Auszug - Vorstellung der Integrationskurse und Angebote für MigrantInnen der VHS Steglitz-Zehlendorf Frau Gabriele Schwarz, Leiterin der VHS Steglitz-Zehlendorf Frau Marianne Laude-Kennert, Programmbereichsleiterin Sprachen  

 
 
8. öffentliche Sitzung des Ausschusses für Gleichstellung und Integration
TOP: Ö 4
Gremium: Ausschuss für Gleichstellung und Integration Beschlussart: erledigt
Datum: Mi, 26.09.2007 Status: öffentlich
Zeit: 17:00 - 18:50 Anlass: ordentliche Sitzung
Raum: BVV-Saal
Ort: Rathaus Zehlendorf
 
Wortprotokoll

Frau Schwarz, Leiterin der Volkshochschule und Frau Laude-Kennert, Programmbereichsleiterin für Sprachen, stellen den Sprachin

Frau Schwarz, Leiterin der Volkshochschule und Frau Laude-Kennert, Programmbereichsleiterin für Sprachen, stellen den Sprachintegrationsbereich der VHS vor. Frau Schwarz weist darauf hin, dass die Integration von Migranten und Migrantinnen sehr wichtig ist, damit sie am gesellschaftlichen und beruflichen Leben teilnehmen können. Halbjährlich wird eine Deutschbroschüre veröffentlicht, die Frau Schwarz zu deren Kenntnis an die Ausschussmitglieder verteilt.

Frau Laude-Kennert berichtet, dass das Zuwanderungsgesetz am 01.01.2005 in Kraft getreten und die Integrationskursverordnung Bestandteil des Gesetzes ist. Dieses regelt die Inhalte und die Organisation der Integrationskurse. Ziel ist es, den Zuwanderern ausreichende Deutschkenntnisse zu vermitteln, damit sie sich im alltäglichen Leben zurecht finden können. Der Kurs umfasst 600 Stunden Sprachvermittlung sowie einen 30-stündigen Orientierungskurs mit den Themenschwerpunkte Politik in der Demokratie; Geschichte und Verantwortung; Mensch und Gesellschaft.

Ziel ist es, dass die Teilnehmer das B1-Niveau erreichen (orientiert am Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmen), d.h. die Fähigkeit erlangen, in "allen Angelegenheiten des täglichen Lebens selbstständig zu handeln". Allerdings erreichen die meisten Teilnehmer dieses Niveau nicht, da sie nicht die dafür notwendigen Voraussetzungen haben (s.u.). Der Integrationskurs gilt als abgeschlossen, wenn die vorgeschriebenen Prüfungen im Orientierungskurs und die B1-Prüfung bestanden wurden. Die Teilnehmer erhalten dann eine offizielle Urkunde vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF), mit der ihnen der Abschluss des Integrationskurses bescheinigt wird.

Die Volkshochschule Steglitz-Zehlendorf ist seit 01.01.2005 als zertifizierte Einrichtung und damit als Träger vom BAMF zugelassen. Die Teilnehmerzahlen haben sich in den letzten zwei Jahren verdoppelt (1000 im Jahr 2005, voraussichtlich ca. 2100 am Ende des laufenden Jahres).

Die Unterrichtsstunden haben sich parallel entwickelt: Im Jahr 2005 8000 Stunden, im Jahr 2007 16700 Stunden. Die Anzahl der geplanten Kurse hat sich von 66 im Jahr 2005 auf 178 im laufenden Jahr erhöht.

Das BAMF zahlte bis zum 31.06.2007 pro Unterrichtsstunde und Teilnehmer maximal 2,05 €. Seit dem 01.07.2007 sind es 2,35 €. Die VHS zahlt lediglich ein Drittel der sich ergebenden Honorarkosten; der Rest trägt sich aus den Geldern, die vom Bundesamt und selbstzahlenden Teilnehmern entrichtet werden.

Teilnehmen können Menschen mit einer Aufenthaltsgenehmigung bzw. -erlaubnis, die mindestens ein Jahr und einen Tag Gültigkeit hat, EU-Bürger, die Leistungen beziehen, Spätaussiedler über das Bundesverwaltungsamt sowie Menschen, die einen deutschen Pass besitzen, aber nicht über ausreichende Deutschkenntnisse verfügen.

Die VHS Steglitz-Zehlendorf beginnt alle zehn Wochen mit neuen Kursen, die auf allen Niveaus und mit unterschiedlichen Lerntempi stattfinden.

Durch die Reformen beim Bezug von Sozialleistungen hat sich die Klientel stark verändert, so dass nunmehr auch das Jobcenter die Teilnahme an Deutschkursen veranlasst. Es kommen vermehrt Lernungewohnte mit (bisweilen sehr) geringem Bildungshintergrund oder ungesteuertem Spracherwerb. Die Konsequenz hieraus ist, dass das Unterrichten immer schwieriger wird und die obligatorische Beratung immer mehr soziale Kompetenz und ein hohes Maß an Sensibilität und interkultureller Kompetenz erfordert.

Nach der bundesweiten Evaluation der Integrationskurse der Fa. Ramboell, die im Auftrag des BAMF durchgeführt wurde, steht nun eine Aufstockung der Kurse von 600 auf 900 Stunden (evtl. sogar 1200 Stunden) bevor.

Mit Unterstützung der zuständigen Schulrätin hat die VHS nach den Sommerferien begonnen, Kurse zur Sprachorientierung von Müttern ausländischer Schüler an drei Grundschulen im Bezirk einzurichten. Dabei handelt es sich um die Dunant Grundschule, die Mercator Grundschule und die Ludwig-Bechstein-Grundschule. An diesen Grundschulen und der Markus-Grundschule ist der Anteil der Schüler nicht deutscher Herkunft größer als 20 Prozent.

Vorausgegangen war im Dezember 2006 die Beantragung von Mitteln für niederschwellige Frauenkurse beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge. Dies sind dem Konzept nach Kurse für Frauen aus muslimisch geprägten Kulturen, die in der eigenen Lebensgestaltung und Bewegungsfreiheit eingeschränkt sind. Sie richten sich sowohl an Frauen, die schon länger im Land leben, wie auch an Frauen, die neu eingereist sind. Es geht dabei um die Vermittlung von Grundlagenkenntnissen der deutschen Sprache zur Alltagsbewältigung und zur Vorbereitung auf die Teilnahme an Integrationskursen.

Daneben führt die VHS im Auftrag der Einbürgerungsstelle den Sprachtest für die Einbürgerung durch. Dieser ist derzeit ausgesetzt, da aufgrund einer Gesetzesänderung ein neuer Test eingeführt werden soll. Das Verfahren wird ab Oktober 2007 wieder aufgenommen.

Auf Nachfrage der CDU-Fraktion erklärt Frau Laude-Kennert, dass der Ausländeranteil an den teilnehmenden Schulen vorher abgefragt wurde. Weiterhin werden die Teilnehmer vom Job-Center verpflichtet, an den Deutschkursen teilzunehmen. Alle Deutschkurse orientieren sich am europäischen Referenzrahmen, so dass die Teilnehmer verpflichtet sind, an den Kursen A1 bis B1 teilzunehmen. Da die Kurse nur 600 Stunden umfassen, schaffen es die wenigsten Teilnehmer, bis zum B1 Kurs zu kommen. Viele erreichen das Lernziel nicht, da oftmals die 600 Stunden in der Mitte des A2 Kurses aufgebraucht sind und die Teilnehmer die restlichen Kosten selber tragen müssten. Da viele sich das nicht leisten können, brechen sie die Kurse ohne Erfolg ab. Die Kurse an den Grundschulen werden in Zusammenarbeit mit der zuständigen Schulrätin sowie den Schulleitern und Lehrern organisiert. Es werden Flyer und Aushänge in den Schulen verteilt und entsprechende Abfragen gemacht. Auf eine entsprechende Frage erklärt Frau Laude-Kennert, dass es durchaus Männer gebe, die diese Kurse für ihre Frauen unterbinden, aber auch Männer, die diese Kurse für ihre Frauen unterstützen. Es seien noch keine entsprechenden Erfahrungswerte vorhanden, da die Kurse erst nach den Sommerferien begonnen haben. Frau Laude-Kennert bejaht die Frage der CDU-Fraktion, dass nur 600 Stunden vom BAMF gefördert werden und erklärt, dass nach erfolgreichem Abschluss des B1 Kurses die Teilnehmer eine Urkunde erhalten, die die Einbürgerung und Arbeitssuche erleichtern. Eine eventuelle Entschärfung ist ab 2009 geplant. In diesem Jahr sind erstmals Alphabetisierungskurse eingerichtet worden. Der Unterricht verläuft in der Regel auf Deutsch. Das BAMF stellt hohe Anforderungen an die Lehrer, deren Fähigkeiten und Qualität regelmäßig überprüft werden.

Die FDP-Fraktion erkundigt sich nach der Geschlechterstruktur und der Kostendeckung der bezirklichen Mittel. Frau Laude-Kennert erklärt, dass es nach wie vor mehr Frauen gibt, die an solchen Kursen teilnehmen, da es sich oft um sog. ’Heiratsmigrantinnen’ handelt. Da es nicht mehr eine kursbezogene, sondern nur noch eine teilnehmerbezogene Förderung gibt, erhält die VHS Geld pro Teilnehmer; d.h., die Einnahmen steigen mit der Zahl der von der BAMF geförderten Teilnehmer. 2006 wurden ca. zwei Drittel der Mittel von der BAMF und den Teilnehmer selbst getragen, der Rest wurde aus bezirklichen Mitteln gezahlt.

Auf Nachfrage der SPD-Fraktion erklärt Frau Laude-Kennert, dass die BAMF einen normalen Kurs auf 25 Teilnehmer beschränkt hat; in der Volkshochschule Steglitz-Zehlendorf nehmen in der Regel ca. 18 Migranten bzw. Migrantinnen an den Kursen teil. Weiterhin erläutert sie die Inhalte der Orientierungskurse. Allerdings könne der Bezirk Steglitz-Zehlendorf nicht mit den anderen Bezirken verglichen werden, da diese gesondert gefördert werden.

Die Ausschussvorsitzende verweist auf einen Bericht des Abgeordnetenhauses über die „Weiterarbeit des Integrationskonzeptes im Land Berlin“ und stellt fest, dass dort die Volkshochschule Steglitz-Zehlendorf nicht so ausgiebig beschrieben wird, wie dies in der heutigen Ausschusssitzung dargelegt wurde.

 

 
 

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