Auszug - Vorstellung der Integrationskurse und Angebote für MigrantInnen der VHS Steglitz-Zehlendorf Frau Gabriele Schwarz, Leiterin der VHS Steglitz-Zehlendorf Frau Marianne Laude-Kennert, Programmbereichsleiterin Sprachen
Frau
Schwarz, Leiterin der Volkshochschule und Frau Laude-Kennert,
Programmbereichsleiterin für Sprachen, stellen den Sprachintegrationsbereich
der VHS vor. Frau Schwarz weist darauf hin, dass die Integration von Migranten
und Migrantinnen sehr wichtig ist, damit sie am gesellschaftlichen und
beruflichen Leben teilnehmen können. Halbjährlich wird eine Deutschbroschüre
veröffentlicht, die Frau Schwarz zu deren Kenntnis an die Ausschussmitglieder
verteilt. Frau Laude-Kennert berichtet, dass das Zuwanderungsgesetz am 01.01.2005 in Kraft getreten und die Integrationskursverordnung Bestandteil des Gesetzes ist. Dieses regelt die Inhalte und die Organisation der Integrationskurse. Ziel ist es, den Zuwanderern ausreichende Deutschkenntnisse zu vermitteln, damit sie sich im alltäglichen Leben zurecht finden können. Der Kurs umfasst 600 Stunden Sprachvermittlung sowie einen 30-stündigen Orientierungskurs mit den Themenschwerpunkte Politik in der Demokratie; Geschichte und Verantwortung; Mensch und Gesellschaft. Ziel ist es, dass die Teilnehmer das B1-Niveau erreichen
(orientiert am Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmen), d.h. die Fähigkeit
erlangen, in "allen Angelegenheiten des täglichen Lebens selbstständig zu
handeln". Allerdings erreichen die meisten Teilnehmer dieses Niveau nicht,
da sie nicht die dafür notwendigen Voraussetzungen haben (s.u.). Der
Integrationskurs gilt als abgeschlossen, wenn die vorgeschriebenen Prüfungen im
Orientierungskurs und die B1-Prüfung bestanden wurden. Die Teilnehmer erhalten
dann eine offizielle Urkunde vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge
(BAMF), mit der ihnen der Abschluss des Integrationskurses bescheinigt wird. Die Volkshochschule Steglitz-Zehlendorf ist seit 01.01.2005
als zertifizierte Einrichtung und damit als Träger vom BAMF zugelassen. Die
Teilnehmerzahlen haben sich in den letzten zwei Jahren verdoppelt (1000 im Jahr
2005, voraussichtlich ca. 2100 am Ende des laufenden Jahres). Die Unterrichtsstunden haben sich parallel entwickelt: Im
Jahr 2005 8000 Stunden, im Jahr 2007 16700 Stunden. Die Anzahl der geplanten
Kurse hat sich von 66 im Jahr 2005 auf 178 im laufenden Jahr erhöht. Das BAMF zahlte bis zum 31.06.2007 pro Unterrichtsstunde und
Teilnehmer maximal 2,05 €. Seit dem 01.07.2007 sind es 2,35 €. Die VHS zahlt
lediglich ein Drittel der sich ergebenden Honorarkosten; der Rest trägt sich
aus den Geldern, die vom Bundesamt und selbstzahlenden Teilnehmern entrichtet
werden. Teilnehmen können Menschen mit einer Aufenthaltsgenehmigung
bzw. -erlaubnis, die mindestens ein Jahr und einen Tag Gültigkeit hat,
EU-Bürger, die Leistungen beziehen, Spätaussiedler über das
Bundesverwaltungsamt sowie Menschen, die einen deutschen Pass besitzen, aber
nicht über ausreichende Deutschkenntnisse verfügen. Die VHS Steglitz-Zehlendorf beginnt alle zehn Wochen mit
neuen Kursen, die auf allen Niveaus und mit unterschiedlichen Lerntempi
stattfinden. Durch die Reformen beim Bezug von Sozialleistungen hat sich
die Klientel stark verändert, so dass nunmehr auch das Jobcenter die Teilnahme
an Deutschkursen veranlasst. Es kommen vermehrt Lernungewohnte mit (bisweilen
sehr) geringem Bildungshintergrund oder ungesteuertem Spracherwerb. Die
Konsequenz hieraus ist, dass das Unterrichten immer schwieriger wird und die
obligatorische Beratung immer mehr soziale Kompetenz und ein hohes Maß an
Sensibilität und interkultureller Kompetenz erfordert. Nach der bundesweiten Evaluation der Integrationskurse der
Fa. Ramboell, die im Auftrag des BAMF durchgeführt wurde, steht nun eine
Aufstockung der Kurse von 600 auf 900 Stunden (evtl. sogar 1200 Stunden) bevor. Mit Unterstützung der zuständigen Schulrätin hat die VHS
nach den Sommerferien begonnen, Kurse zur Sprachorientierung von Müttern
ausländischer Schüler an drei Grundschulen im Bezirk einzurichten. Dabei handelt
es sich um die Dunant Grundschule, die Mercator Grundschule und die
Ludwig-Bechstein-Grundschule. An diesen Grundschulen und der Markus-Grundschule
ist der Anteil der Schüler nicht deutscher Herkunft größer als 20 Prozent. Vorausgegangen war im Dezember 2006 die Beantragung von
Mitteln für niederschwellige Frauenkurse beim Bundesamt für Migration und
Flüchtlinge. Dies sind dem Konzept nach Kurse für Frauen aus muslimisch
geprägten Kulturen, die in der eigenen Lebensgestaltung und Bewegungsfreiheit
eingeschränkt sind. Sie richten sich sowohl an Frauen, die schon länger im Land
leben, wie auch an Frauen, die neu eingereist sind. Es geht dabei um die
Vermittlung von Grundlagenkenntnissen der deutschen Sprache zur
Alltagsbewältigung und zur Vorbereitung auf die Teilnahme an
Integrationskursen. Daneben führt die VHS im Auftrag der Einbürgerungsstelle den
Sprachtest für die Einbürgerung durch. Dieser ist derzeit ausgesetzt, da
aufgrund einer Gesetzesänderung ein neuer Test eingeführt werden soll. Das
Verfahren wird ab Oktober 2007 wieder aufgenommen. Auf
Nachfrage der CDU-Fraktion erklärt Frau Laude-Kennert, dass der Ausländeranteil
an den teilnehmenden Schulen vorher abgefragt wurde. Weiterhin werden die
Teilnehmer vom Job-Center verpflichtet, an den Deutschkursen teilzunehmen. Alle
Deutschkurse orientieren sich am europäischen Referenzrahmen, so dass die
Teilnehmer verpflichtet sind, an den Kursen A1 bis B1 teilzunehmen. Da die
Kurse nur 600 Stunden umfassen, schaffen es die wenigsten Teilnehmer, bis zum
B1 Kurs zu kommen. Viele erreichen das Lernziel nicht, da oftmals die 600
Stunden in der Mitte des A2 Kurses aufgebraucht sind und die Teilnehmer die
restlichen Kosten selber tragen müssten. Da viele sich das nicht leisten
können, brechen sie die Kurse ohne Erfolg ab. Die Kurse an den Grundschulen
werden in Zusammenarbeit mit der zuständigen Schulrätin sowie den Schulleitern
und Lehrern organisiert. Es werden Flyer und Aushänge in den Schulen verteilt
und entsprechende Abfragen gemacht. Auf eine entsprechende Frage erklärt Frau
Laude-Kennert, dass es durchaus Männer gebe, die diese Kurse für ihre Frauen
unterbinden, aber auch Männer, die diese Kurse für ihre Frauen unterstützen. Es
seien noch keine entsprechenden Erfahrungswerte vorhanden, da die Kurse erst
nach den Sommerferien begonnen haben. Frau Laude-Kennert bejaht die Frage der
CDU-Fraktion, dass nur 600 Stunden vom BAMF gefördert werden und erklärt, dass
nach erfolgreichem Abschluss des B1 Kurses die Teilnehmer eine Urkunde
erhalten, die die Einbürgerung und Arbeitssuche erleichtern. Eine eventuelle
Entschärfung ist ab 2009 geplant. In diesem Jahr sind erstmals
Alphabetisierungskurse eingerichtet worden. Der Unterricht verläuft in der
Regel auf Deutsch. Das BAMF stellt hohe Anforderungen an die Lehrer, deren
Fähigkeiten und Qualität regelmäßig überprüft werden. Die
FDP-Fraktion erkundigt sich nach der Geschlechterstruktur und der Kostendeckung
der bezirklichen Mittel. Frau Laude-Kennert erklärt, dass es nach wie vor mehr
Frauen gibt, die an solchen Kursen teilnehmen, da es sich oft um sog.
’Heiratsmigrantinnen’ handelt. Da es nicht mehr eine kursbezogene, sondern nur
noch eine teilnehmerbezogene Förderung gibt, erhält die VHS Geld pro
Teilnehmer; d.h., die Einnahmen steigen mit der Zahl der von der BAMF geförderten
Teilnehmer. 2006 wurden ca. zwei Drittel der Mittel von der BAMF und den
Teilnehmer selbst getragen, der Rest wurde aus bezirklichen Mitteln gezahlt. Auf Nachfrage der SPD-Fraktion erklärt Frau Laude-Kennert, dass die BAMF einen normalen Kurs auf 25 Teilnehmer beschränkt hat; in der Volkshochschule Steglitz-Zehlendorf nehmen in der Regel ca. 18 Migranten bzw. Migrantinnen an den Kursen teil. Weiterhin erläutert sie die Inhalte der Orientierungskurse. Allerdings könne der Bezirk Steglitz-Zehlendorf nicht mit den anderen Bezirken verglichen werden, da diese gesondert gefördert werden. Die
Ausschussvorsitzende verweist auf einen Bericht des Abgeordnetenhauses über die
„Weiterarbeit des Integrationskonzeptes im Land Berlin“ und stellt fest, dass
dort die Volkshochschule Steglitz-Zehlendorf nicht so ausgiebig beschrieben
wird, wie dies in der heutigen Ausschusssitzung dargelegt wurde. |
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