Lichterfelde: Ein Spaziergang vom S-Bahnhof Lichterfelde West zum Rathaus Steglitz

Stand: 2014

Bahnhof Lichterfelde West

Bahnhof Lichterfelde West

Wir beginnen unseren etwa zweistündigen Spaziergang am S-Bahnhof Lichterfelde West , der mit der S-Bahnlinie S 1 und den Bussen X 11 und M 11 bequem zu erreichen ist.

Wir nehmen den Ausgang zu unserer Rechten in Richtung Hans-Sachs-Straße und kommen geradewegs in das mediterrane Bahnhofsgebäude. Eröffnet wurde der Bahnhof am 15.12.1872. Das Empfangsgebäude wurde im Stil einer toskanischen Villa errichtet. Den Bau veranlasste und finanzierte der Hamburger Unternehmer Johann Anton Wilhelm von Carstenn, der auch die dortige Villenkolonie gründete. Der Bahnhofsbereich sollte dem eleganten Villenviertel angepasst werden und wurde somit im repräsentativen Landhausstil gestaltet.

Wenn wir den Bahnhof verlassen, befinden wir uns mitten im „Altdeutschen Viertel“ . Es wird so genannt, weil hier zum Ende des 19. Jahrhunderts Häuser (unter anderem mit Fachwerkfassaden, Erkern und Türmchen) errichtet wurden, welche dem Stil der vergangenen Jahrhunderte entsprechen. Wir sind umgeben von vielen Bäumen und anderen grünen Gewächsen – man merkt sofort, dass wir uns im „Grünen Bezirk“ befinden.

Wir gehen ein Stückchen weiter geradeaus und biegen dann links in die Curtiusstraße. Kurz darauf erreichen wir die Kreuzung zur Drakestraße. Die Drakestraße wurde nach dem Bildhauer Johann Friedrich Drake (1805 – 1882) benannt, der sich durch Porträtbüsten und Standbilder einen Namen gemacht hat. Sein bekanntestes Werk steht auf der Siegessäule, die Viktoria.

Heimatmuseum

Heimatmuseum

An der Kreuzung halten wir uns rechts und gehen die Drakestraße entlang. Man sieht zu beiden Seiten zahlreiche Geschäfte, die zum Bummeln einladen, sowie Cafés und Restaurants. Nach zirka 600 Metern biegen wir nach links in die Augustastraße ab. Wer Lust hat, interessante Ausstellungen zu besuchen, der kann die Drakestraße noch weiter hinunter laufen, bis man nach etwa 500 Metern das Heimatmuseum Steglitz erreicht (Hausnummer 64 A), welches sich auf der rechten Seite befindet.

Der Heimatverein Steglitz wurde 1923 auf Initiative des ehemaligen Steglitzer Bezirksbürgermeisters Martin Sembritzki gegründet und ist somit einer der ältesten Heimatvereine eines Berliner Bezirks. Bis heute hat er sich zu einer großen und aktiven heimatkundlichen Vereinigung in Berlin entwickelt. Besonders die sehenswerten Dauerausstellungen, aber auch die informationsreichen Wechselausstellungen wirken wie ein Magnet auf die Besucher. Die Räume des Heimatvereins in der Drakestraße 64 A sind denkmalgeschützt. Aktuelle Informationen zu den Ausstellungen entnehmen Sie bitte der Internetseite.

Friedhof

Friedhof

Wir jedoch gehen die ruhige Augustastraße entlang bis wir den kreisförmigen Augustaplatz erreichen. Hier kann man sich niederlassen, entspannen, die frische Luft genießen und ein wenig Kraft tanken. Es ist auch ein kleiner Spielplatz vorhanden, auf dem sich Kinder austoben können. Wir spazieren die Augustastraße weiter entlang bis wir schon von Weitem den Ludwig-Beck-Platz sehen können.

Ganz in der Nähe, jedoch nicht auf unserer Route, befindet sich der Friedhof Lichterfelde . Wer sich die eindrucksvollen Ehrengrabstätten – etwa von Prof. Eduard Dietrich (Arzt), Heinrich Seidel (Schriftsteller und Ingenieur) oder Prof. Joachim Tiburtius (Politiker) – ansehen möchte, der gehe einfach links in die Moltkestraße und nach etwa 100 Metern erscheint der Friedhof auf der linken Seite.

Weitere Informationen zum Friedhof und den Ehrengräbern erhalten Sie auf der Internetseite.

Wir nähern uns dem Ludwig-Beck-Platz . Dienstags und freitags in der Zeit von 07.00 Uhr bis 13.00 Uhr findet hier der öffentliche Moltkemarkt statt. Dann herrscht auf dem gesamten Platz eine ausgelassene Marktstimmung.

Nach einer kurzen Rast laufen wir nach rechts weiter, bleiben auf der Moltkestraße und erreichen nach etwa 250 Metern die Kreuzung Dürerstraße/Moltkestraße. Wir überqueren die Kreuzung und spazieren weiter geradeaus bis wir schließlich den Hindenburgdamm erreichen. Wir überqueren die Straße, laufen rechts weiter und biegen nach kurzer Zeit links in das wunderbare Grünarenal des Schlossparks Lichterfelde ab.

Schlosspark

Schlosspark

Der Schlosspark hat eine Fläche von 2,6 Hektar und ist ein Rest des alten Auenwaldes der Bäke, der im 19. Jahrhundert umgestaltet wurde zum Gutspark. Der Park ist ein Naturschutzgebiet, in dem sehr alte Bäume stehen, und stellt ein ideales Gelände für Spaziergänger, Jogger und Erholungssuchende dar.

Wir verlassen den Schlosspark Lichterfelde und stehen wieder auf dem Hindenburgdamm. Wer möchte, kann einen kurzen Abstecher zur Pauluskirche und der alten Dorfkirche Lichterfelde unternehmen. Es sind nur etwa 200 Meter, die Sie den Hindenburgdamm nach links weitergehen müssen. Die Kirchen befinden sich auf der Dorfaue.

Die evangelische Pauluskirche ist ein neugotisches Backsteingebäude, das 1900 von Fritz Gottlob als Hauptkirche für die Gemeinde von Groß-Lichterfelde erschaffen wurde. Die Dorfkirche Lichterfelde aus Feldsteingemäuer ist im 14. Jahrhundert entstanden. Allerdings wurde sie im Dreißigjährigen Krieg zerstört und seitdem mehrmals umgestaltet – eine Besichtigung lohnt sich!

Wir haben also den Schlosspark Lichterfelde verlassen, stehen auf dem Hindenburgdamm und spazieren rechts herum vorbei am Eingang West der Charité – Universitätsmedizin Berlin: Campus Benjamin Franklin (rechter Hand). Das Krankenhaus entstand zwischen 1959 und 1969.

Klingsorplatz

Klingsorplatz

Nach etwa 400 Metern biegen wir rechts in die Klingsorstraße ein und folgen dem Straßenverlauf. Die Straße ist nach der Figur Klingsor aus Richard Wagners Oper „Parsifal“ benannt. Schon nach wenigen Metern fällt uns ein großer schöner Baum auf der linken Seite ins Auge, der zum Klingsorplatz gehört.

Bäkepark

Bäkepark

Wir gehen weiter und nach wenigen Schritten entdecken wir zu beiden Seiten den Bäkepark . Vor allem im Sommer eignet er sich hervorragend für ein Picknick im Grünen mit der ganzen Familie und auch die Kinder kommen auf ihre Kosten, denn es ist ein kindgerechter Abenteuerspielplatz vorhanden (hier rechts abbiegen).

Wir spazieren links in den Park, genießen das Grün und verlassen diesen in Richtung Haydnstraße. Wir laufen links die Haydnstraße bis zur Kreuzung Hindenburgdamm entlang und biegen dort nach rechts ab. Wir gehen die Straße soweit entlang, bis sie in den Wolfensteindamm übergeht. Benannt ist der Damm nach dem Steglitzer Bürger Moses Wolfenstein, dem Begründer der ersten jüdischen Gemeinde in Steglitz und ihrer Synagoge.

Auf der rechten Seite steht das Gebäude der Bundesagentur für Arbeit Süd-West. Wir gehen weiter und schon von Weiten kann man das seit Ende 2007 leerstehende Bürohochhaus „Steglitzer Kreisel“ sehen und uns wird bewusst, dass wir fast am Ziel sind.

Wir überqueren die erste Kreuzung, laufen ein kurzes Stück, gehen noch mal über die Ampel und befinden uns in der Schloßstraße , welche mit einer Länge von 2,1 Kilometern die beliebteste Einkaufsstraße im Bezirk ist, in der viele Geschäfte und große Warenhäuser für lebhaftes Treiben sorgen. Wir überqueren die Straße und laufen auf das Gutshaus Steglitz und das Schlossparktheater zu.

Gutshaus Steglitz

Gutshaus Steglitz

Das Gutshaus Steglitz wird auch “Wrangelschlösschen” oder “Beyme-Schlösschen” genannt, da es u. a. zum Landbesitz von Generalfeldmarschall Friedrich von Wrangel gehörte. Es steht unter Denkmalschutz und ist eines der letzten erhaltenen Bauerzeugnisse des preußischen Frühklassizismus.

Es wurde nach einem Entwurf von David Gilly für den späteren Justizminister Carl Friedrich von Beyme errichtet und 1804 fertig gestellt. Heute finden hier Ausstellungen, Konzerte und andere Veranstaltungen statt. In dem Gebäude werden auch Trauungen des bezirklichen Standesamtes vorgenommen. Für private Feierlichkeiten können zudem Räume angemietet werden.

Die Geschichte des Schlossparktheaters reicht bis in das Jahr 1804 zurück. Der ursprünglich zum Wirtschaftstrakt des Gutshauses Steglitz gehörende Flachbau wurde 1920 durch einen Säulenvorbau mit Dreieckgiebel dem klassizistischen Stil des Gutshauses angepasst und zu einem 480 Plätze umfassenden Theater umgebaut. 1934/35 wurde der Betrieb eingestellt und ein Kino eingerichtet. 1945, nach dem Zweiten Weltkrieg, wagte der Regisseur Boleslaw Barlog einen ruhmreichen Neuanfang mit bekannten Schauspielern wie Klaus Kinski und Hildegard Knef. Boleslaw Barlog führte bis 1972, also ganze 27 Jahre, das Theater.

Die Bühne wurde 1993 als Staatstheater aufgegeben und bis 1999 als subventioniertes Privattheater von Heribert Sasse weiter betrieben. 2003 wurde die Leitung des Hauses vom Senat ausgeschrieben und die Schauspieler Andreas Gergen und Gerald Michel mit der TOYS Musicalproduktion erhielten den Zuschlag für die Bespielung ab Oktober 2004. Während dieser Zeit wurde das Schlossparktheater vorwiegend für Musical- wie Schauspiel-Produktionen genutzt. Seit 2006 war der Unterhaltungskonzern Stage Entertainment finanzkräftiger Partner des Schlossparktheaters, doch die Zuschauerzahlen erreichten auch unter neuer Leitung nicht das erwartete Niveau. Ab Sommer 2006 wurden im Schlossparktheater keine Theatervorstellungen mehr gezeigt.

Das renommierte Schlossparktheater hat seit September 2009 wieder einen neuen Betreiber: Dieter Hallervorden, bekannt durch seine Kabarett- und Comedy-Spielstätte “Die Wühlmäuse” in Charlottenburg.

Jetzt müssen wir nur noch die Wrangelstraße überqueren und etwa 100 Meter zur S- oder U-Bahn-Station Rathaus Steglitz laufen, dann haben wir unser Ziel erreicht. Danke für Ihr Interesse und viel Spaß beim Spazierengehen!

Text und Fotos: Juliane Haak (Auszubildende im Bezirksamt Steglitz-Zehlendorf)