Auszug - Gender Mainstreaming - Umsetzung in Steglitz-Zehlendorf - Vorstellung des Konzeptes - Frau Anke Otto, Stadträtin für Schule, Bildung und Umwelt, Genderbeauftragte - Herr Manfred Köhnen, Gender Büro/Organisationsberatung für Steglitz-Zehlendorf
Die Ausschussvorsitzende begrüßt
als Gast den Diplomsoziologen Herrn Manfred Köhnen, der gemeinsam mit der
Politologin Frau Dr. Regina Frey als externer Berater bei der geplanten
Einführung des Gender Mainstreaming im Bezirksamt fungiert. BzStR’in Otto berichtet
einleitend, dass es den Gender Mainstreaming Prozess seit etwa 2002 in Berlin
gibt und hierzu bisher vier Berichte vorgelegt wurden. Sie verteilt in diesem
Zusammenhang den letzten Bericht an die Mitglieder des Ausschusses. Die
Einführung des Gender Mainstreaming beruhe auf Beschlüssen des Senats sowie des
Rats der Bürgermeister; allerdings hätten sich die Bezirke mit
unterschiedlicher Intensität der Sache angenommen. Nach den Wahlen vom Herbst
2006 habe sich das neue Bezirksamt darauf verständigt, dass sie (d.h. BzStR’in
Otto) mit Unterstützung der Frauenbeauftragten für den Gender Prozess
verantwortlich sein soll. Allerdings gebe es bisher noch keinen
Bezirksamtsbeschluss, wie dieser Prozess im Bezirk durchgeführt werden soll.
Nach einem Gespräch zwischen ihr, BzBm Kopp, Frau Dr. Frey und Herrn Köhnen sei
das Konzept Anfang Oktober im Bezirksamt vorgestellt worden; heute solle es im
zuständigen Ausschuss präsentiert werden. Am 07.12.2007 solle der Gender
Mainstreaming Prozess nochmals in einer Sitzung des Bezirksamts und der
Amtsleiter erläutert werden. Danach sollen entsprechende Sitzungen mit den
Amtsleitern in vierteljährlichem Abstand stattfinden. Ende des Jahres werde das
Bezirksamt dann einen Beschluss darüber fassen, wie die Umsetzung konkret
gestaltet werden soll. Herr Köhnen berichtet, er und
die Leiterin des Gender Büros, Frau Dr. Frey, hätten bereits verschiedene
Bezirks- und Senatsverwaltungen bei der Einführung des Gender Mainstreaming
Prozesses beraten. In einem ca. einstündigen Vortrag stellt er diesen Prozess
den Mitgliedern des Ausschusses vor und beantwortet anschließend deren Fragen.
Da die von ihm benutzten Grafiken alle Verfahrensschritte und Thesen enthalten,
sagt Herr Köhnen zu, diese für das Protokoll der Sitzung zur Verfügung zu
stellen. (Anmerkung zur Niederschrift: Dementsprechend werden hier
die Inhalte dieser Schaubilder nicht noch einmal im Detail zitiert, sondern es
wird lediglich auf die einzelnen Grafiken verwiesen, die dem Protokoll als
Anhang beigefügt sind.) Herr Köhnen erläutert, der
Vortrag, der bereits Anfang Oktober dem Bezirksamt präsentiert wurde (Grafik
1), gliedere sich in die folgenden fünf Schritte (Grafik 2): 1.
Wie funktioniert Gender Mainstreaming und Gender
Budgeting – ein Beispiel Einleitend erläutert Herr
Köhnen das Funktionieren des Gender Mainstreaming Prozesses anhand eines
Beispiels. Geschlechtsspezifisach konditioniert, nutzen männliche und weibliche
Jugendliche Bibliotheken häufig nur einseitig (Grafik 3). Daher werden –
z.B. von den Bibliothekarinnen – Ziele (Grafik 4) und Maßnahmen (Grafik
5) definiert, wie Jungen und Mädchen auch an Medien und Inhalte
herangeführt werden, an denen sie bisher kein Interesse hatten. Ziel sei der
effizientere Einsatz der vorhandenen Ressourcen. 2.
Gender Mainstreaming und Gender Budgeting
Grundprinzipien Von diesem Beispiel ausgehend,
nennt Herr Köhnen die übergeordneten Strategien und Ziele, die die Verwaltung
bei der Einführung des Gender Mainstreaming verfolgt (Grafik 6 und 7).
Er erläutert den Begriff „gender“, der im Gegensatz zu dem ebenfalls englischen
Wort „sex“ nicht das natürliche, sondern das gesellschaftlich gemachte
Geschlecht meint (Grafik 8). Umgesetzt werden könne der Gender
Mainstreaming Prozess in der Verwaltung nur von oben nach unten, d.h. die
politische Spitze definiert und beschließt Vorgaben, die von den
Führungskräften, denen hier besondere Verantwortung zukommt, um- und
durchgesetzt werden (Grafik 9). Tätig wird die Verwaltung aufgrund
entsprechender europäischer, deutscher und Berliner Gesetze und Rechtsprechnung
(Grafik 10 und 12). 3.
Der Berliner Umsetzungsprozess Aufgrund der Berliner
gesetzlichen Vorgaben (Grafik 12) fasste das Abgeordnetenhaus seit 2002
eine Reihe von Beschlüssen zum Gender Mainstreaming Prozess (Grafik 13),
zu denen auch das für die Haushaltsaufstellung relevante Gender Budgeting und
im Zusammenhang damit die Überprüfung von 56 Produkten nach gender-relevanten
Kriterien gehört. Herr Köhnen stellt die Stellen vor, die bei diesem Prozess
beteiligt sind (Grafik 14) und erläutert die für die Umsetzung
definierten Verfahrensschritte (Grafik 15). Besondere Bedeutung kommt
bei der Einführung dieses neuen Prozesses der Stufe 2 („Hauptphase“) zu (Grafik
16), die stark von Überprüfungen und Bestandsausnahmen geprägt ist.
Hilfreich hierbei sind die Internetseiten der Gender Mainstreaming
Geschäftsstelle (Grafik 17;
Adresse: Grafik 16). 4.
Beispiele aus anderen Bezirken Als Anwendungsbeispiel für die
Umsetzung des Gender Mainstreaming Prozesses führt Herr Köhnen das Bezirksamt
Charlottenburg-Wilmersdorf an. Er erläutert den Ablauf (grafik 19) und das
Organisationsmodell (Grafik 20), die dort im Sinne einer ständigen
Qualitätsüberprüfung bei der Einführung des Gender Mainstreaming in Anwendung
kamen. Die gleichstellungspolitischen Ziele (Grafik 21) seien dabei
bewusst relativ nahe an der Abteilungsstruktur orientiert gewesen. Exemplarisch
wird hier das eingangs genannte Beispiel aus dem Bibliotheksbereich angeführt
sowie Bemühungen des Stadtplanungsamtes, Architektur so zu gestalten, dass
diese möglichst wenig Möglichkeiten von öffentlicher Gewalt gegen Frauen birgt.
Für die einzelnen Fachbereiche bzw. Abteilungen hätten sich dabei eine Reihe
von Aufgaben (Grafik 22) sowie ein daraus resultierender Maßnahmenplan (Grafik
23) ergeben, für dessen Umsetzung Herr Köhnen beispielhaft einige
Einzelmaßnahmen nennt (Grafik 24). 5.
Umsetzungskonzept für den Bezirk Steglitz-Zehlendorf
– ein Vorschlag Herr Köhnen stellt ein am Bezirk
Charlottenburg-Wilmersdorf orientiertes Umsetzungmodell für Steglitz-Zehlendorf
vor. Er erläutert die Struktur (Grafik 26) sowie die Aufgaben, die
hierbei dem Bezirksamt (Grafik 27), der Steuerungsgruppe (Grafik 28)
und den sechs Arbeitsgruppen aus den Abteilungen (Grafik 29) zukommen. In der sich an den Vortrag
anschließenden Aussprache bittet die FDP-Fraktion um die Nennung weiterer
Beispiele. Herr Köhnen erklärt, es habe sich z.B. bewährt, wenn bezirkliche
Stadtplaner auch Senioren bei der Planung von Spielplätzen hinzuziehen, da diese
diese Plätze häufig ebenfalls nutzen und so eine konfliktfreiere Lösung
herbeigeführt werden könne als dies eine Planung am Grünen Tisch vermag. Fr B
Frau Josten verweist auf zahlreiche weitere Beispiele in dem von BzStR’in Otto
verteilten Bericht. Auf eine entsprechende Frage der
CDU-Fraktion erklärt Herr Köhnen, beim Gender Mainstreaming stehe nicht die
Frauenförderung – möglicherweise noch zu Lasten der Männer – im Vordergrund,
sondern beide Geschlechter sollen gleichermaßen gefördert werden und die gleichen
Chancen erhalten. Die SPD-Fraktion bezweifelt,
dass es Aufgabe der Bibliotheken ist, zu steuern, was ihre Nutzer und
Nutzerinnen lesen. Ein entsprechendes Angebot müssten sie natürlich bereit
stellen. Sie wirft die Frage auf, ob es auch die Aufgabe der Bibliotheken sei,
die Lektüre ihrer erwachsenen Leser zu steuern. Die Fraktion GRÜNE erklärt, der
Bezirk habe durchaus einen Erziehungsauftrag; daher müssten Kinder und
Jugendliche an bestimmte Bücher herangeführt werden. Die CDU-Fraktion erklärt,
man solle durchaus das Ziel haben, projektgebunden zu arbeiten, um
Chancengleichheit zu schaffen; dennoch lehne sie eine „Steuerung“ als
staatliche Konditionierung individueller Interessen ab. BzStR’in Otto erklärt,
bei der im Vortrag genannten „Steuerung“ gehe es nicht um die Steuerung von
Verhalten, sondern um die Steuerung des Gender Mainstreaming Prozesses. Die SPD-Fraktion erklärt,
derzeit würden im Amt zwar geschlechtsspezifische Erhebungen zu 56 vorgegebenen
Produkten durchgeführt; es sei jedoch unklar, wie sich deren Ergebnisse auf die
Haushaltsaufstellung auswirken. BzStR’in Otto erklärt, der Bezirk sei noch
nicht im, sondern noch vor dem Gender Budgeting Prozess. Derzeit würden
geeignet Produkte erst analysiert; erst danach könne man sich fragen, was dies
in der Konsequenz zu bedeuten habe. Fr B
Frau Josten erläutert das Gender Budgeting an einem Beispiel aus dem
Bezirk Lichtenberg. Da dort aufgrund von Erfahrungs- und Erhebungswerten
festgestellt wurde, dass Frauen eher in überdachten Sportstätten Sport treiben
und Männer in freien, entschied man sich dort bei der Aufstellung des
Haushaltsplans zur Renovierung einer überdachten Sportstätte, um mehr Frauen
die Möglichkeit zu geben, Sport zu treiben. Die Fraktion GRÜNE erklärt, der
Bezirk befinde sich erst ganz am Anfang des Gender Mainstreaming Prozesses.
Ergebnisse aus anderen Bezirken könnten zwar ähnlich sein, dürften jedoch nicht
ohne weiteres auf Steglitz-Zehlendorf übertragen werden. Damit sich die
Bezirksverordneten ein Urteil bilden können, solle das Amt weiter regelmäßig
berichten. Die FDP-Fraktion erklärt, viele der Konzepte wirkten wie Worthülsen
aus der political-correctness-Debatte und äußerst sich skeptisch über den
offenen Prozess, zumal in diesen Gelder fließen würden. Herr Köhnen weist darauf
hin, dass aus eben diesem Grunde die Ziele und die Wege definiert werden
müssen, die der Umsetzung dieser Konzepte dienen. Die Fraktion GRÜNE weist
darauf hin, dass in dem Falle, dass der Bezirk Projektgelder bei der EU
beantrage, von dieser genau geprüft werde, ob der Bezirk die
Gender-Mainstreaming-Richtlinien einhalte. Im übrigen habe sie den Eindruck,
dass das Sichstreuben gegen alles, worin das Wort „Gender“ vorkomme, schon fast
einer allergischen Reaktion gleichkomme. Abschließend erklärt BzStR’in
Otto, dass nach dem für Ende des Jahres geplanten BA-Beschluss die
Steuerungsgruppe eingesetzt und über das weitere Procerde entschieden wird.
Danach bestünde die allerdings noch im Bezirksamt zu erörternde Möglichkeit,
den Gender Mainstreaming Prozess in den einzelnen Fachausschüssen vorzustellen. |
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