Drucksache - 0039/VI  

 
 
Betreff: Änderung aus der NS-Zeit rückgängig machen: Kadettenweg in Julius-Stern-Straße umbenennen
Status:öffentlich  
 Ursprungaktuell
Initiator:LinksfraktionLinksfraktion
Verfasser:1. Imhof-Speckmann/Dr. Egginger-Gonzalez
2. Gruner
 
Drucksache-Art:AntragAntrag
Beratungsfolge:
Bezirksverordnetenversammlung Steglitz-Zehlendorf von Berlin Vorberatung
19.01.2022 
3. öffentliche Sitzung der Bezirksverordnetenversammlung Steglitz-Zehlendorf - Videokonferenz überwiesen   
Ausschuss für Bildung und Kultur Empfehlung
09.02.2022 
1. konstituierende öffentliche Sitzung des Ausschusses für Bildung und Kultur - Videokonferenz vertagt   
06.04.2022 
2. öffentliche Sitzung des Ausschusses für Bildung und Kultur - Videokonferenz vertagt   
04.05.2022 
3. öffentliche Sitzung des Ausschusses für Bildung und Kultur - Videokonferenz vertagt   
08.06.2022 
4. öffentliche Sitzung des Ausschusses für Bildung und Kultur vertagt   
31.08.2022 
5. öffentliche Sitzung des Ausschusses für Bildung und Kultur vertagt   
28.09.2022 
6. öffentliche Sitzung des Ausschusses für Bildung und Kultur vertagt   
26.10.2022 
7. öffentliche Sitzung des Ausschusses für Bildung und Kultur vertagt   
23.11.2022 
8. öffentliche Sitzung des Ausschusses für Bildung und Kultur vertagt   
04.01.2023 
9. öffentliche Sitzung des Ausschusses für Bildung und Kultur im Ausschuss zurückgezogen (Beratungsfolge beendet)   
Ausschuss für Haushalt, Personal, Europa, Klima Empfehlung

Sachverhalt
Anlagen:
Zurückziehung vom 04.01.2023

Die BVV möge beschließen:

 

Das Bezirksamt wird ersucht, den Kadettenweg in Lichterfelde-West wieder nach dem jüdischen Musikpädagogen Julius Stern zu benennen und damit die antisemitisch motivierte Löschung seines Namens aus dem Straßenbild im Jahr 1935 rückgängig zu machen.

 

Begründung:

 

Von 1893 bis zum 03.05.1935 trug der heutige Kadettenweg den Namen Sternstraße zu Ehren von Julius Stern (geb. 08.08.1820 in Breslau gest. 27.02.1883 in Berlin). Stern war u.a. Musikpädagoge und Komponist. Er gründete einen Gesangs- und Orchesterverein sowie das Sternsche Konservatorium. Nach ihm ist heute das „Julius-Stern-Institut“ der Universität der Künste benannt. Da Stern jüdischen Glaubens war, wurde sein Name von den deutschen Faschist:innen 1935 aus dem Straßenbild entfernt. Maßgeblich für die damalige Entscheidung dürfte gewesen sein, dass die Straße gegenüber dem Eingang der ehemaligen Preußischen Hauptkadettenanstalt endet, in der ab 1933 die "SS-Leibstandarte Adolf Hitler" untergebracht war.

 

 

Der Antrag wurde am 26.10.2022 in der 7. Sitzung des Ausschusses für Bildung und Kultur beraten und wie folgt geändert:

 

Die BVV möge beschlien:

 

Das Bezirksamt wird ersucht, den Kadettenweg in Lichterfelde-West zu Ehren des jüdischen Musikpädagogen in Julius-Stern-Straße zu benennen. Zugleich wird das Amt gebeten, am Karlplatz eine Informationsstele zu errichten, die über die (Rück-)benennung sowie die Verfolgung, Deportation, Vertreibung und Zwangsemigration von jüdischen Nachbar*innen in Lichterfelde-West während der Zeit des Nationalsozialismus informiert.

 

Begründung:

 

Von 1893 bis zum 3. Mai 1935 trug der heutige Kadettenweg den Namen Sternstraße. Diverse Indizien sprechen dafür, dass dieser Name zu Ehren von Julius Stern (8. August 1820 Breslau 27. Februar 1883 Berlin) gewählt worden war. Stern war u.a. Musikpädagoge und Komponist. Er gründete einen Gesangs- und Orchesterverein sowie das Sternsche Konservatorium. Nach ihm ist heute das „Julius-Stern-Institut“ der Universität der Künste benannt. Im Bezirksamt Steglitz-Zehlendorf befinden sich heute leider keine Hinweise dahingehend, dass die Straße zu Ehren von Julius Stern benannt war. Auch monatelange Recherchen von mehreren Anwohner*innen konnten diese Frage weder in die eine noch andere Richtung abschließend klären. Gleichwohl finden sich Information über Julius Stern als Namensgeber der ehemaligen Sternstraße u.a. im Straßenverzeichnis von Kauperts, im Berliner Straßenlexikon von Mende und Lais, in einer Dissertation zum Stern'sche Konservatorium der Musik in Berlin und in zahlreichen Wikipedia-Artikeln. Zugleich wird diese Einordnung von vielen Anwohner*innen in Lichterfelde-West geteilt. Die Umbenennung der Straße im Jahr 1935 und die fast zeitgleich stattgefundene Arisierung des Sternsche Konservatoriums sind zwei weitere Indizien: Stern war jüdischen Glaubens und die Straße begann gegenüber dem Eingang der ehemaligen Preußischen Hauptkadettenanstalt, in der ab 1933 die "SS-Leibstandarte Adolf Hitler" untergebracht war. Bei einer über die Lokalpresse geführten Diskussionen zur beantragten Straßenumbenennung von Kadettenweg in Sternstraße sowie auch bei einer Befragung unter Nachbar*innen hat sich jeweils eine deutliche Mehrheit für eine Rückbenennung ausgesprochen. Die Ausführungsvorschriften zum Berliner Straßengesetzes erfordern jedoch einen neuen Straßennamen, da es bereits eine Sternstraße in Berlin gibt und eine Doppelung unzulässig wäre. Eine Julius-Stern-Straße existiert in Berlin trotz der zweifelhaft großen Verdienste und überregionalen Bedeutung von Julius Stern bis heute nicht.

 

Der Betreff wurde geändert von „Änderung aus der NS-Zeit rückgängig machen: Kadettenweg wieder in Sternstraße benennen in „Änderung aus der NS-Zeit rückgängig machen: Kadettenweg in Julius-Stern-Straße umbenennen“.

 

Der Antrag in der geänderten Fassung wurde vertagt.

 

 

Concu

Ausschussvorsitzende

 

 

Der Antrag wurde am 04.01.2023 in der 9. Sitzung des Ausschusses für Bildung und Kultur beraten und von der antragstellenden Fraktion zurückgezogen.

 

 

Concu

Ausschussvorsitzende

 
 

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