Geschützte Natur in der Wuhlheide

Die Wuhlheide ist vielfältig: trockenwarme Wiesen, Wälder und Feuchtgebiete sind nur ein Teil der im Gebiet vorhandenen Natur. Diese Vielfalt bedingt das Vorkommen verschiedenster Tier- und Pflanzenarten, von denen einige sehr selten sind oder sogar nur noch hier in der Wuhlheide vorkommen. Die Lebensräume dieser Arten – die sogenannten Biotope – gelten aufgrund ihrer Seltenheit und Gefährdung nach § 30 Bundesnaturschutzgesetz und § 28 Berliner Naturschutzgesetz als geschützt und dürfen somit nicht beeinträchtigt oder sogar zerstört werden. Auf diese Weise soll der Erhalt dieser besonderen Lebensräume gewährleistet werden.

Momentan befinden sich in der Wuhlheide unzählige nach dem Naturschutzrecht besonders geschützte Biotope.

Eichen- und Eichenmischwälder

In der Wuhlheide sind verschiedene Waldgesellschaften vorhanden, die als gesetzlich geschützt gelten, wie z.B. die Eichen- und Eichenmischwälder. Ein Vertreter der zuletzt genannten ist der Fingerkraut-Eichenwald, der in ganz Berlin nur noch in der Wuhlheide zu finden ist. Auch die namensgebende Art Weißes Fingerkraut (Potentilla alba) kommt ausschließlich hier vor. Dieser Bestand zählt zu den Größten in Norddeutschland.

Eichenwälder beheimaten viele seltene und vom Aussterben bedrohte Pflanzen- und Tierarten. Die heimischen Eichen Stieleiche (Quercus robur) und Traubeneiche (Quercus petraea) bilden aufgrund ihrer Langlebigkeit stabile Lebensräume für Insekten wie den streng geschützte Heldbock (Cerambyx cerdo) der Familie der Bockkäfer, die zu den größten Käfern Mitteleuropas zählen. Die älteren Eichen bilden Großhöhlen aus, die von Eulen wie dem Waldkauz (Strix aluco) sowie dem Baummarder (Martes martes) als Lebensstätten besiedelt werden.

Immense ökologische Bedeutung haben die unzähligen holzzersetzenden Pilzarten und Mikroorganismen, die vorzugsweise in und an alten bzw. geschädigten Bäumen leben.

Weitere Informationen zum Fingerkraut-Eichenwald finden Sie hier.

  • Fingerkraut in der Wuhlheide
  • Eine alte Eiche in der Wuhlheide

Erlen- und Erlenbruchwald

Im Bereich der ursprünglichen Rohrlake-Wallgraben-Niederung, einer eiszeitlichen Abflussrinne im Urstromtal der Spree, gibt es letzte Relikte von Erlen- und Erlenbruchwald.

Früher führte die Rohrlake – ein heute versumpfter Bach – genügend Wasser, um sogar einige Gewässer wie kleine Seen und stehende Bäche in der Wuhlheide auszubilden. Perfekte Lebensbedingungen für den Erlen- und Erlenbruchwald. Die örtliche Trinkwassergewinnung senkte den Grundwasserspiegel und trocknete die Rohrlake aus, so dass diese Feuchtgebiete nur in geringem Umfang durch Wiedervernässung erhalten bleiben können.

In den Feuchtgebieten des Erlen- und Erlenbruchwaldes leben Erdkröten (Bufo bufo) und Ringelnattern (Natrix natrix).

Trocken- und Magerrasen

Die Trocken- und Magerrasen sind europaweit geschützte Biotoptypen, an denen sich viele spezifische Arten der Flora und Fauna angepasst haben. Silbergras (Corynephorus canescens), Gemeine Grasnelke (Armeria maritima subsp. elongata) und Silber-Fingerkraut (Potentilla argentea), Hasen-Klee (Trifolium arvense), Schaf-Schwingel (Festuca ovina) und Heide-Nelke (Dianthus deltoides) pflegen hier ein schönes pflanzliches Miteinander.
Dieses wiederum bildet den Lebensraum für Zauneidechsen (Lacerta agilis), Sandlaufkäfer (Cicindela spec.), die Blauflügelige Ödlandschrecke (Oedipoda caerulescens) und andere Arten des typischen Berliner Sandtrockenrasens, wie er auch in der Wuhlheide, z. B. auf der südöstlich der Treskowallee gelegenen sogenannten GUS-Fläche, vorkommt.

In diesem Gebiet des ehemaligen GUS-Standorts wurden umfangreiche Naturschutzmaßnahmen durchgeführt, darunter die Entwicklung von Offenlandbereichen mit zahlreichen Strukturelementen speziell für Reptilien (z.B. Zauneidechsen) und verschiedene Vogelarten.

Die Zauneidechse ist ein Reptil aus der Familie der Echten Eidechsen. Ihr Hauptverbreitungsgebiet liegt in Mittel- und Osteuropa sowie Vorderasien.
Nach dem Bundesnaturschutzgesetz und den FFH-Richtlinien ist die Zauneidechse streng geschützt. Auf der Roten Liste in Deutschland ist sie mit der Kategorie V auf der Vorwarnliste eingestuft.

In der Wuhlheide wurden deshalb aufwändige Renaturierungsmaßnahmen durchgeführt. Hierzu gehören die Entwicklung von Offenlandbereichen mit zahlreichen Strukturelementen zum Beispiel sandige Offenbodenstellen und Totholzhaufen, welche als Überwinterungs-, Sonnplätze oder Eiablageplätze fungieren.

Mit 200 gefundenen Pflanzenarten erweist sich die GUS-Fläche als sehr artenreich. Insgesamt wurden 171 krautige Arten und 29 holzige Arten im Jahr 2021 nachgewiesen. Hiervon sind 16 auf Roten Listen verzeichnet bzw. gelten als gesetzlich geschützt (Stiftung Naturschutz Berlin 2022).

  • Zauneidechsenpärchen
  • Geeignete Eiablageplätze auf der GUS-Fläche für die Zauneidechse
  • GUS-Fläche mit vielfältigen Lebensräumen

Kleingewässer in der Wuhlheide

Kleingewässer stellen einen wichtigen Lebensraum für zahlreiche gewässergebundene Tier- und Pflanzenarten dar, darunter befinden sich beispielsweise Libellen, Wasserkäfer, Kleinkrebse und Wassermollusken. Für verschiedene Fledermaus- und Vogelarten sind Kleingewässer als Nahrungshabitat von Bedeutung.

Im Jahr 2021 wurden aufgrund der hohen Bedeutung von Kleingewässern für Tiere ein neues Gewässer durch die Untere Naturschutzbehörde Treptow-Köpenick angelegt. Dieses Kleingewässer soll als Laichgewässer für Amphibien (Kröten, Frösche und Molche) dienen. Dies ist besonders wichtig, da die gebietstypischen Amphibienarten zur Fortpflanzung auf Gewässer angewiesen sind.

Das an diesem Standort realisierte Projekt ist von besonderer Bedeutung, da die Wasserverfügbarkeit in der Rohrlake, einem hier natürlich vorkommenden Gewässer, aufgrund der Trinkwassergewinnung stark eingeschränkt ist. Damit ist auch das ökologische Potenzial als Biotop im urbanen Kontext stark reduziert.

Es wurden sonnige Flachwasserzonen eingerichtet, da höhere Wassertemperaturen die Entwicklung der Kaulquappen fördern.

Weitere Informationen zum Projekt finden Sie hier.

Weitere Kleingewässer befinden sich beispielsweise gegenüber dem Wasserwerk sowie in der Nähe des Stadions „Alte Försterei“.

Aufgrund der vielgestaltigen Lebensräume in der Wuhlheide und des Vorkommens einiger sehr seltener und bedrohter Tier- und Pflanzenarten soll die Wuhlheide in ihrer Gesamtheit als Landschaftsschutzgebiet (LSG) mit einigen Bereichen als Naturschutzgebiet (NSG) ausgewiesen werden.

Mehr Informationen zu den geschützten Biotopen in der Wuhlheide finden Sie auf der Internetseite Wuhlheide erleben.