Auszug - "Interkulturelle Initiative e. V." Vorstellung der Einrichtung für Schutz und Beratung für misshandelte Frauen und ihre Kinder Frau Rada Grubic - Koordinatorin der Einrichtung  

 
 
23. öffentliche Sitzung des Ausschusses für Gleichstellung und Integration
TOP: Ö 4
Gremium: Ausschuss für Gleichstellung und Integration Beschlussart: erledigt
Datum: Mi, 25.11.2009 Status: öffentlich
Zeit: 17:00 - 18:40 Anlass: ordentliche Sitzung
 
Wortprotokoll
Abstimmungsergebnis

Die Leiterin der „Interkulturellen Initiative e

Die Leiterin der „Interkulturellen Initiative e.V.“, Frau Rada Grubic, begrüßt die Mitglieder des Ausschusses am heutigen Internationalen Anti-Gewalttag in ihren Räumen und stellt ihnen ihre Einrichtung und einige Mitarbeiterinnen vor.

Frau Grubic stellt ihre Einrichtung anhand eines Powerpoint-Vortrags vor. Dieser ist dem Protokoll der Sitzung als Anhang 1 beigefügt, so dass an dieser Stelle lediglich auf die einzelnen Seiten verwiesen wird. In ihrem Vortrag, dessen Struktur in Grafik 1 dargestellt ist, erläutert Frau Grubic zunächst die gesellschaftspolitischen Rahmenbedingungen, innerhalb derer die Einrichtung arbeitet (Grafik 2). Sie betont, dass das Projekt von seiner Konzeption her ein Novum und ein bundesweites Modellprojekt gewesen sei, da Gewalt, die Migrantinnen erfahren, sich durchaus von der Gewalt unterscheiden kann, die deutsche Frauen erfahren (Grafik 3). Hinzu kämen strukturellen Benachteiligungen, unter denen von Gewalt betroffene Migrantinnen leiden (Grafik 4).

Sie berichtet, dass sie und die beiden anderen Gründerinnen des Vereins bei ihrer Arbeit in anderen Frauenhausprojekten in den 90-er Jahren festgestellt hatten, dass über 50 Prozent der Bewohnerinnen Migrantinnen waren, für die aufgrund ihrer genannten speziellen Probleme und Bedürfnisse eine besondere Anlaufstelle notwendig war. Diese Erkenntnis hätte im Sommer 2000 zur Gründung des Vereins Interkulturelle Initiative e.V. geführt, der seit dem 01.04.2001 im Bezirk Steglitz-Zehlendorf ansässig ist. Seine spezielle Zielgruppe sind von Gewalt betroffene Frauen mit Migrationshintergrund; betreut werden sie von Mitarbeiterinnen mit interkulturellen Kompetenzen, die ebenfalls einen Migrationshintergrund haben (Grafik 5).

Insgesamt beinhaltet die Interkulturelle Initiative ein dreistufiges Beratungs- und Unterbringungsprojekt (Grafik 6), hierzu gehört, wie Frau Grubic, detailliert erläutert, eine Beratungsstelle (Grafik 7), ein Frauenhaus mit 25 Plätzen, in dem misshandelte Frauen rund um die Uhr Zuflucht finden können und weitere Betreuung und Hilfe erfahren (Grafik 8) sowie ein aus zehn komplett ausgestatteten Wohnungen bestehendes, ebenfalls betreutes Wohnprojekt (Grafik 9). Da mehr als die Hälfte der misshandelten Frauen ihre Kinder mitbringen, leben im Wohnprojekt auch etwa 12 bis 17 Kinder im Alter von bis zu 17 Jahren. Auch für sie gibt es Betreuungs- und Unterstützungsangebote (Grafik 10).

Frau Grubic hebt besonders die Interkulturalität der vorwiegend aus Migrantinnen bestehenden zwölf mehrsprachigen Mitarbeiterinnen hervor, die aufgrund ihrer eigenen Erfahrungen sensitiv für Diskriminierungserfahrungen seien und kontextspezifisches Wissen besäßen (Grafik 11). Deutschen Sozialarbeiterinnen mangele es aufgrund ihrer Ausbildung und Erfahrung meist an interkulturellen Kompetenzen.

Des Weiteren gibt Frau Grubic einen Überblick über Zahlen und Fakten zur Interkulturellen Initiative (Grafik 12) und über deren Kooperationspartner (Grafik 13), wobei sie insbesondere die gute Zusammenarbeit mit dem Friedrich-Wilhelm-Stift und BzStR’in Otto hervorhebt. Sie erläutert ausführlich die Evaluation und das Qualitätsmanagement der Einrichtung (Grafiken 14 bis 20). Speziell bei dem vom Bundesfamilienministerium unterstützen zweijährigen Entimon-Projekt habe man durch externe Fachleute die eigene Arbeit auswerten lassen, wobei diese auch die betreuten Frauen um ihre Meinung und Vorschläge gebeten hätten. Das Ergebnis dieser Arbeit sei in dem Handbuch „Qualitätsmanagement in der Arbeit mit gewaltbetroffenen Migrantinnen“ veröffentlicht worden, dessen 1000 gedruckte und kostenlos vergebene Exemplare bundesweit innerhalb kürzester Zeit vergriffen waren. Da das Buch auch viele praktische Tipps erhält, wäre ein Nachdruck – beispielsweise mit Unterstützung des Bezirks – äußerst wünschenswert.

Abschließend bedankt sich Frau Grubic für die Sondermittel der BVV, die 28 misshandelten Frauen und ihren Kindern – bei vielen erstmals – im Sommer 2009 einen unbeschwerten Urlaub an der Ostsee ermöglicht hätten (Grafik 21).

Im anschließenden Gespräch erklärt Frau Grubic auf entsprechende Fragen der SPD-Fraktion, es gebe anderswo zwar ähnliche Projekte; dieses sei in seiner speziellen Konzeption aber weiterhin bundesweit einmalig. Betreut würden zwar auch Frauen aus dem Bezirk, aber der Einzugsbereich seit weit größer, da auch Frauen aus anderen Bundesländern hier Zuflucht finden. Steglitz-Zehlendorf sei als Standort ausgewählt worden, da die Menschen hier nicht so eng zusammen wohnen und somit für die drangsalierten Frauen eine größere Anonymität gewährleistet ist als in den Innenstadtbezirken. Auf Nachfrage erklärt sie nochmals, dass deutsche Sozialarbeiterinnen oft nicht die interkulturellen Kompetenzen besitzen, die bei der Betreuung der misshandelten Frauen und ihrer Kinder notwendig sind, da sie meist noch nie Kontakt mit dieser Personengruppe und deren Problemen hatten.

Fr B  Frau Josten betont in diesem Zusammenhang, dass häusliche Gewalt die häufigste Form von Gewalt an Frauen ist und dass der Bezirk Steglitz-Zehlendorf keinesfalls frei hiervon ist. So seien von 13.800 Fällen, die vom April 2008 bis März 2009 in Berlin gemeldet wurden, 711 Fälle im Bezirk aufgetreten. Sie sagt zu, die Statistik dem Protokoll als Anhang zur Verfügung zu stellen (Anhang 2).

Auf Nachfrage der Fraktion GRÜNE berichtet Frau Grubic, dass sie und ihre Kolleginnen tagsüber hauptamtlich arbeiten, daneben aber seit neun Jahren ehrenamtlich auch noch die Nachtaufnahme misshandelter Frauen betreuen, was für alle nicht unproblematisch ist. Neben Änderungen, die hier wünschenswert seien, nennt ihr Powerpoint-Vortrag einige weitere Forderungen (Grafik 22 bis 24).

Abschließend erklärt Frau Grubic, dass es sehr bedauerlich sei, dass die Kinder der misshandelten Frauen kaum Spielgeräte für ihren Spielplatz haben. Die CDU-Fraktion weist darauf hin, dass 2010 eine Reihe bezirklicher Spielplätze umgestaltet werden sollen, so dass nicht mehr benötigte Geräte an die Interkulturelle Initiative abgegeben werden könnten. BzStR’in Otto erklärt, sie werde BzStR Stäglin hierauf hinweisen.

Abstimmungsergebnis:

Abstimmungsergebnis:

 

 

Anlagen:  
  Nr. Name    
Anlage 1 1 Anhang 1 (1004 KB)    
Anlage 2 2 Anhang 2 (203 KB)    
 
 

Legende

Ausschuss Tagesordnung Drucksache
Parlament Aktenmappe Drucksachenlebenslauf
Fraktion Niederschrift Beschlüsse
Kommunalpolitiker Auszug Realisierung
   Anwesenheit Kleine Anfragen