Inklusion im Arbeitsmarkt: Der 31. RegioTalk vom Regionalinkubator Berlin Südwest zeigt Chancen und Herausforderungen

Pressemitteilung vom 24.09.2025

Zwei Personen durchlaufen den „Stadtteil der Sinne“

Wie gelingt es Arbeitgebern, Inklusion im Unternehmen praktisch umzusetzen – und welchen Nutzen bringt sie? Mit dieser Frage befasste sich am Dienstag, den 9. September 2025, der 31. RegioTalk des Regionalinkubators Berlin Südwest im Blindenhilfswerk Berlin e. V. Rund 30 Teilnehmende aus Verwaltung, Wirtschaft und Zivilgesellschaft tauschten sich über Barrieren, Lösungsansätze und konkrete Unterstützungsangebote aus.

Ein Perspektivwechsel zum Auftakt

Zehn Teilnehmende erlebten bereits vor Veranstaltungsbeginn beim „Stadtteil der Sinne“ hautnah, welchen Herausforderungen sich seheingeschränkte Menschen im Alltag stellen müssen. Mit Augenmaske und Langstock erkundeten sie eine simulierte Stadtsituation – eine eindrückliche Erfahrung, die für Offenheit und Verständnis sorgte.

Tim Richter (Stellvertretender Bezirksbürgermeister und Bezirksstadtrat für Bürgerdienste, Soziales, Bildung und Kultur Bezirk Steglitz-Zehlendorf)

Persönliche Einblicke und fachliche Expertise

Myrhia Butenholz vom Blindenhilfswerk schilderte in ihrem Vortrag ihren eigenen Bildungs- und Berufsweg und machte deutlich: Inklusion sei möglich, verlange aber passende Assistenz und technische Ausstattung: „Es kommt immer darauf an, ob und wie die technische Umgebung, zum Beispiel Computer und Software, zu meiner individuellen Einschränkung passen“.
Jobcoach Joachim Hampel von der Wendepunkt gGmbH stellte Projekte vor, die Menschen eine sinnstiftende Arbeit und den Weg in den ersten Arbeitsmarkt ebnen: „Wir sehen uns als Lotse auf dem Weg zu einem selbstbestimmten und sinnerfüllten Arbeitsleben“.
Theo Jannet von der Einheitlichen Ansprechstelle für Arbeitgeber (EAA) erläuterte Fördermöglichkeiten und rechtliche Rahmenbedingungen. Sein Appell: „Unternehmen sollten sich immer rechtzeitig vor der Arbeitsvertragsunterschrift bei uns melden. Dann kann die EAA helfen und den Prozess nachhaltig moderieren.“

Politik und Verwaltung im Blick

Stellvertretender Bezirksbürgermeister und Bezirksstadtrat Tim Richter (Bezirksstadtrat für Bürgerdienste, Soziales, Bildung und Kultur des Bezirks Steglitz-Zehlendorf) betonte die Rolle von Empathie und Dialog: „Wir müssen uns mit Einfühlungsvermögen und Empathie aufeinander zubewegen, um die Herausforderungen gemeinsam zu meistern.“ Zugleich machte er auf strukturelle Hürden aufmerksam, etwa wenn gesetzliche Vorgaben Barrierefreiheit erschweren. Seine Forderung: Verwaltung und Politik müssten mutiger und digitaler werden, um allen Bürgerinnen und Bürgern Teilhabe zu ermöglichen.

(v.l.n.r.): Juri Effenberg (Regionalinkubator Berlin Südwest), Theo Jannet (Einheitlichen Ansprechstelle für Arbeitgeber (EAA)), Myrhia Butenholz (Referentin für Projektmanagement und Barrierefreiheit Blindenhilfswerk Berlin e. V.), Carsten Zehe (Geschäftsführer Blindenhilfswerk Berlin e. V.), Joachim Hampel (Geschäftsführer Wendepunkt gGmbH), Tim Richter (Stellvertretender Bezirksbürgermeister und Bezirksstadtrat für Bürgerdienste, Soziales, Bildung und Kultur Bezirk Steglitz-Zehlendorf)

Mythen abbauen – Chancen nutzen

In der abschließenden Diskussion wurden hartnäckige Irrtümer thematisiert. So sei etwa die Annahme falsch, dass Menschen mit Behinderung nicht kündbar seien – ein Vorurteil, das Arbeitgeber oft verunsichere. Einig waren sich die Diskutierenden: Inklusion müsse schon im Bildungssystem beginnen und dürfe nicht erst beim Berufseinstieg einsetzen.

Der RegioTalk zeigte: Inklusion ist Herausforderung und Chance zugleich. Sie erfordert Verständnis, Kooperation und Mut zu neuen Wegen. Der Abend endete mit einem offenen Austausch, bei dem Gäste und Referierende die Diskussion vertieften.