Geschichte des Hauses

Ansicht der Schmalseite des Steglitzer Herrenhauses im Jahr 1808

Aquarell von C. Elfner nach Heinrich Gentz

Die Bedeutung des Gutshauses Steglitz liegt in der baugeschichtlich herausragenden Stellung als Zeugnis des preußischen Frühklassizismus. Es ist neben dem Humboldt-Schloss in Tegel, das Karl-Friedrich Schinkel 1819 erbaute, das einzige Haus dieses Gebäudetyps im Berliner Stadtgebiet aus dieser Epoche. Es wurde bereits 1923 zum geschützten Bauwerk erklärt. Es zählt zu den letzten erhaltenen Bauzeugnissen des preußischen Frühklassizismus.

Anlässlich der 750-Jahr-Feier Berlins 1987 wurde die denkmalgerechte Wiederherstellung entschieden, die nach umfangreichen Bauforschungen in den Jahren 1992–1995 ausgeführt wurde. Unterstützt wurde die Wiederherstellung durch eine Spende der Dresdner Bank AG in Höhe von 3,07 Mio Euro (6 Mio DM) entsprechend einem Übereinkommen zwischen der Bank und dem Land Berlin vom Januar 1989. Die Kosten für die Restaurierung einschließlich aller wissenschaftlich fundierten Voruntersuchungen betrugen insgesamt rund 8,18 Mio Euro (16 Mio DM).

In der Zeit von 1991 bis Frühjahr 1993 wurde das Gebäude nach denkmalpflegerischen Gesichtspunkten auf den vorhandenen und nachweisbaren historischen Bestand untersucht. Aufgrund der umfangreich vorhandenen alten Bausubstanz und der ermittelten Befunde führten die Ergebnisse der Bauforschung zu dem Konzept, das Gebäude in seiner wesentlichen äußeren und inneren Form wiederherzustellen.

Richtungsweisende Vorgabe für die Restaurierungsmaßnahme war die Charta von Venedig, die in Art. 9 aussagt:

“Die Restaurierung ist eine Maßnahme, die Ausnahmecharakter behalten soll. Ihr Ziel ist es, die ästhetischen und historischen Werte des Denkmals zu bewahren und zu erschließen. Sie gründet sich auf die Respektierung des überlieferten Bestandes und auf authentische Dokumente. Sie findet dort ihre Grenze, wo die Hypothese beginnt. Wenn es aus ästhetischen oder technischen Gründen notwendig ist, etwas wiederherzustellen, von dem man nicht weiß, wie es ausgesehen hat, wird sich das ergänzende Werk von der bestehenden Komposition abheben und den Stempel unserer Zeit tragen . . .”

Baugeschichte

Das Gebäude wurde um 1800 nach einem Entwurf von David Gilly errichtet. Die endgültige Fertigstellung ist für die Zeit 1803/1804 in Form eines Umbaus durch Heinrich Gentz anzunehmen. Diese Feststellungen gründen sich auf die Auswertung der Archivalien und die im Zuge der Voruntersuchungen festgestellten Befunde am Gebäude selbst. Das für den Kabinettsrat Carl Friedrich von Beyme, späterer Großkanzler und preußischer Justizminister erbaute Herrenhaus verfiel nach seinem Tod und befand sich teilweise in einem verwahrlosten Zustand wie aus vorhandenen Quellen erkennbar ist.

1841 verkaufte die Tochter Beymes, Charlotte Wilhelmine von Gerlach, das Gut an den Domänenfiskus.

Um 1853 wurde das Gutshaus dem späteren Feldmarschall von Wrangel bis zu seinem Tod 1877 als Sommersitz überlassen. Danach kam das Gutshaus und der Gutshof in Privatbesitz, das Land Berlin erwarb es 1958. Ab 1880 erfolgten im Zuge einer gastronomischen Nutzung und wechselnder Pächter zahlreiche Veränderungen und Anbauten.

  • 1880 Anbau des Portikus mit Balkon an der Hofseite
  • 1884 Anbau zweier Veranden an der Gartenseite
  • 1888 Umbau von Räumen im Obergeschoß für die Johannes-Loge “Bruderbund am Fichtenberg”
  • 1889 Anbau einer Gartenhalle
  • 1896 Herstellung von Logierzimmern im Obergeschoss
  • um 1920 Dachgeschossausbau zu Wohnungen
  • 1931 Errichtung der Kinoreklame Umbau der Holzfachwerkveranda
  • 1932 Zusammenfassung von mehreren Räumen im Erdgeschoss zu einem Tanzsaal
  • 1945-48 Nutzung als Offiziers- und Sergeantenclub der USA-Militär-Regierung
  • 1948/49 Umfassende Veränderungen der Raumausstattungen
  • 1960 Einbau von Stahlbetondecken und einerzweiten Treppe vom Erdgeschoss in den Keller, Einbau von Toiletten im Keller
  • 1971 Umbau der ehemaligen Hotelräume in zwei Wohnungen und Büroräume im Obergeschoss