Dahlem: Draußen in Dahlem

Stand: 2014

Liebe Leserinnen und Leser,
ich möchte Sie in diesem Jahr zu einer kleinen kulturell-geschichtlichen Reise durch den Ortsteil Dahlem einladen. Zuerst betrachten wir die geschichtlichen Hintergründe Dahlems.

Es ist genau 732 Jahre her, dass der Ortsteil Dahlem erstmals urkundlich erwähnt wurde. Die Geschichte Dahlems geht also weit zurück bis ins 13. Jahrhundert. Im 15. Jahrhundert, nach dem Ableben Otto von Milows, der Land und einen Ritterhof in Dahlem besaß, ging das Dorf an die Brüder Heinrich und Peter von Spil (Spiel). Die Familie von Spil, ein märkisches Adelsgeschlecht, besaß zur damaligen Zeit fast 50 % Dahlems. 1655 wurde Dahlem an Georg Adam von Pfuhl verkauft, der es nach kurzer Zeit an seinen Neffen Cuno Hanß von Wilmersdorff veräußerte. Dieser Handel ging munter weiter, unter anderem erwarb im 19. Jahrhundert Carl Friedrich von Beyme das Gut.

1913 wurde die “Wilmersdorfer-Dahlemer Schnellbahn”, die heutige U-Bahn-Linie 3, nach nur zweijähriger Bauzeit fertiggestellt. Im Jahre 1920 schließlich wurde der Gutsbezirk Dahlem ein Ortsteil vom Berliner Bezirk Zehlendorf und somit nach Groß-Berlin eingemeindet. Dahlem hatte zu diesem Zeitpunkt etwa 6.300 Einwohner. Heute sind es in etwa 14.200 Einwohner.

Was gibt es in Dahlem zu entdecken? Kommen Sie mit!

Brücke Museum

Brücke Museum

Was halten Sie von einem Besuch im Brücke-Museum? Das Museum am Bussardsteig 9 liegt direkt am Rande des Grunewalds in unmittelbarer Nähe zur Natur und spiegelt somit die Verbundenheit zur natürlichen Umgebung wider. Die Künstlergruppe “Brücke”, die 1905 gegründet wurde, hatte das Ziel, neue Wege im künstlerischen Ausdruck zu finden und sich vom festgefahrenen Stil der Akademie zu lösen. Der durch die Künstler entwickelte Stil ist heute als Expressionismus in die Kunstgeschichte des 20. Jahrhunderts eingegangen. Das Brücke-Museum besitzt ausschließlich Werke der Künstlergruppe “Brücke”, rund 400 Gemälde sowie Tausende von Hand-zeichnungen, Aquarellen und Originalgraphiken.

Alliierten Museum

Alliierten Museum

Gar nicht weit entfernt vom Brücke-Museum können Sie deutsche Geschichte nachempfinden. In der Clayallee 135 befindet sich das Alliierten Museum Berlin. Die Einrichtung wurde im Sommer 1998 aus Anlass des 50. Jahrestages der Berliner Luftbrücke eröffnet. Träger dieser einzigartigen Einrichtung sind neben der Bundesrepublik Deutschland auch die Länder der Westmächte Frankreich, Großbritannien und die USA. Die Ausstellung ist dem Engagement der Westmächte für Berlin und “Deutschland als Ganzes” gewidmet. Zu den Exponaten gehört unter anderem das weltberühmte Wachhäuschen vom Checkpoint Charlie.

Wenn Sie nun von der Clayallee (Fahrtrichtung Wilmersdorf) in die Königin-Luise-Straße einbiegen, kommen Sie nach ein paar hundert Metern an der Kirche St. Annen vorbei, die sich linker Hand befindet (Königin-Luise-Straße Ecke Pacelliallee).

Dorfkirche St.Annen

Dorfkirche St.Annen

Die vermutlich im 14. Jahrhundert erbaute Dorfkirche zählt, besonders wegen ihrer Ausstattung, zu den schönsten und besterhaltenen Berlins. Der einschiffige Backsteinbau ruht auf einem Feldsteinsockel. Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges wurden Turm und Glockenstuhl zerschossen, eine Granate riss in der Wand neben der Eingangstür ein großes Loch, der Luftdruck deckte das Dach ab und zerstörte die wertvollen Kirchenfenster. 1953 war die Kirche wiederhergestellt, das Turmdach erhielt die Form einer Pyramide. Die Kirche erhielt 1922 zwei Stahlglocken. Die größere Glocke (auf den Ton “g” gestimmt) überstand den Krieg, die kleinere Glocke wurde 1945 zerschossen und nach dem Krieg durch eine neue auf “b” gestimmte ersetzt.

Auf dem Evangelischen St. Annen-Kirchhof finden Sie die Grabstellen etwa von dem bereits erwähnten Cuno Hanß von Wilmersdorff oder von dem berühmten Schauspieler und Regisseur Heinz Drache, der im April 2002 verstarb.

Der Ortsteil Dahlem beherbergt zwei ganz althergebrachte Sehenswürdigkeiten, die jeder Berliner kennt. Die beiden Einrichtungen möchte ich Ihnen näher vorstellen. Die eine befindet sich direkt gegenüber der St. Annen-Kirche – die Domäne Dahlem.

Die schon seit 1851 bestehende Domäne Dahlem ist ein Freilichtmuseum, welches die Bedeutung der Landwirtschaft und Ernährung in der Vergangenheit, in der Gegenwart und in der Zukunft für die ganze Familie erlebbar macht. Auf etwa 15 Hektar Land bietet die Domäne Dahlem direkten Kontakt mit Tieren und Möglichkeiten eines erholsamen Aufenthalts auf dem Domäneacker. Sie erhalten auch Einblick in die ökologische Landwirtschaft. Außerdem gibt es regelmäßig stattfindende Markt-Spektakel, wie zum Beispiel das Schlachtefest, das Erntefest und die Adventsmärkte, aber auch Lesungen und Konzerte. Nähere Informationen finden Sie im Internet unter www.domaene-dahlem.de oder telefonisch unter der Rufnummer (030) 6663000.

Die zweite Institution erreichen Sie, wenn Sie die Königin-Luise-Straße in Fahrtrichtung Steglitz weiter entlangfahren. Sie ahnen sicher, welche Sehenswürdigkeit ich meine. Genau! Willkommen am Botanischen Garten und am Botanischen Museum!

Botanischer Garten

Botanischer Garten

Der Botanische Garten ist 1897 aus Schöneberg an seinen jetzigen Standort verlegt worden, 1910 war der Umzug auf den ehemaligen Kartoffelacker der Domäne Dahlem unter der Leitung von A. Engler abgeschlossen. Mit 43 Hektar Gesamtfläche, 16 Schaugewächshäusern und 23.000 Pflanzenarten ist der Garten die größte Anlage dieser Art in Deutschland und die dritt-artenreichste weltweit.

Von August 2006 bis Anfang 2009 wurden das große Tropenhaus, eines der größten freitragenden Gewächshäuser der Welt, und das angrenzende Viktoriahaus grundsaniert und sind ab dem 19.09.2009 wieder für die Öffentlichkeit zugänglich.

Über das ganze Jahr verteilt, finden verschiedene Konzerte, Veranstaltungen und Ausstellungen statt. Jeden Sommer finden im Freien Musikveranstaltungen und Führungen statt. Im Winter sind in den Gewächshäusern Ausstellungen rund um das Thema Pflanzen zu sehen. Zweimal im Jahr lockt der Berliner Staudenmarkt interessierte Besucherinnen und Besucher in den Park. Nähere Informationen erhalten Sie im Internet unter: www.bgbm.org..

Was gibt es noch in Dahlem zu sehen?
Hier noch eine kleine Auswahl an Orten, die ich Ihnen noch ans Herz legen möchte und die nicht direkt auf der Tour liegen.

Thielpark

Thielpark

Wenn Sie Erholung suchen, dann besuchen Sie doch einfach den Thielpark, der sich an der Straße Auf dem Grat befindet. Schlendern Sie durch den Park und genießen Sie die Ruhe und die reine Natur.

Henry Ford Bau

Henry Ford Bau

In Dahlem haben auch viele Standorte der Freien Universität ihren Sitz. Zum Beispiel wurde der Henry-Ford-Bau der Freien Universität Berlin an der Garystraße von 1952 bis 1955 von Franz Heinrich Sobotka und Gustav Müller erbaut. Das Gebäude enthält das Auditorium Maximum, kleinere Hörsäle, Seminarräume und in einem gesonderten Gebäudeteil die Universitätsbibliothek.

Das 1934 eingeweihte Kirchengebäude der Katholische Kirche St. Bernhard in der Königin-Luise-Straße ist ein typischer Bau im Stil der Neuen Sachlichkeit. Die Pläne dazu lieferte der Architekt Wilhelm Fahlbusch. Ohne Pfeiler und Säulen lässt seine unsichtbare Eisenkonstruktion das Haupt- und die Seitenschiffe zu einer Raumeinheit verschmelzen. Die Bildhauer von St. Bernhard gehörten künstlerisch etwa der Generation Ernst Barlachs an. Seit 1997 steht das Gebäude unter Denkmalschutz

U-Bahnhof Dahlem Dorf

U-Bahnhof Dahlem Dorf

Sehenswert am U-Bahnhof Dahlem Dorf ist noch heute die Innenausstattung mit unregelmäßig glasierten Kacheln und rustikalen Schnitzarbeiten. Der Zugang befindet sich am nordöstlichen Ende des Bahnhofes in Form eines reetgedeckten Bauernhauses, das von den Brüdern Friedrich und Wilhelm Hennings stammt.

Das war meine Dahlem-Tour. Ich hoffe sehr, dass Sie Lust bekommen haben, diesen Ortsteil von Steglitz-Zehlendorf etwas näher unter die Lupe zu nehmen. Es gibt vieles zu entdecken, auch das, was hier nicht aufgeführt ist.

Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Erkunden von Dahlem.

Sebastian Wandersee
Pressestelle