Winterspendenkampagne der Paulus-Kirchengemeinde in Lichterfelde
Optimismus zu verbreiten ist gut und richtig. Wichtig ist aber auch, den Realitäten des aktuellen Kriegswinters ins Auge zu sehen. Die Zivilgesellschaft in Steglitz-Zehlendorf ist und bleibt solidarisch mit den Menschen in Charkiw: Unter dem Motto „Wärme für unsere Partnerstadt Charkiw“ hat die evangelische Paulus-Kirchengemeinde in Lichterfelde eine Winterspendenkampagne aufgelegt. Sie soll in erster Linie Kindern, Senioren und Binnenflüchtlingen in Wyssokyj zugutekommen, einer frontnahen Ortschaft, die rund 20 km südwestlich von Charkiw im gleichnamigen Oblast liegt. Die Lieferung von Hilfsgütern soll in zwei Phasen erfolgen: Zunächst wird dringend benötigte Winterbekleidung ins Zielgebiet verbracht, darunter handgestrickte Mützen, Nierenwärmer und Socken, später folgen Heizradiatoren und
Generatoren. Bei der Abwicklung des Transports arbeitet die Kirchengemeinde eng mit dem Städtepartnerschaftsverein Steglitz-Zehlendorf e.V. zusammen, der über exzellente Kontakte im Zielgebiet verfügt.
„Charkiw-Hilfe“ des Städtepartnerschaftsvereins
Unmittelbar nach Ausbruch des Angriffskrieges hat der Städtepartnerschaftsverein (SPV) eine Spendenaktion gestartet. Mittlerweile sind sage und schreibe 126.400,90 Euro auf dem Konto eingegangen, wie der Verein auf seiner Webseite berichtet (Stand: 30. November 2023).
Ein Teil des Spendenerlöses wurde für die Anschaffung eines Müllwagens verwendet, der auf Bitten der Verwaltung von Kupjansk in die im Oblast Charkiw liegende Gemeinde gegangen ist. “Nachdem die Suche nach einem passenden Fahrzeug in der Ukraine scheiterte, wurde ein Transporter in Polen gefunden”, schreibt SPV-Vorstandsmitglied Olga Pischel. Bei der Anschaffung hatte sich der SPV mit dem Partnerschaftsverein Charkiw-Nürnberg e.V. zusammengetan. Das gemeinsam erworbene Fahrzeug ist kurz vor Jahresende 2023 in Charkiw angekommen.
Markus-Kirchengemeinde Steglitz betreibt „Café Charkiw“
Neben der Paulusgemeinde war auch die evangelische Markus-Kirchengemeinde in Sachen Ukraine aktiv: Seit 15. September 2023 heißt sie freitags zwischen 13 und 16 Uhr ukrainische und deutsche Gäste im „Café Charkiw“ willkommen. Untergebracht ist der Ort interkultureller Begegnung im Gemeindehaus, Albrechtstraße 81 a, 12167 Berlin.
Sonnabends um 18 Uhr lädt die Gemeinde überdies zu einem zweisprachigen Friedensgebet ein. Im Gedenken an Menschen, die einem besonders am Herzen liegen, werden Kerzen entzündet. Die Konfession der Gottesdienstbesucher spielt dabei keine Rolle.
Private Unterbringung von Flüchtlingen bleibt eine Herausforderung
Überall wo in der Welt Krieg und Unsicherheit herrscht, sind Flucht- und Migrationsbewegungen die Folge. Viele Flüchtlinge aus Charkiw und der gesamten Ukraine, vor allem Frauen, Kinder und Jugendliche, haben sich in Steglitz-Zehlendorf niedergelassen. Die Solidarität war von Beginn an groß, vor allem bei privaten Gastgebern, die fremde Menschen bei sich aufgenommen und beherbergt haben. Es ist verständlich, dass viele Gastgeber das Mit-Wohnverhältnis nach einer gewissen Zeit auch wieder beenden möchten. Aus Übergangslösungen sind seit Februar 2022 teilweise Dauereinrichtungen geworden. Einer im September 2023 in der „Schwartzschen Villa“ vorgestellten Studie des Willkommensbündnisses für Flüchtlinge in Steglitz-Zehlendorf zufolge stehen die Chancen vieler Ukrainer auf eine eigene Wohnung ungünstig. Der Wohnungsmarkt ist auch im Südwesten Berlins angespannt.
Die Studie „Flucht und Ankommen aus der Ukraine“ kann auf der Webseite des Willkommensbündnisses eingesehen und heruntergeladen werden.