Karpfenteich

Herbstimpression am Karpfenteich 2019

Der Karpfenteich wurde als prägender Bestandteil des Treptower Parks ab 1864 von dem Berliner Gartendirektor Gustav Meyer geplant. Sein Nachfolger Hermann Mächtig übernahm während der 12 Jahre dauernden Ausführungsphase die Realisierung, die im Jahr 1888 mit der Fertigstellung von Park und Karpfenteich vollendet wurde.

Skulpturengruppe „Am Meeresgrund“

1. Entwurf von Gartendirektor Gustav Meyer

Der landschaftlich in den Park eingebundene Karpfenteich im südöstlichen Teil der Parkanlage stellt einen der gestalterischen Höhepunkte der denkmalgeschützten Anlagen des Treptower Parks dar und ist mit seiner großen Wasserfläche eine Besonderheit innerhalb der Parkanlage. Kennzeichnend für den Entwurf Meyers sind die Wechsel von großzügigen, offenen Wiesenflächen und dichten Gehölzbeständen, sowie ein in weiten Schwüngen geführtes Wegenetz mit abwechslungsreichen Ausblicken.

Der Bereich um den Karpfenteich ist geprägt durch eine Folge unterschiedlicher geschichtlicher Ereignisse, die das heutige Erscheinungsbild bedingen. In der Auswertung der Überlagerung der Originalplanung von Gustav Meyer mit dem heutigen Bestand ist zu erkennen, dass die Lage der Wege und der Verlauf der Uferlinie des Karpfenteichs noch immer dem ursprünglichen Entwurf entsprechen.

Eine sehenswerte von kleinen Findlingen gerahmte Skulpturengruppe steht seit 1908 am nördlichen Ufer des Karpfenteiches, das Werk „Am Meeresgrund“ stammt vom Künstler Otto Petri. Ein Fabelwesen taucht hier aus dem Wasser auf und schaut neugierig über eine Steinbrüstung auf eine vor der Mauer liegende nackte junge Frau.

historisches Bild vom Karpfenteich aus dem 1920er Jahren

2. Entstehungsgeschichte

Es wurden damals für die Anlage des Karpfenteichs ca. 130.000m³ Boden in Handarbeit bewegt um den Karpfenteich, Wiesen- und Gehölzflächen anzulegen. Der Aushub wurde verwendet um die rahmende Böschung eines Hippodroms herzustellen, hier liegt heute das Sowjetische Ehrenmal.

Die Berliner freuten sich an den vielfältigen Angeboten des Volksparks. Um die ausgedehnten Grünanlagen auch per Kutsche genießen zu können, wurden unter anderem die Promenadenwege, die vom heutigen S-Bahnhof bis zum Karpfenteich führen, schon nach kurzer Zeit verbreitert. Außerordentliche Wegebreiten bis zu 10 Meter waren erforderlich um die Besucherströme am Karpfenteich zu lenken.

Starke Überformungen erfuhr der Park bereits kurze Zeit nach der Fertigstellung. Im Jahr 1894 fand die Allgemeine Deutsche Landwirtschaftliche Wanderausstellung auf den Wiesen des Parks statt und im Jahr 1896 die Berliner Gewerbeausstellung, die 7 Millionen Besucher in den Park zog und ihn zweckentfremdete. Vorbereitend erfolgten umfangreiche Umbauten, man wollte in der damaligen Reichshauptstadt nicht hinter der Weltausstellung von Paris mit dem Bau des Eifelturms (1889) zurückstehen. Umfangreiche Ausstellungsumbauten waren die Folge, das Hippodrom wurde in einen See verwandelt auf dem Gondeln fuhren. Um den Karpfenteich herum wurde „Alt Berlin“ nachgebaut, wo man sich ins 17. Jahrhundert zurückversetzen konnte.
Am Südufer des Karpfenteiches fand vom 1. Mai bis 15. Oktober 1896 der sogenannte „Ersten Deutschen Kolonialausstellung” mit einem „Ethnologischen Ausstellungsteil“ satt. Aus heutiger Sicht eine rassistische Völkerschau bei der mehr als 100 Menschen ausgestellt wurden. Statt sich vom Publikum im Treptower Park anschauen zu lassen, wehrten sie sich. Sie leisteten
Widerstand gegen die ihnen zugewiesene Rolle und die Ungerechtigkeiten des Kolonialstaates. Mindestens 20 Personen blieben nach der Ausstellung in Deutschland.
Nach dem Ende der Gewerbeausstellung dauerte es 2 Jahre, bis der Park wieder von der Bevölkerung genutzt werden konnte. Der Landschaftspark im Bereich des Karpfenteichs konnte dabei seine ursprüngliche Gestalt bewahren.

historisches Bild vom Karpfenteich aus dem Jahren 1896

Treptower Park, Mobiliar, vereinzelt stand noch eine Bank

3. Überformungen - Ausgangslage vor der Sanierung im Jahre 2016

In den stark beanspruchten Freianlagen des südlichen Parkteils des Treptower Parks mit dem Großen Karpfenteich fehlte es an Aufenthaltsqualität für die Nutzer, Besucher beklagten die fehlenden Bänke, es gab fast keine Erneuerungen der Ausstattung oder Reparaturen, Durchblicke auf das Wasser und einzelne Wegeabschnitte waren von den Seiten her zugewachsen. Entsprechend zerfallen und zumeist bereits zurückgebaut waren die Ausstattungsgegenstände. Der Naturschutz beklagte die vollständige Vereinnahmung der Uferflächen durch die Besucher der Parkanlage und weist auf den Bedarf von Ruhezonen für Brutvögel hin. Aus denkmalpflegerischer Sicht waren der Karpfenteich und seine umgebenden Wege wieder der ursprünglichen Gestaltungsidee von Gartendirektor Gustav Meyer anzunähern.

Der Karpfenteich mit einer Fläche von 38.000 m² wird durch den Heidekampgraben durchflossen, welcher in die Spree mündet. An den Heidekampgraben sind Regenwasserhauptkanäle angeschlossen, wie beispielsweise die B 96 mit der Straße am Treptower Park. Die Kanäle führen bei Niederschlagsereignissen eine große Schmutzfracht mit sich und der durchflossene Karpfenteich wirkt durch die starke Aufweitung des Fließquerschnittes wie ein Absetzbecken, in dem sich über die Jahre Schlammdicken bis zu 90cm bilden. Der Zustand des Karpfenteichs ist sehr instabil, er ist als Badegewässer daher nicht geeignet. Um dem Verlanden entgegenzuwirken wird das eingespülte Sediment in regelmäßigen Abständen aus dem Teich gesaugt. Die Wassertiefe beträgt nach der Schlammentnahme bis zu 2,50 m.
Wurzelausläufer und zunehmendes Kronenvolumen der Bäume im Bestand hatten die Gehölzbestände deutlich verbreitert. Viele Blickbezüge waren zugewachsen und Freistellungsmaßnahmen im Gehölzbestand dringend erforderlich.

  • Treptower Park, Mobiliar, vereinzelt stand noch eine Bank

    Treptower Park, Mobiliar, vereinzelt stand noch eine Bank

  • Karpfenteich, bestehende Uferbefestigungen

    Karpfenteich, bestehende Uferbefestigungen

  • Karpfenteich, bestehende Uferbefestigungen

    Karpfenteich, bestehende Uferbefestigungen

  • Karpfenteich, bestehende Uferbefestigungen

    Karpfenteich, bestehende Uferbefestigungen

  • Treptower Park, zugewachsene Wegeabschnitte aus Asphalt

    Treptower Park, zugewachsene Wegeabschnitte aus Asphalt

  • Treptower Park, zugewachsene Wegeabschnitte aus Asphalt

    Treptower Park, zugewachsene Wegeabschnitte aus Asphalt

Treptower Park, Übersichtsplan Wegebau

4. Rekonstruktion und Wiederherstellung

Das Bezirksamt Treptow-Köpenick von Berlin, Abteilung Bauen, Stadtentwicklung und öffentliche Ordnung, Straßen- und Grünflächenamt, FB Grün als Bauherr konnte über Mittel des Landes Berlin aus dem Berliner Programm für Nachhalte Entwicklung (BENE) die denkmalgerechte Rekonstruktion des Parkabschnitts um den Karpfenteich von Juni 2016 bis
August 2020 durchführen.
Bei der Planung stand die gartendenkmalpflegerische Konzeption Gustav Meyers und des in den 90er Jahren erstellten Parkpflegewerks daher im Vordergrund der Betrachtungen. Die Planung und Umsetzung erfolgt unter Beteiligung des Landesdenkmalamtes und der Unteren Denkmalschutzbehörde. Die Sicherung und Entwicklung der Parkanlage unter Berücksichtigung des Biotop- und Artenschutzes wurde bei der Bearbeitung berücksichtigt und die Untere Naturschutzbehörde ebenso einbezogen, beide Fachbehörden waren hier auf Augenhöhe einzubeziehen.
Im Rahmen des Bauvorhabens erfolgten Untersuchungen von Arten und Biotopen. Die Erkenntnisse aus den Untersuchungen zu Brutvögeln, Amphibien, Muscheln und den Aktivitäten des Bibers flossen in die Planung ein.
Im Karpfenteich fand begleitend der Sanierungsarbeiten eine umfangreiche Sedimententnahme statt, gleichzeitig wurden mit Beton verbaute Uferabschnitte zurückgebaut und wieder landschaftlich im Sinne des ursprünglichen Entwurfs ausmodelliert.

Im Rahmen umfangreicher Sanierungs- und Neugestaltungsmaßnahmen in den Jahren 2018 und 2019 wurden historische Wegeverbindungen um den Karpfenteich rekonstruiert, Asphaltflächen entsiegelt und historische Blickachsen auf den Karpfenteich wieder freigestellt. Neben der Sanierung von Bestandswegen und der Neupflanzung von Gehölzen wurde die Ausstattung (Bänke, Abfallbehälter und Beschilderung) entlang der Wege erneuert. Die Breite
der Wege wurde im Abgleich von Parkpflegewerk und Bestand abgeleitet.

  • Treptower Park, der Karpfenteich vor der Sanierung

    Treptower Park, der Karpfenteich vor der Sanierung

  • Treptower Park, der Karpfenteich während der Sanierung

    Treptower Park, der Karpfenteich während der Sanierung

  • Treptower Park, der Karpfenteich nach der Sanierung

    Treptower Park, der Karpfenteich nach der Sanierung

  • 2018/2019, Dokumentation, Herstellung neuer Wege; Bestand

    2018/2019, Dokumentation, Herstellung neuer Wege; Bestand

  • 2018/2019, Dokumentation, Herstellung neuer Wege; Aushub

    2018/2019, Dokumentation, Herstellung neuer Wege; Aushub

  • 2018/2019, Dokumentation, Herstellung neuer Wege; Einfassung

    2018/2019, Dokumentation, Herstellung neuer Wege; Einfassung

  • 2018/2019, Dokumentation, Herstellung neuer Wege; Deckschicht

    2018/2019, Dokumentation, Herstellung neuer Wege; Deckschicht

Auf Anforderung der für den Park zuständigen Unterhaltungsabteilung erfolgte auf den Haupterschließungswegen der Wegeausbau mit einer Befestigung aus Kleinsteinpflaster, da für die Pflege regelmäßig auch schwere Fahrzeuge den Park befahren. Der Weg wird umgangssprachlich als „Sommerweg“ bezeichnet.
Bei dem nordwestlichen Wegeabschnitt, der den Haupterschließungsweg zum Sowjetischen Ehrenmal kreuzt, handelt es sich um die Wiederherstellung eines ehemaligen nach dem Krieg zurückgebauten Parkwegs. Unter archäologischer Begleitung konnten die Wege aufgefunden, dokumentiert und wiederhergestellt werden. Erkundungen ergaben, dass der Weg in den 1950er Jahren mit Oberboden überschüttet worden und waldartig eingewachsen war. In weiten Teilen war der historische Weg noch vorhanden und man stieß ab einer Grabungstiefe von ca. 25cm auf die alte Wegedecke.

Heute bietet der Parkabschnitt um den Karpfenteich mit seinem umfangreichen Baum- und Gehölzbestand und der Wasserfläche des Karpfenteichs einen vielfältigen Lebensraum für Frösche, Erdkröten und den als regelmäßigen Gast anzutreffenden Biber und Eisvogel. Der wertvolle Altbaumbestand bietet mit seinen Höhlen verschiedensten Vogel- und Fledermausarten Ruhe- und Niststätten, für die Brutvögel wurden durch das Einstapeln von Totholzhecken wieder Ruhebereiche geschaffen. Bei der heutigen, intensiven und individuellen Nutzung des Parks durch die Besucher wird es jedoch immer schwerer diese Rückzugs- und Ruheräume für die Tier- und Pflanzenwelt zu sichern und zu erhalten.

  • 2018/2019, Dokumentation, Wiederherstellung Parkweg

    2018/2019, Dokumentation, Wiederherstellung Parkweg

  • 2018/2019, Dokumentation, Wiederherstellung Parkweg; Aushub

    2018/2019, Dokumentation, Wiederherstellung Parkweg; Aushub

  • 2018/2019, Dokumentation, Wiederherstellung Parkweg, Einfassung

    2018/2019, Dokumentation, Wiederherstellung Parkweg, Einfassung

  • 2018/2019, Dokumentation, Wiederherstellung Parkweg; Deckschicht

    2018/2019, Dokumentation, Wiederherstellung Parkweg; Deckschicht

Zahlen zum Karpfenteich

Beginn und Fertigstellung der Aushubarbeiten für den Karpfenteiches im Jahr 1880
  • Grundfläche des Karpfenteichs 34.698,00 m²
  • Uferlinie 1.350,00 m
  • Aushubarbeiten 150.000,00 m³
  • Wassertiefe heute 2,00 – 3,00 m

Der Heidekampgraben speiste früher frisches klares Wasser ein, heute ist er der Hauptsammler für die Regenentwässerung der angrenzenden Hauptstraßen.

Links zur Baumaßnahme

Links zu Plänen:
  • Maßnahmenplan
  • Übersichtsplan Ufergestaltung
  • Übersichtsplan Pflanzmaßnahmen