Jeanno Gaussi - Geflecht

26. Januar – 1. April 2018

Eröffnung: 25.1.2018, 19 Uhr
Einführung: Dr. Dorothea Schöne, Leiterin des Kunsthauses Dahlem

Jeanno Gaussi beschäftigt sich medienübergreifend und multiperspektivisch aus ihrer eigenen Migrationserfahrung heraus und bewegt durch Begegnungen in zahlreichen Ländern wie Indien, Kuba, Palästina, Pakistan mit kultureller Identität. Inspiriert von individuellen Erlebnissen und Lebensläufen gewinnen Gaussis Arbeiten durch ihre spezifische künstlerische Herangehensweise eine über das einzelne Subjekt hinausgehende Gültigkeit.

Unter dem Ausstellungstitel „Geflecht“ zeigt die Künstlerin zwei neue Rauminstallationen, deren Thematik die Auswirkungen politischer Veränderungen und Entscheidungen auf Biografien sind. Konkreter Ausgangspunkt sind ihre persönlichen Wahrnehmungen unterschiedlicher Realitäten von aus Afghanistan Geflüchteten.

Bestimmende Elemente der Installation „For Sitara Hamza“ sind lange schwarze Wollzöpfe, die mit bunten Tüchern kombiniert sind. Die Stoffe erwarb die Künstlerin in Karachi, fasziniert von der Entdeckung, dass sie einen Schriftzug mit der titelgebenden Widmung tragen. Die Zöpfe wiederum gehen auf ein Kindheitstrauma zurück, das Abschneiden des langen Haares der damals Fünfjährigen in Verbindung mit dem Abschied von den Eltern und Kabul. Verbundenheit und Verlust, Erinnerung und Verschwinden verweben sich in dieser Arbeit, die sich buchstäblich wie metaphorisch als Geflecht darstellt.

Mit der zweiten Installation, „No language“, wendet sich die Künstlerin der unmittelbaren Gegenwart zu. Im kleinen Balkonzimmer der Schwartzschen Villa ist eine festliche Tafel für sechs Personen aufgebaut. Was zunächst als Referenz an die Geschichte der ehemaligen Sommerresidenz des Bankiers Carl Schwartz erscheint, erweist sich als kritische Beleuchtung der Ankunftsländer von Geflüchteten. Porzellan und Servietten tragen einen Satz in afghanischem Dari: „Zum Geschirrspülen braucht man keine Sprache“. Dabei handelt es sich um die Antwort eines aus Schweden abgeschobenen Afghanen auf die Frage, wie er ohne Sprachkenntnisse zwei Jahre lang seinen Lebensunterhalt sichern konnte.

Zur Ausstellung erschien ein Katalog (dt./engl) mit Texten von Burcu Dogramaci, Dorothea Schöne und Brigitte Hausmann.

Jeanno Gaussi (geb. 1973 in Kabul, lebt in Berlin), zahlreiche Ausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen, u.a. 2012 documenta 13 Kassel und Kabul, 2015 Havana Biennial Cuba, Syke Vorwerk – Zentrum für zeitgenössische Kunst, 2016 Colombo Art Biennial Sri Lanka, 2017 Serendipity Arts Festival Delhi, NSK State Pavilion Venedig

Ausstellungsort:
Kommunale Galerie in der Schwartzschen Villa
Grunewaldstraße 55, 12165 Berlin
Mo bis So von 10:00 bis 18:00 Uhr
Eintritt frei

Veranstalter:
Fachbereich Kultur Steglitz-Zehlendorf
Tel. 030 / 90299-2381
kultur.steglitz-zehlendorf@berlin.de

Gefördert aus Mitteln des Ausstellungsfonds für die Kommunalen Galerien der Berliner Bezirke und des Bezirkskulturfonds

  • Jeanno Gaussi Ausstellungsansicht 2018
  • Jeanno Gaussi Ausstellungsansicht 2018
  • Jeanno Gaussi Ausstellungsansicht 2018
  • Jeanno Gaussi Ausstellungsansicht 2018