02/2024-CHARKIW – Steglitz-Zehlendorf bekräftigt Solidarität mit der Ukraine

24. Februar 2024: Solidaritätsveranstaltung im Charkiw-Park

24. Februar 2024: Solidaritätsveranstaltung im Charkiw-Park

Charkiw / Februar 2024

Auch zwei Jahre nach dem schrecklichen Überfall Russlands auf sein Nachbarland macht der Aggressor keinerlei Anstalten, seine Truppen zurückzuziehen und den Krieg zu beenden. Um die Unterstützung der deutschen Bevölkerung für die Ukraine aufrechtzuerhalten – gerade in Zeiten zunehmender Kriegsmüdigkeit – muss immer wieder an die Abgründe des Krieges erinnert werden. Öffentliche Solidaritätsveranstaltungen sind hierzu ein wichtiges und sinnvolles Mittel. Wie schon im Vorjahr, fand auch am 24. Februar 2024 ein Akt des Gedenkens und der Solidarität im Charkiw-Park statt.

24. Februar 2024: Rede von Bezirksbürgermeisterin Schellenberg

24. Februar 2024: Rede von Bezirksbürgermeisterin Schellenberg

Zahlreiche Bürgerinnen und Bürger, darunter auch Ukrainerinnen und Ukrainer in landestypischer Tracht und Fähnchen, viele mit ihren Kindern, folgten der Einladung von Bezirksbürgermeisterin Maren Schellenberg in den Park, der seit Oktober 2022 den Namen der ukrainischen Partnerstadt trägt.

Als Vertreterin der Ukrainischen Botschaft hieß die Gastgeberin Botschaftsrätin Oksana Dubovenko willkommen, die zusammen mit Alisa Podolyak den Weg nach Steglitz gefunden hatte. Der Bundestagsabgeordnete Ruppert Stüwe wurde ebenso gesichtet wie zahlreiche Verordnete der BVV Steglitz-Zehlendorf, darunter deren Vorsteher René Rögner-Francke mit Stellvertreter Sören Grawert. Das Bezirksamt wurde durch die Bezirksstadträte Urban Aykal, Tim Richter und Patrick Steinhoff vertreten, der Städtepartnerschaftsverein Steglitz-Zehlendorf e.V. durch die Vorsitzende Gisela Pflug, deren Stellvertreterin Marie Grund, und weitere Vorstandsmitglieder.

„Wir hätten uns alle gewünscht, heute hier zu feiern, weil die Ukraine über Russland gesiegt“ hat, sprach die Bürgermeisterin allen aus der Seele. „Wir sehen nur teilweise ein Licht am Horizont“, ergänzte sie und zählte einige dieser Lichtblicke konkret auf: die enge Kooperation zwischen der Freien Universität und der Karazin-Universität Charkiw seit Juli 2023, sowie den Informationsbesuch eines offiziellen Vertreters des Departements für Familie und Sport des Rates der Stadt Charkiw, ebenso im Juli 2023.

24. Februar 2024: Ein früher Frühlingsgruß nach Charkiw

24. Februar 2024: Ein früher Frühlingsgruß nach Charkiw

24. Februar 2024: Bezirksbürgermeisterin Schellenberg mit den Bezirksstadträten Richter (rechts vom Schild), Steinhoff und Aykal (links vom Schild)

24. Februar 2024: Bezirksbürgermeisterin Schellenberg mit den Bezirksstadträten Richter (rechts vom Schild), Steinhoff und Aykal (links vom Schild)

Später lud sie alle Anwesenden zu einer Gedenkminute in Stille ein. Im Anschluss daran konnte, wer wollte, blaue und gelbe Blumen in den Landesfarben der Ukraine niederlegen. Während die Reden gehalten wurden, „umwickelten“ sich die meisten Besucherinnen und Besucher zum Zeichen ihrer Solidarität mit einer überdimensionalen blaugelben Ukraine-Fahne. Die musikalische Gestaltung lag bei Iryna Lazer, ukrainische Sängerin, Komponistin, Schauspielerin und Gründerin der Band „Mavka“.

Explizit verwies die Rathauschefin auf die seit zwei Jahren laufende Spendenkampagne „Charkiw-Hilfe“, die der Städtepartnerschaftsverein Steglitz-Zehlendorf e.V. ins Leben gerufen hat.

Der Verein freut sich über Spenden auf folgendes Konto:
IBAN: DE27100500001010004405
BIC-/SWIFT-Code: BELADEBEXXX

24. Februar 2024: Rede von Olga Pischel, Vorstandsmitglied des Städtepartnerschaftsvereins Steglitz-Zehlendorf e.V.; dahinter Maximilian Rudzki, ehrenamtl. Fachberater für polnische Zusammenarbeit des Landesfeuerwehrverbandes Brandenburg e.V.

24. Februar 2024: Rede von Olga Pischel, Vorstandsmitglied des Städtepartnerschaftsvereins Steglitz-Zehlendorf e.V.; dahinter Maximilian Rudzki, ehrenamtl. Fachberater für polnische Zusammenarbeit des Landesfeuerwehrverbandes Brandenburg e.V.

Rede von Olga Pischel

„Das ist ein sehr wichtiger und ein sehr schmerzvoller Tag“, setzte das aus Charkiw stammende Vorstandsmitglied des Städtepartnerschaftsvereins den Ton ihrer Rede. Mittlerweile dauere der von Russland angezettelte „vollumfängliche Krieg“ genau 731 Tage. „Für Charkiw bedeutet das Zerstörung, Gewalt und Menschenleben“, präzisierte sie.

Eindrücklich schilderte Olga Pischel die aktuelle Lage ihrer Heimatstadt. Sie erzählte von ihrer Begegnung mit einer Architektin aus Charkiw, die sich mit dem Erhalt des baulichen und architektonischen Erbes beschäftigt. Charkiw sei reich an Bauwerken verschiedener Stilrichtungen, darunter Jugendstil und Moderne. All das sei gefährdet, weil es Russland darum gehe, „alle ukrainische Kunst und Kultur auszulöschen“.

Olga Pischel erinnerte an die Opfer der Zivilbevölkerung und bedankte sich bei allen, die den Städtepartnerschaftsverein durch ihre Spenden unterstützen: „Wir können eine gezielte, effektive Hilfe leisten, die auch bei den Menschen ankommt“. Ganz persönlich sprach sie dabei den früheren Unternehmer und Orthopädietechnik-Meister Klaus Dittmer an. Dank seiner Großzügigkeit konnten bislang über 200 Kisten mit dringend benötigten Prothesen und Prothesenteilen nach Charkiw geliefert werden. Außerdem erwähnte sie die Beschaffung eines Müllabfuhrwagens für die im Oblast Charkiw gelegene Stadt Kupjansk, in Kooperation mit dem Partnerschaftsverein Charkiw-Nürnberg e.V..

22. Februar 2024: Spendenübergabe der evangelischen Pauluskirchengemeinde Lichterfelde an Olga Pischel (2.v.r.) vom Städtepartnerschaftsverein Steglitz-Zehlendorf e.V.

22. Februar 2024: Spendenübergabe der evangelischen Pauluskirchengemeinde Lichterfelde an Olga Pischel (2.v.r.) vom Städtepartnerschaftsverein Steglitz-Zehlendorf e.V.

Spendenaktion der evangelischen Paulus-Kirchengemeinde Lichterfelde

Ausdrücklich dankte Olga Pischel der evangelischen Paulus-Kirchengemeinde Lichterfelde für eine im Rahmen der Winterhilfe durchgeführte Spendenaktion. Am 22. Februar 2024 wurde ihr ein Scheck über 16.000 Euro übergeben, dessen Erlös u.a. der Instandsetzung zerstörter Gebäude der Karazin-Universität zugutekommen soll. Schon am ersten Kriegstag vor zwei Jahren sei das Gebäude der Fakultät für Physik und Technologie beschossen worden, war in der Tagespresse vom 23. Februar 2024 rückblickend zu lesen.

„Wir sind tief bewegt von diesen Zeichen der Menschlichkeit“, erklärt Pfarrerin Rebekka Luther in einer Pressemitteilung zur Winterhilfe-Spendenaktion ihrer Gemeinde.

24. Februar 2024: Auftritt von Sängerin Iryna Lazer. 2.v.r. Bezirksbürgermeisterin Schellenberg, rechts daneben Botschaftsrätin Alisa Podolyak von der Ukrainischen Botschaft. Ganz links Sebastian Leskien, Vorstandsmitglied des Städtepartnerschaftsvereins Steglitz-Zehlendorf e.V., rechts daneben Vorstandskollegin Olga Pischel, daneben Maximilian Rudzki vom Deutschen Feuerwehrverband e.V. (DFV)

24. Februar 2024: Auftritt von Sängerin Iryna Lazer. 2.v.r. Bezirksbürgermeisterin Schellenberg, rechts daneben Botschaftsrätin Alisa Podolyak von der Ukrainischen Botschaft. Ganz links Sebastian Leskien, Vorstandsmitglied des Städtepartnerschaftsvereins Steglitz-Zehlendorf e.V., rechts daneben Vorstandskollegin Olga Pischel, daneben Maximilian Rudzki vom Deutschen Feuerwehrverband e.V. (DFV)

Rede von Maximilian Rudzki

„Ich erinnere mich ganz genau an die Situation vor zwei Jahren. Ich befand mich damals noch in der Ausbildung“, leitete Maximilian Rudzki seine Rede ein. Der Fachberater für polnische Zusammenarbeit des Landesfeuerwehrverbandes Brandenburg e.V. (LFV) hatte im Dezember 2023 den Konvoi begleitet, mit dem die beiden von der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit GmbH (GIZ) gestifteten Kommunalfahrzeuge (Radlader) ihre kleine Odyssee in Richtung Charkiw antraten (der Weltenbummler berichtete).

„Für viele ist es ein Mittel, um gegen die Ohnmacht anzukämpfen“, beschreibt er die Motivation vieler Feuerwehrleute, sich ehrenamtlich für die Ukraine zu engagieren. Seit dem 7. März 2022, als sich der erste Lkw-Konvoi mit Hilfsgütern in Richtung Ukraine aufmachte, habe der LFV bereits 13 solcher Konvois auf den Weg gebracht, dabei 700 Tonnen Ware und über 80 Feuerwehr- und Rettungsfahrzeuge transportiert. Organisatorisch bedeute das „einen enormen Aufwand“. Mit Hin- und Rückfahrt an die polnisch-ukrainische Grenze nimmt ein Konvoi dieser Art drei Tage in Anspruch.

Zum Verbleib der beiden Radlader äußerte er sich optimistisch: „Ich habe heute mit dem Herrn aus Charkiw gesprochen, der dafür zuständig ist, den Weitertransport zu organisieren. Sie sind aktuell in den letzten Zügen. In den nächsten Tagen sollten die Radlader in Charkiw ankommen“. Tatsächlich seien die Fahrzeuge „im höchsten Winter“ zunächst ins polnische Krakau überführt worden, von wo aus sie auf ihre Weiterfahrt warteten.

24. Februar 2024: Sängerin Iryna Lazer bei ihrem Auftritt im Charkiw-Park

24. Februar 2024: Sängerin Iryna Lazer bei ihrem Auftritt im Charkiw-Park

Zum offiziellen Programmabschluss folgte der musikalisch-emotionale Höhepunkt: Iryna Lazer intonierte ein ukrainisches Gebet, das sie zuletzt im August 2023 anlässlich des ukrainischen Unabhängigkeitstages vor dem Brandenburger Tor vorgetragen hatte.

24. Februar 2024: Jede Menge Blau-Gelb im Charkiw-Park

24. Februar 2024: Jede Menge Blau-Gelb im Charkiw-Park

„Vielen Dank, dass Sie alle gekommen sind, um vom Charkiw-Platz aus ein blaugelbes Zeichen zu setzen“, sagte die Bezirksbürgermeisterin am Ende ihrer Rede. Am Ende waren sich alle einig, sich am 24. Februar 2025 erneut im Charkiw-Park zu verabreden. Dann aber nicht, um eines erneuten Kriegsjahrestages zu gedenken, sondern zur Feier des ukrainischen Sieges.
Oder, um es mit den beiden Worten auszudrücken, die Iryna Lazer nach ihrem zweiten Gesangsvortrag stimmgewaltig in den blauen Steglitzer Mittagshimmel gerufen hat:

„Slawa Ukrajini“! („Ruhm der Ukraine“!)

24. Februar 2024: Bezirksbürgermeisterin Schellenberg (rechts neben dem Schild) mit Mitgliedern der ukrainischen Community. Olga Pischel (2.v.l.) zeigt 16.000-Euro-Spende der ev. Pauluskirchengemeinde Lichterfelde.

24. Februar 2024: Bezirksbürgermeisterin Schellenberg (rechts neben dem Schild) mit Mitgliedern der ukrainischen Community. Olga Pischel (2.v.l.) zeigt 16.000-Euro-Spende der ev. Pauluskirchengemeinde Lichterfelde.