09/2023-KÖNIGS WUSTERHAUSEN – Städtepartnerschaftsverein zu Gast bei Königs

Jagdschloss Königs Wusterhausen

Jagdschloss Königs Wusterhausen

Königs Wusterhausen / September 2023

Warum in die Ferne schweifen? Sieh, das Gute liegt so nah … Genau das dachte sich der Städtepartnerschaftsverein Steglitz-Zehlendorf e.V. und stattete der geographisch nächstgelegenen Partnerstadt Königs Wusterhausen am 19. September 2023 einen Besuch ab. Hintergrund war das 35. Jubiläum der Städtepartnerschaft (1988-2023). Tatsächlich liegt die brandenburgische Stadt nur einen Katzensprung von Steglitz-Zehlendorf entfernt, ist mit S-Bahn oder Regionalbahn in kürzester Zeit bequem erreichbar.

Historisches Bahnhofsgebäude Königs Wusterhausen

Historisches Bahnhofsgebäude Königs Wusterhausen

Zu Gast bei Königs: KW bittet zur Schlossführung

Viel Gutes und Sehenswertes hat die zum Landkreis Dahme-Spreewald gehörende Stadt zu bieten:

Zu nennen wäre das Sender- und Funktechnikmuseum der Stadt, das am authentischen Ort die Erinnerung an 100 Jahre deutsche Funk- und Sendegeschichte wachhält. In KW liegt die Wiege des Rundfunks in Deutschland. Schon im Dezember 1920, drei Jahre vor der offiziellen Einführung des Rundfunks in der Weimarer Republik, meldete sich die Hauptfunkstelle der deutschen Reichspost mit der Ausstrahlung eines Weihnachtskonzerts live vom Funkerberg. Nicht von ungefähr haben drei auf einer Welthalbkugel thronende Antennenmasten Eingang in das Stadtwappen von Königs Wusterhausen gefunden.

Zu nennen wäre auch das Dahmelandmuseum, das in einem historischen Gebäude Eindrücke von bürgerlichem Alltagsleben, Beschulung und Wirtschaft an der Schwelle vom 19. zum 20. Jahrhundert vermittelt. Wechselnde Sonderausstellungen ergänzen das museale Angebot in dem ehemaligen Gutshof.

Touristischer Hauptanziehungspunkt der Stadt Königs Wusterhausen ist freilich das Jagdschloss, das Preußens „Soldatenkönig“ Friedrich Wilhelm I. (1713-1740) besonders am Herzen lag. Regelmäßig zur herbstlichen Jagdsaison ertönte bei der Hirschhetze der Halali-Ruf. „Am Ball bleiben“ hieß es dann für die Hundemeute und die berittenen, hochherrschaftlichen Jäger. Durch Erschöpfung musste der Hirschbock zur Strecke gebracht werden. Für alle überraschend war die Erkenntnis, dass diese gängige Redewendung ursprünglich nicht dem Fußballjargon, sondern der Jägersprache entstammt. Prächtige Geweihe zieren als Jagdtrophäen des erlegten Rotwildes die Zimmerfluchten des eher spartanisch eingerichteten Schlosses.

Jagdschloss Königs Wusterhausen

Jagdschloss Königs Wusterhausen

Rund 80 Prozent des königlichen Staatshaushalts flossen damals in die Landesverteidigung. Obwohl er selbst keine Kriege führte, steht der „Soldatenkönig“ wie kein anderer für preußischen Drill und den Aufbau eines schlagkräftigen Heeres. Überall in Europa rekrutierte der Monarch seine „Langen Kerls“, großgewachsene Vorzeigesoldaten, die auf dem Kirchplatz des ehemaligen Wusterhausen exerzierten. Die barocke Repräsentationslust seines Vaters, König Friedrichs I. in Preußen (1701-1713), teilte er ebenso wenig wie die Liebe seiner Mutter zu den Musen der Kunst. Tatsächlich hielt die dem Hause Hannover entstammende Königin Sophie Dorothea (1687-1757) ihren Sohn für „geizig“. Ohne das Geiz-ist-geil-Schlagwort bemühen zu wollen: Sparsamkeit ist in Zeiten milliardenschwerer Schattenhaushalte, „Schwarzer Nullen“ und Schuldenbremsen durchaus wieder zeitgemäß. In Sichtweite des Jagdschlosses befindet sich heute das Rathaus von Königs Wusterhausen, wo sich die Damen und Herren Stadtverordneten bei ihren Beschlüssen tagtäglich das Prinzip der Sparsamkeit auferlegen.

Logo der Stadt Königs Wusterhausen, Landkreis Dahme-Spreewald

Viel lieber als sich den „schönen Künsten“ zu widmen, zog sich Friedrich Wilhelm I. in das berühmte, nikotingeschwängerte „Tabakskollegium“ zurück, um zusammen mit seinen Generälen bei Tabak und Bier zu entspannen. Ein Blick in die Gemäldegalerie des Schlosses lässt erahnen, dass die Gene seiner kunstsinnigen Mutter nicht spurlos an ihm vorübergegangen sind. Tatsächlich beherbergt das Schloss heute eine Vielzahl an durchaus ansehnlichen Porträts, die der König in seinen späten Regierungsjahren gemalt hat. Darunter befinden sich die Konterfeis zweier römischer Kaiser und ein – sehr ehrliches – Selbstporträt, das die menschlichen Begrenztheiten und Selbstzweifel, gegen die auch ein absolutistischer Herrscher nicht immun ist, in beeindruckender Weise einfängt.

Wie Geschichtsbücher berichten, hatte der musisch begabte Thronfolger und spätere König Friedrich II. der Große (1740-1786) für die Jagd nur Verachtung übrig. Dennoch: Kriege führte nicht etwa der Soldatenkönig, sondern der Voltaire-Bewunderer, Flötist und Komponist Friedrich II. Er war es, der Österreich die Provinz Schlesien entriss und dem Königreich Preußen einverleibte.

Nach der lehr- und detailreichen Schlossführung gab sich die Stadt Königs Wusterhausen die Ehre, ihre Steglitz-Zehlendorfer Gäste zum Mittagessen in eine dem Schloss gegenüberliegende Gaststätte einzuladen. In entspannter und gelöster Atmosphäre kamen die Vereinsmitglieder mit Vertreterinnen und Vertretern der Stadtverwaltung ins Gespräch und berieten Möglichkeiten der Weiterentwicklung der Partnerschaft.

19. September 2023: Gisela Pflug (SPV-Vorsitzende) übergibt der Bürgermeisterin von KW Gastgeschenke des Vereins und des Bezirksamtes

19. September 2023: Gisela Pflug (SPV-Vorsitzende) übergibt der Bürgermeisterin von KW Gastgeschenke des Vereins und des Bezirksamtes

Zu Gast im Rathaus: Bürgermeisterin lädt zum Empfang

Geduldig und kenntnisreich hatte sich Bürgermeisterin Michaela Wiezorek zum Auftakt der Bürgerreise den Fragen der Besucherinnen und Besucher gestellt. Bei einem Empfang im Rathaus ließ sie es sich nicht nehmen, persönlich Hand anzulegen und ihre Gäste aus Steglitz-Zehlendorf mit Kaffee und belegten Brötchen zu versorgen. In ihrer Ansprache betonte sie, wie wichtig ihr die Pflege von Städtepartnerschaften sei. Man habe diesen Bereich lange vernachlässigt, wolle dies aber künftig ändern, kündigte sie an. Außer mit Steglitz-Zehlendorf unterhält KW drei weitere Städtepartnerschaften mit Kommunen in der Tschechischen Republik, den Vereinigten Staaten und Niedersachsen. Hinzu kommt eine Städtefreundschaft mit einer Gemeinde in Nordrhein-Westfalen.

Königs Wusterhausen sei eine wachsende Stadt, die demnächst 40.000 Einwohner erreiche, ließ die Rathauschefin wissen. Auch Zuwanderung spiele eine Rolle, gerade auch aus dem nahen Berlin, fügte sie mit einem Augenzwinkern hinzu. „Ein schönes Fleckchen Erde südöstlich von Berlin, da zieht es viele Leute am Wochenende hin“, heißt es in Strophe 1 des „Dahmeland-Walzers“. Die Zuwanderer aus Berlin und von überallher haben die Vorzüge Königs Wusterhausens dauerhaft schätzen gelernt, nicht nur sonnabends und sonntags.

In ihrer Replik dankte Gisela Pflug, Vorsitzende des Partnerschaftsvereins, ihren Gastgebern ganz herzlich für den freundlichen Empfang. Sie überreichte Gastgeschenke des Vereins und des Bezirksamtes Steglitz-Zehlendorf, seinerseits vertreten durch den Partnerschaftsbeauftragten Christian Urlaub.

19. September 2023: Reisegruppe posiert vor dem Bahnhof Königs Wusterhausen (2. Reihe ganz rechts: Vereinsvorsitzende Gisela Pflug)

19. September 2023: Reisegruppe posiert vor dem Bahnhof Königs Wusterhausen (2. Reihe ganz rechts: Vereinsvorsitzende Gisela Pflug)

19. September 2023: Hausboot im Nottekanal: Schiff ahoi zur Hafenrundfahrt

19. September 2023: Hausboot im Nottekanal: Schiff ahoi zur Hafenrundfahrt

Binnenhafen mit Gleisanschluss: KW lädt zur Hafenrundfahrt

Die fast 40.000 Einwohner Königs Wusterhausens verteilen sich auf acht Stadtteile, die zum Teil von Gewässern und Wäldern durchzogen sind. Am Zusammenfluss von Dahme und Nottekanal gelegen, ist „KW“ wie Steglitz-Zehlendorf ziemlich nah am Wasser gebaut. So nahe, dass es sogar einen Hafen gibt – den „einzigen Binnenhafen mit Gleisanschluss“, wie Michael Fiedler, Geschäftsführer der Hafengesellschaft, bei einer Hafenrundfahrt nicht müde wurde zu betonen. Der größte Binnenhafen des Landes Brandenburg wurde Mitte des 19. Jahrhunderts im Mündungsbereich von Dahme und Nottekanal angelegt. Eine zentrale Rolle spielt mittlerweile die Containerschifffahrt. Den Angaben Fiedlers zufolge hat in den letzten Jahren aber auch der Hausboot-Tourismus an Bedeutung gewonnen. In einem Imagefilm der Hafengesellschaft heftet sich der Hafen selbstbewusst das Etikett „Tür zur Welt“ an.

Über den Eisenbahn-Güterverkehr ist man mit dem Hamburger Hafen und weiteren großen Nordseehäfen verbunden. Neben Eisenbahn und Binnenschifffahrt ist der Hafen KW durch den direkten Zugang zur Ringautobahn A 10 auch über die Straße bestens erreichbar. Nachdem der vormals dominierende Umschlag von Lausitz-Braunkohle 2017 im Zuge der Abkehr von fossilen Brennstoffen eingestellt wurde, gestaltet die Hafengesellschaft beherzt den notwendigen Strukturwandel. Die direkte Anbindung an Knotenpunkte verschiedener Verkehrsträger macht den Hafen attraktiv für Gewerbekunden. Viel Potential liegt in der unmittelbaren Nähe des Hauptstadtflughafens Berlin-Brandenburg (BER) und des Tesla-Autowerks in Grünheide (Mark). Der Flughafen und die Fabrik des Elektro-Automobilherstellers gelten als wichtige Wachstumsmotoren für Stadt und Hafen Königs Wusterhausen.

Von KW aus liegt das Zentrum von Berlin übrigens um einiges näher (36 km) als die Kreisstadt Lübben (Spreewald) (53 km) und die Landeshauptstadt Potsdam (57 km). Gleichwohl ist KW die einwohnerstärkste Stadt des Landkreises. Zum Vergleich: Lübben zählt knapp 14.000 Einwohner.

19. September 2023: Auf dem Weg zum Empfang der Bürgermeisterin von KW, Michaela Wiezorek, im Rathaus der Stadt

19. September 2023: Auf dem Weg zum Empfang der Bürgermeisterin von KW, Michaela Wiezorek, im Rathaus der Stadt

Funkstille beendet: „KW“ und „SZ“ lassen Partnerschaft wiederaufleben

Trotz der räumlichen Nähe herrschte jahrzehntelang weitgehend Funkstille zwischen den „verpartnerten“ Kommunen. Erst in den letzten Jahren hat man einander wiederentdeckt und einen Neuanfang der Beziehungen gewagt. Wegweisend war der Besuch von Bezirksbürgermeisterin Maren Schellenberg beim KW-Stadtfest im Juni 2022. Ein knappes Jahr später, im Mai 2023, machten sich Bürgermeisterin Michaela Wiezorek und die Partnerschaftsbeauftragte Kirsten Ohlwein aus Anlass der Steglitzer Woche zum Gegenbesuch nach Zehlendorf auf. Mit der hochspannenden Vorgeschichte des 1988 noch zu DDR-Zeiten abgeschlossenen Partnerschaftsabkommens hat sich ein ehemaliger Zehlendorfer Bezirksstadtrat beschäftigt.

Einen aktuellen Bericht der Stadtverwaltung Königs Wusterhausen zur Bürgerreise des Städtepartnerschaftsvereins finden Sie hier.

Partnerschaftsabkommen zwischen Königs Wusterhausen und Berlin-Zehlendorf vom 3. November 1988

Partnerschaftsabkommen zwischen Königs Wusterhausen und Berlin-Zehlendorf vom 3. November 1988