01/2023-KIRIAT BIALIK - Holocaust-Gedenktag: Kiriat Bialik lädt zur Online-Konferenz

Bezirksstadträtin Böhm (Jugend und Gesundheit) nimmt an der Online-Konferenz teil

Bezirksstadträtin Böhm (Jugend und Gesundheit) nimmt an der Online-Konferenz teil

Kiriat Bialik / Januar 2023

„The Holocaust was the most horrible crime against humanity”: Für Miriam Harel ist es ganz klar, wie das Menschheitsverbrechen der Nationalsozialisten einzuordnen ist – als das schlimmste Verbrechen gegen die Menschlichkeit, das es jemals gegeben hat. Es ist der Schlüsselsatz des beeindruckenden Online-Vortrags, den die israelische Holocaust-Überlebende am 26. Januar 2023 gegeben hat.

Wie schon in den beiden Vorjahren hat unsere Partnerstadt Kiriat Bialik auch 2023 zu einer Online-Konferenz eingeladen. Am Vortag des Internationalen Holocaust-Gedenktages (Holocaust Remembrance Day), der seit 2005 immer am 27. Januar begangen wird, waren Schülerinnen und Schüler aus drei Ländern (Israel, Weißrussland/Belarus und Deutschland) zugeschaltet, als Frau Harel in bewegenden Worten aus ihrem mittlerweile fast 99-jährigen Leben erzählte. 1924 in Lodsch als Kind religiöser Eltern geboren, überlebte sie das Ghetto ihrer Heimatstadt, die die Nazis „Litzmannstadt“ nannten. Nach der Evakuierung des Ghettos kam sie 1944 nach Auschwitz-Birkenau, später nach Bergen-Belsen. Wenn sie von Unterernährung, ständiger Angst, vom Frieren, vom alltäglichen Sadismus der Täter erzählt; wenn sie den traumatischen Moment an der Selektionsrampe wiedergibt, an der ihr Mengele gegenübersteht, der die Macht hat, über ihren sofortigen Tod oder das Weiterleben zu entscheiden, lässt das niemanden kalt.

Im April 1945 erlebte Miriam Harel die Befreiung durch amerikanische Soldaten und siedelte 1947 – mit Umwegen über Italien und Zypern – nach Palästina um. Bis heute lebt sie in Kiriat Bialik, das ihr Heimat geworden ist. Als Zeitzeugin gibt sie seit Jahrzehnten ihr Wissen über die damaligen Geschehnisse unermüdlich an die junge Generation weiter.

An der diesjährigen Online-Konferenz wirkten aus Steglitz-Zehlendorf rund 15 Schülerinnen und Schüler des Dreilinden-Gymnasiums mit. Dank der Initiative des deutsch-israelischen Lehrers Reinhold Maier besteht seit Juni 2022 eine Schulpartnerschaft mit der ORT Kiryat Bialik School. Näheres hierzu können Sie auf der Webseite des Bezirksbeauftragten für Partnerschaften nachlesen.

Stellvertretend für Bezirksbürgermeisterin Maren Schellenberg nahm Carolina Böhm, Bezirksstadträtin für Jugend und Gesundheit, an der internationalen Begegnung teil. Im Chatroom der Veranstaltung zeigte sie sich betroffen und schrieb, sie sei „tief beeindruckt“ von Frau Harels Ausführungen. Es gab niemanden in der Runde, der diesen Eindruck nicht geteilt hätte.

„Don’t believe all the lies“ (Glaubt nicht an all die Lügen): Mit großem Nachdruck antwortete Miriam Harel auf die Frage eines Dreilinden-Schülers, was Studentinnen und Studenten, Schülerinnen und Schüler ihrer Meinung nach heute tun sollten, um Antisemitismus Einhalt zu gebieten. Außerdem sollten junge Menschen mit ihren Großeltern über die damalige Zeit ins Gespräch kommen.

Am Ende der internationalen Veranstaltung bekam Miriam Harel einen großen Strauß weißer Rosen zum Dank für Ihr Da-Sein und ihr Zeugnis überreicht.

Es ist und bleibt wichtig, die Stimmen aller mittlerweile hochbetagten Überlebenden so lange zu hören, wie das möglich ist. Das beste Rezept zur Bekämpfung von Antisemitismus ist, die Erinnerung an all das Schreckliche, das unter deutschem Namen geschehen, wachzuhalten. Um die Zukunft zu gestalten, dürfen wir die Augen vor der Vergangenheit nicht verschließen. Frau Harel weiß, dass die junge Generation in Deutschland das Nazi-Grauen nicht verschuldet hat. Aber sie weiß auch, bei wem die Verantwortung dafür liegt, in Gegenwart und Zukunft dafür zu sorgen, dass sich dieses schreckliche Kapitel deutscher Geschichte niemals wiederholt: bei genau dieser Generation.

„I am happy to be Jewish”: In tiefer Überzeugung spricht Miriam Harel von dem Glück, das sie mit ihrer jüdischen Identität verbindet. Durch die Pflege der Städtepartnerschaften zu unseren beiden israelischen Partnerkommunen Kiriat Bialik und Sderot haben wir in Steglitz-Zehlendorf das Ziel, den Austausch zwischen Israel und Deutschland, der jüdischen und nichtjüdischen Kultur, aber auch zwischen den Generationen zu fördern.