Lichterfelde: Spaziergang entlang des Teltowkanals

Stand: 2014

Gedenkstein Paul Schwarz

Gedenkstein Paul Schwarz

Haben Sie mal wieder Lust auf einen Spaziergang im Grünen, bei dem man gleichzeitig Interessantes und Sehenswertes aus unserem Bezirk kennen lernt? Ja!? Dann ist die folgende Route genau die Richtige für Sie! Einplanen sollte man bei gemütlichem Tempo ca. eine Stunde.
Wir starten an der Birkbuschstraße/ Ecke Dalandweg und gehen einfach immer geradeaus, die Paul-Schwarz-Promenade entlang. Der Teltowkanal, welcher im Jahre 2006 sein 100- jähriges Jubiläum feierte, und auf 38 Kilometern Havel und Spree verbindet, befindet sich links von uns.
Nach ein paar hundert Metern entdecken wir geradezu an einer Weggabelung den Gedenkstein zu Ehren Paul Schwarz (* 10.11.1877 Stollberg/Erzgebirge), dieser wurde nach dem zweiten Weltkrieg der erste Bürgermeister des Bezirks Steglitz. Als er sich im Mai 1945 bereit erklärte, das Bürgermeisteramt zu übernehmen, war er den Einwohnern aus der Zeit seiner kommunalen Tätigkeit vor 1933 als Vorsitzender der Bezirksversammlung Steglitz und durch seine Zugehörigkeit zur DVP (Deutsche Volkspartei) von 1928 bis 1933 bekannt. Am 30.06.1945 wurde er von der sowjetischen Besatzungsmacht verhaftet. Vermutlich wurde Schwarz zuerst nach Hohenschönhausen gebracht. Fünf Tage später kam er nach Sachsenhausen. Am 16.02.1950 übergab man ihn den DDR-Behörden, die ihn in das Zuchthaus Waldheim einlieferten, wo er am 04.10.1951 starb.

Klinikum Benjamin-Franklin mit ADAC-Rettungshubschrauber im Vordergrund

Klinikum Benjamin-Franklin mit ADAC-Rettungshubschrauber im Vordergrund

Wir gehen weiter, bis rechts von uns das 1968 eröffnete Klinikum Benjamin-Franklin auftaucht. Dieses gehört neben den Standorten Campus Berlin-Buch, Campus Charité Mitte und Campus Virchow-Klinikum zu Europas größtem Universitätsklinikum. Und wenn wir Glück haben sehen wir sogar wie der gelbe ADAC – Rettungshubschrauber gerade startet oder landet. Das ist dann zwar sehr laut und windig, aber so interessant, das man gar nicht weiterlaufen möchte.
Wenn wir diese “Attraktion” hinter uns gelassen haben, kommen wir nach einigen Minuten des gemütlichen Wanderns zu einer Weggabelung, die zum Schlosspark Lichterfelde führt. Diese kleine Parkanlage gehört zu dem so genannten Carstenn-Schlösschen. Das ehemalige Gutshaus, welches nach unterschiedlichen Angaben um 1631 bzw. 1700 entstand, wird seit dem 01.06.1999 vom Stadtteilzentrum Steglitz e.V. für kulturelle Veranstaltungen und soziale Beratungen genutzt.
Als nächstes kommen wir zu einem Punkt, an dem wir uns überlegen können, ob wir die Treppen hinauf-, über die Straße gehen und an der anderen Seite die Treppen wieder hinuntergehen, oder links an den Stufen vorbei, unter der Brücke hindurch das kleine Stück am Wasser entlang gehen möchten. Wenn wir uns für die letzte Variante entscheiden, sollten wir etwas acht geben, da dies die bevorzugte Strecke für Fahrradfahrer ist.
Etwa einen Kilometer weiter können wir, leider nur durch einen Zaun, die Tennisanlage des “Grün-Weiß” Berlin Lankwitz e.V. bewundern, bevor wir die Bäkebrücke überqueren.

Wir lassen die Brücke hinter uns, und wenn wir Glück haben, kann man, bei gutem Wetter, schon von weitem Stimmengewirr und das Wasser plätschern hören. In diesem Augenblick wissen wir, dass wir am Sommerbad Lichterfelde angekommen sind. Auch hier kann man einen kleinen Blick durch den Zaun erhaschen und dem freudigen Treiben der Badegäste zuschauen. Besondere Highlights, die das “Spucki” zu bieten hat, sind das beheizbare Aussenbecken, welches einem auch bei kühleren Temperaturen die Möglichkeit bietet, im Freien seine Runden zu drehen, die Saunaanlage und ein Bräunungsstudio. Und wenn wir jetzt Lust bekommen haben mal wieder schwimmen zu gehen, können wir das “Spucki” mit seinem Eingang am Hindenburgdamm 9 – 10, 12169 Berlin, ganz einfach erreichen.
Aber nun erst einmal zurück zu unserem Spaziergang. Wenn wir den Blick in die Ferne schweifen lassen, können wir links das Kraftwerk Lichterfelde erkennen. Das größte Kraftwerk und einzige Ölkraftwerk Berlins wurde 1966 geplant, da der Westteil Berlins darauf angewiesen war, sich von 1948 bis zum 07.12.1994 selbst mit elektrischem Strom zu versorgen. Nach einigen Problemen und Rechtsstreitigkeiten konnte die Anlage dann im Jahre 1983/84 in Betrieb genommen werden.

Treidel-Schaukasten am Teltowkanal

Treidel-Schaukasten am Teltowkanal

Vor uns kommt mit jedem Schritt die Emil-Schulz-Brücke näher. Diese unterqueren wir links, damit wir nicht über die viel befahrene Königsberger Straße laufen müssen, sondern uns ganz auf den schönen Anblick des Teltowkanals konzentrieren können. Sollten Sie die viel befahrene Straße jedoch nicht scheuen, können Sie eine Siemens-E-Lok in ihrer musealen Glasanlage, welche an die einstigen 20 elektrischen “Zugpferde” erinnert, bewundern. Neben der Lokomotive wird mit dem Bug eines Frachtschiffes eine Szene dargestellt, wie früher Lastkähne mittels Treidellokomotiven durch den Teltowkanal gezogen wurden.

Gedenkstein mit Gedenktafel zur Erinnerung an das KZ-Aussenlager Wismarer Straße

Gedenkstein mit Gedenktafel zur Erinnerung an das KZ-Aussenlager Wismarer Straße

Ab jetzt sind es noch ungefähr eineinhalb Kilometer in denen wir, vorbei an Spielplätzen, Kleingartenanlagen und Wohnsiedlungen, unter einem Blätterdach am Wasser entlang, den Weg genießen können. Eine Besonderheit ist hier der Spielplatz, auf dem ein Klettergerüst in Form eines versunkenen Piratenschiffes die Kleinen zum Toben einlädt.
Wenn wir rechts von uns den Gedenkstein mit seiner Gedenktafel, in Erinnerung an die Gefangenen des KZ – Aussenlagers Lichterfelde erblicken, sind wir an der Wismarer Straße angekommen und am Ziel unseres Ausfluges. Am 23.06.1942 wurden die ersten Häftlinge in das Lager verlegt. Diese dienten als Baukräfte für Aufräumungs- und Wiederaufbauarbeiten. Die Zahl der Gefangenen nahm ständig zu; 1945 zählte man 1414 Insassen. Darunter waren etwa 40% Deutsche, 40% Polen und 20% Personen mit anderer Nationalität. Am 21.04.1945 räumte die SS das Lager und ließ die Häftlinge Richtung Ostsee marschieren. Danach diente das von der US Army eingerichtete Lager als Jugendhof für straffällig gewordene Jugendliche, bis es 1949/1950 abgerissen wurde. Heute stehen auf dem Areal zu einem Teil Eigentums- und zum anderen Teil Mietwohnungen.
Sollte Ihnen der Spaziergang gut gefallen haben, dann können Sie am Kanal weiter in Richtung Teltow wandern, oder Sie laufen den Weg einfach wieder zu unserem Ausgangspunkt zurück und erkennen dabei, dass einige Dinge aus einem anderen Blickwinkel betrachtet noch interessanter erscheinen…!

Text und Bilder: Bianca Trisch, Studentin an der FHVR-Berlin und ehemalige Praktikantin der Pressestelle