Archimedes Exhibitions GmbH Berlin - SimMed Berlin

Animation Simone

Simone braucht Hilfe!
Eine Berliner Kommunikationsagentur lässt Medizinstudenten eine virtuelle Patientin behandeln

In einer umgebauten ehemaligen Brauerei in Berlin-Prenzlauer Berg hat die Archimedes Exhibitions GmbH ihren Sitz. Gemeinsam mit der Charité entwickelte die auf Ausstellungen spezialisierte Agentur eine neue Lernumgebung für die Medizin. Diese ermöglicht angehenden Ärzten an Multi-Touch-Bildschirmen die Behandlung virtueller Patienten mit echten Krankheitssymptomen, inklusive Dokumentation und anschließender Auswertung – realisiert durch das EU-kofinanzierte Programm Pro FIT. EFRE wirkt:

Simone ist anderthalb Jahre alt. Sie liegt auf dem Behandlungstisch, ihre Haut ist übersät mit kleinen roten Flecken. Ein Team aus angehenden Ärzten beugt sich über den kranken Körper, bespricht die notwendigen Schritte. Was einer Notfallsituation in einem Krankenhaus ähnelt, ist in Wirklichkeit eine Szene aus der medizinischen Ausbildung des Berliner Universitätsklinikums Charité. Hier steht ein sogenannter Multitouch-Tisch, auf dem die Software für das Projekt SimMed läuft. Kernstück des Ganzen ist ein riesiger 55-Zoll-Monitor. Denn Simone ist nur computeranimiert, Arztgruppen in der Ausbildung können an ihr den kompletten Behandlungsablauf simulieren – vom Anamnesevideo über die Planungsphase und Rollenverteilung im Team bis hin zur eigentlichen Untersuchung und abschließenden Auswertung.

Jörg Schmidtsiefen, Geschäftsführer der Berliner Kommunikationsagentur Archimedes Exhibitions GmbH.

Realitätsnahe Echtzeitsimulation „Made in Berlin“

„SimMed ist ein virtueller Patient, ein Kind, das in Echtzeit mit echten Symptomen untersucht wird und dann auch behandelt werden kann“, bringt Jörg Schmidtsiefen das Forschungsprojekt auf den Punkt. Schmidtsiefen ist Geschäftsführer der Berliner Kommunikationsagentur Archimedes Exhibitions GmbH, die dieses Projekt zusammen mit dem Berliner Universitätsklinikum auf die Beine stellte. „Die Software haben wir hier entwickelt und auch die visuelle Erscheinung, die 3D-Simulation und das Interaktionsdesign“, betont der Geschäftsführer. „Dieser interaktive Tisch ist ebenfalls unser Produkt.“ Nur Monitor, Rahmen für das Infrarot-Tracking und die Einzelkomponenten des Rechners werden eingekauft und in Gehäusen und Rahmen gesetzt, die Archimedes in Berlin produziert.

Denn während rund siebzig Archimedes-Mitarbeiter in den beiden höchsten Stockwerken eines Altbaus in Prenzlauer Berg Design, Content und neue Software für Unternehmen, Science Center und Wissenschaftsorganisationen liefern, entstehen im Erdgeschoss der ehemaligen Brauerei auf über 900 Quadratmetern unternehmenseigener Werkstattfläche nicht nur die passenden Ausstellungsobjekte sondern eben auch der interaktive SimMed-Tisch.

Anna Schäfers, SimMed-Projektleiterin bei Archimedes.

Innovationstätigkeit Berliner Unternehmen wird von der EU maßgeblich unterstützt

Der Europäische Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) investiert u. a. in innovative Projekte. Über das Programm Pro FIT, das durch den EFRE kofinanziert ist, stellte die Investitionsbank Berlin knapp 400.000 Euro öffentlicher Mittel zur Verfügung. „Das war zweigeteilt“, erinnert sich Schmidtsiefen: „Der risikoreichere Teil der Forschung wurde direkt gefördert“, dieser Zuschuss musste nicht zurückgezahlt werden. „Und der andere Teil, der näher an der Verwertung lag, wurde über ein Darlehen finanziert.“ Ein Engagement, das sich gelohnt hat. Archimedes konnte das Projekt erfolgreich auf dem Markt platzieren. Mittlerweile nutzen zwei weitere Universitätskliniken das Schulungsprogramm: Die Eidgenössische Technische Hochschule in Zürich erwarb das System Ende 2013, für das Universitätsklinikum Erlangen wurden die Komponenten gerade bei Archimedes zusammengestellt und ausgeliefert. „An der Qualität der Kunden sieht man, dass eine Nachfrage besteht und es sinnvoll ist, das System in der Schulung einzusetzen.“ Diese Entwicklung fand Anerkennung: Bereits 2009 wurde SimMed im Rahmen des Förderwettbewerbs „Berlin – Made to Create“ der Landesinitiative „Projekt Zukunft“ ausgezeichnet, Anfang 2013 erhielt das Projekt den „eureleA“, den Europäischen Preis für Technologiebegleitetes Lernen.

Und im Laufe der Jahre arbeitete Archimedes weiter an der Technik: Aus der anfänglichen Rückprojektion wurde eben jener Multi-Touch-Monitor mit deutlich verbesserter Auflösung. Und während Simones Software aktuell drei Fallszenarien simulieren kann, sieht Anna Schäfers, SimMed-Projektleiterin bei Archimedes, hier noch Entwicklungspotenzial: „Wir haben ein gesundes Kind programmiert, dazu Masern und Meningokokken, das Notfallszenario. Es ist aber möglich, dass wir Simone noch weitere Krankheiten geben.“

Zusammenarbeit mit weiteren Uni-Kliniken soll neue Krankheitsszenarien schaffen

Auf diese Chance hoffen Schmidtsiefen und Schäfers bei der Kooperation mit Erlangen und Zürich. „Für neue Krankheitsszenarien brauchen wir deren medizinische Daten“, erklärt Schäfers und fügt ganz anschaulich hinzu: „Wenn jemand sagt, wir möchten, dass Simone eine Lungenentzündung hat, dann muss uns der Mediziner die Lungentöne des schwer lungenerkrankten Kindes geben.“ Schmidtsiefen ergänzt dazu: „Wir hoffen, dass dann zwischen den Krankenhäusern eine Art Kooperationsnetzwerk entsteht, in dem sie sich gegenseitig die Fälle zur Verfügung stellen.“ So werden beide auch sehen können, wo Ergänzungen notwendig sind: „Nach den ersten fünf, zehn Fällen können wir dann ablesen, wo noch Bedarf ist, um das Konzept weiter zu optimieren.“

Langjährige Erfahrung im Umsetzen interaktiver Ausstellungen hilft beim Medizintechnik-Projekt

Auf die Frage, warum eine Kommunikationsagentur Simulationsmedizintechnik entwirft, hat Schmidtsiefen eine einfache Erklärung: „Der Charité fehlten in der Ärzteausbildung Testpatienten.“ Eltern sind nicht begeistert, ihre kranken Kinder für Test- oder Schulungszwecke zur Verfügung zu stellen. Und auch das schauspielerische Talent von Kindern stößt bei der Darstellung von Krankheiten an Grenzen. Über einen privaten Kontakt kam dann die Charité auf die Archimedes Exhibitions GmbH zu. In den folgenden Gesprächen half der Agentur das Know-how in der Entwicklung und Umsetzung zahlreicher interaktiver Ausstellungsexponate: „Wir brachten in diese sehr viel anspruchsvollere Anwendung die Erfahrung ein, wie man Dinge aus der Realität in die virtuelle Welt überträgt und trotzdem nah an der Wirklichkeit bleibt“, hält der Agenturchef fest. Anders herum half die Erfahrung aus SimMed der Agentur auch in anderen Bereichen: „Das war natürlich technisch eine Herausforderung. Aber so haben wir Module entwickeln können, die jetzt in anderen Projekten genutzt werden. Da wird überhaupt nicht sichtbar, dass das mal aus SimMed resultierte. Und die Erfahrungen aus der 3D-Simulation und der Echtzeit-Anwendungen mit interaktiven Modellen helfen uns auch in anderen Projekten weiter.“

Natürlich festigte SimMed auch Archimedes Position als kompetente Agentur: „Auf den Punkt gebracht stärkt es unsere Kompetenzvermutung beim Kunden“, stellt Schmidtsiefen fest. Und Schäfers ergänzt: „Und Kinderheilkunde ist, egal ob wir Eltern sind oder nicht, wohl jedem relativ nah. Da zu helfen, das besser zu machen, das fühlt sich doch gut an.“

Kontakt

Archimedes Exhibitions GmbH Saarbrücker Straße 24, Haus A 10405 Berlin

Tel.: +49 30 2000 577 00
Fax: +49 30 2000 577 20

info@archimedes-exhibitions.de

EU-Logo mit EFRE - Zusatz unten

Die für Wirtschaft zuständige Senatsverwaltung hat die Investitionsbank Berlin mit der Durchführung des Programms _Pro_ FIT (Programm zur Förderung von Forschung, Innovationen und Technologien) beauftragt, das aus Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) und Landesmitteln finanziert wird. Es möchte die Forschungs-, Entwicklungs- und Innovationsintensität der Berliner Wirtschaft – insbesondere in den innovationspolitischen Clustern – erhöhen.

Ein besonderer Fokus liegt auf Kooperationen zwischen Wissenschaft und Wirtschaft, um den Technologietransfer zu unterstützen. Finanziert werden Projekte mit innovativem Charakter, die zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit des (beteiligten) Unternehmens beitragen. Förderfähig sind alle Phasen der Forschung, Entwicklung sowie des Produktionsaufbaus, der Marktvorbereitung und der Markteinführung – abhängig von der Innovationsphase in Form von Zuschüssen oder zinsgünstigen Darlehen. Mehr Informationen unter www.berlin.de/efre und www.ibb.de/profit.