11/2022 – 9. November 2022: Tag des Gedenkens in Steglitz-Zehlendorf

9. November 2022: Kranzniederlegung an der Spiegelwand Hermann-Ehlers-Platz, Steglitz

9. November 2022: Kranzniederlegung an der Spiegelwand Hermann-Ehlers-Platz, Steglitz

November 2022

Mit seiner ganzen historischen Ambivalenz ist der 9. November ein Tag des Gedenkens auf der einen, ein Tag grenzen-loser Freude auf der anderen Seite. In Steglitz-Zehlendorf ist es an diesem Tag gute Tradition, dass sich die politische Spitze des Bezirks zusammen mit Bürgerinnen und Bürgern an der Spiegelwand auf dem Hermann-Ehlers-Platz versammelt.

Auch am Nachmittag des 9. November 2022 fanden sich Bezirksbürgermeisterin Maren Schellenberg, das Bezirksamtskollegium, sowie zahlreiche Verordnete der Bezirksverordnetenversammlung zu einer stillen Gedenkfeier mit Kranzniederlegung in Steglitz ein. Das Jüdische Bildungszentrum Chabad Berlin war durch Rabbiner Shmuel Segal vertreten.

An der Spiegelwand wird alljährlich der Wiederkehr des Jahrestages der nationalsozialistischen Gewaltmaßnahmen in der Reichspogromnacht vom 9. November 1938 und der vielen Opfer von Deportationen gedacht.

Stolpersteinverlegung am 9. November, Hermannstraße 11 in Zehlendorf (Betreiberfamilie des ehem. jüdischen Kinderheims Kapellner)

Stolpersteinverlegung am 9. November, Hermannstraße 11 in Zehlendorf (Betreiberfamilie des ehem. jüdischen Kinderheims Kapellner)

Unmittelbar im Anschluss an die Feierstunde im Ortsteil Steglitz fand ein weiteres Gedenken in Zehlendorf statt: Unweit von der Krummen Lanke, in der Hermannstraße 11, wurden in Erinnerung an ein ehemaliges jüdisches Kinderheim vier Stolpersteine verlegt. Um die Geschichte des Kinderheims Kapellner zu rekonstruieren, waren Schülerinnen und Schüler des Wahlpflichtfachs Geschichte am Droste-Hülshoff-Gymnasium zusammen mit ihrem Lehrer André Simon auf Spurensuche gegangen.

Bei ihren Recherchearbeiten haben sie sprichwörtlich jeden Stein umgedreht und sind tief in die Historie des Ortes eingedrungen. Ergebnis war die Verlegung der Stolpersteine durch Michael Rohrmann, der das Projekt Stolpersteine innerhalb des Evangelischen Kirchenkreises Teltow-Zehlendorf verantwortet.

Stolpersteinverlegung am 9. November, Hermannstraße 11 in Zehlendorf: Bezirksbürgermeisterin Schellenberg mit Superintendent Dr. Krug (links) und Stolperstein-Projektverantwortlicher Michael Rohrmann

Stolpersteinverlegung am 9. November, Hermannstraße 11 in Zehlendorf: Bezirksbürgermeisterin Schellenberg mit Superintendent Dr. Krug (links) und dem Stolperstein-Projektverantwortlichen Michael Rohrmann

Superintendent Dr. Johannes Krug und seine Stellvertreterin Heidrun Miehe-Heger im Kirchenkreis Teltow-Zehlendorf hießen ihre Gäste zu Beginn der Veranstaltung willkommen, darunter Bezirksbürgermeisterin Schellenberg. Im einem würdevollen Rahmen trugen Schülerinnen und Schüler biographische Informationen zum Leben der vier geehrten Personen vor.
Es handelt sich um die Betreiberfamilie des Kinderheims: Flora Kapellner (geb. Goldschmidt, 1886-1942), ihre Töchter Ingeborg (1924-1942) und Nora Rosa (1922-1943), sowie Floras Schwester Alice Goldschmidt (1890-1943). Umrahmt wurde die Veranstaltung durch musikalische Beiträge der Schülerschaft und durch ein gemeinsames Psalmengebet. Den Schlusssegen erteilte Pfarrerin Andrea Köppen. In einer Zeit großer Unsicherheiten hinterließen rote Rosen auf den frisch verlegten Stolpersteinen einen friedvollen und hoffnungsfrohen Eindruck.

Gedenken Spiegelwand Hermann-Ehlers-Platz am 9. November 2022: Bezirksbürgermeisterin Schellenberg (rechts) und Rabbiner Segal (links)

Gedenken Spiegelwand Hermann-Ehlers-Platz am 9. November 2022: Bezirksbürgermeisterin Schellenberg (rechts) und Rabbiner Segal (links)

Erst vor wenigen Wochen endete die Sonderausstellung „Verlorengegangen (worden) – auf Spurensuche jüdischen Lebens in Zehlendorf“ im Heimatmuseum Zehlendorf, die in Kooperation mit dem Droste-Hülshoff-Gymnasium durchgeführt wurde. Im Zeitraum vom 3. April bis 11. September 2022 informierte sie über die Geschichte von Vertreibung, Flucht und nationalsozialistischen Terror. Wesentlicher Teil der Ausstellung war die Dokumentation des Schicksals von Bewohnerinnen und Bewohnern des Kinderheims Kapellner.