdischen Gemeinde zu Steglitz und die Wolfenstein-Synagoge. Benannt wurde das Gotteshaus nach dem früheren Gemeindevorsteher Moses Wolfenstein.

8. Juli 2025: Stilla Zrenner (Initiative Haus Wolfenstein) erläutert den Gästen aus Sderot die Spiegelwand

8. Juli 2025: Stilla Zrenner (Initiative Haus Wolfenstein) erläutert den Gästen aus Sderot die Spiegelwand

Infomaterial 2

9. Juli 2025: Zu Gast bei DIG und GCJZ – Bürgermeister Davidi referiert zur Lage in seiner Stadt

Zu einer gemeinsamen Veranstaltung hatten die Deutsch-Israelische Gesellschaft Berlin und Brandenburg e.V. und die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit in Berlin e.V. in die Landesvertretung der Hansestadt Bremen eingeladen. Unter dem Motto „Sderot – die Stadt an der Grenze zu Gaza“ wurden Bürgermeister Alon Davidi und seine Stellvertreterin Hava Nahshonov aufs Podium gebeten.

Versprochen wurden „Informationen aus Erster Hand“. Und sie lieferten: Mit eindringlichen Worten schilderten die Podiumsteilnehmer die Ereignisse rund um den 7. Oktober 2023 und wie sie den Alltag der Menschen schlagartig veränderten. Sie erzählten aus einer sehr persönlichen, fast privaten Perspektive heraus, berichteten von geplatzten Lebensträumen, Evakuierung, Zerstörung und dem sehnlichen Wunsch nach Frieden, Völkerverständigung und Aussöhnung.

9. Juli 2025: Blick auf das Podium mit Bürgermeister und Stellvertreterin aus Sderot, dem DIG-Vorsitzendem Feilcke (ganz links) und der jüdischen GCJZ-Vorsitzenden Loeb (2.v.l.)

9. Juli 2025: Blick auf das Podium mit Bürgermeister und Stellvertreterin aus Sderot, dem DIG-Vorsitzenden Feilcke (ganz links) und der jüdischen GCJZ-Vorsitzenden Loeb (2.v.l.)

9. Juli 2025: Bis auf den letzten Platz gefüllt - Saal der Landesvertretung Bremen

9. Juli 2025: Bis auf den letzten Platz gefüllt - Saal der Landesvertretung Bremen

Aus verschiedenen Richtungen seien am 7. Oktober rund 50 Hamas-Terroristen in die Stadt eingefallen und hätten alle ermordet, die sie auf der Straße angetroffen haben. Es sei sofort eine Warnung an die Bürger ergangen, sich nicht im Freien aufzuhalten und das Licht in den Häusern zu löschen. Drei Tage lang durfte niemand die Wohnungen verlassen, da nicht bekannt war, ob sich noch Terroristen in der Stadt aufhielten. Um die Bürger zu schützen, verfügte Alon Davidi die komplette Evakuierung seiner Stadt – als erste Kommune Israels überhaupt. Rund 30.000 Menschen hielten sich sechs Monate lang in Ersatzunterkünften auf. Geiseln konnten in Sderot nach Auskunft des Bürgermeisters keine genommen werden.

Der Bürgermeister sprach von den 15 Sekunden, die jeder nach einem Alarm Zeit habe, um sich in Bunkern in Sicherheit zu bringen. Viele Kinder und Jugendliche seiner Stadt seien traumatisiert. „Am Ende sind wir alle Menschen und wollen einfach nur in Frieden leben“, sprach er allen aus der Seele. Vielleicht wird es eines Tages wieder selbstverständlich sein – so wie vor dem 7. Oktober –, dass Menschen dies- und jenseits der Grenze zur Arbeit pendeln.

9. Juli 2025: Podiumsteilnehmer posieren für ein Gruppenfoto

9. Juli 2025: Podiumsteilnehmer posieren für ein Gruppenfoto

9. Juli 2025: Vereint auf dem Podium - Bürgermeister aus Sderot und Kiriat Bialik

9. Juli 2025: Vereint auf dem Podium - Bürgermeister aus Sderot und Kiriat Bialik

Später nahm auch Davidis Amtskollege aus Kiriat Bialik, Eli Dukorsky, auf dem Podium Platz. Er bekräftigte im Wesentlichen die Schilderungen Davidis, stellte aber klar, dass die Probleme Kiriat Bialiks im Vergleich zu Sderot „eher marginal“ seien. Trotzdem habe auch Kiriat Bialik die Auswirkungen des 7. Oktober gespürt. Die Bedrohung komme aus dem Norden und gehe primär von der Hisbollah-Miliz aus. Anderthalb Monate lang hätten Arbeit und Schulbetrieb in Kiriat Bialik geruht.

„Die Ansprachen wurden mit großer Begeisterung aufgenommen und schufen eine Brücke des Verständnisses und der Verbindung zwischen den Kulturen“, schwärmte die Internetzeitung „Sderonet“ in ihrer – leider nur auf Hebräisch verfügbaren – Nachberichterstattung vom 18. Juli 2025.

Den Vorstand der GCJZ vertrat die jüdische Vorsitzende Beatrice Loeb; für die DIG Berlin sprach deren Vorsitzender Jochen Feilcke die einführenden Worte.

Gemeinsame Einladung von DIG und GCJZ

Gemeinsame Einladung von DIG und GCJZ

Kleines Land - große Repräsentanz: Vertretung des Landes Bremen beim Bund

Kleines Land - große Repräsentanz: Vertretung des Landes Bremen beim Bund

Warum haben die Veranstalter ausgerechnet die Bremische Landesvertretung als Veranstaltungsort ausgewählt?

Es mag Zufall sein oder schlicht daran liegen, dass Raumkapazitäten in Berlin rar gesät sind. Spannend ist allerdings ein kleines Aperçu am Rande: Auf den ersten Blick findet man auch mit der Lupe kaum nennenswerte Gemeinsamkeiten zwischen israelischen Kommunen und der Hansestadt. Doch bei näherem Hinsehen stößt man auf eine interessante historische Fußnote. Bereits in den 1950er-Jahren knüpfte der damalige Bremer Bürgermeister Wilhelm Kaisen erste Kontakte zu Israel, die zur Eröffnung einer bremischen Handelsvertretung in Tel Aviv führten. Damit war Bremen eines der ersten Bundesländer, das sich auf zivilgesellschaftlicher und wirtschaftlicher Ebene um einen Austausch mit Israel bemühte – noch vor der Aufnahme diplomatischer Beziehungen durch die Bundesregierung im Jahr 1965.

Ergo: Wer Gemeinsamkeiten sucht, findet welche.

Let’s Get Colorful!

8. Juli 2025: Zu Gast beim Städtepartnerschaftsverein – Wohlfühltermin im Garten

Wohlfühltermine zum sprichwörtlichen Beinehochlegen gehören zu jeder Delegationsreise einfach dazu: Schließlich sollen Anspannung und Entspannung einander ablösen. Gut, dass es den Städtepartnerschaftsverein Steglitz-Zehlendorf e.V. gibt: Kurzerhand verwandelte er sein alljährliches Sommerfest, das üblicherweise Mitgliedern, Freunden und Förderern vorbehalten ist, in ein Forum israelisch-deutscher Begegnung. Zum ausgelassenen Feiern waren die Delegationen aus Kiriat Bialik und Sderot in den Garten des Vereinsdomizils an der Martin-Buber-Straße in Zehlendorf eingeladen.

8. Juli 2025: Sebastian Leskien (Vorsitzender des Partnerschaftsvereins, Mitte) zeigt den Bürgermeistern Eli Dukorsky (links) und Alon Davidi (rechts) die Vereinsräumlichkeiten

8. Juli 2025: Sebastian Leskien (Vorsitzender des Partnerschaftsvereins, Mitte) zeigt den Bürgermeistern Eli Dukorsky (links) und Alon Davidi (rechts) die Vereinsräumlichkeiten

Den Auftakt bildete eine Führung durch die Vereinsräume, bei der Vorsitzender Sebastian Leskien beiden israelischen Rathauschefs das Domizil vorstellte. Die Gespräche setzten sich anschließend draußen fort – natürlich bei Live-Musik und schmackhaftem Essen. Auch die Bezirkspolitik folgte der Einladung des Vereins gerne. Zu Gast waren Bezirksbürgermeisterin Maren Schellenberg, ihr Vize Tim Richter, Bezirksstadtrat Patrick Steinhoff, BVV-Vorsteher René Rögner-Francke und zahlreiche Verordnete aus mehreren BVV-Fraktionen.

8. Juli 2025: Mischen sich unters Volk - Delegationen aus Kiriat Bialik und Sderot beim Sommerfest des Städtepartnerschaftsvereins

8. Juli 2025: Mischen sich unters Volk - Delegationen aus Kiriat Bialik und Sderot beim Sommerfest des Städtepartnerschaftsvereins

8. Juli 2025: Gute Gespräche beim Sommerfest - Sebastian Leskien, Vorsitzender des Städtepartnerschaftsvereins (rechts); Joachim Elbe, Vorstandsbeisitzer (links); Christian Urlaub, Partnerschaftsbeauftragter des Bezirksamts (Mitte)

8. Juli 2025: Gute Gespräche beim Sommerfest - Sebastian Leskien, Vorsitzender des Städtepartnerschaftsvereins (rechts); Joachim Elbe, Vorstandsbeisitzer (links); Christian Urlaub, Partnerschaftsbeauftragter des Bezirksamts (Mitte)

Sitz des Berliner Abgeordnetenhauses

Sitz des Berliner Abgeordnetenhauses

Das Bezirksamt sagt danke

Ganz herzlich dankt das Bezirksamt der Deutsch-Israelischen Gesellschaft Berlin und Brandenburg e.V. (DIG), der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit in Berlin e.V. (GCJZ), dem Städtepartnerschaftsverein Steglitz-Zehlendorf e.V., der Initiative Haus Wolfenstein – Verein zur Erhaltung der ehemaligen Synagoge Steglitz und zur Förderung interkultureller Begegnung e.V. (IHW), dem Dreilinden-Gymnasium, dem Stabsmusikkorps der Bundeswehr in Berlin, der Domäne Dahlem, und allen ehrenamtlich tätigen Dolmetscherinnen und Dolmetschern für die breite und segensreiche Unterstützung bei Vorbereitung und Durchführung des Besuchs.

Ein besonderer Dank gilt dem zuständigen Polizeiabschnitt für die diskrete, zuverlässige und zu jeder Zeit aufmerksame Gewährleistung der Sicherheit für unsere israelischen Gäste.

Alle sonstigen Beteiligten, die hier nicht ausdrücklich genannt wurden, sind selbstverständlich mitgedacht.

Beauftragter für Partnerschaften

Christian Urlaub