Auszug - Gedenken für die Opfer des Terroranschlags in Afghanistan am 19. Mai 2007
Herr
Voigt: Es geht einmal um den
ursprünglichen Antrag der NPD-Fraktion vom 22.05.2007 und um den
Änderungsantrag vom 20.06.2007 bezüglich eines grundsätzlichen Gedenkens der
Opfer eines Terroranschlags. Als der Antrag gestellt wurde, starben 3 deutsche
Soldaten. Die offizielle Zahl der gefallenen Soldaten in Afghanistan erhöhte
sich zwischenzeitlich auf 25. In der vergangenen Woche starben erneut 3
deutsche Polizisten. Viele Soldaten, Polizisten und Angehörige ziviler
Hilfsorganisationen wurden bei diesem völkerrechtlich sinnlosen Einsatz fern
der Heimat verletzt. Die Nationaldemokraten haben kein Verständnis dafür, dass
die BVV damals die Dringlichkeit des Antrages zurückgewiesen habe und
angesichts des Todes deutscher Soldaten, Polizisten und Zivilisten zur
Tagesordnung übergegangen ist. Auch in unserem Bezirk gibt es Kasernen,
militärische Einrichtungen, leben Soldaten und Polizisten sowie deren
Familienangehörige. Er denke, auch hier im Saal sind Reservisten. Der Tod kennt
weder Dienstgrad noch Parteien und die NPD halte es für ihre Pflicht, in diesem
Hause derer zu gedenken, die ihr Leben im Einsatz lassen mussten oder dort ihre
Gesundheit verloren haben, um Solidarität mit ihren Angehörigen zu zeigen. Ein
solches Gedenken soll zugleich Mahnung und Appell sein, den sinnlosen
Auslandseinsatz deutscher Streitkräfte für fremde Interessen umgehend zu
beenden und unsere Soldaten in die Heimat zurückzuholen. Die aktuellen Debatten
und Abstimmungen im Deutschen Bundestag über die Verlängerung weiterer Auslandseinsätze
untermauern zudem die Aktualität des Antrages. Die Verantwortung für den
sinnlosen Tod vieler junger Männer, ihr Leid und das Leid ihrer Angehörigen
tragen ausnahmslos die Politiker der Parteien, die diese Kriege zu verantworten
haben, was überwiegend die Vertreter der Kriegsparteien SPD, CDU und Grüne
sind. Einzig die PDS, die Linke und die Nationaldemokraten haben sich immer
wieder gegen diesen völkerrechtswidrigen Krieg ausgesprochen. … Ordnungsruf
durch den BzVV: Er muss Herrn Voigt
dringend zur Ordnung rufen, demokratische Parteien hier nicht als
Kriegsparteien zu benennen. Herr
Voigt: Nun, wer Kriege führt, der
muss so genannt werden, er werde den Ordnungsruf zur Kenntnis nehmen. Die
NPD-Fraktion hat kein Verständnis dafür, dass die BVV diesen Antrag auf
Dringlichkeit einfach übergangen hat. Die jüngsten Ereignisse zeigen einmal
mehr, wie aktuell die Forderung nach einer Gedenkminute und dem damit
verbundenen politischen Appell ist. Auch die BzV wollen demnächst einen
Antikriegstag begehen, gehören aber zum großen Teil Parteien an, die immerhin
sich an Kriegen beteiligen wollen. Die NPD-Fraktion hält den Antrag daher
aufrecht und wolle mit diesem Antrag den Soldaten, den zivilen Angehörigen, die
sich im Einsatz befinden, und den dortigen Polizisten ihre Solidarität zum
Ausdruck bringen und er erwarte, dass die BVV dem Antrag heute zustimme. Aussprache: Herr
Worm: Herr Voigt möge zur Kenntnis
nehmen, dass es die Streitkräfte der Bundesrepublik Deutschland sind und nicht
die der Nationaldemokratischen Partei Deutschlands. Herr M.
Schmidt: Jeder BzV und jeder
Zuschauer hier im Raum ist zutiefst betroffen, wenn deutsche Soldaten oder
Polizisten, wie jüngst im Kundus oder in Kabul geschehen, ermordet werden. Alle
demokratischen Parteien verurteilen terroristische Selbstmordanschläge auf das
Schärfste. Es ist für die demokratischen Parteien unerheblich, ob sich der
Anschlag gegen Soldaten, Polizisten oder Zivilisten richtete, ob er Deutsche
oder Ausländer traf, ob er im In- oder Ausland begangen wurde. Gleichwohl haben
die demokratischen Parteien in der vorletzten Sitzung die Dringlichkeit des
NPD-Antrages abgelehnt, was sicher heute
auch für den Inhalt erfolgen wird. Das resultiert nicht daraus, dass man etwa
nicht betroffen wäre, nein ganz im Gegenteil, man ist betroffen und könne
miteinander, die demokratischen Parteien, auch trefflich über Sinn und Zweck
von Auslandseinsätzen streiten. Allerdings, und das habe Herr Voigt auch in
seiner Rede selbst erwähnt, ist die Bezirksverordnetenversammlung hierfür der
falsche Ort. Es gibt durchaus unter den demokratischen Parteien sehr
unterschiedliche Auffassungen zu den Auslandseinsätzen der Bundeswehr, aber die
Demokraten sind sich einig, dass der NPD-Antrag keinen Bezug zum Bezirk hat und
deswegen abgelehnt werde. Warum bringt die NPD-Fraktion solch einen Antrag in
die BVV ein? Was haben deutsche Soldaten oder Polizisten im Auslandseinsatz mit
der BVV zu tun? Mit Blick auf die Begründung der Anträge komme man der Sache
ein bisschen näher. Im ursprünglichen Antrag wollte die NPD-Fraktion, Zitat:
“… dass die BRD sich aus diesem nicht erklärten Krieg
zurückzieht.“ Bundespolitiker sollten gemahnt werden. Auch mit dem
Änderungsantrag brachte man nur eine Verallgemeinerung dessen, was schon mal
geschrieben wurde. Die NPD-Fraktion will vom Anschlag des 19. Mai im Kundus
überleiten zu einer generellen Gedenkverpflichtung und versuchte nebulös über
die allgemeine Wehrpflicht den Bezug zum Bezirk zu konstruieren. Das ist aber
nicht gelungen. Die NPD-Fraktion versucht offensichtlich, bundes- bzw.
weltpolitische Themen in die BVV zu verlagern. Dafür sind der NPD ermordete
Soldaten und Polizisten ein willkommenes Vehikel. Dies ist pietätlos und
verabscheuungswürdig. Das Mitgefühl gilt selbstverständlich den Angehörigen der
Getöteten und es werde den Verletzten, gleich welcher Nationalität, rasche und
vollständige Genesung gewünscht. Die demokratischen Parteien lehnen den Antrag
der NPD ab. Herr
Voigt: Es ist schon etwas eigenartig,
wie man sich offensichtlich wieder einmal auf die schriftlichen Begründungen
vorbereitet habe und nicht darauf, was er heute sagte. Er denke, dass er
hinreichend erläutert habe, dass ein bezirklicher Bezug durch die militärischen
Einrichtungen in diesem Bezirk gegeben ist. Das ein hinreichender Bezug dadurch
gegeben ist, dass auch in diesem Bezirk Familienangehörige von Soldaten,
Polizisten und Hilfsorganisationen leben. Aber wenn er richtig verstanden habe,
müssen man erst darauf warten, bis es hier im Bezirk auch Tote gibt und die
NPD-Fraktion wolle sich halt dies nicht zu Nutze machen, um Propaganda daraus
machen, wie die anderen Fraktionen. Die NPD-Fraktion will einen Appell starten
und nicht etwa Propaganda machen, sondern dafür eintreten, dass so etwas nicht
wieder geschieht und gestoppt wird. Herr
Bräuniger: Die demokratischen
Parteien lehnen den vorliegenden Antrag ab. Er kann sagen, dass eine
demokratische Partei, die hier vertreten ist, diesen Antrag nicht ablehnt,
nämlich die, die ihn gestellt hat, die demokratische Partei NPD. Die NPD sehe
nicht, dass die BVV der falsche Ort ist. Wissen denn die BzV, ob nicht morgen
die Angehörigen auch der Polizisten hier im Bezirk betroffen sein können oder
auch Bundeswehrsoldaten aus diesem Bezirk nach Afghanistan geschickt werden?
Was ist es denn dann? Dann ist doch wohl ein bezirklicher Bezug mehr als
gegeben. Der Antrag wurde pietätlos und verabscheuungswürdig bezeichnet. Er
kann da nur entgegensetzen, er fände es pietätlos und verabscheuungswürdig,
diesem Antrag nicht zuzustimmen. GO-Antrag
Herr Mechtel: Schluss der Debatte. Herr
Bräuniger: Man kann doch Probleme
nicht lösen, indem man jedes Mal Ende der Debatte fordert. Die NPD-Fraktion
sieht einen Bezug zum Bezirk und wolle die Debatte darüber weiterführen. Abstimmung GO-Antrag:
Bei 3 Gegenstimmen mehrheitlich angenommen. Damit ist die Debatte beendet. Abstimmung: Bei 3 Stimmen dafür wird der Antrag mehrheitlich
abgelehnt Persönliche Erklärung Herr Voigt: Er weist den intoleranten Versuch zurück, die NPD als
eine nichtdemokratische Partei zu bezeichnen. Sie führe in ihrem Namen schon
den Begriff „Nationaldemokraten“. Die NPD ist genauso demokratisch,
wie die anderen Fraktionen von sich behaupten. Es wird folgender Beschluss gefasst: Der Antrag Die
Bezirksverordneten gedenken bei aktuellen Anlässen, angesichts von Verlusten
bei Kriegseinsätzen der Bundeswehr, den gefallenen und verwundeten deutschen
Soldaten und ihren Angehörigen. wird abgelehnt Abstimmungsergebnis: dafür: 3. dagegen: mehrheitlich. . |
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