Auszug - Stand der jetzigen Personalsituation BE: Hr. Weber - Jug ZS L  

 
 
47. öffentliche Sitzung des Jugendhilfeausschusses
TOP: Ö 4
Gremium: Jugendhilfeausschuss Beschlussart: im Ausschuss abgelehnt
Datum: Di, 13.12.2016 Status: öffentlich
Zeit: 17:00 - 19:00 Anlass: ordentliche Sitzung
Raum: BVV-Saal
Ort: Rathaus Zehlendorf
 
Wortprotokoll

Herr Weber ist leider abwesend, weshalb Frau Lehmann und Herr Karnetzki umfangreich zu dem Tagesordnungspunkt berichten.

 

Frau Lehmann berichtete im letzten Jahr ausführlich im Bericht aus der Verwaltung (BdV) vom 26.01.2016 über die prekäre Personalsituation. Zum Jahresende 2015 waren aufgrund der Stellenbesetzungssperre 44 Stellen unbesetzt. Vom Zeitpunkt der Freigabe dieser Stellen Ende Dezember 2015 bis zum BdV vom 26.01.2016 wurden bereits 26 Besetzungsverfahren eingelei-tet.

 

Im Jahr 2016 wurden insgesamt bis zum heutigen Tag 71 Stellenbesetzungsverfahren durchgeführt. Durch die ständige Fluktuation sind derzeit 23 von 311 Stellen unbesetzt, das entspricht 8 %. Gründe für die immer noch hohe Zahl an unbesetzten Stellen in den verschiedenen Bereichen des Jugendamtes sind u.a. Bewerbungen auch innerhalb des Amtes auf höher dotierte Stellen oder Stellen mit anderen Arbeitsinhalten. Das wiederum zieht neue unbesetzte Stellen nach sich. Zusätzlich wechseln Mitarbeitende aus persönlichen Gründen in andere Bezirksämter, in Senats- oder Bundesverwaltungen oder nach Brandenburg – generell auf Tätigkeiten mit besseren Vergütungsmöglichkeiten. Außerdem gehen aufgrund des demographischen Wandels immer noch viele Mitarbeitende in Ruhestand.

 

Frau Lehmann lobt vor allem den Bereich des Zentralen Services des Jugendamtes, der für die Bearbeitung der Stellenbesetzungen zuständig ist, aber auch den Bereich der Personalwirt-schaft und die Personalstelle des Bezirksamtes, die für eine zügige Umsetzung der Besetzung sorgen. Die Verfahren sind mittlerweile sehr gut ausgearbeitet. Ausschließlich dem strukturierten Einsatz der Kollegenschaft in diesem Arbeitsfeld ist es zu verdanken, dass in so kurzer Zeit tatsächlich 71 Stellen neu besetzt werden konnten.

 

In Berlin besteht derzeit die Problematik, die auch langfristig andauern wird, dass im Sozial-bereich ein Fachkräftemangel besteht. Hinzu kommt, dass viele Bewerber_innen sich auch in anderen Bezirksämtern bewerben. Sie entscheiden sich dann für das für sie persönlich attrak-tivste Angebot, wobei die Wohnortnähe, aber auch finanzielle Anreize, die von einigen Bezirks-ämtern offeriert werden, häufig entscheidend sind. Das hat zur Folge, dass nicht alle Beset-zungsverfahren in der Umsetzung dann auch ausreichend Personal mit sich bringen. Hinzu kommt, dass aufgrund der Mangellage auf dem Arbeitsmarkt und der jetzigen Ausbildungssitua-tion auch weniger geeignete Fachkräfte für die anspruchsvolle Aufgabenstellung des Regiona-len Sozialpädagogischen Dienst (RSD) zur Verfügung stehen.

 

Deshalb berücksichtigen wir im Sozialbereich auch viele Initiativbewerbungen. Wenn die Bewer-ber_innen geeignet sind, stellen wir sie mit einem Jahresvertrag ein, der in der Regel innerhalb dieses Jahres entfristet wird, weil im Hintergrund ja bereits eine feste Stelle vorhanden ist. Der Vorteil davon ist, dass kein umfangreiches Stellenbesetzungsverfahren stattfinden muss und die Person schneller bei uns ihren Dienst antreten kann. Des Weiteren können die Mitarbei-ter_innen in dem Jahr auch für sich überprüfen, ob der Arbeitsplatz für ihre Person geeignet ist oder sie sich doch anderweitig umschauen möchten.

 

Seit die Hochschulen nicht mehr spezifisch auch für den öffentlichen Dienst ausbilden, wissen die neuen jungen Kolleg_inn_en häufig nicht, worauf sie sich einlassen, weshalb eine solche Zeit des „Ausprobierens“ für sie selbst sehr sinnvoll ist. Dabei wissen sie von Beginn an, dass, wenn alles zusammenpasst, sie im adäquaten Zeitrahmen entfristet werden können. Neben den Jahresverträgen stellen wir auch Berufspraktikant_inn_en aus anderen Bundesländern, die noch ein Anerkennungsjahr im Studiengang verankert haben, ein. Ziel ist es, sie nach Erlangung ihrer staatlichen Anerkennung bei uns einzustellen. Vorteilhaft dabei ist für uns, dass diese Personen eine erleichterte Einarbeitung durchlaufen können, weil sie viele verwaltungstechnische Zusammenhänge bereits kennengelernt haben.

 

Früher waren die Hochschulabsolventen gleich einsatzbereit, mittlerweile ist das Anerkennungs-jahr in Berlin leider nicht mehr in der Hochschulausbildung enthalten. Hier hoffen wir auf die Umsetzung des Koalitionsvertrages, wo die Wiedereinführung geplant ist. Wenn dann noch ver-pflichtend wird, mindestens die Hälfte sowohl des halbjährigen Studienpraktikums, als auch des Anerkennungsjahres beim öffentlichen Träger absolvieren zu müssen, wird sich auch für uns in den nächsten Jahren die Arbeitsmarktlage wieder verbessern. Zusätzlich müssten für die nächsten 5 Jahre die Berliner Hochschulen verpflichtet werden, pro Semester einen halben Studiengang mehr auszubilden. Das hätte zur Folge, dass die Bedarfslage an Sozialarbei-tenden bzw. Sozialpädagog_inn_en sich in ca. 5 Jahren wieder decken würde. Die Hochschul-curricula müssten darüber hinaus auch wieder stärker auf den öffentlichen Dienst zugeschnitten werden. 

 

Insgesamt wurde die Personalbelastung in unserem Jugendamt gemindert, in gewissen Berei-chen bedarf es allerdings noch einer gewissen Zeit, bis sich die Lage wirklich entspannt. Wenn es uns weiterhin kontinuierlich gelingt, neue Mitarbeitende zu gewinnen, ist absehbar, dass sich die Zusammenarbeit mit den Schulen und unseren anderen Kooperationspartnern ab Mitte 2017 wieder stabilisieren wird.

 

Auf Wunsch der Jugendhilfeausschussmitglieder soll dem nächsten Bericht aus der Verwaltung eine Liste der zu diesem Zeitpunkt unbesetzten Stellen beigefügt werden.

 
 

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