10/2025-KIRIAT BIALIK/SDEROT – Aufatmen nach Geiselfreilassung und Waffenstillstand

Eine ganze Stadt fiebert der Rückkehr der befreiten Geisel Matan Angrest in gespannter Erwartung entgegen

Eine ganze Stadt fiebert der Rückkehr der befreiten Geisel Matan Angrest in gespannter Erwartung entgegen

Kiriat Bialik und Sderot / Oktober 2025

Bei aller Skepsis um die Brüchigkeit des aktuellen Waffenstillstands im Gazastreifen: Unsere israelischen Partnerstädte haben allen Grund, etwas aufzuatmen und ein Stück weit zur „Normalität“ zurückzukehren. In Kiriat Bialik hat sich sogar etwas wie Freude eingestellt – ehrliche und herzliche Freude über die Rückkehr von Matan Angrest. Der heute 22-jährige Bürger der Stadt hatte sich 738 Tage in terroristischer Geiselhaft befunden und wurde am 13. Oktober 2025 aus der Gewalt der Hamas entlassen.

Matan Angrest wieder frei

„Wir sind alle erleichtert und dankbar für die sichere Rückkehr von Matan Angrest“, erklärte Bürgermeister Eli Dukorski in einem Schreiben an Bezirksbürgermeisterin Maren Schellenberg vom 21. Oktober 2025. Derzeit befindet sich der junge Mann in der Obhut eines Krankenhauses, um sich zu erholen und neue Kraft zu schöpfen. Am 23. Oktober kann er endlich in den Kreis seiner Familie zurückkehren, hinter der unendliche Monate des Hoffens und Bangens liegen. Überall auf den Straßen und Plätzen sind Banner angebracht, mit der die Stadt ihre Freude über die glückliche Heimkehr eines ihrer Söhne zum Ausdruck bringt.

Ein Herz für Matan Angrest, ein Sohn der Stadt Kiriat Bialik

Ein Herz für Matan Angrest, ein Sohn der Stadt Kiriat Bialik

Nur wenige Tage nach der Freilassung von Matan Angrest hatte Maren Schellenberg ihrem Amtskollegen versichert, dass Bezirksamt, Bezirksverordnetenversammlung und Bürgerschaft von Steglitz-Zehlendorf die Freude und Erleichterung der Menschen von Kiriat Bialik teilen. „Wir hoffen aufrichtig, dass er diese schrecklichen Ereignisse verarbeiten und sich vollständig davon erholen kann“, schreibt die Rathauschefin. Eli Dukorski hat die guten Wünsche aus Steglitz-Zehlendorf bereits an Matan Angrest und dessen Familie weitergeleitet. „Ich möchte Ihnen meinen aufrichtigen Dank für Ihre Freundschaft und die starken Bande zwischen Steglitz-Zehlendorf und Kiriat Bialik aussprechen“, wandte sich der Bürgermeister an seine deutsche Kollegin. Auf seinem Instagram-Profil veröffentlicht Eli Dukorski immer wieder tagesaktuelle Neuigkeiten – auch im Zusammenhang mit der Geiselfreilassung.

Zusammen mit 19 weiteren Geiseln wurde Matan am 13. Oktober 2025 gegen 8 Uhr Ortszeit (7 Uhr MESZ) in Gaza-Stadt an Vertreter des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) übergeben. Einem Deutschlandfunk-Bericht zufolge war der junge Mann am 7. Oktober 2023 aus einem brennenden Panzer entführt worden. Er soll angekettet und geschlagen worden sein. Das ZDF berichtete, dass der Soldat versucht habe, ein Hamas-Kommando am Eindringen nach Israel zu hindern.

Sie haben das Lachen nicht verlernt: Ausgelassene Freude über die Rückkehr von Matan Angrest am 13. Oktober 2025 nach Kiriat Bialik

Sie haben das Lachen nicht verlernt: Ausgelassene Freude über die Rückkehr von Matan Angrest am 13. Oktober 2025 nach Kiriat Bialik

Wie die Jüdische Allgemeine am 13. Oktober 2025 berichtete, flossen bei Matans Familie Freudentränen, als die bevorstehende Freilassung bekannt wurde. Noch vor wenigen Wochen hätten seine Eltern die Nachricht bekommen, dass sich der Gesundheitszustand ihres Sohnes massiv verschlechtert habe. Seine Mutter Anat Angrest habe damals die Regierung angefleht, Matan endlich aus Gaza befreien. Später kursierten Bilder im Netz, wo der junge Israeli nach seiner Freilassung neben einem Armeefahrzeug steht und sich mit einer Soldatin unterhält.

Matan Angrest gilt als großer Fußballfan und schwärmt seiner Familie zufolge für die Mannschaft von Maccabi Haifa.

10. Juli 2025: Bürgermeister Dukorski und seine Delegation erinnern vor dem Abgeordnetenhaus an Matan Angrest; ganz links BVV-Vorsteher René Rögner-Francke, 3.v.r. stellv. Bezirksbürgermeister Tim Richter

10. Juli 2025: Bürgermeister Dukorski und seine Delegation erinnern vor dem Abgeordnetenhaus an Matan Angrest; ganz links BVV-Vorsteher René Rögner-Francke, 3.v.r. stellv. Bezirksbürgermeister Tim Richter

Bring them home! - Die Forderung nach Freilassung der Geiseln hat endlich Gehör gefunden.

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Nova-Music-Festival-Ausstellung in Berlin-Tempelhof: Kerzen und Grußkarten für die Opfer und Verschleppten des 7. Oktober 2023

Nova-Music-Festival-Ausstellung in Berlin-Tempelhof: Kerzen und Grußkarten für die Opfer und Verschleppten des 7. Oktober 2023

Sderot weiht neue Erinnerungsskulptur ein

In Sderot liegen die Dinge anders: Mehr als 50 Zivilisten wurden während des Massakers vom 7. Oktober 2023 ermordet. Allerdings war es den Terroristen damals nicht gelungen, zusätzlich Geiseln zu nehmen und in den Gazastreifen zu verschleppen. Gleichwohl markiert der Tag der Waffenruhe, der 10. Oktober, auch für die Bevölkerung von Sderot eine Zäsur. Fast auf den Tag genau zwei Jahre nach dem antisemitischen Massaker ist die Hoffnung auf einen dauerhaften Frieden im Ausgleich mit den arabischen Nachbarn greifbar.

Am 16. Oktober 2025 waren alle Bürgerinnen und Bürger der Stadt zur Einweihung einer neuen Gedenkskulptur vor dem sogenannten „Israel Digital Center“ eingeladen. Sie trägt den Namen „Pomegranate of Remembrance“ (Granatapfel der Erinnerung). „Die Skulptur verkörpert den Geist der Stärke, Einheit und Hoffnung“, heißt es in der über die digitalen Plattformen verbreiteten Einladung. Gewidmet ist sie „den Opfern und Helden des Massakers vom 7. Oktober“. Ihre Installation geht auf eine gemeinsame Initiative des israelischen Außenministeriums, des Ministeriums für Diaspora-Angelegenheiten und Antisemitismusbekämpfung sowie der Stadtverwaltung von Sderot zurück.

8. Juli 2025: Bürgermeister Alon Davidi (Sderot) trägt sich ins Goldene Buch des Partnerbezirks Steglitz-Zehlendorf ein

8. Juli 2025: Bürgermeister Alon Davidi (Sderot) trägt sich ins Goldene Buch des Partnerbezirks Steglitz-Zehlendorf ein

Bürgermeister Davidi ausgezeichnet

Nur wenige Tage nach dem Waffenstillstand wurde bekannt, dass der seit 2013 amtierende Bürgermeister Alon Davidi mit dem renommierten Ben-Gurion-Preis der Ben-Gurion-Universität des Negev ausgezeichnet wird.

Die israelische Tageszeitung Maariv zitiert aus der Begründung des Preiskomitees: Demnach sei die Stadt unter Davidis Führung „in den Bereichen Bildung, Kultur und Gemeinschaft gestärkt und zu einem Symbol der Widerstandsfähigkeit und des Glaubens geworden“. Der Bürgermeister habe „in Krisenzeiten inspirierende Führungsqualitäten bewiesen“, wird der Präsident der Universität zitiert. Selbst in schwierigen Zeiten habe er sich für das Wohlergehen der Bevölkerung eingesetzt. Davidi selbst betrachte die Ehrung als „ein Zeichen der Wertschätzung für die Stadt Sderot und ihre Bewohner“, berichtet Maariv weiter. Die Menschen hätten seit dem 7. Oktober bewiesen, „dass sie der Schutzwall des Staates Israel sind, mit einem weiten Herzen und unendlicher Liebe zu diesem Land“.

10. Juli 2025: BVV-Vorsteher René Rögner-Francke beim Austausch von Gastgeschenken mit Sderots Bürgermeister Alon Davidi

10. Juli 2025: BVV-Vorsteher René Rögner-Francke beim Austausch von Gastgeschenken mit Sderots Bürgermeister Alon Davidi

Bezirksbürgermeisterin Maren Schellenberg wandte sich in einem Gratulationsschreiben direkt an ihren Amtskollegen: „Ich teile die Einschätzung des Universitätspräsidenten, dass Sie die Menschen in Sderot mit Ihrer außergewöhnlichen Widerstandsfähigkeit, Energie und tiefen Überzeugung durch schwierige Zeiten und große äußere Bedrohungen geführt haben“. Sie drückte die Hoffnung aus, dass der Preis eine „Quelle der Inspiration für Frieden, Freiheit, sozialen Zusammenhalt, Solidarität und Völkerverständigung“ sein möge.

In seinem Dankschreiben vom 29. Oktober 2025 zeigte sich Alon Davidi sehr erfreut über die Glückwünsche aus Steglitz-Zehlendorf: Zusammen mit der Verleihung des Ben-Gurion-Preises bestärkten sie ihn und seine Stadt auf ihrem Weg – “einem Weg des Glaubens, der Widerstandsfähigkeit und des ständigen Strebens nach Sicherheit, Wachstum und Einheit”. Sderot werde auch in Zukunft “ein Symbol für Stärke, Zionismus und Vitalität sein und gleichzeitig seine Freundschaft und Zusammenarbeit mit Städten und Gemeinden auf der ganzen Welt im Geiste des Friedens und des gegenseitigen Verständnisses vertiefen”.

Alon Davidi wurde in Beerscheba geboren. Er hat einen Bachelor-Abschluss in Pädagogik sowie einen Master-Abschluss in Verwaltung und öffentlicher Ordnung. In Sderot leitete er eine sogenannte Yeshiva, also eine religiöse Schule, in der Texte des Judentums gelehrt und studiert werden. Außerdem diente er einem Wohnungsbauminister als Berater und gründete das „Sicherheitshauptquartier Sderot“.

Endlich sind die Geiseln wieder in Freiheit! Spontane Zusammenkunft am 13. Oktober 2025 auf dem Bebelplatz in Berlin-Mitte

Endlich sind die Geiseln wieder in Freiheit! Spontane Zusammenkunft am 13. Oktober 2025 auf dem Bebelplatz in Berlin-Mitte

Allen leidgeprüften Menschen in Israel und den angrenzenden Palästinensergebieten ist von Herzen zu wünschen, dass die Waffenruhe hält und jetzt beherzt der Weg zu einer dauerhaften friedlichen Koexistenz beschritten wird.

Beauftragter für Partnerschaften

Christian Urlaub