Lankwitz: Lust auf Lankwitz

Stand: 2014

Stationen in Lankwitz

Was glauben Sie? Wann wurde Lankwitz zum ersten Mal urkundlich erwähnt? Das war im Jahre 1239. Damals “verschenkten” Johann I. und Otto III. das damalige Lankwitz an das Benediktiner-Nonnenkloster St. Marien zu Spandow (Spandau). Lankwitz wird also im Jahre 2006 stolze 767 Jahre alt.
Er war der erste besoldetete Gemeindevorsteher und Bürgermeister von Lankwitz. Wissen Sie, von wem die Rede ist? Es war Dr. Rudolf Beyendorff. Geboren am 19. Oktober 1876 in Staßfurt (preußischer Regierungsbezirk Magdeburg) wird Rudolf Beyendorff nach dem Studium der Staatswissenschaften 1903 Bürgermeister der Stadt Kösen, 1908 Bürgermeister von Lankwitz. Er war Initiator zum Bau eines Rathauses in Lankwitz mit Post und Polizeistation, das im September 1911 fertiggestellt wurde, des Weiteren war er für den Bau des Lyzeums (der heutigen Beethoven-Oberschule) verantwortlich. Er setzte sich ferner für die Gründung eines Vereins für Kinderversorgung und Krankenpflege, für die Errichtung einer Volksbücherei und eines Jugendheimes ein. 1918 wurde er durch einen Arbeiter- und Soldatenrat des Amtes enthoben, 1938 ging er nach Schlesien und kam nach dem Zweiten Weltkrieg wieder nach Lankwitz zurück. Dr. Rudolf Beyendorff starb im Alter von 70 Jahren am 2. Mai 1947. Sein Grab befindet sich auf dem Parkfriedhof Lichterfelde am Thuner Platz. Auf seinem Grabstein ist die Inschrift “Der Vater von Lankwitz” zu lesen. Zu Ehren des ersten Bürgermeisters von Lankwitz wurde im Jahre 2003 eine Straße im “Kurfürsten-Viertel” nach Rudolf Beyendorff benannt.
Das Rathaus Lankwitz, das sich an der Leonorenstraße befindet, wurde 1910/11 im Stil der Deutschen Renaissance erbaut. Das Ziffernblatt der Rathausuhr zeigt das Lankwitzer Wappen: einen Löwen im oberen Teil und drei Kornähren im unteren Teil. In dem Gebäude ist heute das Finanzamt untergebracht. Auf dem Vorplatz des Rathauses findet zweimal in der Woche (immer montags und freitags von 08:00 bis 13:00 Uhr) ein öffentlicher Wochenmarkt statt, der zum Flanieren einlädt.

Übrigens: Haben Sie gewusst, dass Lankwitz einen Hafen besitzt? An der Grenze zu Steglitz fließt der Teltowkanal entlang und auf der Höhe des Wunsiedeler Weges da befindet er sich, der Hafen Lankwitz.

Die Dreifaltigkeitskirche ist im Mittelpunkt von Lankwitz an der Kaiser-Wilhelm-Straße Ecke Paul-Schneider-Straße beheimatet. Sie wurde nach den Entwürfen des Geheimen Regierungsbaurates Ludwig von Tiedemann in den Jahren 1904 bis 1906 errichtet.

Der Gemeindepark in Lankwitz wurde auf Initiative von Dr. Beyendorff 1910-1912 vom Gartenarchitekten Carl Riemann angelegt. Es wurden weite Rasenflächen, verführerische Blumenbeete, eine Kuranlage mit Kurbrunnenhäuschen, ein kleiner See und Tennisplätze realisiert. Es wurde ferner ein 13 Meter hoher Hügel errichtet, der im Winter als Rodelbahn dient. Im Jahre 1926 wurde auf der Erhebung ein Denkmal für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges aus Lankwitz eingeweiht. Leider Gottes musste dieses Denkmal um die Namen der Todesopfer des Zweiten Weltkrieges ergänzt werden. Auch heute bildet der Gemeindepark Lankwitz eine Oase der Erholung. Die Parkanlage und das Tiergehege lädt zum Entdecken von Enten, Ziegen und Rotwild ein. Der romantische See, ein Kinderspielplatz und ein “Trimm-dich-Pfad” runden das Angebot ab.

Die mittelalterliche Dorfkirche in Lankwitz ist die älteste Kirche im Bezirk Steglitz-Zehlendorf. Der Felssteinbau aus dem 13. Jahrhundert brannte im Zweiten Weltkrieg vollständig aus und wurde in den Jahren 1955-1956 wieder aufgebaut.

Im Jahre 2001 haben mehrere Angehörige und Pensionäre der Bewag einen gemeinnützigen Verein gegründet, der eine Sammlung historischer Anlagenteile und Geräte aus der Technik der Strom- und Wärmeversorgung aus 100 Jahren elektrotechnischer Entwicklungsgeschichte pflegt und betreut. Dieses Museum ist auf dem Kraftwerksgelände an der Teltowkanalstraße in der ehemaligen Batteriespeicheranlage untergebracht. Die Ausstellungsfläche umfasst etwa 1.800 m². Unter der Telefonnummer (030) 70177755 können Besichtigungstermine, die eine sachkundige Führung einschließen, vereinbart werden.

Von 1913 bis 1916 wurde die sog. “Siemens-Villa” von Gemeindebaurat Fritz Freymüller für Direktor Friedrich Correns gebaut. 1925 an Angehörige der Familie von Siemens verkauft. Von 1941 bis 1976 Sitz des Ibero-Amerikanischen Institutes. Das Musikarchiv der Deutschen Nationalbibliothek ist Mitte Mai 2011 nach Leipzig verlegt worden. Bis dahin wurden hier die seit 1945 in der Bundesrepublik Deutschland, der Schweiz und Österreich erscheinenden Musiktonträger wie Schallplatten, Kassetten und Compact-Discs sowie Noten gesammelt und archiviert – von Stefanie Hertel bis Herbert von Karajan. Insgesamt waren das etwa 240.000 Notenblätter, 250.000 CDs, 203.000 LPs, 154.000 Schellackplatten, 2000 Klavierrollen und etwa 400 Phonografenwalzen, darunter u.a. der Notennachlass von Lale Andersen oder der Ton-Nachlass von Thomas Mann. Der wahrscheinlich von Carl Riemann entworfene Garten steht unter Denkmalschutz.

Die Ratswaage an der Charlottenstraße bietet eine Vielzahl von Veranstaltungen für Frauen an. Es werden Lesungen und Ausstellungen dargeboten, es werden Kurse wie “Malmeditation auf Seide” oder “Rhetorik und Selbstbehauptung” gegeben. Eine aktuelle Programmübersicht finden Sie bei der Frauenbeauftragten des Bezirkes oder telefonisch unter der Nummer (030) 90299-5354.
Es existieren in Lankwitz auch Plätze, die nicht nur der Erholung dienen, sondern auch zum Nachdenken anregen. Solch ein Platz ist zum Beispiel der Friedhof Lankwitz, der sich streng genommen schon in Lichterfelde befindet, aber dennoch der “landeseigene Friedhof Lankwitz” ist. Auf diesem Friedhof ist zum Beispiel der berühmte Ingenieur, Flugpionier und Dampfmaschinen- und Flugapparatekonstrukteur Karl Wilhelm Otto Lilienthal beigesetzt. Als weiteres Beispiel möchte ich den Evangelischer Kreuzkirchhof Lankwitz nennen, der sich an der Malteserstraße in Lankwitz befindet. Hier ist der bereits erwähnte Architekt Fritz Freymüller beigesetzt, der unter anderem die Siemensvilla, den Bernkastler Platz (1913-14), die Aula der Beethoven-Oberschule (Festhalle der Gemeinde und Erweiterungsbau des Lyzeums der Höheren Mädchenschule 1913-14), die Ratswaage Lankwitz (1917-18), die Feuerwache Steglitz (1924-25), das Krieger-Ehrenmal im Gemeindepark Lankwitz 1926, das Stadion Lichterfelde (1926-29) oder die Lilienthal-Gedenkstätte (1932) zu seinen Werken zählen darf. Also ein höchst gewichtiger und prägender Mann, wenn es um das Erscheinungsbild des Ortsteils Lankwitz geht.
Schließen möchte ich mit einer Strophe aus Max Stempels “Mein Lankwitz” aus dem Jahre 1911, in der es heißt:

“Sei willkommen, stiller Ort,
Wo mir Rast beschieden!
Lange suchend, da und dort –
Fand ich hier den Frieden.”

Ich wünsche Ihnen viel Spaß bei der Erkundungstour durch Lankwitz!

Text: Sebastian Wandersee