Rückblick LIFE SCIENCE DAY 2019. 2. Berliner Doctor‘s Slam - beste Unterhaltung mit großem Lerneffekt

Pressemitteilung vom 26.11.2019

Am 23. November 2019 fand im Charité Campus Benjamin Franklin der 2. Berliner Doctor‘s Slam statt.
Cerstin Richter-Kotowski, Bezirksbürgermeisterin von Steglitz-Zehlendorf, eröffnete den Slam: „Für unseren Bezirk hat der Charité-Universitätsstandort im Berliner Südwesten einen sehr hohen Stellenwert. Wir werden alles tun und die Charité dabei unterstützen, um ihn weiter nachhaltig zu entwickeln.“
Prof. Dr. Axel Radlach Pries, Charité-Vorstandsmitglied und Dekan für Forschung und Lehre, betonte, dass das Umfeld von Dahlem und Steglitz schon vor 100 Jahren eine treibende Kraft für die Medizin war: „Wir wollen, dass es Medizinern und Forschern auch weiterhin zur Verfügung steht. Medizinische Wissenschaft im Berliner Südwesten ist ein Hotspot über Berlin hinaus.“
Über 150 Gäste hörten im Hörsaal West gespannt und aufmerksam zu, als die 17 Professoren und Doktoren in achtminütigen Vorträgen unterhaltende Einblicke in ihren medizinischen Forschungsalltag gaben. Der Doctor‘s Slam bestand aus drei Blöcken. Das Publikum als Jury entschied mit seinem Beifall nach jedem Block, wer am besten vergnüglich und verständlich sein Forschungsgebiet darstellte. Die jeweils Ersten wurden mit einem Pokal und einem Präsentkorb geehrt.
Im 1. Block „Forschung von A-G“ traten Slammer aus den Fachbereichen Allergologie, Anästhesie, Augenheilkunde, Chirurgie, Dermatologie und Gastroenterologie auf.
Der Allergologe Prof. Dr. Torsten Zuberbier behauptete: „Wer unter Allergien leidet, hat jedoch das bessere Immunsystem, weil es auf Einflüsse reagiert.“
„Hirn oder Herz: wo es schmerzt“ hieß der Titel des Slam-Beitrag des Anästhesisten Prof. Dr. Michael Schäfer. Mit Computerprogrammen will er den Schmerz im Gehirn und im Herz abbilden, um die positive und negative Wirkung von Schmerzmitteln zu lokalisieren und zu bewerten.
Alexander Böker, Facharzt für Augenheilkunde, stellte die Behandlung des Aderhautmelanoms vor oder „wie ich lernte, die Protonen zu lieben“, weil die Protonentherapie als mögliche Therapie das Wachstum von Tumoren dämmt.
Ein „fluoreszenzgesteuerte navigiertes Operieren“ wurde vom Gefäßchirurgen PD Dr. Benjamin Weixler vorgeführt. Sein Spezialgebiet sind fluoreszierende Farbstoffe, mit denen der Tumor sichtbar gemacht wird, um sehr zielgenau operieren zu können. Der Farbstoff, den Weixler sich selbst in den Unterarm gespritzt hatte, gelangt über die Lymphgefäße ins Herz und dann in die Leber, wo er rückstandslos abgebaut wird. In der Fluoreszenzforschung sei, so Weixler, Deutschland Spitze. Ziel ist es, neue Farbstoffe zur Lokalisierung des Dickdarm-, Bauchspeicheldrüsen- und Eierstockkrebses zu entwickeln.
Dermatologin Dr. Katharina Meier demonstrierte am Kuchenklassiker „Donauwelle“, wie Schuppenflechte entsteht und wer in den Zellen das Sagen hat: „Immunzellen sind die Dirigenten unserer Haut und geben den Ton an.“ Gastroenterologe Dr. Michael Schumann erklärte, wie eine Weizenunverträglichkeit Darmbakterien belastet und wie er auf molekularer Ebene mit der Endomikroskopie Erkrankungen lokalisiert.
Das Publikum entschied sich für Katharina Meier und Benjamin Weixler als Doppel-Sieger.

Im 2. Block „Forschung von G-N“ wurden die sechs Fachbereiche Geriatrie, Rheumatologie, Hals-, Nasen-, Ohrenheilkunde, Kardiologie, Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie und Neurologie vorgestellt.
Dr. Volkan Aykaç, Facharzt für Innere Medizin, Geriatrie und Palliativmedizin, kämpft gegen den steigenden Arzneimittelverbrauch und appellierte: „Ab fünf Medikamente liegt Polypharmazie vor. Achten Sie darauf, was Ihnen verschrieben wird. Geriater helfen, weniger Medikamente zu nehmen.“
Internist und Osteologe Dr. Burkhard Muche beschäftigte sich mit den Osteozyten, Phosphaten und neuen Medikamenten zur Osteoporose-Behandlung: „Osteozyten messen, kontrollieren und steuern Phosphate in verschiedenen Systemen wie Nieren und Knochen. Phosphate sind gut für Knochen, Muskeln und Zähne.“
Theresa Christina Obermüller ist vom „Humanen Papillomavirus“, kurz HPV, fasziniert, das u.a. durch Geschlechtsverkehr übertragen wird: „Wer sich frühzeitig, zwischen 9 bis 13 Jahre, impfen lässt, ist gegen den HPV immun. Schenken Sie ihren Enkeln eine solche Impfung.“ Spezialgebiet des Kardiologen PD Dr. Arash Haghikia ist die Interaktion zwischen Darmbakterien und Herz-Kreislauferkrankungen: „Wenn Darmbakterien ausgeschaltet werden, führt dies zu massiven Verkalkungen der Gefäße.“ Deshalb empfahl er, „auch das zu essen, was den Darmbakterien schmeckt“.
Der Mund-Kiefer-Gesichtschirurg Dr. Dr. Carsten Rendenbach stellte das „Magische Magnesium – die Handwerker der Medizin“ vor: „Mit Magnesium ummantelte Schrauben sind eine gute Alternative zum Titan, weil sie stabil, gewebeverträglich und selbstauflösend sind.“ Bei Schweinen wurde es bereits erfolgreich getestet. „Der erste Versuch am Menschen steht in der Charité kurz bevor.“
Die schnelle Behandlung des Schlaganfalls war das Thema des Neurologen Prof. Dr. Heinrich Audebert: „Wir müssen die Zeit vom Schlaganfallbeginn bis zur Ersttherapie minimieren, das heißt möglichst in der ersten Stunde behandeln. Dafür sind STEMOs (Schlaganfall-Rettungswagen) unabdingbar!“ Doppel-Sieger dieses Blocks wurden: Theresa Christina Obermüller und Carsten Rendenbach.

Im 3. Block „Forschung von N Z“ gab es Einblicke in die Notfallmedizin, Onkologie, Psychiatrie, Radiologie und Zahnmedizin. Die Notfallmedizin ist im Vergleich zu anderen europäischen Ländern in Deutschland noch immer kein eigenes Fachgebiet.
Deshalb freute sich Dr. Wolfgang Bauer, die Notfallmedizin als eigenen Fachbereich beim Doctor‘s Slam präsentieren zu können und beschrieb das Problem: „Weltweit sind alle Notfallambulanzen überfüllt und jeder, der kommt, wird behandelt, obwohl ein großer Teil der Patienten ein Fall für den Hausarzt ist.“ Deshalb seien bei der Aufnahme zwei Fragen wichtig: „Sind Bakterien im Spiel? Ist der Patient schwer krank? Mit einem neuen Testverfahren können jetzt aus den Reaktionen in der Zelle Rückschlüsse auf die Erkrankung gezogen werden.“
Einblicke in die onkologische Forschung gab Onkologe Dr. Markus Schick. Mutationen können Krebs verursachen und brauchen Reparatursysteme. „Warum ist es so schwer komplizierte Krebserkrankungen zu behandeln? Wie können Krebsgene erkannt werden? Wie viele Gene sind beim Krebspatienten mutiert?“ Daher sucht er intensiv nach unbekannten, krebsauslösenden Mutationen.
Psychiater Prof. Dr. Stefan Gold führte „gute Gründe für schlechte Gefühle oder wie dein innerer Höhlenmensch dich runterzieht“ an: „Einer von sechs Menschen leidet unter Depressionen. Wozu nützt es depressiv zu sein? Was uns früher geholfen hat, macht uns heute traurig.“ So sucht er nach Spuren der Evolution, der alten Biologie, um das Immunsystem zu verbessern. „Neben Sport und sozialen Kontakten spielen auch neue Tabletten eine wichtige Rolle.“
Das Spezialgebiet des Radiologen und Physikers Bernhard Kreft ist die Elastographie, oder umgangssprachlich „Abtasten mit Ultraschall“: „Wir finden heraus, wie hart die Organe sind. Dabei nutzen wir die Musik, setzen tiefe Basssequenzen ein und messen die Vibration des Gewebes. Das halten wir in einem Elastogramm fest.“ Generell gilt: Weiches Gewebe ist besser als hartes.
Zahnmedizinerin Dr. Maria Bruhnke demonstrierte wie scheinbar verlorene Zähne erhalten werden können und stellte kostengünstigere Alternativen zu teuren Implantaten vor. In ihrem Beispiel zeigte sie, dass sich Zähne mit Implantaten für 200 € anstatt 2000 bis 8000 € sehr gut retten ließen.
Maria Bruhnke stellte ihre Forschung so unterhaltsam und verständlich vor, dass sie als Siegerin des 3. Blocks vom Publikum gekürt wurde.

Auch 2019 führten rbb-Moderator Raiko Thal und Simon Hauser humorvoll und kompetent durch den Berliner Doctor‘s Slam. Slam-Coach Simon Hauser, deutscher Science-Slam-Vizemeister 2017, betreute die Slammer und bereitete ihren Auftritt vor.

Fazit des Publikums und der 17 Slammer: beste Unterhaltung mit großem Lerneffekt.

Der 2. Doctor‘s Slam, eine Veranstaltung des LIFE SCIENCE DAY 2019, wurde vom Charité Campus Benjamin Franklin und dem Regionalmanagement Berlin SÜDWEST (RMSW) in Kooperation mit der Freien Universität Berlin veranstaltet.

Initiatoren der Veranstaltungsreihe LIFE SCIENCE DAY sind das Bezirksamt Steglitz-Zehlendorf von Berlin (Bereich Wirtschaftsförderung) und das RMSW (Regionalmanagement Berlin SÜDWEST).

Weitere Informationen unter www.lifescienceday.de

Presse-Kontakt: Bärbel Petersen, Regionalmanagement Berlin SÜDWEST, Tel.: (030) 707 600 84, “E-Mail“mailto: presse@rm-berlin-sw.de, www.rm-berlin-sw.de