Drucksache - 1393/V
Die BVV möge beschließen:
Das Bezirksamt wird gebeten, den Maerckerweg in Lankwitz umzubenennen. Zugleich soll über die Gründe der Umbenennung auf einer Informationstafel aufgeklärt werden, die an der Ecke Belßstraße oder ersatzweise an der Ecke Emmichstraße aufgestellt werden soll. In den Entstehungsprozess des Textes und des Layouts der Informationstafel sollen neben Historiker*innen auch die BVV-Fraktionen einbezogen werden.
Begründung:
Es ist eine Schande, dass im Jahr 2019 in Steglitz-Zehlendorf noch immer eine Straße nach Georg Ludwig Rudolf Maercker (21.9.1865 Baldenburg – 31.12.1924 Dresden) benannt ist! Der Maerckerweg wurde während der NS-Herrschaft eingerichtet. Aus Sicht der deutschen Faschisten hatte Maercker sich als „Kolonialkrieger“, Anführer eines Freikorps und Antisemit für Deutschland verdient gemacht. Seine militärische Ausbildung absolvierte Maercker unter anderem in der Hauptkadettenanstalt in Groß-Lichterfelde (heute Bundesarchiv in Lichterfelde-West). Ab 1889 war er als Soldat und Befehlshaber für mehr als 15 Jahre (mit Unterbrechungen) an der Niederschlagung von Aufständen gegen die deutschen Besatzer und die Ermordung von Einheimischen in Afrika und China involviert. 1905 hatte er beispielsweise den Oberbefehl bei der Schlacht von Nubib gegen die Kämpfer der Herero und Nama. Im Anschluss an die Niederschlagung des Aufstandes verantwortete Maercker die Deportation von Kindern, Frauen und Männern in Konzentrations- und Zwangsarbeiterlager. Viele der dorthin verschleppten Menschen verloren ihr Leben. Maercker rechtfertigte sein Vorgehen mit „nationaler Würde“ und „wirtschaftlichen Interessen“. Nach seiner Rückkehr als Teilnehmer aus dem Ersten Weltkrieg wurde er Befehlshaber eines Freikorps. 1920 unterstützte Maercker allem Anschein nach den rechtsextremen Kapp-Lüttwitz-Putsch (andere Quellen erwähnen „nur“ illoyales Verhalten gegenüber der Reichsregierung), weswegen er nach dem Scheitern des Putsches aus der Reichswehr entlassen wurde. Maercker wurde daraufhin erster Präsident des „Deutschen Kolonialkrieger-Bundes“, der die erneute Kontrolle über verlorene Kolonien forderte. Kurz vor seinem Tod setzte Maercker 1924 beim „Stahlhelm, Bund der Frontsoldaten“ den antisemitischen „Arierparagraphen“ durch. Anders als Berlin, hat die Stadt Dortmund bereits 1946 reagiert und eine dort nach Maercker benannte Straße umbenannt.
Der Antrag wurde am 08.01.2020 in der 27. Sitzung des Ausschusses für Bildung und Kultur beraten und mit 8 Ja-Stimmen und 0 Nein-Stimmen bei 5 Enthaltungen beschlossen.
Die SPD-Fraktion ist dem Antrag beigetreten.
Der Bezirksverordnetenversammlung wird die Annahme des Antrags empfohlen.
Specht-Habbel Ausschussvorsitzende
Der Antrag wurde am 22.01.2020 in der 36. Sitzung der Bezirksverordnetenversammlung in den Ausschuss für Haushalt, Personal und Verwaltungsmodernisierung überwiesen.
Rögner-Francke Bezirksverordnetenvorsteher
Der Antrag wurde am 07.05.2020 in der 45. Sitzung des Ausschusses für Haushalt, Personal und Verwaltungsmodernisierung beraten und wie folgt geändert:
„Die BVV möge beschließen:
Das Bezirksamt wird gebeten, den Maerckerweg in Lankwitz umzubenennen.“
Begründung: Unverändert.
Der Antrag in der geänderten Fassung wurde mit 13 Ja-Stimmen und 1 Nein-Stimme bei 0 Enthaltungen beschlossen.
Der Bezirksverordnetenversammlung wird die Annahme des Antrags in der geänderten Fassung empfohlen.
Buchta Ausschussvorsitzender
Die BVV hat in ihrer 38. Sitzung am 20.05.2020 beschlossen:
Das Bezirksamt wird gebeten, den Maerckerweg in Lankwitz umzubenennen.
Rögner-Francke Bezirksverordnetenvorsteher |
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