Drucksache - VIII/1093  

 
 
Betreff: Erinnerungstafel am ehemaligen Sitz der FDJ-Kreisleitung in der Seelenbinderstraße 54
Status:öffentlich  
 Ursprungaktuell
Initiator:AfDAfD
Verfasser:Denis Henkel 
Drucksache-Art:AntragAntrag
Ortsbezüge:Bezirksregion 19 Dammvorstadt
Beratungsfolge:
BVV Treptow-Köpenick Entscheidung
18.06.2020 
35. (öffentliche) Sitzung der Bezirksverordnetenversammlung vertagt   
27.08.2020 
36. (öffentliche) Sitzung der Bezirksverordnetenversammlung in der BVV abgelehnt   
Anlagen:
Antrag, 08.06.2020, AfD

Die Bezirksverordnetenversammlung Treptow-Köpenick von Berlin möge beschließen:

 

Das Bezirksamt wird ersucht, am Gebäude Seelenbinderstraße 54 mit einer Erinnerungstafel an den ehemaligen Sitz der FDJ-Kreisleitung zu erinnern als Mahnung vor Totalitarismus, politischer Indoktrination und Instrumentalisierung junger Menschen. Damit sollte auch vor der Unterdrückung der Rede-, Meinungs- und Diskussionsfreiheit an einem Ort, der sich heute "Haus der Jugend" nennt, gewarnt werden. Als Vorbild können die existierenden Tafeln am Sitz der ehemaligen SED-Kreisleitung in der Gutenbergstraße 33 und der Stasi-Kreisdienststelle in der Friedrichshagener Stre 8 dienen.

 

 

 

Begründung:

In der Seelenbinderstraße 54 war bis 1990 der Sitz der FDJ-Kreisleitung von Köpenick.

Die "Freie Deutsche Jugend" (FDJ) hatte in der DDR den alleinigen Auftrag und Anspruch, die junge Generation zu erziehen und zu bilden. Die FDJ wurde 1946 gegründet und war im Rahmen der Jugendgesetzgebung der DDR die allein zuständige staatliche Jugendorganisation für die außerschulische Jugenderziehung. Sie wurde zum wichtigsten jugendpolitischen Instrument der SED entwickelt und war die Parteijugend und Nachwuchsorganisation der SED. Ihr Vorsitzender gehörte dem Zentralkomitee (ZK) der SED an. Die Erziehungs-, Bildungs- und Schulungsarbeit der FDJ war politisch-ideologisch ausgerichtet und diente der Entwicklung der "sozialistischen Persönlichkeit" im Rahmen einer "einheitlichen und zentralistischen Lenkung und Kontrolle" der Jugend.

Arbeitseinsätze, Freizeitbeschäftigungen, Schulungen, Treffen, Fahrten und Zeltlager, Begegnungen mit den Jugendorganisationen der "Bruderstaaten", Kulturarbeit, Aufmärsche und Demonstrationen, Einfluss in Schule, Betrieb und gesellschaftlichen Organisationen prägten weitgehend das Leben der FDJ auf allen Ebenen, vom Wohnbezirk bis zur nationalen Ebene. Formulierungen wie "Aufbau des Sozialismus", "kommunistische Erziehung", "Dienst an der Gemeinschaft" und "antifaschistisch-demokratische Ordnung" zeigen die theoretische und praktische Formierungsrichtung der FDJ im Sinne der Parteidoktrin der SED. Die FDJ half der SED die Jugend zu kontrollieren, politisch-ideologisch zu binden und ihre inhaltlichen Zielvorstellungen, ihr Sozialisations- und Herrschaftssystem durchzusetzen (Quelle: Bundeszentrale für politische Bildung,               https://m.bpb.de/gesellschaft/bildung/politische-bildung/193945/von-den-anfaengen-bis-zur-gegenwart).

Zwar war die Mitgliedschaft in der FDJ freiwillig. Nichtorganisierte Jugendliche mussten jedoch mit etlichen Benachteiligungen, z. B. bei der Studien- und Berufswahl rechnen. Die FDJ gehörte damit zum Macht- und Repressionsapparat und zur wichtigen ideologischen Stütze der kommunistischen SED-Diktatur.

Neben dem Sitz der SED-Kreisleitung in der Gutenbergstraße 33 und der Stasi-Kreisdienststelle in der Friedrichshagener Straße 8, die bereits mit Gedenktafeln versehen sind, sollte deshalb auch an den früheren Sitz der FDJ-Kreisleitung in Köpenick erinnert werden.

 

 
 

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