Lichterfelde

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Steckbrief

  • Fläche: 1.822 ha
  • Einwohner:innen: 85.613
  • Erste urkundliche Erwähnung: 1289
  • Markenzeichen: Botanischer Garten, Lichterfelder Villenkolonie, Lilienthal-Gedenkstätte, Charité Campus Benjamin Franklin
  • Ausflugtipps und Sehenswürdigkeiten: u.a. Gutshaus Lichterfelde (Carstenn-Schlösschen), Parkfriedhof Lichterfelde, Bundesarchiv, Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM), Lilienthal-Villen uvm.

Geschichte

Die Gründung von Lichterfelde erfolgte wahrscheinlich in der Zeit zwischen 1230 und 1260 im Zuge der Kolonisation durch die regierenden Markgrafen von Brandenburg. Eine erste urkundliche Erwähnung stammt aus dem Jahre 1289. Der wichtigste Grund für die Ansiedlung dürfte die Nähe zur seinerzeit bedeutenden Handelsstraße zwischen Berlin und Leipzig gewesen sein, dem heutigen Ostpreußendamm, der bis 1960 Berliner Straße hieß.

Ein lebendiges Zeugnis aus der dörflichen Vergangenheit von Lichterfelde stellt die Dorfkirche aus dem 14. Jahrhundert dar. Bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts bestanden die Dörfer noch immer aus wenigen Gehöften, aber durch die Felder zogen sich nun Eisenbahnschienen. Um 1865 trat der Unternehmer Johann Anton Wilhelm von Carstenn auf den Plan. Er erwarb die verschuldeten Güter von Giesensdorf und Lichterfelde, um hier eine Landhaus- und Villenkolonie entstehen zu lassen. Maßgeblich für den Aufschwung zum gefragten Villenvorort von Berlin war die Verlegung der Hauptkadettenanstalt nach Lichterfelde auf Initiation von Carstenn, die in den Jahren 1873 bis 1878 errichtet wurde. Nachdem sich 1877 die Güter Lichterfelde und Giesensdorf mit dem Dorf zur Großgemeinde Groß-Lichterfelde zusammengeschlossen hatten, trat ein Jahr darauf auch das Dorf Lichterfelde der Großgemeinde bei.

Lichterfelde erhielt 1881 die erste elektrische Straßenbahn der Welt. Gebaut wurde diese im Auftrag von Carstenn von Werner von Siemens zwischen dem Bahnhof Lichterfelde Ost und der Hauptkadettenanstalt.

Lichterfelde West, 1860 gegründet, ist bekannt als das älteste Villenviertel Berlins und bis heute geprägt durch herrschaftliche Villen der Gründerzeit, große Gärten, kleine Alleen und gepflasterte Straßen. Lichterfelde Ost ist nach ähnlichem Muster als Villenkolonie angelegt, hat jedoch im Zweiten Weltkrieg stärkere Beschädigungen davon getragen. In Lichterfelde Süd befindet sich der Standort des Fliegebergs, von dem der Flugpionier Otto Lilienthal seine ersten Flugversuche mit selbstgebauten Gleitflugapparaten startete und wo sich seit 1932 eine Lilienthal-Gedenkstätte befindet.

Von Juni 1942 bis 1945 befand sich in Lichterfelde ein Außenlager des KZ Sachsenhausen, unweit von Wohnhäusern der Offiziere der „Leibstandarte Adolf Hitler“, die in der ehemaligen Preußischen Hauptkadettenanstalt untergebracht war beziehungsweise wo sich heute eine Zweigstelle des Bundesarchivs befindet.

Sehens- und Wissenswertes

Neben den Villenkolonien ist die bekannteste Attraktion in Lichterfelde der Botanische Garten mit dem Botanischen Museum – einer der größten und bedeutendsten botanischen Gärten der Welt.

Auf dem inzwischen als „Prominentenfriedhof“ geltenden Parkfriedhof Lichterfelde wurden unter anderem folgende Persönlichkeiten beerdigt: Drafi Deutscher (Sänger und Komponist), Walter de Gruyter (Verleger), Gustav Lilienthal (Architekt) und Kurt von Schleicher (Reichskanzler).

Botanischer Garten

Botanischer Garten

Der Botanische Garten gehört mit einer Fläche von circa 43 Hektar und seinen knapp 20.000 Pflanzenarten zu den größten und bedeutendsten der Welt. Er ist sowohl ein besonderer Ausflugs- und Erholungsort als auch ein wichtiger Wissenschaftsstandort für die Pflanzenforschung. Der Botanische Garten beherbergt Arten aus den verschiedendsten Weltregionen, – getreu des Konzepts seines ersten Direktors Adolf Engler: „Die Welt in einem Garten“. Er wurde 1898-1902 nach dem Entwurf des Architekten Alfred Koerner angelegt und zog 1907 von Schöneberg an seinen heutigen Standort um. Allgemein wurde er, auch in der eigenen Terminologie, als Botanischer Garten Dahlem bezeichnet; der Name leitet sich von der Königlichen Domäne Dahlem ab, auf deren Gelände er 1899 angelegt wurde. Tatsächlich gehört das Areal seit dem Ende des 20. Jahrhunderts vollständig zum Ortsteil Lichterfelde. Ein Highlight ist das Große Tropenhaus im Jugendstil, das 2009 originalgetreu grundsaniert und energieeffizient gestaltet worden ist. Das Botanische Museum am Haupteingang des Gartens in der Königin-Luise-Straße geht zurück auf die frühere Königliche Sammlung getrockneter Pflanzen und ist in ganz Westeuropa das einzige Museum zur Pflanzenwelt und ihrer Kultur- und Naturgeschichte.

Gutshaus Lichterfelde

Gutshaus Lichterfelde, auch bekannt als Carstenn-Schlösschen

Das Gutshaus Lichterfelde ist ein im klassizistischen Stil erbautes Landhaus und wurde wahrscheinlich in seiner jetzigen Form 1780 auf einem älteren Vorgängerbau errichtet. Nach mehreren Umbauten zog der Hamburger Großkaufmann Johann Anton Wilhelm von Carstenn in das Gutshaus ein, deshalb wird es auch „Carstenn-Schlösschen” genannt. Carstenn wollte einen interessanten Villenvorort für die besser verdienenden Kreise Berlins schaffen. Er setzte die Errichtung der Haupt-Kadettenanstalt, in welcher der Offiziersnachwuchs der Armee ausgebildet wurde, in Groß-Lichterfelde durch und versuchte damit, die neue Kolonie noch attraktiver zu machen. Nach dem 2. Weltkrieg 1945, wurde das Gutshaus von amerikanischen Soldaten übernommen, um ein Nachbarschaftsheim zu gründen. Heute sitzt dort das Stadtteilzentrum Steglitz e.V. Das Gebäude steht unter Denkmalschutz und gehört zu den Kulturdenkmälern in Lichterfelde.

Lilienthal-Gedenkstätte im Lilienthalpark

Lilienthal-Gedenkstätte im Lilienthalpark

Im Lilienthalpark führte Otto Lilienthal seine Versuche im Gleitflug durch. Dafür ließ er 1894 auf dem Gelände einer alten Ziegelei einen Hügel aufschütten, von dem aus er tausende Flüge mit Flugweiten von bis zu 80 Metern unternahm. Um 1900 wurde das Areal dann zu dem 8,6 Hektar großen Park umgestaltet. Der damalige Stadtbaurat Fritz Freymüller errichtete hier 1928-1932 eine Gedenkstätte für den großen Flugpionier. Während des Zweiten Weltkrieges wurde die bronzene Weltkugel im Lilienthalpark eingeschmolzen und 1955 durch eine Steinkugel ersetzt. Erst 1990, während der Restaurierung der Anlage, wurde eine neue Weltkugel aus Bronze wieder aufgestellt, allerdings ohne die ursprünglich eingravierten Fluglinien.

S-Bahnhof Lichterfelde West

S-Bahnhof Lichterfelde West

An den bisherigen verschiedenen Namen des heutigen S-Bahnhofs Lichterfelde West, ist auch die Berliner und Lichterfelder Geschichte abzulesen. So hieß der Bahnhof zunächst nur „Lichterfelde“, anschließend „Groß-Lichterfelde“, gefolgt von „Groß-Lichterfelde B.M. (Berlin-Magdeburg) sowie „Groß-Lichterfelde West“. Seit 1925 besteht der jetzige Name Lichterfelde-West.

Heizkraftwerk Lichterfelde

Heizkraftwerk Lichterfelde

Das am Teltowkanal gelegene Heizkraftwerk Lichterfelde ist anhand seiner drei Schornsteine auch aus der Ferne erkennbar und maßgeblich für die Versorgung des Berliner Südwestens mit Strom und Fernwärme verantwortlich. Das Heizkraftwerk wurde mehrfach modernisiert und umgebaut. Bis Ende 2025 sollen u.a. die drei Kesselhäuser mit ihren prägenden Schornsteinen zurückgebaut werden.

Institut für Hygiene und Umweltmedizin

Institut für Hygiene und Umweltmedizin

Das Institut für Hygiene und Umweltmedizin der Charité ist ein Beispiel für die organische und brutalistische Architektur der Nachkriegsmoderne. Im Auftrag von der Freien Universität Berlin begann ab 1964 die Rahmenplanung der Forschungs- und Bildungseinrichtung. Ab 1966 arbeitete das Berliner Architekturbüro Fehling+Gogel an der Gebäudeplanung. Insgesamt dauerten die Bauarbeiten von 1971 bis 1974 an. Kosten, Nutzung und Struktur verliehen dem damaligen Institut für Hygiene und Mikrobiologie einen Sonderstatus. Einmalig für Berlin ist auch die sorgfältige Ausführung des Sichtbetonbaus. Dieser bewirkt die skulpturhafte Gestalt mit außergewöhnlich weichen Rundungen und einer feinen Oberflächenstruktur. Auch deshalb steht das Gebäude seit 2021 unter Denkmalschutz.

Rother-Stift und Villa aus der Audiowalk-Reihe Lichterfelde West

Audiowalk: Villenkolonie Lichterfelde West

Unser Audiowalk ist eine ungewöhnliche Zeitreise durch die Villenkolonie Lichterfelde-West: Ein Windstoß wirbelt das Dienstmädchen Martha aus dem Jahr 1908 in das heutige Lichterfelde. Dort trifft sie auf den Architekturstudenten Alex, der zum ersten Mal in dieser Ecke Berlins unterwegs ist. Weitere Informationen

Impressionen aus Lichterfelde

  • Eine der Lilienthal-Villen

    Eine der Lilienthal-Villen

  • Ikarus-Denkmal für Otto Lilienthal

    Ikarus-Denkmal für Otto Lilienthal

  • Kirschblütenallee im Lilienthalpark

    Kirschblütenallee im Lilienthalpark

  • Paulinenplatz mit Kadettenstein

    Paulinenplatz mit Kadettenstein

  • "The Knast" - Eingang des ehemaligen Frauengefängnis in Lichterfelde

    "The Knast" - Eingang des ehemaligen Frauengefängnis in Lichterfelde

  • Oberlin-Seminar im ehemaligen Pfarrhaus

    Oberlin-Seminar im ehemaligen Pfarrhaus

  • Johanneskirche

    Johanneskirche

  • Karlplatz

    Karlplatz

  • Kommunikationszentrum am Ostpeußendamm

    Kommunikationszentrum am Ostpeußendamm

  • Rother Stift Lichterfelde

    Rother Stift Lichterfelde

  • Bahnhof Lichterfelde Ost

    Bahnhof Lichterfelde Ost

  • Kranoldplatz

    Kranoldplatz

  • Telefunkenwerke

    Telefunkenwerke

  • Ehemalige Coca-Cola-Abfüllfabrik in Lichterfelde Ost

    Ehemalige Coca-Cola-Abfüllfabrik in Lichterfelde Ost

  • Brunnen mit Wappen am Ludwig-Beck-Platz

    Brunnen mit Wappen am Ludwig-Beck-Platz

  • Weihnachtsbaum vor Wohnhaus in der Königsberger Straße

    Weihnachtsbaum vor Wohnhaus in der Königsberger Straße